Autor Thema: Mag die Schwiegermama meine Röcke nicht?  (Gelesen 18941 mal)

Offline Dr.Heizer

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Mag die Schwiegermama meine Röcke nicht?
« am: 08.08.2015 11:34 »
Gestern Abend waren wir – meine Frau und ich - unterwegs und besuchten zuerst meine Schwiegermama. Sie wusste, dass wir anschließend noch tanken fahren wollten, da meine Frau nächste Woche den Kombi für Ihre Reise benötigt.

Ich natürlich - wie derzeit immer in meiner Freizeit - im Rock. Meine Schwiegermutter kannte mein Rocktragen ja schon seit diesem Jahr, daher erwartete ich eigentlich keinerlei Reaktion. Nach der Begrüßung „Hast Du wieder n´ Rock an?“ ::)
„Ja,“ entgegnete ich, „bei der Wärme trage ich sicherlich keine Hosen!“ und grinste ;D.
„Steig aber nicht aus an der Tankstelle, die lachen sich schlapp.“ sagte sie mit einem belustigten Unterton. Sie stellte sich wohl gerade vor, wie ich aus dem Auto steige und andere darüber lachen könnten, dass ein Kerl einen Rock trägt. Ihr ist auch bewusst, dass ich damit umgehen kann und zu den selbstbewussten, netten schlagfertigen Typen gehöre, die sowas locker händeln.

Doch warum kam dieser Gedanke von Ihr, was sollte dieser Spaß? Ist ein Mann im Rock zum Lachen? Klares nein, denn mich hatte sie noch nie ausgelacht oder gewettert (und sie nimmt echt kein Blatt vor den Mund) wegen dem Rock. "Es sieht ungewohnt, aber auch nicht schlecht aus", meinte sie vor einigen Wochen einmal.

Doch nachdem meine Schwiegermutter diesen Satz von der Tankstelle ausgesprochen hatte, passierte etwas, was ich nicht erwartet hatte. Meine Frau sagte sofort: „Wir fahren auch so anschließend noch zum Einkaufen, der (also ich) trägt oft Rock!“
Schwiegermama fragte nochmal ungläubig bei meiner Frau nach. „Ja, schon oft!“ war die Antwort meiner Frau und sie lächelte mich dabei an. Danach lächelte meine Schwiegermutter auch etwas überrascht und dennoch erleichtert: „Na wenn das so ist, von mir aus..!“ Also hat sie eine neutrale Haltung derzeit zu den Röcken, doch meine Frau hingegen scheint nun schon ganz schön hineingewachsen zu sein in das „Rock am Mann-Thema“, sonst hätte sie nicht so toll und schnell reagiert. Super Sache!  :)

Die verpasste Ansprache

Im Einkaufscenter beim Einkauf sah ich viele Röcke, leider nur an Frauen. Doch es waren schöne Ensembles dabei und ich fühlte mich in meinem Rock sehr angenehm: nicht deplatziert unter vielen Menschen mit Hosen, sondern eher korrekt und gut gekleidet mit meinem Rock (meine Frau trug übrigens mal wieder Hotpants und ein leichtes, luftiges Shirt).

Der Mammutanteil des Publikums nahm kaum Notiz von der Kleidung anderer, so auch nicht von meiner. So waren es einige Damen, die mich dann auch mal kurz anlächelten und sogar einfach nur ein nettes, freundliches „Hallo“ zu Begrüßung sagten, wenn man sich am Regal begegnete (passierte mir früher im Anzug so in dieser netten Art nie! :-\)

Die Nettigkeiten bin ich im Rock ja schon gewohnt und freue mich darüber :) Keine besonderen Reaktionen also, ausser von einer Dame, so etwa an die 60, welche mich mehrmals im Getränkemarkt auffällig und dennoch kurz ansah. Meine Frau bekam davon nichts mit, sie holte gerade das Brot von Bäcker im Laden gegenüber. Ich lächelte sie einfach an und hoffte auf eine Ansprache von der Dame (ich hätte sicherlich ganz trefflich regiert und freute mich bereits auf die Diskussion, denn sie trug Hosen), doch nachdem sie mich das dritte Mal streng angesehen hatte, als ich meine 2 auserwählten Wasserkästen gerade in den Einkaufswagen hievte, ging sie hochnäsig um die Ecke. Wie gern hätte mich mit ihr unterhalten, denn Ihre Hose war echt lang!

Irgendwie musste ich an meine Schwiegermutter denken, die sich bei diesen Temperaturen in der Freizeit keinesfalls in lange Hosen zwängt, denn ich wünschte, sie hätte diese Dame auch gesehen. Schwiegermama hätte bestimmt auch genau so über die Langhosenträgerin mit dem strengen Gesichtsausdruck gelächelt wie ich, doch an dem Rockthema arbeiten wir weiterhin bei ihr. Ich wüsste nicht, wann sie zuletzt einen Rock trug und vielleicht kann sie mein Rocktragen dann noch besser verstehen. :)
Viele Grüße aus dem Vogtland, Dr.Heizer

joelh

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Re: Mag die Schwiegermama meine Röcke nicht?
« Antwort #1 am: 08.08.2015 12:17 »
Die Nettigkeiten bin ich im Rock ja schon gewohnt und freue mich darüber Smiley Keine besonderen Reaktionen also, ausser von einer Dame, so etwa an die 60, welche mich mehrmals im Getränkemarkt auffällig und dennoch kurz ansah. Meine Frau bekam davon nichts mit, sie holte gerade das Brot von Bäcker im Laden gegenüber. Ich lächelte sie einfach an und hoffte auf eine Ansprache von der Dame (ich hätte sicherlich ganz trefflich regiert und freute mich bereits auf die Diskussion, denn sie trug Hosen), doch nachdem sie mich das dritte Mal streng angesehen hatte, als ich meine 2 auserwählten Wasserkästen gerade in den Einkaufswagen hievte, ging sie hochnäsig um die Ecke. Wie gern hätte mich mit ihr unterhalten, denn Ihre Hose war echt lang!
ja, diese strengen Blicke von älteren Herrschaften kenne ich. Selbst hier in Berlin – diese Wilmersdorfer Witwen immer ;-) und ich muss sagen, dass mich diese Blicke  immer wieder in Zweifel ziehen – ganz unbewusst, oder weil sie so tief verankert sind? Diese  strengen Blicke erinnern mich nämlich an meine Kindheit, wenn ich als Schüler mal wieder ungezogen war. Daraufhin setzte die Lehrerin genau diesen wirkungsvollen Blick ein, um mich wieder zur Räson zu bringen… 
 mich juckt es manchmal zu den Damen mit den strengen Blicken hinzugehen und zu sagen: »Es tut mir so leid. Bitte nicht mehr böse sein, ich will mich ja bessern!«, Oder so etwas ähnliches. Und dann könnte man natürlich den Spieß umdrehen und sagen: »andererseits: Sie haben aber ja auch lange Hosen an. Wäre da nicht ihre Lehrerin ebenfalls erzürnt?«
(Man müsste die werten Herrschaften alternativ mit der Tatsache konfrontieren, dass sie ja froh sein müssten, dass ihre Mütter den strengen Blicken der Gesellschaft damals  stand halten konnten und sie nun ohne weiteres ihre lange Hosen tragen könnten, nicht mehr hinter dem Herd zu stehen bräuchten u.s.w. manchen Wandel lässt man eben lieber zu, manchen anderen eben nicht so gerne.)

androgyn

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Re: Mag die Schwiegermama meine Röcke nicht?
« Antwort #2 am: 08.08.2015 13:13 »
ja, diese strengen Blicke von älteren Herrschaften kenne ich. Selbst hier in Berlin – diese Wilmersdorfer Witwen immer ;-) und ich muss sagen, dass mich diese Blicke  immer wieder in Zweifel ziehen – ganz unbewusst, oder weil sie so tief verankert sind?
Hallo Joelh,
anerzogen und erlernt. Du stehst als Mann und Sohn in einer Art Schuld, den Frauen resp. deiner Mutter gerecht zu werden. Ähnliche Probleme habe ich mit meiner Mutter auch manchmal. "Den schwarzen langen Rock lasse ich noch gelten. Damit laufen ja viele Kerle rum. Aber das hier geht eindeutig zu weit". Du stellst die Rolle als Mann infrage, mit der dich deine Mutter resp. alle Frauen, die in der Regel selber Eltern, vlt. von Söhnen sind, aufgezogen hat. Das ist eines der Probleme, wenn Jungen auschließlich unter weiblicher Dominanz erzogen, unterrichtet werden, um die nächste Dienstleistergeneration der Frauen heran zuzüchten und es an männlichen Bezugspersonen fehlt, die widerum in ihrer Rolle freier sind, als die stereotypischen Väter/Männer und ihren Sohn mal im Kilt zur Schule schicken. Daher lockert sich auf beiden Seiten wenig.

Diese  strengen Blicke erinnern mich nämlich an meine Kindheit, wenn ich als Schüler mal wieder ungezogen war. Daraufhin setzte die Lehrerin genau diesen wirkungsvollen Blick ein, um mich wieder zur Räson zu bringen…
Das sind typische Machtmittel von Müttern. Macht meine auch zum Teil. "Dann lass dich bitte umoperieren. Ist z zwar komisch, dass das so ist. Aber andere machen es auch". Da kommt dann, "Ich kenne jemanden, die Schwester dessen Onkels" etc. Diese Aussage hat mir gezeigt, wie enorm eine heteronormative Gesellschaft Druck auf uns ausübt, aber für sich alle Freiheiten und Privilegien einfordert. (Bitte jetzt nicht gegen meine Mutter hetzen)


mich juckt es manchmal zu den Damen mit den strengen Blicken hinzugehen und zu sagen: »Es tut mir so leid. Bitte nicht mehr böse sein, ich will mich ja bessern!«, Oder so etwas ähnliches.
Das kommt demütig, schuldbelastet rüber. Diese Revanche lassen sich Frauen so nie aufbürden. Never.

Und dann könnte man natürlich den Spieß umdrehen und sagen: »andererseits: Sie haben aber ja auch lange Hosen an. Wäre da nicht ihre Lehrerin ebenfalls erzürnt?«
Spätestens bei den Wort Lehrerin versteht sie den Zusammenhang nicht mehr worauf du hinaus willst, und denkt sich "Joa, war ja klar, dass so einer wirres Zeug faselt, der als Mann Rock trägt."

(Man müsste die werten Herrschaften alternativ mit der Tatsache konfrontieren, dass sie ja froh sein müssten, dass ihre Mütter den strengen Blicken der Gesellschaft damals  stand halten konnten und sie nun ohne weiteres ihre lange Hosen tragen könnten, nicht mehr hinter dem Herd zu stehen bräuchten u.s.w. manchen Wandel lässt man eben lieber zu, manchen anderen eben nicht so gerne.)
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass nicht mal meine Großeltern darüber bescheid wissen und das es sie auch nicht interessiert, was wer wann mal getragen hat oder nicht Ist Geschichte. Meine Familie ist dann schnell genervt und wollen nichts davon wissen. Die Erklärung, dass ich ein Trans*Mädchen wäre, scheinen sie eher zu kapieren und nachzuvollziehen zu können, auch wenn sie von der Materie keinen blassen Schimmer haben und Dinge durcheinander würfeln. Es sind Themen aus akademischen Kreisen, die in die einfache Arbeiterschicht einpreschen.

Gruß

joelh

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Re: Mag die Schwiegermama meine Röcke nicht?
« Antwort #3 am: 08.08.2015 18:26 »

mich juckt es manchmal zu den Damen mit den strengen Blicken hinzugehen und zu sagen: »Es tut mir so leid. Bitte nicht mehr böse sein, ich will mich ja bessern!«, Oder so etwas ähnliches.
Das kommt demütig, schuldbelastet rüber. Diese Revanche lassen sich Frauen so nie aufbürden. Never.
Also bei meinen Lehrerinenn hat es regelmäßig funktioniert-O.k. ich habe es hier natürlich etwas karikiert;-) Aber evtl. ruf es eine positionsergreifende Reaktion der Umstehenden hervor...


Und dann könnte man natürlich den Spieß umdrehen und sagen: »andererseits: Sie haben aber ja auch lange Hosen an. Wäre da nicht ihre Lehrerin ebenfalls erzürnt?«
Spätestens bei den Wort Lehrerin versteht sie den Zusammenhang nicht mehr worauf du hinaus willst, und denkt sich "Joa, war ja klar, dass so einer wirres Zeug faselt, der als Mann Rock trägt."
Das würde sie nicht denken, weil ich den Dialog selbstverständlich an die Situation anpasse. Achtung: hier nur verkürzte Darstellung mit Kontextbezug, da die Leser das hier verstehen sollen.

(Man müsste die werten Herrschaften alternativ mit der Tatsache konfrontieren, dass sie ja froh sein müssten, dass ihre Mütter den strengen Blicken der Gesellschaft damals  stand halten konnten und sie nun ohne weiteres ihre lange Hosen tragen könnten, nicht mehr hinter dem Herd zu stehen bräuchten u.s.w. manchen Wandel lässt man eben lieber zu, manchen anderen eben nicht so gerne.)
Die Erklärung, dass ich ein Trans*Mädchen wäre, scheinen sie eher zu kapieren und nachzuvollziehen zu können, auch wenn sie von der Materie keinen blassen Schimmer haben und Dinge durcheinander würfeln. Es sind Themen aus akademischen Kreisen, die in die einfache Arbeiterschicht einpreschen.

Gruß
Ich denke halt manchmal, dass man den Menschen, die nach dem Warum etc. fragen, am besten die Erklärung liefern sollte, die sie am besten verstehen. Was ist an der Erklärung eigentlich wirklich schlecht? Herrgott, ja, dann eben Transfrau. Und wenn es auch nur einen Teilaspekt davon abdeckt. Die Menschen verstehen es, auch wenn es so weit von Wittgenstein ist, wie es nur geht.
Häufig werden wir gefragt( ich unterstelle, dass alle hier die Frage irgendwann gestellt bekamen), ob ich ein Schotte wäre. Dabei hatte ich einen schwarzen Rock an (gelegentlich auch: Ob ich ein Punker wäre etc.) Neee, bin ich nicht. Aber wenn es Ihnen hilft, das Warum zu verstehen, dann bin ich für Sie halt ein Schotte! Gott, was soll's. Die Antwort z.B.: Ich trage einen Rock, weil es mir gefällt, hat ja offenbar nicht gereicht.


Offline high4all

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Re: Mag die Schwiegermama meine Röcke nicht?
« Antwort #4 am: 08.08.2015 19:24 »
Lieber Marcel,

gib Deiner Frau einen ganz dicken Kuss und bestelle ihr herzliche Grüße von mir! Freut mich sehr, dass Deine Frau auf deiner Seite steht und klar Stellung bezieht. Das ist das Highlight Deiner Geschichte. Die negativen Reaktionen anderer Leute sind absolut nachrangig.

LG
Hajo
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Offline Dr.Heizer

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Re: Mag die Schwiegermama meine Röcke nicht?
« Antwort #5 am: 09.08.2015 11:12 »
Lieber Marcel,

gib Deiner Frau einen ganz dicken Kuss und bestelle ihr herzliche Grüße von mir! Freut mich sehr, dass Deine Frau auf deiner Seite steht und klar Stellung bezieht. Das ist das Highlight Deiner Geschichte. Die negativen Reaktionen anderer Leute sind absolut nachrangig.

LG
Hajo
Habe ich gemacht und ich soll Danke sagen (sie wusste nur nicht wofür  ???, ich habe es ihr erst hinterher gesagt, warum ;D )! Also schöne Grüße!

Mit negativen Reaktionen habe ich keine persönliche Erfahrung, weil es die bisher noch nicht gab (wenn mich jemand schief anguckt, ist das für mich nicht neagtiv, sondern ein Ausdruck seines eigenen Unvermögens, mit der Situation richtig umzugehen. Angemeckert hat mich noch keiner wegen dem Rock oder war mir böse deswegen - alles gut!
Viele Grüße aus dem Vogtland, Dr.Heizer

Offline MAS

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Re: Mag die Schwiegermama meine Röcke nicht?
« Antwort #6 am: 09.08.2015 12:53 »
Lieber Nico,

ich habe ganz andere Erfahrungen mit Mutter und Schwiegermutter:
Meine Mutter hat meine Kleidungsvorlieben gegenüber Kritikern im Altenheim in Schutz genommen, und meine Schwiegermutter hat mir mal einen Pulover geschenkt und gemeint, der passe gut zum Rock.

Es ist eher mein Schwiegervater, dem es ab und zu peinlich ist, mit mir zusammen durch die Stadt zu gehen.

Also hör doch mal auf mit den Verallgemeinerungen!

LG, Michael
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Offline Ben

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Re: Mag die Schwiegermama meine Röcke nicht?
« Antwort #7 am: 09.08.2015 13:23 »
rock aktiv,
wären alle Mütter so, wie Du sie beschreibst, hätte ich nach Deiner Logik nicht Erzieher werden dürfen.

Was Dir widerfahren ist und noch widerfährt, finde ich schlimm. Aber es ist eben nicht die Regel.

Offline Francoscot

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Re: Mag die Schwiegermama meine Röcke nicht?
« Antwort #8 am: 09.08.2015 13:33 »
Noch eine schöne Erfahrung, Marcel.

Meine Schwiegerfamilie sah mich oft in Schottenrock, and sagte, ich sei elegant. An jener Zeit trug ich keine andere moderne oder "weibliche" Röcke.

Meine Frau war immer bereit, meine Kleidungswahl zu verteidigen, oft schneller als ich, wenn jemand seine Überraschung, zwar Missbilligung ausdrückte. Ich erinnere mich daran, ein kleines Mädchen das seine Mutter fragte, ob ich Junge oder Mädel sei. Meine Frau erklärte sofort, ich sei sein Mann, und dass Schotten sich so mit Rock anziehen. Das Mädchen konnte das aber nicht annehmen. "Warum deine Mutter trägt sie eine Hose? Ist sie keine Frau?" fuhr meine Frau weiter.

Heute muss ich mich selbst verteidigen, da meine Frau im letzten Jahr starb, aber das geschieht sehr selten. Kaum jemand fragt mich warum ich keine Hose trage.  Gestern ging ich mit eine Gruppe Unbekannten, verborgene Ecken der Stadt Malaga zu besichtigen. Nur der Gruppenführer fragte, ob ich Schotte wäre, und bemerkte, der Rock müsse sehr bequem sein, bei dem ungewöhnlich warmen Wetter, das uns seit einige Zeit erschöpft.

Martin






joelh

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Re: Mag die Schwiegermama meine Röcke nicht?
« Antwort #9 am: 09.08.2015 16:01 »
Lieber Marcel,

gib Deiner Frau einen ganz dicken Kuss und bestelle ihr herzliche Grüße von mir! Freut mich sehr, dass Deine Frau auf deiner Seite steht und klar Stellung bezieht. Das ist das Highlight Deiner Geschichte. Die negativen Reaktionen anderer Leute sind absolut nachrangig.

LG
Hajo
Negative Reaktionen resultieren nicht selten aus dem Umstand, dass man bestimmte Vorzüge anderer entbehrt.

Ich möchte mich, trotz meines vorherigen Beitrags mit dem Fokus auf die verzichtbaren Seiten des Männerrocktragens, Dir anschließen, Hajo: Großen Respekt vor der Art und Weise, wie "Frau Dr. Heizer" ihren Mann unterstützt.
Die Unterstützung anderer, besonders der nahestehenden Personen, gibt sehr viel Kraft und stärkt das Vertrauen in dieses einsame Unterfangen, dem Männerrocktragen. Dr. Heizer kann sich also wirklich glücklich schätzen, ebenso die vielen anderen, deren Partner und Freunde die Männerrockträger unterstützen.

Mir fällt gelegentlich auf, dass ich mich, berockt, in bestimmten Situationen immer noch unwohl fühle, einigen von uns mag es genauso gehen. Aber gewiss auch den Partnern, die die Reaktionen der "Leute" noch deutlicher wahrnehmen, als man selbst, da Reaktionen gelegentlich auch ohne das Wissen des Rockträgers erfolgen sollen und deswegen höchstens, der Partner, die Begleitung, diese mitbekommen. Die Begleiter fühlen möglicherweise auch dieses Unbehagen, vielleicht auch die "Frau Doktor", umsomehr gewinnt für mich die Haltung der Partner an Größe!

Ich erinnere mich: Vor ca. 20 Jahren ging ich mit jemandem aus dem Parsimony-Forum in Frankfurt einkaufen, allerdings ich selbst in Hosen. Er trug einen sehr kurzen Minirock und da der "erweiterte Männerrock"(alles was sich über den als noch männlich konnotierten Kilt, Gothic-Rock, langen Rock, etc. in die weibliche Richtung neigt) für mich noch sehr ungewohnt war, fühlte ich mich als Begleiter sehr unbehaglich. Die "Scham", die ich empfunden hätte, wenn ich damals den Rock selbst in der Fußgängerzone getragen hätte, übertrug sich magischerweise auf mich, den Begleiter.

M.a.W. die Begleiter/Partner müssen sich, ebenso wie wir, mit den Facetten des Männerrocktragens mehr oder weniger intensiv auseinandersetzen-das sollte man sich auch einmal bewusst machen...

Offline MAS

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Re: Mag die Schwiegermama meine Röcke nicht?
« Antwort #10 am: 09.08.2015 18:02 »
ich hätte sicherlich ganz trefflich regiert

Ja, lieber Marcel, bestimmt!  ;D

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Offline Dr.Heizer

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Re: Mag die Schwiegermama meine Röcke nicht?
« Antwort #11 am: 10.08.2015 09:04 »
ich hätte sicherlich ganz trefflich regiert

Ja, lieber Marcel, bestimmt!  ;D

LG, Michael



Danke dass Du das 2deutige Wort gefunden hast: ich hätte trefflich reagiert (schnell und schlagfertig) und ich hätte das Gespräch regiert (sie hätte gegen meine nette Art und meine zielgerichteten Fragen keine Chance gehabt, sich dem Nachdenken über das Rockthema zu entziehen).

Wer wie ich ab und an mal die wechstaben verBuchselt, braucht sich wundern, wenn er sich dann verdrückt auskehrt!  Manchmal fliegen meine Finger nur so über die Tastatur, dann drücke ich wohl beim Schnellschreiben die Tasten nicht tief genug und dann fehlt ein Buchstabe, aber eben nur mnchmal  ;);D
Viele Grüße aus dem Vogtland, Dr.Heizer

Offline MAS

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Re: Mag die Schwiegermama meine Röcke nicht?
« Antwort #12 am: 10.08.2015 10:01 »
ich hätte sicherlich ganz trefflich regiert

Ja, lieber Marcel, bestimmt!  ;D

LG, Michael




LG, Michael

Danke dass Du das 2deutige Wort gefunden hast: ich hätte trefflich reagiert (schnell und schlagfertig) und ich hätte das Gespräch regiert (sie hätte gegen meine nette Art und meine zielgerichteten Fragen keine Chance gehabt, sich dem Nachdenken über das Rockthema zu entziehen).

Wer wie ich ab und an mal die wechstaben verBuchselt, braucht sich wundern, wenn er sich dann verdrückt auskehrt!  Manchmal fliegen meine Finger nur so über die Tastatur, dann drücke ich wohl beim Schnellschreiben die Tasten nicht tief genug und dann fehlt ein Buchstabe, aber eben nur mnchmal  ;);D



Wanderbur!  ;D
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Offline Dr.Heizer

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Re: Mag die Schwiegermama meine Röcke nicht?
« Antwort #13 am: 10.08.2015 12:57 »
Wanderbur!  ;D

Ja, finde ich auch! Danke, denn wir verstehen uns auch ohne die Buchstaben an der richtigen Stelle zu sehen, sogar wenn mal einer fhlt!

Gestern Nachmittag habe ich im kurzen Rock den großen Wohnstubenschrank von Schwiegermama aufgebaut. Schade, dass sie nicht da war (war ganz schön schwer das Teil mit über 3,50 Meter Breite und 2 Meter Höhe). Bei der Hitze gestern und den Bewegungen, die ich machen durfte, war ein luftiger Rock genau richtig und besser als jede Hose  ;)
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Offline eff

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Re: Mag die Schwiegermama meine Röcke nicht?
« Antwort #14 am: 11.08.2015 11:51 »
Ob meine Schwiegermutter den Rock an mir gut findet, kann ich nicht mehr feststellen. Ich war schon öfter im Rock an ihrem Grab; sie kann leider nicht mehr antworten. Zu ihren Lebzeiten hätte sie wahrscheinlich auch erst gelacht und dann sich gefragt, was die Leute wohl denken? - Zuletzt hätte sie es wahrscheinlich akzeptiert, vielleicht sogar gut gefunden. Wir kamen sehr gut miteinander aus.

Die Menschen, die lebend auf dem Friedhof waren, nahmen keine Notiz von meinem Rock bzw. war wahrscheinlich egal. Thema war vielmehr die Trockenheit und das man halt öfters gießen muss usw.

Von Freitag bis Sonntag war ich in Bonn und St. Augustin. Hier keine Reaktionen, nur eine Freundin meinte, dass bei der Hitze der Rock luftiger sei. Gestern im Krankenhaus in Köln - meine Frau wurde gestern an der Schulter operiert - ein paar wenige komische Blicke, sonst keine Reaktionen. Ich war knapp 12 Stunden in diesem Haus. Eine Gruppe junger Männer mit vermutlich Migrationshintergrund meinten sie müssten leise lachen als ich an ihnen vorbei bin. Ihre Worte konnte ich leider nicht verstehen - war kein deutsch. Aber alles friedlich und relaxed. Im Krankenhaus Café gab es sogar Zwetschenkuchen (mein Favorit). Erwn


 

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