Rockmode.de

Röcke und mehr... => Artikel und Presseberichte => Thema gestartet von: MAS am 07.07.2020 21:56

Titel: Quarks: Der Kleider-Wahnsinn und wie wir ihm entkommen können
Beitrag von: MAS am 07.07.2020 21:56
N'Abend zusammen,

das habe ich eben im Fernsehen gesehen:
https://www.ardmediathek.de/ard/video/quarks/der-kleider-wahnsinn-und-wie-wir-ihm-entkommen-koennen/wdr-fernsehen/Y3JpZDovL3dkci5kZS9CZWl0cmFnLWFmZTk4N2EzLTAxYzQtNDc2NS1hOWUyLWRjNDNjN2ViMGE1Mg/ (https://www.ardmediathek.de/ard/video/quarks/der-kleider-wahnsinn-und-wie-wir-ihm-entkommen-koennen/wdr-fernsehen/Y3JpZDovL3dkci5kZS9CZWl0cmFnLWFmZTk4N2EzLTAxYzQtNDc2NS1hOWUyLWRjNDNjN2ViMGE1Mg/)

Sollte man gesehen haben, bevor man wieder shoppen geht.

LG, Micha
Titel: Antw:Quarks: Der Kleider-Wahnsinn und wie wir ihm entkommen können
Beitrag von: culture skirt am 07.07.2020 23:34
Dann bist du ja in guter Gesellschaft mit dem Rest der Männer.  ::) Es sind hauptsächlich Frauen, die ihren Modezwang fröhnen und monatlich neue Sachen kaufen, keine Kerle. ADie tragen ihre Hosen und Pullover auf. Mein Kollege trägt seit 12 Jahren dieselben Sachen. auf der anderen Seite gäbs mehr Arbeitslose und Familien müssten hungern, wenn Frauen keine Sachen mehr kaufen wie die Männer.
Titel: Antw:Quarks: Der Kleider-Wahnsinn und wie wir ihm entkommen können
Beitrag von: MAS am 08.07.2020 00:22
Kaufe ich alle 5 Jahre ein Kleidungsstück für 100 Euro, ist das Einkommen der Leute gleich hoch, wie wenn ich jedes halbe Jahr eines für 10 Euro kaufe, und die Mitwelt wird geschont und die Qualität stimmt. (Sofern kein Betrug vorliegt oder man nur die Marke bezahlt oder so was...)

Ein Wirtschaftssystem, das mehr Ressourcen verbraucht als nachwachsen, ist wie ein Kaufmann, der mehr Geld ausgibt als er einnimmt. Beides führt zur Pleite.

LG, Micha
Titel: Antw:Quarks: Der Kleider-Wahnsinn und wie wir ihm entkommen können
Beitrag von: manfred58 am 08.07.2020 07:04
Ich verkaufe die Sachen die ich nicht mehr trage ,oder wo  rausgewachsen bin   :) . Manches gebe ich auch im Sozialkaufhaus oder  bei der Kleiderkammer ab . Was neu dazu kommt , ist meistens Second Hand.

Gruß
Manfred
Titel: Antw:Quarks: Der Kleider-Wahnsinn und wie wir ihm entkommen können
Beitrag von: high4all am 08.07.2020 08:21
Kaufe ich alle 5 Jahre ein Kleidungsstück für 100 Euro, ist das Einkommen der Leute gleich hoch, wie wenn ich jedes halbe Jahr eines für 10 Euro kaufe, und die Mitwelt wird geschont und die Qualität stimmt. (Sofern kein Betrug vorliegt oder man nur die Marke bezahlt oder so was...)

LG, Micha
Mal überlegen:

Die Herstellung eines Kleidungsstückes kostet in der Ukraine ca. zwei bis fünf Euro. Wenn ich innerhalb von fünf Jahren 10 Teile kaufe, betragen die Herstellungskosten insgesamt 20 bis 50 Euro, von denen die Arbeiter einen Bruchteil bekommen.
Bei einem Teil sind es zwei bis fünf Euro innerhalb von fünf Jahren...

Glaubst Du ernsthaft, bei einem teuren Kleidungsstück bekommen die Arbeiter mehr Lohn? 

Viel Geld und Ressourcen spare ich, wenn ich in Deutschland hergestellte Kleidung kaufe. Im Oktober habe ich ein Kleid bestellt und warte bis zum heutigen Tag darauf. Ähnliche Lieferzeiten (mehrere Monate) habe ich bei anderen Anbietern erlebt.

Von Fast-Fashion kann dann keine Rede sein. Eher Slow-Fashion. Oder Very-Slow-Fashion.

Kaufe ich vergleichbare Sachen in China, ist es nicht billiger, aber schneller.

Titel: Antw:Quarks: Der Kleider-Wahnsinn und wie wir ihm entkommen können
Beitrag von: MAS am 08.07.2020 08:56
Glaubst Du ernsthaft, bei einem teuren Kleidungsstück bekommen die Arbeiter mehr Lohn? 

Ich schrieb ja: Solange kein Betrug vorliegt.

Wenn ich als Unternehmer Arbeiter unterbezahle, betrüge ich sie um einen Teil des Lohnes, der ihnen zustünde.

Aber klar: Solange die Gesetze so lasch sind und eher die Unternehmer als die Arbeiter unterstützen, wird es diesen Betrug ganz legal geben. Freiwillig gerecht sind nur wenige der im Konkurrenzkampf sehr erfolgreichen Untrernehmer, denn wären sie so gerecht, wären sie unter den gegebenen Bedingungen der asozialen Marktwirtschaft nicht so erfolgreich. Das schließt sich leider aus und zwingt viele, ungerecht zu sein, um im Konkurrenzkampf bestehen zu können.

Und doch soll man die Hoffnung nicht aufgeben und schauen, was man selbst so als Kunde tun kann.

In Deutschland hergestellte Kleidung kaufen ist eine Möglichkeit.

LG, Micha
Titel: Antw:Quarks: Der Kleider-Wahnsinn und wie wir ihm entkommen können
Beitrag von: high4all am 08.07.2020 10:08
Zitat
Wenn ich als Unternehmer Arbeiter unterbezahle, betrüge ich sie um einen Teil des Lohnes, der ihnen zustünde.

Die Höhe der Entlohnung für die Herstellung eines Kleidungsstücks hat nichts mit dem späteren Verkaufspreis zu tun. Und der Hersteller ist in der Regel nicht der Händler. Somit muss an mehreren Stellschrauben gedreht werden, damit mehr vom Erlös beim Arbeiter landet.

Nicht zuletzt muss der Konsument (also wir) dahin gebracht werden, Kleidung nicht als Einweg- oder Wegwerfartikel zu sehen. Wenn neu kaufen für uns billiger als waschen oder flicken ist, stimmt das ganze System nicht.

Ein billiges Fast-Fashion-Shirt wird im Durchschnitt nur 1,7 mal getragen, bevor es im Müll landet. Kein Wunder, weil so ein Teil vielleicht nur 2,95 oder 4,95 € kostet.  Bei 50 oder 100 Euro ist die Chance größer, dass es häufiger getragen wird.

Bei NewYorker habe ich vor einigen Jahren einen Rock für einen Euro gekauft. Neuware, herunter gesetzt. Das Teil habe ich immer noch und trage ihn ab und zu. Für den Preis könnte ich ihn nicht mal selbst nähen.
Titel: Antw:Quarks: Der Kleider-Wahnsinn und wie wir ihm entkommen können
Beitrag von: Mac am 08.07.2020 10:15
Sorry,
was ist denn, wenn wir die "billigen" Sachen nicht kaufen?
Was verdienen die Arbeiter dann?

Nur so ein Gedanke.

Ich trage auch die "billigen" Shirts und anderes mehr als 1,7mal.
Wenn es mal nicht mehr so schön ist, kommt es in den Werkstattschrank.
Da wird es beim Schweißen und Schmieden getragen, oder endet als Putzlappen.
Wegschmeißen??
Seh ich garnicht ein.

Fashion/Mode/en vogue?
ich trage das, was mir gerade gefällt.

Gruß,
Mac
Titel: Antw:Quarks: Der Kleider-Wahnsinn und wie wir ihm entkommen können
Beitrag von: MAS am 08.07.2020 10:24
Hajo: Vollkommene Zustimmung!

Mac: Auch richtig, aber nur vorrübergehend. Wir dürfen nicht auf dem Standpunkt stehen bleiben, ein schlecht bezahlter Job sei besser als keiner, ohne die Möglichkeit, die Jobs besser zu bezahlen als Erstwunsch im Kopf zu behalten.
Würde niemand mehr die schlecht vergüteten Sachen kaufen, wären die Unernehmer und Händer gezwungen, alle an Produktion, Transport und Handel beteiligen Menschen gerecht zu bezahlen. Es heißt doch immer: "Der Kunde will das so!" "Der Kunde" ist also schuld an allem. Will "der Kunde" aber schuld an allem sein? Wenn "der Kunde" das nicht will, muss er sein Kaufverhalten ändern. 
Es geht ja auch nur bei wenigen darum, dass sie ohne die Billigklamotten gar nichts anzuziehen hätten, sondern nur darum, dann nicht immer das Neuste, Modernste, Hippste, Angesagteste zu haben.
Und wenn das mit der gerechten Bezahltung in allen Branchen klappen würde, gäbe es auch niemanden, der sich gute Kleidung nicht leisten könnte. Denn es sind doch auch meistens die selbt nicht gerecht bezahlten Menschen, die sich so wenig leisten können, dass sie auf die Ausbeutung anderer Menschen zurückgreifen müssen. Und die Hände reiben sich andere, die wirklich gut an dem massenhaften Betrug verdienen.

Und jetzt haben wir noch nicht über die gesamte Mitwelt gesprochen.

LG, Micha
Titel: Antw:Quarks: Der Kleider-Wahnsinn und wie wir ihm entkommen können
Beitrag von: culture skirt am 08.07.2020 10:38
Kaufe ich alle 5 Jahre ein Kleidungsstück für 100 Euro, ist das Einkommen der Leute gleich hoch, wie wenn ich jedes halbe Jahr eines für 10 Euro kaufe, und die Mitwelt wird geschont und die Qualität stimmt. (Sofern kein Betrug vorliegt oder man nur die Marke bezahlt oder so was...)
Also was ich weiß und höre, geben viele bis zu 300 Euro monatlich für Kleidung aus. Weder von 100 aller 5 Jahre kann jemand überleben, noch von 10 Euro jedes halbe Jahr. Das sind die selben Kunden als wir unseren Aquaristikshop geschlossen haben und die Leute gejammert haben, wie schade das ist, die aber nur einmal im Jahr was für 20 Euro gekauft hatten.  :blank:

Ein Wirtschaftssystem, das mehr Ressourcen verbraucht als nachwachsen, ist wie ein Kaufmann, der mehr Geld ausgibt als er einnimmt. Beides führt zur Pleite.

LG, Micha
Ein kluger Kaufmann nimmt Geld ein und gibt sowenig wie möglich aus.

Viele Grüße
Jule
Titel: Antw:Quarks: Der Kleider-Wahnsinn und wie wir ihm entkommen können
Beitrag von: cephalus am 08.07.2020 10:39
Wenn ich als Unternehmer Arbeiter unterbezahle, betrüge ich sie um einen Teil des Lohnes, der ihnen zustünde.

Du übersiehst, dass die Arbeiter nicht für das Produkt, sondern für die Arbeitszeit gezahlt werden. Der Wert dieser ist regional verschieden. Konsequenter Weise müsstest Du eine weltweit gleiche Entlohnung für vergleichbare Tätigkeiten fordern, bei gleichen Preisen.
Funktioniert aber nur dann, wenn die Produktivität auch gleich ist.

Die Probleme werden ja schon innerhalb der Eurozone deutlich...
Titel: Antw:Quarks: Der Kleider-Wahnsinn und wie wir ihm entkommen können
Beitrag von: MAS am 08.07.2020 10:42
Das wäre genau mein Ideal: Gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit weltweit. Hinzukommen können dann nur noch Ortszuschläge für Orte, in denen die Lebenshaltungskosten höher sind, weil lebenswichtige Dinge von weit her herantransportiert werden müssen.

Jedenfalls gäbe es dann auch keine Arbeitsmigration mehr, da es keine reichen und armen Länder mehr gäbe.

Eine schöne Utopie!

LG, Micha
Titel: Antw:Quarks: Der Kleider-Wahnsinn und wie wir ihm entkommen können
Beitrag von: culture skirt am 08.07.2020 10:44
Viel Geld und Ressourcen spare ich, wenn ich in Deutschland hergestellte Kleidung kaufe. Im Oktober habe ich ein Kleid bestellt und warte bis zum heutigen Tag darauf. Ähnliche Lieferzeiten (mehrere Monate) habe ich bei anderen Anbietern erlebt.

Von Fast-Fashion kann dann keine Rede sein. Eher Slow-Fashion. Oder Very-Slow-Fashion.

Kaufe ich vergleichbare Sachen in China, ist es nicht billiger, aber schneller.
Hallo Hajo,

mit fast Fashion ist nicht die Herstellungsdauer gemeint, sondern wie lange etwas hält nach 3 mal Waschen. Klar geht oft beides einher. Qualität auf Herstellungskosten. Marc Cain ist die einzig mir bekannte deutsche Firma, die den Namen Fashion verdient und ausgefallene Designs entwickelt. Alle anderen sehen wie 0815 Massenware aus.

Viele Grüße
Titel: Antw:Quarks: Der Kleider-Wahnsinn und wie wir ihm entkommen können
Beitrag von: culture skirt am 08.07.2020 10:49
Wir dürfen nicht auf dem Standpunkt stehen bleiben, ein schlecht bezahlter Job sei besser als keiner, ohne die Möglichkeit, die Jobs besser zu bezahlen als Erstwunsch im Kopf zu behalten.
Du kannst die Löhne und Lebenskosten zum Beispiel aus Rumänien nicht mit unseren gleichsetzen. Dort sind 1 Euro im Gegenwert soviel wert wie bei uns 100 Euro.
Titel: Antw:Quarks: Der Kleider-Wahnsinn und wie wir ihm entkommen können
Beitrag von: high4all am 08.07.2020 10:54
Diese Utopie können sich nur Menschen leisten, die auf der Sonnenseite leben. Alle anderen Menschen müssen ums Überleben kämpfen und das nehmen, was sie kriegen können.

Gleicher Lohn für die gleiche Arbeit weltweit würde für uns Verzicht auf einen großen Teil unserer Einkünfte bedeuten. Weil wir unseren Wohlstand auf der Armut anderer  Menschen aufgebaut haben.
Titel: Antw:Quarks: Der Kleider-Wahnsinn und wie wir ihm entkommen können
Beitrag von: culture skirt am 08.07.2020 11:01
Das wäre genau mein Ideal: Gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit weltweit. Hinzukommen können dann nur noch Ortszuschläge für Orte, in denen die Lebenshaltungskosten höher sind, weil lebenswichtige Dinge von weit her herantransportiert werden müssen.

Jedenfalls gäbe es dann auch keine Arbeitsmigration mehr, da es keine reichen und armen Länder mehr gäbe.

Eine schöne Utopie!

LG, Micha
Das ist Faschismus und Gleichmacherei. Typisch Sozialismus. Ich will mein Gehalt selber aushandeln was ich wert bin.Es gibt keine gleiche Arbeit. Nirgendwo. Habe ich bis heute noch nie in einer Firma erlebt, dass jemand die gleiche Aufgaben hätte. Eine Schneiderin, die per Hand ausgefallenen Designs schneidert und Pailletten aufsetzt, macht auch andere Arbeit als eine Schneiderin die ein T-Stück in die Stanze legt und es einmal durch die Druckerwalze jagd. Gleicher Beruf aber völlig andere Anforderungen. (Abschlüsse der AN, Bekanntheit des Unternehmens, Größe und Umsätze des Unternehmen, spielen alles die wahre Rolle, wieviel ein Unternehmer an Angestellte zahlen kann)
In der DDR gabs auch kein Reich und Arm... Dort hatten alle gleich wenig. Nur die obere Kaste der SED war gleicher...   :blank: :-X Schau nach Rumänien, was mit einem Land passiert, wenn der Leistungsanreiz  sinkt oder weg ist. Das gleiche war auch in der DDR zu sehen.
Titel: Antw:Quarks: Der Kleider-Wahnsinn und wie wir ihm entkommen können
Beitrag von: Ludwig Wilhem am 08.07.2020 11:17
Hallo, diese Diskussion läuft super, aber können wir dem Kleider-Wahnsinn entkommen? Michas Ideal wäre auch meins, aber leider werden wir das sicherlich nicht mehr erleben, denn schaut man rückwärts in der Geschichte der Wirtschaft, würde immer irgendwo Ausbeutung betrieben. Ob Zurückhaltung beim Kauf eine Option ist, weiß ich nicht, aber ich habe für mich beschlossen, nur noch dann neue Anziehsachen zu kaufen, wenn die alten kaputt sind oder total verwaschen. Ob diese dann Putztücher oder Altkleidersachen sind spielt m.E. keine große Rolle. Ob die Mehrheit der Menschen bereit ist, diesen Kleider-Wahnsinn zu stoppen weiß ich nicht, aber steter Tropfen höhlt den Stein vielleicht könnte man trotzdem weiter in Richtung weniger neue Anziehsachen arbeiten.  Veränderungen brauchen ihre Zeit.
Gruß  Ludwig
Titel: Antw:Quarks: Der Kleider-Wahnsinn und wie wir ihm entkommen können
Beitrag von: MAS am 08.07.2020 12:51
Es geht ja nicht nur um Kleidung. Der Tönnies-Skandal zeigt ja auch, dass es beim Fleischkonsum genauso zugeht.
Was wir brauchen ist mehr Maßhaltung.

LG, Micha
Titel: Antw:Quarks: Der Kleider-Wahnsinn und wie wir ihm entkommen können
Beitrag von: high4all am 08.07.2020 13:01
Zitat
Das ist Faschismus und Gleichmacherei. Typisch Sozialismus.
Was denn nun?
Titel: Antw:Quarks: Der Kleider-Wahnsinn und wie wir ihm entkommen können
Beitrag von: MAS am 08.07.2020 13:05
Diese Utopie können sich nur Menschen leisten, die auf der Sonnenseite leben. Alle anderen Menschen müssen ums Überleben kämpfen und das nehmen, was sie kriegen können.

Gleicher Lohn für die gleiche Arbeit weltweit würde für uns Verzicht auf einen großen Teil unserer Einkünfte bedeuten. Weil wir unseren Wohlstand auf der Armut anderer  Menschen aufgebaut haben.

Genau!

LG, Micha
Titel: Antw:Quarks: Der Kleider-Wahnsinn und wie wir ihm entkommen können
Beitrag von: MAS am 08.07.2020 13:07
Kaufe ich alle 5 Jahre ein Kleidungsstück für 100 Euro, ist das Einkommen der Leute gleich hoch, wie wenn ich jedes halbe Jahr eines für 10 Euro kaufe, und die Mitwelt wird geschont und die Qualität stimmt. (Sofern kein Betrug vorliegt oder man nur die Marke bezahlt oder so was...)
Also was ich weiß und höre, geben viele bis zu 300 Euro monatlich für Kleidung aus. Weder von 100 aller 5 Jahre kann jemand überleben, noch von 10 Euro jedes halbe Jahr. Das sind die selben Kunden als wir unseren Aquaristikshop geschlossen haben und die Leute gejammert haben, wie schade das ist, die aber nur einmal im Jahr was für 20 Euro gekauft hatten.  :blank:

Ein Wirtschaftssystem, das mehr Ressourcen verbraucht als nachwachsen, ist wie ein Kaufmann, der mehr Geld ausgibt als er einnimmt. Beides führt zur Pleite.

LG, Micha
Ein kluger Kaufmann nimmt Geld ein und gibt sowenig wie möglich aus.

Viele Grüße
Jule

Dann setze zwei Nullen dran. Das Prizip ist doch wohl klar, oder? Es geht um die gleiche Summe für ein hochwertiges oder für mehrere minderwertige Produkte, wobei das eine hochwertige Produkt weniger Ressourcen verbaucht.

Und ja: Der kluge Ökonom verbraucht keine Ressourcen, die sich nicht erneuern.

LG, Micha
Titel: Antw:Quarks: Der Kleider-Wahnsinn und wie wir ihm entkommen können
Beitrag von: MAS am 08.07.2020 13:08
Das wäre genau mein Ideal: Gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit weltweit. Hinzukommen können dann nur noch Ortszuschläge für Orte, in denen die Lebenshaltungskosten höher sind, weil lebenswichtige Dinge von weit her herantransportiert werden müssen.

Jedenfalls gäbe es dann auch keine Arbeitsmigration mehr, da es keine reichen und armen Länder mehr gäbe.

Eine schöne Utopie!

LG, Micha
Das ist Faschismus und Gleichmacherei. Typisch Sozialismus. Ich will mein Gehalt selber aushandeln was ich wert bin.Es gibt keine gleiche Arbeit. Nirgendwo. Habe ich bis heute noch nie in einer Firma erlebt, dass jemand die gleiche Aufgaben hätte. Eine Schneiderin, die per Hand ausgefallenen Designs schneidert und Pailletten aufsetzt, macht auch andere Arbeit als eine Schneiderin die ein T-Stück in die Stanze legt und es einmal durch die Druckerwalze jagd. Gleicher Beruf aber völlig andere Anforderungen. (Abschlüsse der AN, Bekanntheit des Unternehmens, Größe und Umsätze des Unternehmen, spielen alles die wahre Rolle, wieviel ein Unternehmer an Angestellte zahlen kann)
In der DDR gabs auch kein Reich und Arm... Dort hatten alle gleich wenig. Nur die obere Kaste der SED war gleicher...   :blank: :-X Schau nach Rumänien, was mit einem Land passiert, wenn der Leistungsanreiz  sinkt oder weg ist. Das gleiche war auch in der DDR zu sehen.

Das hast Du doch schon als PN geschrieben, Cultureskirt.

Und meine auch schon als PN verschickte Antwort (abzüglich der dortigen Tippfehler):

Lustig: Ich schreibe, für gleiche Arbeit die gleichen Löhne, und Du schreibst, es gebe keine gleiche Arbeit. Aber Du bist doch sicher nicht der Meinung, dass z.B. ein Polizist in Deutschland und in Ägypten so unterschiedliche Arbeit leisten, dass sich die so unterschiedlichen Löhne der beiden daher rechtfertigen lassen. Nee, die unterschiedliche Entlohnung hat ganz andere Gründe und zwar im unterschiedlichen Reichtum der beiden Länder. Und die verdankt sich nicht nur unterschiedlichen Fleißes oder Leistung, wie manche Deutsche das gerne behaupten. Oder sind die Schweizer, die mehr verdienen als wir fleißiger oder die Tschechen, die weniger verdienen, fauler?

Sozialismus mag das sein, was mir da vorschwebt, aber kein Faschismus. Der würde ja bedeuten, dass ich ein Volk für wertvoller hielte als alle anderen.
Momentan herrscht weltweit eher ein Asozialismus. Asozial sein will aber kaum jemand.
In der DDR gab es genau so wenig Sozialismus in diesem Sinne wie Demokratie. Reiner Etikettenschwindel.

Indes gebe ich Dir Recht, dass meine Utopie so wohl nicht realisierbar ist. Sie scheitert wie so vieles an der maßlosen Gier einiger Menschen, an der grundsätzlichen Gier (fast) aller Menschen und am Egoismus, mit dem dieser Gier nachgegangen wird.

LG, Micha
Titel: Antw:Quarks: Der Kleider-Wahnsinn und wie wir ihm entkommen können
Beitrag von: high4all am 08.07.2020 13:12
So oder so entkomme ich dem Kleider-Wahnsinn*, wenn ich in Rente gehe. Dazu brauche ich nur zu warten. Und hoffentlich habe ich dann noch genug Lebenszeit, um die angesammelte Kleidung aufzubrauchen. Zum Kauf von neuer Ware reicht das Geld voraussichtlich nicht.

*Geht es nicht eine Nummer kleiner? Oder müssen derartige Überschriften sein, die letztlich viele Leute davon abhalten, sich mit dem Thema auseinander zu setzen? Oder halten uns die Journalisten für dämlich, dass sie meinen immer häufiger "auf die Kacke hauen" zu müssen?

In diesem Punkt halte ich Quarks für Quark. Reißerische Überschriften halten mich davon ab, solche Beiträge zu konsumieren. Meine Zeit ist nämlich keine  unbegrenzte Ressource.
Titel: Antw:Quarks: Der Kleider-Wahnsinn und wie wir ihm entkommen können
Beitrag von: MAS am 08.07.2020 13:54
Mich hat die Überschrift gelockt, mir die Sendung anzusehen.  ::)

LG, Micha
Titel: Antw:Quarks: Der Kleider-Wahnsinn und wie wir ihm entkommen können
Beitrag von: culture skirt am 08.07.2020 16:58
Dann machen wir doch mal die Umsetzung anschaulich. Schauen wir mal wie viel Männer Sachen pro Jahr kaufen. Das dürfte weit weniger sein als bei Frauen. Und nun sind Rockträger, die 12 oder mehr Röcke im Schrank haben völlig widersprüchlich zu dem, was gefordert wird. Dann könnte nämlimi verlaub verlangt werden, dass jeder nur 3 Hosen und ni anderes im Schrank hat um Ressourcen zu sparen. Denn ob 1 Euro oder 100 Euro pro Rock bei 12 Stück im Schrank oder mehr, macht ressourcentechnisch keinen Unterschied.
Und niemand lebt ressourcenfrei. Du trinkst und isst, wäschst dich, heizt deine Bude. Da sind alles Ressourcen.

Viele Grüße
Titel: Antw:Quarks: Der Kleider-Wahnsinn und wie wir ihm entkommen können
Beitrag von: cephalus am 08.07.2020 18:14
Nee, die unterschiedliche Entlohnung hat ganz andere Gründe und zwar im unterschiedlichen Reichtum der beiden Länder.

Nein, die Länder sind in der Summe  reicher, weil sie produktiver sind.
Sie generieren aus der gleichen Arbeitszeit mehr output.

In manchen Bereichen produziert man in D sogar zu geringen Lohnstückkosten als in Niedriglohnregionen - das habe ich erst deutlich bei einem meiner Kunden gesehen, der die gesamte, nach Indien und China ausgelagerte, Produktion wieder nach München geholt hat.  Trotz der in München besonders hohen Gehälter geht die Rechnung auf.
Titel: Antw:Quarks: Der Kleider-Wahnsinn und wie wir ihm entkommen können
Beitrag von: culture skirt am 08.07.2020 18:40
Zitat
Das ist Faschismus und Gleichmacherei. Typisch Sozialismus.
Was denn nun?
Faschisten waren schon immer Linkssozialisten. Mussolini, Stalin, Hitler, Mao, ..
Titel: Antw:Quarks: Der Kleider-Wahnsinn und wie wir ihm entkommen können
Beitrag von: sentinel am 08.07.2020 19:05
Die tragen ihre Hosen und Pullover auf. Mein Kollege trägt seit 12 Jahren dieselben Sachen.
Moin, also mein lieblingswollpullover hat 40 Jahre auf dem Buckel. Sowas geniales habe ich nie wieder bekommen ;)

Beste Grüße
Titel: Antw:Quarks: Der Kleider-Wahnsinn und wie wir ihm entkommen können
Beitrag von: culture skirt am 08.07.2020 19:28
Hallo Sentinel,

das mag ja sein. Ich habe auch meine Sachen viele Jahre. Davon kann aber kein privates Unternehmen existieren, wenn man nur einmal was kauft und dann 12 Jahre nichts mehr. Das ist das gleiche, wenn der Chef dir sagt, och joa, ich zahl dir 1800 Euro aus, das muss für die nächsten 12 Jahre reichen, bis die nächste nächste Gehaltsauszahlung ansteht, teils dir ein. Wenn sich jeder sich sein Leben mit wenig Geld einrichtet haben wir bald Stillstand.
Titel: Antw:Quarks: Der Kleider-Wahnsinn und wie wir ihm entkommen können
Beitrag von: MAS am 08.07.2020 20:45
Dann machen wir doch mal die Umsetzung anschaulich. Schauen wir mal wie viel Männer Sachen pro Jahr kaufen. Das dürfte weit weniger sein als bei Frauen. Und nun sind Rockträger, die 12 oder mehr Röcke im Schrank haben völlig widersprüchlich zu dem, was gefordert wird. Dann könnte nämlimi verlaub verlangt werden, dass jeder nur 3 Hosen und ni anderes im Schrank hat um Ressourcen zu sparen. Denn ob 1 Euro oder 100 Euro pro Rock bei 12 Stück im Schrank oder mehr, macht ressourcentechnisch keinen Unterschied.
Und niemand lebt ressourcenfrei. Du trinkst und isst, wäschst dich, heizt deine Bude. Da sind alles Ressourcen.

Viele Grüße

Klar verbraucht jeder Ressourcen, aber es kommt auf die Quantität an.
Und wenn ich einen Rock für 100 Euro im Schrank habe, verbraucht das weniger Ressourcen als 10 Röcke für je 10 Euro. So viel rechnen kann ich noch.

LG, Micha
Titel: Antw:Quarks: Der Kleider-Wahnsinn und wie wir ihm entkommen können
Beitrag von: MAS am 08.07.2020 20:46
Zitat
Das ist Faschismus und Gleichmacherei. Typisch Sozialismus.
Was denn nun?
Faschisten waren schon immer Linkssozialisten. Mussolini, Stalin, Hitler, Mao, ..

Ja, wenn man die Wörter nach Belieben neu definiert sind Äpfel auch Birnen. Aber sicher waren sie alle Dikatoren und Verbrecher, gemessen an den Menschenrechten.

LG, Micha
Titel: Antw:Quarks: Der Kleider-Wahnsinn und wie wir ihm entkommen können
Beitrag von: MAS am 08.07.2020 20:47
Nee, die unterschiedliche Entlohnung hat ganz andere Gründe und zwar im unterschiedlichen Reichtum der beiden Länder.

Nein, die Länder sind in der Summe  reicher, weil sie produktiver sind.
Sie generieren aus der gleichen Arbeitszeit mehr output.

In manchen Bereichen produziert man in D sogar zu geringen Lohnstückkosten als in Niedriglohnregionen - das habe ich erst deutlich bei einem meiner Kunden gesehen, der die gesamte, nach Indien und China ausgelagerte, Produktion wieder nach München geholt hat.  Trotz der in München besonders hohen Gehälter geht die Rechnung auf.

Interessant!

Die Schweizer sind also produktiver als wir.

LG, Micha
Titel: Antw:Quarks: Der Kleider-Wahnsinn und wie wir ihm entkommen können
Beitrag von: MAS am 08.07.2020 20:47
Die tragen ihre Hosen und Pullover auf. Mein Kollege trägt seit 12 Jahren dieselben Sachen.
Moin, also mein lieblingswollpullover hat 40 Jahre auf dem Buckel. Sowas geniales habe ich nie wieder bekommen ;)

Beste Grüße

Vorbildlich! :)

LG, Micha
Titel: Antw:Quarks: Der Kleider-Wahnsinn und wie wir ihm entkommen können
Beitrag von: MAS am 08.07.2020 20:48
@ Cultureskirt: Bitte nicht hier und per PN diskutieren. Bitte alles hier.

LG, Micha
Titel: Antw:Quarks: Der Kleider-Wahnsinn und wie wir ihm entkommen können
Beitrag von: MAS am 08.07.2020 21:20
Nee, die unterschiedliche Entlohnung hat ganz andere Gründe und zwar im unterschiedlichen Reichtum der beiden Länder.

Nein, die Länder sind in der Summe  reicher, weil sie produktiver sind.
Sie generieren aus der gleichen Arbeitszeit mehr output.

In manchen Bereichen produziert man in D sogar zu geringen Lohnstückkosten als in Niedriglohnregionen - das habe ich erst deutlich bei einem meiner Kunden gesehen, der die gesamte, nach Indien und China ausgelagerte, Produktion wieder nach München geholt hat.  Trotz der in München besonders hohen Gehälter geht die Rechnung auf.

Interessant!

Die Schweizer sind also produktiver als wir.

LG, Micha

Ich wollte nochmal ernsthafter nachfragen: Woraus setzen sich solche Lohnstückkosten alles zusammen?

LG, Micha
Titel: Antw:Quarks: Der Kleider-Wahnsinn und wie wir ihm entkommen können
Beitrag von: culture skirt am 08.07.2020 21:26
Klar verbraucht jeder Ressourcen, aber es kommt auf die Quantität an.
Und wenn ich einen Rock für 100 Euro im Schrank habe, verbraucht das weniger Ressourcen als 10 Röcke für je 10 Euro. So viel rechnen kann ich noch.

LG, Micha
Und 10 Röcke pro 100 Euro? Darauf zielte meine Rechnung ab. Das macht nämlich keinen Unterschied. Auch was die Herstellung betrifft, die Menge bleibt die gleiche. Ob die Fabrik nun 10000 Stück für 10 Euro herstellt oder 1000 Stück für 100 Euro. Der Ressourcenverbrauch bleibt der gleiche. Der VK Preis garantiert auch keine Nachhaltigkeit. Im Gegenteil. Durch Nachfrage steigen die Gehälter und dann ist ein 100 Euro Rock soviel wert wie ein jetziger 10 Euro Rock, weil sich jeder den Sachen ab 100 leisten können müsste, da es ja nach der Weltverbesserern nichts mehr unter 100 Euro geben darf.

Noch ein anderes Beispiel. Meine Kleider liegen zwischen 80 - 200 Euro. Ich habe sogar eine Bluse die von 300 auf 250 Euro gesenkt war. Im Vergleich zu meinem Kollegen habe ich trotzdem mehr Ressourcen verbraucht und "ausgebeutet" als mein Kollege der seit über 10 Jahren ein und dieselben Jeans und T-Shirts für 15 Euro trägt. Somit gehöre ich für ihn zu denen, die jedem Trend hinterherlaufen "Männer tragt ab morgen Röcke" und nicht auf Nachhaltigkeit achtet. Nachhaltigkeit bedeutet für Kerle nämlich, sich eine einzige passende Jeansmarke zu kaufen (und nichts noch nebenher so aus Spaß oder Laune, weils gefällt) und die das ganze Leben zu tragen. Somit hat ein Mann in seinem gesamten Leben nur ganze 3 Hosen verbraucht... Sparsamer sind nur Tode.
Titel: Antw:Quarks: Der Kleider-Wahnsinn und wie wir ihm entkommen können
Beitrag von: DesigualHarry am 09.07.2020 00:25
Hallo!

Dort wo Liebe regiert sind Ressourcen unendlich. Nur der der sich nicht genug sieht schafft den Mangel, zuerst bei sich selber, dann bei anderen.

Mangel ist eine Illusion des Geistes, Reichtum die bewusste oder unbewusste Ausrichtung der Fülle des Geistes.

Wenn man tausende Kleider trägt, kann man damit tausend mal das Leben Lieben. Oder noch immer auf der Suche nach sich selber sein. Wenn man ein Kleid trägt, kann man ebenso das Leben lieben, oder aber im inneren dem Geiz verfallen sein. 

Sparen vermag zuerst Ressourcen schonen, am Ende erzeugt man aber den Mangel, aber die Liebe vermag aus wenig unendlich viel zu machen.
Titel: Antw:Quarks: Der Kleider-Wahnsinn und wie wir ihm entkommen können
Beitrag von: Skirtedman am 09.07.2020 02:03
Danke Harry!

Deine Worte klingen so schön wie aus dem Mund vom Dalai Lama.

...Davon kann aber kein privates Unternehmen existieren, wenn man nur einmal was kauft und dann 12 Jahre nichts mehr....

Doch kann.
Und zwar wenn nicht nur 400 Leute was alle 12 Jahre kaufen, sondern ein paar Millionen.

Das Problem ist, dass es ein Überangebot gibt.
Und ich meine nicht nur Kleidung.

Wenn ich mir angucke, was es alles im Supermakt zu kaufen gibt. Wieviele unterschiedlich Olivenöle zum Beispiel. Ist ja schön, so eine große Auswahl zu haben. Was aber, welches der Kunde nicht kauft. Wird es runtergesetzt? Wird es aussortiert und thermisch vernichtet?
Was passiert mit all den noch vergänglicheren Lebensmitteln? Über die zuvor bereits aussortierten Waren, weil sie den Schönheitsanforderungen nicht optimal entsprechen, will ich erst gar nicht nachdenken.

Natürlich legt der Händler selten Geld drauf. Das Vernichten wird mit eingepreist. Trotzdem wird vieles sehr preiswert abgegeben. Den Erzeugern wird mit Abnahmegarantien der Warenpreis runtergeknebelt.

Und wir freuen uns über die Produktvielfalt. 5 Olivenöle zur Auswahl täten´s auch. 10 Automarken würden reichen. 20 Textilhersteller. Dann könnten alle Firmen auch überleben, selbst wenn man nur alle 12 Jahre mal ein Kleid kaufen täte (oder lass es mal 2 im Jahr sein). Und das Olivenöl eben, wenn das alte bald leer ist. Und das Sofa, wenn es wirklich nicht mehr zu retten ist. Oder den Wohnzimmerschrank. Und nicht wie jetzt, nur weil "man mal was Neues sehen muss" - überflüssiger Luxus.

Das Überangebot reizt zum Konsumieren. Weil das einzelne Objekt recht leicht ersetzbar ist. Die Wertschätzung leidet darunter. Kein Wunder, dass einem Pullover für 4,50 € keine Wertschätzung entgegengebracht wird. Dann kann ihn auch anziehen ohne aufzupassen, dass er abgewetzt wird wird von Jacke, Rucksack, Umhängetasche oder Rumlungern.

Früher wurde das Sonntagskleid nur sonntags getragen. Und auf die Werktagskleidung wurde ähnlich geachtet wie auf die Sonntagskleidung. Es wurde nicht nur genäht und gestopft, wenn es mal kaputt war, im gesamten Gebrauch wurde es wertgeschätzt.

Das ist heute ganz anders. Ich sehe das immer wieder und überall. Ich für mich selber vergessse meist schnell, was mich ein Kleidungsstück gekostet hat. Für mich ist jedes Kleidungsstück in der Regel kostbar, sobald ich es habe. Ich passe darauf auf, dass es möglichst lange hält. Oder auf meine Möbel. Oder auf die meisten anderen Sachen.

Ich liebe es zwar, eine große Palette an Warenauswahl zu haben, aber eine kleinere Auswahl würde mich in meiner Lebensqualität und Lebenszufriedenheit nicht wirklich beschneiden.

Wenn jeder die Dinge des Lebens nicht wie Wegwerfartikel behandeln würde, bräuchten wir nicht so ein großes Angebot. Viele Jobs würden wegfallen. Viele Menschen wären freigestellt von ihren jetzigen Aufgaben. Diese Menschen könnten ihren Lebenserwerb durch andere Tätigkeiten erzielen. Diese Human Power könnte andere großartige Dinge leisten, als den pausenlosen Konsum voranzutreiben.
Titel: Antw:Quarks: Der Kleider-Wahnsinn und wie wir ihm entkommen können
Beitrag von: high4all am 09.07.2020 07:41
Zitat
atürlich legt der Händler selten Geld drauf. Das Vernichten wird mit eingepreist. Trotzdem wird vieles sehr preiswert abgegeben. Den Erzeugern wird mit Abnahmegarantien der Warenpreis runtergeknebelt.

Fabrikneue, unverkaufte Kleidung kommt direkt aus dem Lager in den Reißwolf. Tonnenweise. Sozusagen durch Nichtkaufen von mir und anderen Verbrauchern "erzeugt".

Was für eine Verschwendung an Rohstoffen und Arbeitskraft!
Titel: Antw:Quarks: Der Kleider-Wahnsinn und wie wir ihm entkommen können
Beitrag von: MAS am 09.07.2020 08:01
Harry,

ja, Zufriedenheit und Unzufriedenheit gehen vom eigenen Geist (oder Herz) aus.

Wolfgang,

auch ja, aber es ist weniger die Menge der Firmen das Problem, sondern die Menge der unterschiedlichen Waren, die eine Firma herstellt, und dabei nicht der Waren, die auf Dauer hergestellt werden, sondern der Saisonwaren, und dabei nicht der von der Jahreszeit abhängig produzierbaren Waren, sondern der künstlichen Saisonwaren und der auf Modewellen ausgerichteten.

Wenn es 50 Autofirmen gäbe, müssten die genau so wenig überproduzieren wie 10. Aber wenn eine Firma ein Auto herstellt und ein Jahr später das Modell ändert, so dass die Eratzteile vom älteren Modell nicht mehr passen, dann wird es problematisch.
Es ist nicht problematisch, wenn es 50 Bäckereien in einer Fläche gibt, statt einer Großfirma, aber es wird problematisch, wenn man meint, man müsste abends um 20 Uhr noch 50 Brotsorten vorrätig haben.

Wobei ich schon als Bierfreund neidisch auf die Briten und Iren schaue, die in ihren Pubs 10 Biersorten vom Faß zur Auswahl haben, während es in Deutschland meistens nur 3 oder so sind. Aber ich habe mich da auch schon gefragt, was die Wirte dort am Abend machen, wenn nicht alles Fässer leer geworden sind. Aber da ergreift mich auch die Gier, und ich wünsche mir eine solche Auswahl auch hier.

Aber nochmal zu der Zahl der Firmen: Ich fände es schon schöner, viele regionale kleine Firmen zu haben, statt weniger überregionaler oder internationaler. Das müsse auch ökal* kein Problem sein.

Hajo,
ja, das ist ein Hauptproblem.

LG, Micha



* "Ökal" ist eine Wortschöpfung von mir als Pendant zu "sozial", während ich "ökologisch" lieber als Pendant zur "soziologisch" verwende.
Titel: Antw:Quarks: Der Kleider-Wahnsinn und wie wir ihm entkommen können
Beitrag von: culture skirt am 09.07.2020 10:22

...Davon kann aber kein privates Unternehmen existieren, wenn man nur einmal was kauft und dann 12 Jahre nichts mehr....

Doch kann.
Und zwar wenn nicht nur 400 Leute was alle 12 Jahre kaufen, sondern ein paar Millionen.
Tun sie aber nicht. Oder kaufst du bei jedem ein,  Skirtedman? Du hast von 10 Kunden 2, die was kaufen und 9 die nur gucken oder einmal im Jahr was für 3 Euro kaufen.

Zitat
Das Problem ist, dass es ein Überangebot gibt.
Und ich meine nicht nur Kleidung.
An Kleidung die chic aussieht, gibt es wenig und sie ist zudem noch teuer. Von dem 0815 Zeug dagegen gibts haufenweise, wo man "gezwungen" ist, das anziehen wie die Anderen. Siehe Männermode.. Totals Überangebot an Auswahl.. ich sach dir...

Zitat
Wenn ich mir angucke, was es alles im Supermakt zu kaufen gibt. Wieviele unterschiedlich Olivenöle zum Beispiel. Ist ja schön, so eine große Auswahl zu haben. Was aber, welches der Kunde nicht kauft. Wird es runtergesetzt? Wird es aussortiert und thermisch vernichtet?
Was passiert mit all den noch vergänglicheren Lebensmitteln? Über die zuvor bereits aussortierten Waren, weil sie den Schönheitsanforderungen nicht optimal entsprechen, will ich erst gar nicht nachdenken.
Das ist ne andere Geschichte. Aber jeder will überleben und was verdienen. Auch der kleine Angestellte. Am besten 3000 Euro netto minimum ohne viel machen zu müssen.

Zitat
Und wir freuen uns über die Produktvielfalt. 5 Olivenöle zur Auswahl täten´s auch. 10 Automarken würden reichen. 20 Textilhersteller. Dann könnten alle Firmen auch überleben, selbst wenn man nur alle 12 Jahre mal ein Kleid kaufen täte (oder lass es mal 2 im Jahr sein). Und das Olivenöl eben, wenn das alte bald leer ist. Und das Sofa, wenn es wirklich nicht mehr zu retten ist. Oder den Wohnzimmerschrank. Und nicht wie jetzt, nur weil "man mal was Neues sehen muss" - überflüssiger Luxus.
Die Leute fragen aber nach mehr Olivnölen nach. Die Hersteller werfen nichts auf den Markt wo vorher keine Marktumfrage erfolgt ist.
Ebenso bei den Autos. Toll. Also mir haben die Trabbis nicht gefallen.. Was ist wenn unter den 10 Auto keins ist, was mir gefällt oder meinen Anforderungen entspricht? 20 Textilhersteller, bei denen du am besten kein Kleid in der Größe als Mann findest. Planwirtschaft hatten wir schon mal und das bedeutet Stillstand. Sowohl auch in Innovation, weil einer der 10 Firmen vielleicht nicht auf eine neue Innovation kommt, aber der Elfte und der darf nicht, weil es nur 10 sein sollen. Aha, Elf könnens auch sein, wirst du dann sagen. Und was ist mit dem Zwölfen, Dreizehnten? Der wieder was besser oder anderes macht? Dann sind wir bald wieder eh da wo wir jetzt stehen. Bei zig Anbietern. Und so viele Automarke gibts a auch ni, wenn man mal auf die Autobahn guckt. Und Textilhersteller ganz gefährlich. Dann greift das Argument der Männer, Hemd und Hose reichen für Männer völlig aus noch mehr. Dann reichen sogar nur 2 Hersteller.

Ich kaufe keinen Pullover 4,50. 1. finde ich das nicht für den Preis und 2. sieht es auch wie 4,50 meist aus. Es ist aber genauso Augenwischerei zu glauben, dass ein hoher Preis Ressourcen spart oder weniger gekauft werden würde, oder die Qualität überproportional besser sei. Der Anspruch würde dann einfach steigen und damit das Angebot und Nachfrage beim Preis. Dann sind 10 Kleider für 1000 Euro im Schrank und nicht mehr für 100 Euro. Die Anzahl ist dieselbe. Und der Konsumreiz bleibt.

Zitat
Für mich ist jedes Kleidungsstück in der Regel kostbar, sobald ich es habe. Ich passe darauf auf, dass es möglichst lange hält. Oder auf meine Möbel. Oder auf die meisten anderen Sachen.
. Das ist ja richtig und schön. Aber nicht für Unternehmen, die davon abhängig sind Geld damit zu verdienen. Was machst du, wenn bei dir jeder Möbel gekauft hat und die nächsten 40, 80 Jahre damit versorgt ist?

Zitat
Wenn jeder die Dinge des Lebens nicht wie Wegwerfartikel behandeln würde, bräuchten wir nicht so ein großes Angebot. Viele Jobs würden wegfallen. Viele Menschen wären freigestellt von ihren jetzigen Aufgaben. Diese Menschen könnten ihren Lebenserwerb durch andere Tätigkeiten erzielen. Diese Human Power könnte andere großartige Dinge leisten, als den pausenlosen Konsum voranzutreiben.

Das halte ich für Sand in die Augen streuen. Von was leben dann diese Leute? Wieder von meinem Geld und der Anderen, die was dafür tun? was man selber gut gebrauchen kann für Miete, Altersabsicherung etc.. Du glaubst doch nicht, das H4 Empfänger irgendeine andere Tätigkeit suchen würden, was sie jetzt auch nicht tun. Die, die sich was neues suchen oder was ehrenamtlich machen, sind immer die, die eh schon voll zu tun haben aber nicht die, die den ganzen Zeit haben.

Viele Grüße
Jule
Titel: Antw:Quarks: Der Kleider-Wahnsinn und wie wir ihm entkommen können
Beitrag von: Ludwig Wilhem am 09.07.2020 10:44
Hallo Skirteman, du sprichst mir aus der Seele, denn wir konsumieren mehr als nötig. Muss Wachstum um jeden Preis sein? Der Club of Rome hat schon 1972 die Grenzen des Wachstums aufgezeigt. Die jetzige Corona Krise sollte uns bewusst machen, dass wir auch mit weniger zufrieden und glücklich leben können. Konsum um jeden Preis muss nicht sein, denn wenn ich mir ansehe, wie die Produktverlagerung nach Asien dort zu extremen Umweltschäden führt, die Abholzung des Amazonas unser Überangebot von Fleisch bedingt. Dieses nur zwei kleine Beispiele.
Wir sollten alle lernen, uns sinnvoll zu ernähren, zu kleiden und unseren Luxuskonsum zu beschränken. Ich weiß, das sind utopische Gedanken, aber vielleicht können wir etwas bewegen.
Wir können dem Kleider-Wahnsinn entkommen durch vernünftiges Einkaufen. Ich könnte hier noch vieles ergänzen, denn das waren nur Bruchstücke. Aber steter Tropfen höhlt den Stein.
Ludwig
Titel: Antw:Quarks: Der Kleider-Wahnsinn und wie wir ihm entkommen können
Beitrag von: MAS am 09.07.2020 10:54
Cultureskirt weist zurecht darauf hin, dass in unserm Wirtschaftssystem kein Unternehmer überleben kann, der nicht entsprechende Mengen verkauft und daher notgedrungen Ressourcen vebraucht, evtl. halt mehr, als gut ist.

Wenn man zugleich sieht, dass unser Wirtschaftssystem die planetarischen, ökologischen Grenzen, die ihm von der Natur gesetzt sind, missachtet muss man nach der Priorität fragen:
Als Unternehmen in einem System überleben, das den Ast absägt, auf dem es gewachsen ist oder zu versuchen, aus diesem System herauszukommen und es so zu ändern, dass der Ast am Leben bleibt.

Das ist wohl eine schwierige Entscheidung, solange ein Unternehmer die Gefahr sieht, diesen Systemwechsel nicht bewerkstelligen zu können, solange er selbst am Leben ist und dadurch sich selbst abzusägen, solange der Ast noch hält. Es stützen dann zwar künftige Generationen mit dem abgesägten Ast ab, aber der Unternehmer, der das selbst nicht mehr erlebt, wird evtl. eine Priorität darauf setzen, solange er lebt, auch wirtschaftlich zu überleben, egal, was danach kommt.

Die Gefahr ist deshalb so groß, weil es zu viele Unternehmer (und Konsumenten) gibt, die nicht einsehen, dass das System schwerwiegende Fehler enthält, und deshalb die, die es sehen, zu wenige sind, um das System zu ändern und statt dessen im Konkurrenzkampf untergehen.

Blöde Situation!!!

LG, Micha
Titel: Antw:Quarks: Der Kleider-Wahnsinn und wie wir ihm entkommen können
Beitrag von: culture skirt am 09.07.2020 15:45
Wenn es höheres Leben gibt, was sehr wahrscheinlich ist, dann haben selbst hoch entwickelte Außerirdische mit Sicherheit noch keine Lösung für ihr Ressourcenproblem gefunden haben und werden immer noch von Planet zu Planet ziehen um Ressourcen abzubauen. Der Mensch ist halt noch an die Erde gebunden und zieht von Land zu Land.
Titel: Antw:Quarks: Der Kleider-Wahnsinn und wie wir ihm entkommen können
Beitrag von: JJSW am 09.07.2020 18:37
Ich bekenne mich schuldig, dem Kleider-Wahnsinn verfallen zu sein. Bin heute wieder im Kleid draußen (https://www.rockmode.de/index.php?topic=6839.msg127238#msg127238) unterwegs. Und es gibt immer mehr warme Tage. Und so viele schöne Kleider zum tragen.

Was soll ich tun, um da wieder raus zu kommen?
Sollen wir eine Selbsthilfe-Gruppe gründen?

Grüßle
Jürgen

Titel: Antw:Quarks: Der Kleider-Wahnsinn und wie wir ihm entkommen können
Beitrag von: Skirtedman am 09.07.2020 19:19
Sind wir doch schon, Jürgen.

Und der nächste Präsenz-Termin, das nächste Treffen, steht vor der Tür (Mainz).
Titel: Antw:Quarks: Der Kleider-Wahnsinn und wie wir ihm entkommen können
Beitrag von: steffish am 10.07.2020 08:27
Wenn es höheres Leben gibt, was sehr wahrscheinlich ist, dann haben selbst hoch entwickelte Außerirdische mit Sicherheit noch keine Lösung für ihr Ressourcenproblem gefunden haben und werden immer noch von Planet zu Planet ziehen um Ressourcen abzubauen. Der Mensch ist halt noch an die Erde gebunden und zieht von Land zu Land.
Du mußt ein sehr abgegrenztes Weltbild haben, denn Du definierst Deine Vermutungen als Tatsachen. Ich will Deinen Aussagen nicht grundsätzlich widersprechen, aber diese Vermutungen lassen keinen Raum für anderes Denken.
Titel: Antw:Quarks: Der Kleider-Wahnsinn und wie wir ihm entkommen können
Beitrag von: MAS am 10.07.2020 09:34
Cultureskirts Vorstellung ist die des Menschen als Raubtier. Der Film "Independence Day" projiziert diese Vorstellung auf Außerirdische. Der Film oder besser das Buch "E.T. - Der Außerirdische" entwirft ein ganz anderes Bild, nämlich das von Raumfahrern, die auf den Planeten, die sie besuchen, Pflanzen für ihren riesigen Garten auf dem Raumschiff und für ihren Grünen Planeten sammeln. Ein Besatzungsmitglied kam bei einer solchen Expedition nicht mehr rechtzeitig an Bord. Seine Abenteuer auf der Erde sind der Hauptinhalt des Films.

Man kann den Menschen halt sehr unterschiedlich sehen bzw. verschiedene Merkmale, die wir in uns haben, hervorheben, mit Gut und Böse als den beiden Extrempunkten. Cultureskirt betont mehr die böse Seite, mehr die Skekse als die Urus, um mit "Der dunkle Kristall" zu reden oder mehr die dunkle Seite der Macht, um mit "Star Wars" zu reden. Wir haben beide Seiten in uns, meistens gut gemischt, aber bei einigen ist die Seite glasklar, auf der sie stehen.

LG, Micha

PS: Ich finde gar nicht, dass wir vom Thema abkommen, sondern wie vertiefen es.