Der Knackpunkt ist, dass die Leitung mich nicht wirklich schützt. Sie meidet das Gespräch mit den Eltern. Ich werde mit der Problematik leider alleine gelassen. Zudem hat sie mich als psychisch labil hingestellt und mir eine verzerrte Wahrnehmung der Realität vorgeworfen. Ich bin da sehr unzufrieden und kündigen ist die einzige logische Konsequenz.
Oh, "eine verzerrte Wahrnehmung der Realität"!!!
Wie soll denn die unverzerrt wahrgenommene Realität aussehen?
Mit diesem Vorwurf wird doch deutlich, dass die Leitung Dir irgendwie nicht vertraut. Auf was auch immer sich dieser Vorwurf bezieht. Wie aber will der Träger wissen, dass Du weiterhin gute Arbeit machst, wenn die Leitung als zwischengeschaltete Ebene nicht hinter Dir steht? Und wenn der Träger sich nicht imstande sieht, auf Deinen Wunsch hin eine Alternative zu Deiner bisherigen Kita anzubieten, dann ist der Schritt, sich nach einem neuen Arbeitgeber umzusehen, wohl der richtige.
Es ist zwar schade, dass - nüchtern betrachtet - Du Deinen Arbeitgeber wechselst, nur - so könnte man es interpretieren - weil Du Röcke tragen willst. Aber in Zeiten, in denen Gendergerechtigkeit, Toleranz und Offenheit propagiert werden, sollte in einer Bildungseinrichtung ein lediglich formal unerwartetes Verhalten nicht zu solchen Konsequenzen führen. Vielleicht stecken da ganz andere Beweggründe dahinter. Vielleicht ist der Bildungsträger überfordert, genügend Personal in die Problemkitas zu akquirieren, da werden dann schnell mal an solchen Brennpunkten auch mal einfach Mitarbeiter verheizt, weil der Träger sich nicht mehr anders zu helfen weiss.
Zurück zu den intrigierenden drei Familien und deren Aussagen, da sind etliche Aussagen schlichtweg eine Farce. "In meinem Land wäre sowas nicht erlaubt", kann man als Aussage durchaus so stehen lassen; aber mit der Absicht, Stimmung gegen Dich zu machen, besteht die Farce darin, dass diese Person ja durchaus hätte in ihrem Land bleiben können, wenn dort alles besser ist.
"Ist das ein Fetisch?" ist auch eine Farce, denn in einer Umgebung, in der Gendergerechtigkeit, Toleranz und Offenheit vermittelt werden soll, müssten dann Holzfällerhemden an Frauen auch unter Fetisch-Verdacht stehen.
"Ich möchte nicht, dass mein Sohn so wird wie er" ist auch eine Farce. Wieviele Generationen von Frauen, die als Kind im Kindergarten waren, wurden anschließend so wie ihre Erzieherin?
Eine Kita-Leitung müsste fähig sein, diese und andere Farcen einordnen zu können und entsprechend ausgleichend darauf reagieren können. Dazu fehlt aber entweder die Lust oder die Energie, weil eben in der Problemkita noch viele andere offene Wunden sind.
Yoshi, egal wo Du bist, Du wirst es nicht allen Mitarbeitern, Leitern, Kindern und Eltern recht machen können. Es gibt immer diese und jene Widerstände. Natürlich ist es ein Leichtes, für Dich, aber auch für andere, das dann auf Dein Rocktragen zu projizieren. Je mehr ich ein Bild über Deine Situation mir mache, desto mehr glaube ich, ist ein angestrebter Wechsel von Arbeitsstätte und Arbeitgeber sinnvoll. Woanders wird auch nicht alles gänzlich glatt laufen, wenn Du aber immer zu Dir selbst stehst, wirst Du irgendwann Deine geeignete Arbeitsstelle finden, in der auch das Umfeld passt.