Woher ich Allwissenheit annehme, wenn ich versuche deinem Ansatz zu folgen ist der, dass ein Einzeller, wenn er um sich weiß, auch wissen müsste, was mal in Zukunft mit ihm und seiner Umwelt geschieht. Denn wenn alles angelegt ist, dann doch wohl auch das Wissen um Reakionsmöglichkeiten für die Zukunft?
Woher nimmst Du diese Annahme?
Wer soll die Zukunft wissen? Alles kann nur darauf beruhen, was man bisher erfahren konnte. Da sich die Zukunft in den meisten Fällen systematisch ähnlich verhält wie im Zeitpunkt zuvor, darf davon ausgegangen werden, dass was bisher nützte gleich auch noch nützen wird.
Wenn du annimmst, dass das was jetzt ist, vorher angelegt sein muss, dann muss auch ein Sein, das die Zukunft noch bringen wird bereits jetzt schon, also vorher bereits, als potenzielle Möglichkeit angelegt sein, damit es das zukünfig auch so geben kann.
Darum geht es nicht.
Aber ich gebe Dir Recht, dass Zukunft wie auch die Vergangenheit eine Abfolge von kausalen Ketten ist. Ganz kurz ausgedrückt.
Es ging mir nicht um die große Zukunft und um alle Ereignisse jemals.
Es ging mir um die Anpassung an die Umwelt.
Klar könnnte ich als Einzeller jeden Moment vom Blauwal verschluckt werden. Statistisch gesehen werde ich aber den nächsten Moment noch in sehr ähnlicher Weise erleben als in den Momenten zuvor. Habe ich als Lebewesen, hier Einzeller, bisher ganz gut in meiner Umwelt leben können, wird mir das wahrscheinlich in nächster Zukunft auch gelingen, sofern sich niicht grundlegend etwas in meiner Umwelt verändert.
Aber wir verennen uns gerade thematisch.
Gehe ich nochmal auf Deine Frage von 17:00 Uhr ein:
Denn wenn alles angelegt ist, dann doch wohl auch das Wissen um Reakionsmöglichkeiten für die Zukunft?
"Wenn alles angelegt ist..." Du deutest das anders als ich meine.
Ich sagte, die Fähigkeiten, die wir mit Begriffen benennen und gerne teilweise nur uns Menschen zuschreiben (wie Bewusstsein, Wille, Wissen, Intelligenz, Vernunft, Selbstreflexion und dergleichen) sind alle m.M.n. essentielle Fähigkeiten eines jeden Lebewesens, egal welches Lebewesens. All die Dinge, die wir damit bezeichnen existieren bereits in jedem einzelligen Lebewesen, freilich viel einfacher strukturiert und mit zwangsläufig geringen Möglichkeiten. Diese Dinge sind sozusagen in jedem Lebewesen "angelegt", besser: vorhanden.
Das hat aber nix mit Wissen um die Zukunft zu tun. Das weiss ein Einzeller freilich genausowenig wie wir Menschen.
Das könnte ich an dieser Stelle jetzt noch vertiefen, will ich aber hier grade mal sein lassen.
Ich will viel lieber noch kurz drauf eingehen, da Du die Frage nach der Evolution gestellt hattest, um die wurde es Dir ja schon ganz bang bei meinen Worten.
Die Evolution hat natürlich all die vorgenannten Dinge verfeinert. Vor allem als Organismen die Mehrzelligkeit entdeckten. Ab da konnten sich ganze Zellverbände ausdifferenzieren und zum Beispiel Funktionseinheiten des Einzellers übernehmen. So konnten auch Zellen die Aufgaben wie das Bewusstsein des Organismusses bündeln, andere sich mehr um zentrale Aufgaben des Stoffwechsels kümmern oder um Fähigkeiten der Interaktion mit der Umwelt (Fortbewegung zum Beispiel).
Gerade die Mehrzeller waren / sind ja in der Lage, solche Ausstattungen wie Hände, Beine, Nerven, Blutbahnen, ganze Organe (mal wild durcheinander aufgezählt) und andere Fertigkeiten zu entwickeln. Das ist Evolution.
Aber Selbstbewusstsein ist ein grundlegender Effekt eines jeden Lebewesens. Dazu braucht es keine Milliarden Jahre Evolution. Freilich ist der Effekt Selbstbewusstsein bei einem Menschen anders organisiert und strukturiert als in einem Einzeller. Dennoch sind all diese Effekte, die wir alle so möglichst fein säuberlich benennen wollen, grundlegende Regungen des Lebens - eines jeden Lebewesens.