Denn die Frauen forderten nicht mehr Bekleidungsfreiheit für jeden, sondern den Gebrauch der Hosen für sich.
Und Männer schauten nicht zu und sagten: "Wollt Ihr die Hosen, dann wollen wir auch Röcke und Kleider für uns!".
Sagten sie nicht.
Ich bin in der glücklichen Situation, dass ich die Zeit erlebt habe, wo Hosen für Frauen lanciert wurden. Es hatte zuvor keine Demonstrationen gegeben. Frauen hatten nicht geschrien, sie wollten Hosen tragen. Die Frauenzeitschriften hatten nicht für ihre Leserinnen die Hose verlangt.
Einige hatten zwar Hosen getragen, Berühmtheiten wie Marlene Dietrich, Greta Garbo und Catherine Hepburn, aber von einer Bewegung war längst nicht die Rede.
Viele hier, ich auch, hätten es vermutlich nie gewagt, einen Rock zu tragen, wäre es nicht für das Internet und ein Forum wie Rockmode.de. Denn ich und sie hätten geglaubt, sie seien die einzigen auf der ganzen Welt, die auf eine solche Idee hätten kommen können. Und ich hätte mich nicht, hätte ich es trotzdem gewagt, damit verteidigen können, dass „viele“ andere Männer auch Röcke trugen, denn wo waren sie? Wer kann heute noch sagen, ich sehe jeden Tag mindesten zehn Männer im Rock, und es werden immer mehr?
Als die Frauen anfingen, Hosen zu tragen, war es 30 Jahre bevor dem Internet. Nirgendwo konnten sie schreiben, dass sie Hosen tragen möchten oder wollten. Nur wenn sie genug wären, hätten sie Demonstrationen veranstalten können. Wie hätten sie zu einem Frauen-in-Hosen-Tag auffordern können? Konnten sie nicht, taten sie nicht.
Die Frauen bekamen die Hosen geschenkt, sozusagen, und dass sie sich zu sich nahmen, kann nicht wundern, denn was die Modeschöpfer in Paris diktierten, war wie ein Befehl, und doch ging es nicht schnell. Vielleicht hat es geholfen, dass die Miniröcke, 1963 von Mary Quant erfunden, allmählich so kurz geworden waren, dass gestandene Frauen vermutlich froh waren, eine Alternative zu bekommen. Aber Hosen waren nicht etwas, wofür sich Frauen in Tausenden ersehnt hatten. Dazu ging es doch zu langsam.
Wir Männer haben heute viel mehr Möglichkeiten. Und es gibt eine Industrie, die uns Herzen gerne Röcke machen würde, glaubte sie nur, dass es eine Kundschaft geben würde. Es gibt zwar Männer im Rock, uns hier unter anderen, aber wie verhalten wir uns, wenn Männer in Röcken in den Medien gezeigt werden? Antwort: Sieht nicht gut aus. Nicht mein Stil. Warum denn auch. Ich kaufe mir besser und billiger Damenröcke. Ein Rock? Ich trage doch lieber Kleider (und Absatzschuhe und Feinstrumpfhosen und habe lange Haare).
Könnten wir einen Männer-in-Röcken-Tag veranstalten? Ja, vermutlich. Würden viele teilnehmen? Mit Sicherheit nicht, denn wir sind weitdavon (gekommen), was sich der Durchschnittsmann (und die Modeindustrie) vorstellen könnte. Beispiel Odense vor einigen Wochen. Noch dazu sind wir zu unterschiedlich dazu, eine Bewegung zu etablieren.
Richtig ist es, dass Männer nicht gleichzeitig damit, dass Frauen die Hose geschenkt bekamen, den Rock für sie forderten. Denn wie hätten sie es machen können? Wo hätten sie es verlangen können?
Wer hätte sich damals (und heute) aufgestellt und gesagt, hey, ich will Röcke tragen, wer kommt mit?
Es gab Versuche seitens der Modeindustrie, Männern den Rock zu schenken, aber sie blieben ohne Erfolg. Denn Männer waren (und sind) nicht modisch. Und gar nicht mutig. Das Wort Gleichberechtigung existierte nicht, allerdings nicht zwischen Mann und Frau.
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Gregor