Autor Thema: In letzter Zeit drücken immer mehr Männer aus, dass sie mich beneiden.  (Gelesen 3778 mal)

Offline Skirtedman

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Hallo!

Den ständig hier mitlesenden Menschen brauche ich wohl kaum noch erklären, dass ich in meinem Alltag seit vielen Jahren, ja Jahrzehnten, ich ausschließlich Röcke bzw. Kleider trage.

Über diese gesamte Zeitspanne hinweg haben sich die Reaktionen darauf in der Öffentlichkeit allmählich deutlich gewandelt. Schon immer gab es vereinzelt Frauen, die mir ihr Wohlgefallen daran geäussert haben, die Anzahl dieser positiven Reaktionen ist über die Jahre hinweg aber deutlich gestiegen.

Noch weit über die 90er Jahre hinaus gab es aber auch ablehnende Reaktionen. Die sind aber innerhalb der letzten 10 Jahre nahezu auf Null gesunken.

Ganz deutlich waren ablehnende Reaktionen vor allem in den 80er und 90er Jahren von Männern gewesen. Die dann z.T. quer über die Straße erniedrigende Parolen oder Wörter gerufen haben, die mich verlacht haben, die u.U. mich zur Rede stellen wollten (wo ich auch oft darauf eingegangen bin). Kaum gab es in dieser Zeit Männer, die Verständnis oder gar Wohlgefallen ausgedrückt haben - die gab es auch, aber die konnte man an einer Hand im Jahr abzählen.

Aber diese offen negativen Reaktionen von Männern verliefen in den folgenden Jahren, also in den letzten 20 Jahren allmählich völlig im Sand.

Parallel dazu gab es immer häufiger Kommentare von Männern, die mir einen ausgesprochenen Mut attestieren wollten. Die meisten, die sich nicht äusserten, werden wohl ihre innerliche Abscheu nicht mehr merklich formuliert haben. Diese innerliche Abscheu wird auch heute noch verbreitet sein. Auch innerliche Abscheu, sich mit dem Gedanken auseinander zu setzen, selbst eventuell den Wunsch nach Rock zu haben. Oder gar irgendwie zu äussern, das man sich selbst etwas anderes als Hosen vorstellen könnte. Selbst würden solche Gedanken im Kopf existieren, sind die meisten Männer wohl noch nicht so weit, dies auch wirklich irgendjemandem zuzugeben. Und erst der eigenen Frau gegenüber - schon gar nicht.

Mit all dieser Abscheu oder inneren Hemmungen im Kopf, die bei Männern noch weit verbreitet sein dürften, ist es aber erstaunlich, dass es doch vereinzelte Männer gibt, die Verständnis, Gefallen oder gar den potentiellen Wunsch ausdrücken, selbst mal einen Rock in Erwägung zu ziehen. - Und zwar mehr oder weniger explizit ausgedrückt.

Ich schrieb gerade gestern im Thread
"Der Griff der Frauen zur Hose hat diese als Männerkleidung zementiert."
in einem anderen Zusammenhang folgendes:
Mir signalisieren zunehmend immer mehr Männer, dass sie mich mitunter beneiden, dass ich mir diese Freiheit nehme. Mal weniger, mal mehr offen ...

Und sieben Stunden später, als ich das geschrieben hatte, passierte mir gestern gleich zwei Mal in auffallend kurzem Zeitabstand genau dasselbe wieder:
Beide Männer beneideten mich!

Sehr oft - aber nicht ausschließlich - ist das zugegebenermaßen auch an ziemlich sommerliche Witterung geknüpft, wenn solche Äußerungen kommen. Gestern sicherlich auch.

Ich trug ein Spaghettiträger-Top, dazu einen luftigen Faltenrock, relativ lang bis fast zu den Knien, und luftige Sandalen. Bild folgt vielleicht später noch bei "Was habt Ihr gestern getragen?"

Das eine Mal war ein flüchtiger Bekannter, der mir am Zebrastreifen entgegen kam. Zeitgleich konnten einige Passanten das auch mithören.

Das zweite Mal war ein zugegeben guter Bekannter, ich würde ihn schon fast als Freund bezeichnen, der dies auch äußerte. Bemerkenswert hier: wir standen in einer kleinen Männerrunde, zu fünft oder zu sechst.

Bezeichnend hier auch, weil es offen in einem Kreis von Bekannten geäussert wurde, die so oder so ähnlich immer wieder zusammenfinden. Solch eine Äusserung könnte ja auch irgendwann gegen ihn verwendet werden. Die Zurückhaltung, sich so zu äußern, wäre also gut nachvollziehbar. Dennoch äußerte dieser Freund, ja ich nenn ihn jetzt Freund, das ganz offen im Kreise von uns Männern.

Mehr noch: er sagte auch, dass er oft auch zuhause Kleider von seiner Frau trägt. Aber nur zuhause. Das sei so angenehm. Das könne er nur jedem empfehlen. Bemerkenswert auch, weil er und seine Frau türkischer Herkunft sind, wo kulturell die Ablehnung "unmännlichen" Verhaltens ja noch einmal stärker verankert ist.

Nachdem ich das gestern hier im Forum schrieb, von der Beobachtung, dass immer mehr Männer mich beneiden und dies auch ausdrücken, und ich nur wenige Stunden danach gleich zwei dieser "Vorfälle" wieder hatte, war es mir wert, dies auffindbar im Forum in einem eigenen Thread mal niederzuschreiben.

Gruß,
Wolfgang

Offline Kim70

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Offline MAS

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Das sind schöne Erlebnisse, lieber Wolfgang!

LG, Micha
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Offline MAS

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Na ja, das hängt von vielem ab:
Welche Röcke trägst Du?
Wie selbstsicher oder quasi selbstverständlich trägst Du sie?
Wo wohnst Du und trägst Deine Röcke?
...

LG, Micha


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Offline cephalus

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Gerade bin ich mit Familie in einer Ferienanlage gestrandet, wo ich aufgrund des Wetters vorwiegend Röcke und Kleider trage.  Reaktionen  null - bis heute morgen:
Ein Frau kommt auf mich zu, drückt Gefallen und Bewunderung für meinen Mut aus und ...

erzählt mir, dass ihr Mann auch gerne Röcke trüge, aber sich nicht trauen würde damit raus zu gehen, obwohl es gut aussähe und sie ihn dazu motivieren würde.

Ich habe ih mal das Forum genannt...

Offline hirti

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Das sind echt schöne Gegebenheiten die ihr da erzählt, Skirtedman und cephalus!
Mir sagt kein Mann dass er mich beneidet - vermutlich auch deshalb weil keiner zugeben mag dass er selber gern Frauensachen tragen möchte.

Meinen Mut bewundert schon der eine oder andere... aber den würden sie vermutlich auch bewundern wenn ich mit einem Fahrrad ohne Bremsen einen steinigen Abhang herunterrasen würde...   :o

Skirtedman,
fällt dir auch auf dass nicht nur deine Beiträge, sondern in letzter Zeit auch deine Titel sehr lang geraten?

Offline Kim70

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Meinen Mut bewundert schon der eine oder andere... aber den würden sie vermutlich auch bewundern wenn ich mit einem Fahrrad ohne Bremsen einen steinigen Abhang herunterrasen würde...   :o

Für mich wäre da der, manchmal schmale, Grat zwischen Mut und Dummheit weit überschritten.

Offline JJSW

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Manche finden es auch mutig, wie ich in Rock oder Kleid draußen unterwegs bin. Wurde mir gesagt.

Mit Fahrrad ohne Bremsen den Abhang runter fände ich eher leichtsinnig.
Und mit dem MTB schmale steile Downhillstrecken runterbrettern oder gar Bungeejumping wär eher nix für mich.

Dann lieber als Mann im Kleid draußen unterwegs sein 😊

Grüßle
Jürgen
Laßt Euch nicht von Zweifeln plagen
und genießt das Röcketragen

Offline high4all

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Bei Hitze bin ich schon öfter wegen meiner Sommerkleider beneidet worden. Manchmal reichen dafür schon Shorts (gemeint sind wirklich kurze Hosen) wenn alle anderen Männer in langen Hosen herumlaufen.

Im Winter kommt eher die Frage, ob es an den Beinen nicht zu kalt sei. ::)
Herr, ich danke Dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele. (Psalm 139,14)

Never be limited by other people's limited imaginations. (Dr. Mae Jemison)

Wenn wir es recht überdenken, so stecken wir doch alle nackt in unsern Kleidern. (Heinrich Heine

Offline Skirtedman

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Skirtedman,
fällt dir auch auf dass nicht nur deine Beiträge, sondern in letzter Zeit auch deine Titel sehr lang geraten?

 ;D ;D

Klar, ich hätte
den Thread "In letzter Zeit drücken immer mehr Männer aus, dass sie mich beneiden."  auch einfach "Neid" nennen können,
oder den Thread "Der Griff der Frauen zur Hose hat diese als Männerkleidung zementiert."  auch einfach "Männerhose zementiert" nennen können,
oder den Thread "Der Drang, sich immer und immer wieder rechtfertigen zu müssen"  auch einfach "Rechtfertigung" nennen können,
oder den Thread "Ich möchte nicht, dass Röcke am Mann normal werden!"  auch einfach "Rockgegner" nennen können,
oder den Thread "Mein Bauch gehört mir!!!"  auch einfach "Bauch" nennen können,
oder den Thread "Reaktionen von jugendlichen Rudeln"  auch einfach "Jugendliche" nennen können,
oder den Thread "Unter Röcken"  auch einfach "Röcke" nennen können.

Aber in Langversion haste gleich schon mal ne Aussage mit drin. Manchmal.  ;D

Offline Albis

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Skirtedman, in Bezug auf Deinen Eröffnungspost: Was hast Du denen geantwortet, die Dich beneiden? Ich würde ja immer sagen "Na dann mach doch!" und versuchen, die Argumente, die gegen das Rocktragen vorgetragen werden, zu widerlegen bzw. die Angst zu nehmen.

Offline Yoshi

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Mir fallen in dieser Hinsicht auch drei Beispiele von Kollegen.
Ein Kollege, malaiischer Herkunft, fand meinen Style sehr cool. Er selbst trug oft Pastellfarben, vor allem türkis, hellblau, flieder und rosa. Sich selbst bezeichnete er als "sehr feminin für einen Mann". Röcke und Nagellack fände er cool bei mir, aber das wäre nichts für ihn. Als wir dann mal nach Feierabend etwas angetrunken waren, "gestand" er mir, dass er im Urlaub in Malaysia ausschließlich Sarong trage, denn diese Röcke seien bei den dortigen Temperaturen viel angenehmer als Hosen und man würde nicht komisch angesehen werden, weil das dort ein übliches Kleidungsstück ist. Er fragte mich auch, ob ich ihn mal seine Nägel in flieder lackieren könne. Er fände das doch sehr schön. Zudem machte er mir das Kompliment, dass ich "feminine" Akzente sehr gut in ein "männliches" Erscheinungsbild integrieren würde. Er hatte nie das Gefühl, dass ich mich als Frau "verkleidet" hätte.
Ein Kollege, marokkanischer Herkunft, war sehr verwundert über meine Röcke. Er hat mich angesprochen: "Ist das ein Ritual? Hat das religiöse Gründe?" Die nächsten Tage hat er mich jedes Mal auf meine Outfits angesprochen: "Du machst mich fertig mit deinen Outfits... aber im positiven Sinne." "Ich finde es krass, wie du rumläufst." "Hast du heute mal kein Röckchen an?" Das war immer so eine Form von Bewunderung mit ironischem Unterton, ernst gemeint, aber doch witzig angesprochen. Einmal sagte er zu mir: "Ich ziehe mich privat auch farbenfroher an und habe auch so bunte Hosen wie du. Wir Marokkaner tragen ja auch Kaftans. Wenn ich meine Familie besuche, zieh ich immer einen Kaftan an. Mein Vater meckert dann, warum ich mich nicht "normal" anziehe. Ich bin auch einmal im Kaftan in den Supermarkt gegangen und ich wurde von einem Bekannten angesprochen, ob denn schon wieder Karneval ist."
Der dritte Kollege, indonesischer Herkunft, sprach mich auch oft auf meine Kleidung an und kommentierte sie. Er sagte mir, er habe noch nie bei einem Mann gesehen, dass er sich so "feminin" kleide. Es kamen auch Fragen: "Was sagen die Leute?" "Sagen die Kinder, du bist ein Mädchen?", etc. Diese Fragen stellte er mir mehrmals. Wir führten diesen Dialog bestimmt drei oder vier Mal. Nachdem ich mal wieder von meinen Kolleginnen Komplimente für mein Outfit bekam, klinkte er sich ins Gespräch ein: "Ich finde Damenmode ja auch viel besser. Es ist oft voll schwierig bunte Kleidung bei den Männern zu finden. Ich mag es nicht, mich dunkel anzuziehen, deswegen suche ich oft stundenlang im Internet nach farbenfroher Männerkleidung und bestelle sie meistens aus Asien. Bei uns in Indonesien trage ich auch öfter einen Sarong. Die sind meistens auch in sehr bunten Designs."

Offline MAS

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Ich habe einen Kollegen aus Nicaragua. Er wundert sich nur, dass ich auch im Winter Röcke trage. Im Sommer und nur zu Hause trage er auch gerne einen Rock.

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Offline Skirtedman

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Danke für Eure Schilderungen.

Das zeigt doch, dass immer mehr Männer ein klein wenig aufgeschlossener sind, das ewige Hosengelübde potentiell in Frage stellen zu können.

Und der nicaraguanische Kollege von Michael denkt vielleicht in nicht allzu ferner Zeit mal an Michael, und zieht sich nicht um, um mal schnell drüben in den Supermarkt zu hüpfen. Da könnte ein potentiell mutiger werdender, sichtbar werdender Rockträger in ihm schlummern.

Eure Schilderungen zeigen, dass man in seinem Umfeld alleine durch seine Präsenz im Rock schon ein klein wenig mit dazu beitragen kann, verkrustete Verhaltensweisen ein klein wenig aufzubrechen.

Offline MAS

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Yep!

Ich war gestern im Rock auf einem Podium der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, gefölgt von einem gemeinsamen Besuch des Hauses der Andacht der Bahá'í. Nicht ein einzige erwähnte meinen Rock, aber viele sprachen mit mit über die Themen des Podiums und über religiöse Fragen generell.

LG, Micha
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