Autor Thema: Einfach nur machen. Zur Freiheit des Rocktragens.  (Gelesen 10549 mal)

Online Holger Haehle

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Wenn Männer Röcke tragen, dann ist das immer noch ein Bruch mit Konventionen. Umso erfreulicher ist es, dass das immer mehr toleriert wird. Da, wo die Toleranz Grenzen findet, kann man sagen, dass mir mein Verhalten so wichtig ist, dass ich negative Konsequenzen in Kauf nehme. Ich darf auch nicht erwarten, dass andere mein Verhalten gut finden. Aber wenn wir nach ethischen Maßstäben leben, und in unserer freiheitlich rechtlichen Gesellschaftsordnung sind die persönlichen Freiheitsrechte von der Verfassung garantiert, dann darf ich verlangen, dass man mich in Ruhe friedlich machen lässt und nicht schikaniert.

Überall wo der friedfertige und gleichberechtigte Umgang nicht gewährleistet ist, braucht es den engagierten Kampf mit ausgearbeiteten Argumenten, so wie frühere Bürgerrechtsbewegungen das auch gemacht haben, um Menschenrechte durchzusetzen. Da wo ein Ziel erreicht wird, hat sich die Diskussion erledigt. Deswegen reden ältere Frauen so wenig von ihren Erlebnissen mit Hosen aus der Zeit etwa vor 1960. Es macht trotzdem weiterhin Sinn den Kampf nicht zu vergessen, damit man das Erreichte zu schätzen lernt.

Vieles, was uns heute so selbstverständlich ist, wäre gar nicht so selbstverständlich, wenn sich nicht Leute dafür den Arsch aufgerissen hätten. Einfach nur machen und zu konsumieren ist zu eindimensional. Es braucht zusätzlich eine ethische Grundlage und manchmal Engagement. Jedes historische Museum und jedes Denkmal will genau dafür sensibilisieren, damit in uns Verantwortung wächst für das, was wir tun mit dem was wir haben. So bekommt das Machen (z.B. Rocktragen) Tiefe und Qualität. Das ist verantwortlicher Konsum.

Offline MAS

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Re: Einfach nur machen. Zur Freiheit des Rocktragens.
« Antwort #1 am: 07.02.2017 07:34 »
Ja, das sehe ich auch so.

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Offline Morle

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Re: Einfach nur machen. Zur Freiheit des Rocktragens.
« Antwort #2 am: 07.02.2017 13:43 »
Sehr interessante Gedanken, Holger!
Was deine angesprochene Toleranz angeht, möchte ich jedoch noch einen Schritt weiter gehen, entsprechend dem guten, alten Goethe, der einmal gesagt hat, "Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein; sie muß zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen".

Aus meiner Sicht wäre das Idealziel, als rocktragende Männer in o. a. Sinne anerkannt zu werden, gleichsam als ganz „normale“ Erscheinung. Ich weiß, daß wir hiervon noch meilenweit entfernt sind und wir werden es auch vielleicht nie erreichen, aber es sollte uns nicht hindern, daran zu arbeiten.

Ein nicht ganz bierernster Abschlußgedanke: wäre es jedoch nicht u. U. ein wenig schade, eine wie oben geschilderte Selbstverständlichkeit zu erreichen, da, wie ich vermute (um es mit einem Anglizismus auszudrücken), auch ein wenig Thrill beim Rocktragen besteht, ausgelöst durch das Bewußtsein, einer Avantarde anzugehören?
VG,
Morle
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Offline MAS

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Re: Einfach nur machen. Zur Freiheit des Rocktragens.
« Antwort #3 am: 07.02.2017 15:28 »
Ein nicht ganz bierernster Abschlußgedanke: wäre es jedoch nicht u. U. ein wenig schade, eine wie oben geschilderte Selbstverständlichkeit zu erreichen, da, wie ich vermute (um es mit einem Anglizismus auszudrücken), auch ein wenig Thrill beim Rocktragen besteht, ausgelöst durch das Bewußtsein, einer Avantarde anzugehören?
VG,
Morle

Ich finde, dieses Avantgarde-Gefühl sollte kein Selbstzweck sein. Sollte das Ziel der Normalität erreicht sein, wäre ich sehr froh, auch für alle Männer, die nicht den Mut haben, zur Avantgarde zu gehören. Und sollte ich dann immer noch zu einer Avantgarde gehören wollen, gibt es ja noch andere Bereiche im Leben, in denen ich das sein könnte.

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Offline Peter

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Re: Einfach nur machen. Zur Freiheit des Rocktragens.
« Antwort #4 am: 07.02.2017 16:59 »
...da, .../... auch ein wenig Thrill beim Rocktragen besteht, ausgelöst durch das Bewußtsein, einer Avantarde anzugehören?

Thrill ja, aber weniger wegen dem Avantgardismus, sondern eher wegen was "verbotenes tun" und das Selbstbewusstsein daran wachsen zu lassen.

... Es braucht zusätzlich .../... manchmal Engagement.


Ich erkläre manchmal mein Rocktragen mit: "90 % Bequemlichkeit und 10 % Protest"

LG

Peter
Jetzt sind die guten alten Zeiten, nach denen wir uns in zehn Jahren zuruecksehnen werden.

Offline Mann im Rock

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Re: Einfach nur machen. Zur Freiheit des Rocktragens.
« Antwort #5 am: 07.02.2017 18:52 »
Hallo Holger,
siehe hier:
http://www.zeit.de/kultur/2017-02/politische-linke-identitaet-queer-gerechtigkeit-prekariat-10nach8
Das gilt auch für uns: Nicht immer diskutieren, dass man was eigentlich Abweichendes tut, warum man es tut, wie man es überwinden kann, sondern einfach stolz darauf sein, dass man ein Abweichler ist, dass man sich über die Zwänge von gesellschaftlichen Rollen hinwegsetzt.
Gruß Matthias
Wenn es uns gelingt, uns aus unseren eingebildeten Beschränkungen zu befreien und unser inneres Feuer anzuzapfen, dann sind die Möglichkeiten unbegrenzt. (Dean Karnazes)

Offline DesigualHarry

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Re: Einfach nur machen. Zur Freiheit des Rocktragens.
« Antwort #6 am: 07.02.2017 23:27 »
Hallo!

Bloß keine Normalität, es ist das Unbekannte dass mich am Leben erhält!

Offline MAS

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Re: Einfach nur machen. Zur Freiheit des Rocktragens.
« Antwort #7 am: 07.02.2017 23:33 »
Und das Wagnis, auf einen Status zu verzichten:
Zitat
der Mann jedoch, der einen Rock trägt, verzichtet damit auf seinen männlichen Status.
Quelle: https://www.unibas.ch/de/Forschung/Uni-Nova/Uni-Nova-115/Uni-Nova-115-Roecke.html, letzter Satz. Letztens verlinkt von Holger.

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Re: Einfach nur machen. Zur Freiheit des Rocktragens.
« Antwort #8 am: 08.02.2017 17:06 »
Und das Wagnis, auf einen Status zu verzichten:
Zitat
der Mann jedoch, der einen Rock trägt, verzichtet damit auf seinen männlichen Status.
Quelle: https://www.unibas.ch/de/Forschung/Uni-Nova/Uni-Nova-115/Uni-Nova-115-Roecke.html, letzter Satz. Letztens verlinkt von Holger.

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Und die Herausforderung einen aberkannten Status zurückzufordern, weil die Aberkennung auf obsoleten Argumenten baut, die ich nicht anerkenne.

Online Holger Haehle

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Re: Einfach nur machen. Zur Freiheit des Rocktragens.
« Antwort #9 am: 08.02.2017 17:16 »
Hallo Holger,
siehe hier:
http://www.zeit.de/kultur/2017-02/politische-linke-identitaet-queer-gerechtigkeit-prekariat-10nach8
Das gilt auch für uns: Nicht immer diskutieren, dass man was eigentlich Abweichendes tut, warum man es tut, wie man es überwinden kann, sondern einfach stolz darauf sein, dass man ein Abweichler ist, dass man sich über die Zwänge von gesellschaftlichen Rollen hinwegsetzt.
Gruß Matthias


Auch wenn ich nicht gerne den Begriff Stolz benutze, weil ihm Bescheidenheit fehlt, so freue Ich mich doch, dass es mir gelungen ist, mich durch meine Bewusstseinsentwicklung von gesellschaftlichen Konventionen zu befreien. Ich finde es toll, dass ich bei so manchem Unsinn nicht mehr mitmache, und ich bin beeindruckt mit welcher Überzeugung so mancher in selbstverschuldeter Unmündigkeit sein Leben beschränken lässt.

Offline Mann im Rock

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Re: Einfach nur machen. Zur Freiheit des Rocktragens.
« Antwort #10 am: 08.02.2017 18:02 »
Hallo!

Bloß keine Normalität, es ist das Unbekannte dass mich am Leben erhält!

Hallo Harry,
aber was ist normal? Was ist unbekannt? Am Anfang, es fing etwa vor zwei Jahren an, war jede einzelne Sekunde aufregend, die ich draußen war. Mit der Zeit ließ das nach. Eine halbe Stunde, eine Viertelstunde. Heute ist es quasi nur noch ein Anfangsgeräusch, ansonsten ist es schon ziemlich normal.

Gut, der Gedanke treibt mich im stillen Kämmerchen noch immer um, dass Männer ja keine Röcke tragen. Aber die Umkehrung: es ist ganz normal, dass Männer Röcke tragen, wird sicherlich nicht diesen Sommer eintreten. Und auch nicht in den nächsten paar Jahren. Insofern bleibt dir das Unbekannte noch einige Zeit erhalten.

Gruß Matthias


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Re: Einfach nur machen. Zur Freiheit des Rocktragens.
« Antwort #11 am: 08.02.2017 18:06 »
der Mann jedoch, der einen Rock trägt, verzichtet damit auf seinen männlichen Status.

Ok, ich verzichte auf meinen männlichen Status. Dafür verwirkliche ich mich selbst und lebe meine Identität, während die Leute mit ihrem männlichen Status oftmals nur graue Mäuse sind.

Gruß Matthias
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Re: Einfach nur machen. Zur Freiheit des Rocktragens.
« Antwort #12 am: 08.02.2017 21:34 »
Und das Wagnis, auf einen Status zu verzichten:
Zitat
der Mann jedoch, der einen Rock trägt, verzichtet damit auf seinen männlichen Status.
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Und die Herausforderung einen aberkannten Status zurückzufordern, weil die Aberkennung auf obsoleten Argumenten baut, die ich nicht anerkenne.

Die Aberkennung des Status, mehr wert zu sein als die Frauen, baut auf obsoleten Argumenten?  ??? ??? ???

LG, Micha

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Re: Einfach nur machen. Zur Freiheit des Rocktragens.
« Antwort #13 am: 08.02.2017 21:36 »
der Mann jedoch, der einen Rock trägt, verzichtet damit auf seinen männlichen Status.

Ok, ich verzichte auf meinen männlichen Status. Dafür verwirkliche ich mich selbst und lebe meine Identität, während die Leute mit ihrem männlichen Status oftmals nur graue Mäuse sind.

Gruß Matthias

Ich freue mich, Dir mal uneingeschränkt zustimmen zu dürfen, Matthias!  :)

LG, Micha
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Offline uelzer

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Re: Einfach nur machen. Zur Freiheit des Rocktragens.
« Antwort #14 am: 08.02.2017 22:34 »
Einfach machen!
Es ist unwichtig was für Gedanken dahinter stecken.

Seit vielen Jahren drehen sich alle Gedanken immer nur um die Wirkung nach außen. Was denken die anderen, wie reagieren die Leute, gibt es negatives, gibt es positives?

Was soll es, das Leben ist vielfältig. Okay, ich bin auch mit dem Rock an mir in den letzten 25 Jahren gewachsen. Ich habe auch alles durch und habe mir viel Gedanken gemacht und irgendwann fest gestellt... es ist wie es ist.

Also, einfach selbst sein, dann klappt alles
Christian der Uelzer
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