„Ist das der endgültige Sieg der Jogginghose?“

[high4all]

Autorin Katja Eichinger über Mode und Corona

https://www.tagesspiegel.de/themen/mode/autorin-katja-eichinger-ueber-mode-und-corona-ist-das-der-endgueltige-sieg-der-jogginghose/25732722.html

[culture skirt]

Das wichtigste in Kürze:
"ist es der endgültige Sieg der Jogginghose? Oder werden wir uns danach sehnen, uns zu inszenieren?"

Tragen Sie nur noch Jogginghose?
"Richtig kleiden ist wichtig, um nicht zum depressiven Robinson Crusoe zu werden. "

"Die Impulskontrolle, die uns die Modeindustrie abtrainieren will, wird gerade gefordert. Wir entwickeln Frustrationstoleranzen, die uns vorher systematisch von der Konsumgesellschaft abtrainiert wurden."

"Hyperkonsum beruht auf einer geringen Frustrationstoleranz."

"Wie geht es Ihnen in Ihrem Wohnwagen?
Ich bin trainiert im Alleinesein und darin, von zu Hause aus zu arbeiten."

"Das Missverstandenwerden ist in Deutschland eine schwierige Sache.
Die Deutschen haben Angst, dass man ihnen irgendetwas andichten könnte. Mode gilt als frivol"

"Schutzschild gegen die Unvorhersehbarkeit. Auch über Tatoos schreibt Katja Eichinger."
Die Medien haben sich vor allem über Hipster lustig gemacht.
Aber dass man versucht, diese Phänomene einzuordnen, passiert selten. Bärte kamen in der westlichen Welt erst in Mode nach dem 11. September 2001 und nach den Enthüllungen, was im Irakkrieg in Abu-Ghuraib passierte. Das kommt einer Assimilierung dessen gleich, wovor man sich fürchtet."

Also haben Bärte auch bei uns eine politische Dimension?
"Auf jeden Fall. Auch wenn sich der Bartträger selbst als Konsument definiert."

Mode ist ein sozialwissenschaftliches Thema. Männer mit Bärten und Wehrmachtshaarschnitten. In der Mode kommt bekanntlich alles wieder.
Die Angst, nicht angepasst genug zu sein.
Die Kontrolle und Macht über sein Leben zu verlieren.

Bei manchen Männern mit spezieller Attitude dazu ist es der spezielle Narzissmus.

Insgesamt verliert sich das Spielerische, Lockere und Individuelle mehr und mehr, dass Mode manchmal hatte.

Viele Grüße
Jule

[JJSW]

Guten Samstag-Nachmittag

Also ich sehe nicht ein, warum ich jetzt wegen Corona mir 'ne Jogginghose zulegen soll.
Auf Jogging hab ich keine Lust und Spazierengehen, Wandern und Fahrradfahren geht in Rock oder Kleid auch 😉

Grüßle
Jürgen

[tcar]

Ich bin immer noch nicht so ganz sicher, was ich mit dem Interview anfangen soll - es streift so viele Themen, und ein Ziel kann ich irgendwie nicht ausmachen.

Der große Jogginghosenträger bin ich nicht - ja, ich bin im Homeoffice, aber um mir einen Rest von Arbeitsalltagsgefühl zu erhalten, steige ich morgens in Bürokluft um, auch wenn ich mir da im Moment mehr Freiheiten erlaube. Und wenn ich zu Hause komfortable Beinbekleidung will, habe ich wie denke ich viele hier eine andere Lösung

Wie die Autorin bin ich allerdings gespannt, wie die Mode nach Corona aussehen wird - und im Sinne des Forums, was das für den Rock am Mann bedeutet. Einerseits könnte es sein, dass die Leute offener sind und wir in Sachen Mode eine gewisse Egal-Haltung aus der Isolation mitnehmen - dann wären mehr Sachen "erlaubt", wovon auch der Rock profitieren könnte. Allerdings wird die Mode erfahrungsgemäß nach Krisen eher konservativer - und die Hosenuniform könnte wieder verstärkt übernehmen.

Beim Thema "Fast Fashion" bin ich zwar der Meinung, dass diese Entwicklung Quatsch war. Andererseits fiele mit einem Rückgang davon auch ein Mittel zum modischen Experimentieren weg, was dem Thema "Rock am Mann" wahrscheinlich eher schadet.

Was ist Eure Einschätzung dazu?

[MAS]

Was ist denn "Fast Fashion"? Eine schnell, also oft wechselnde Mode?

LG, Micha

[rockpeter]

Was ist denn "Fast Fashion"? Eine schnell, also oft wechselnde Mode?

LG, Micha

Ich kann mir vorstellen, dass es das Gegenteil zu nachhaltiger Mode ist.

[tcar]

Was ist denn "Fast Fashion"? Eine schnell, also oft wechselnde Mode?

Genau - statt dem klassischen Rhythmus mit Sommer- und Winterkollektion mit Kollektionen, die nur für ein paar Wochen in den Läden sind und danach ausgetauscht werden. Häufig bringt das mit sich, dass diese Mode schnell designt und produziert ist und damit nicht besonders hochwertig oder langlebig - wofür sie oft auch nicht gedacht ist. Nachhaltig ist das natürlich nicht; daher die Kritik daran.

[MAS]

Danke Tcar und auch Rockpeter!

Ich denke, so eine fast fashion verdankt sich einem hohen wirtschaftlichen Druck, möglichst viel verkaufen zu müssen, um überleben zu können. Man sieht es ja auch an den Autos. Noch in den 80ern wechselten die Designs der einzelnen Autotypen zweimal im Jahrzehnt oder noch seltener, jetzt mehrmals im Jahrzehnt, wobei die Unterschiede minimal sind, mal ein anderes Rücklicht oder einé andere Scheinwerferform.  Zugleich ähneln die verschiedenen Automarken einernander immer mehr.

Ich finde, das ist kein guter Trend, da damit eine Erhöhung des Ressourcenverbrauchs verbunden ist, bei Autos wie bei Kleidung.

LG, Micha

[Kölsche_Jung]

Ich finde ihre mögliche Schlussfolgerung, das ein Großteil der Menschen die nun weil sie nicht oft vor die Türe gehen daheim Jogginghosen tragen, dies demnächst immer und auch draussen machen werden ziemlich gewagt. Wie kommt sie darauf? Woher weiß sie, das so viele jetzt daheim Jogginghosen tragen? Haben diese Menschen das vorher nicht getan? Hmm...

Jogginghosen sind bei jüngeren Menschen derzeit wieder trendig. Ich finds furchtbar. Aber das muß ich ja nicht nachmachen. Das die anderen es demnächst tun bezweifel ich ebenfalls. Also eigentlich steht in dem Artikel nur spekulatives.

In meinem Umfeld gibt es Niemanden der jetzt wegen Corona mehr Jogginghosen trägt. Das ist jetzt nicht repräsentativ aber steht im Gegensatz zu dem was Frau Eichinger vermutet 

[MAS]

Jogginghosen haben für viele Menschen die Bedeutung von gemütlicher Kleidung für zu Hause wenn niemand zusieht.

LG, Micha

[cephalus]

Ich finde ihre mögliche Schlussfolgerung, das ein Großteil der Menschen die nun weil sie nicht oft vor die Türe gehen daheim Jogginghosen tragen, dies demnächst immer und auch draussen machen werden ziemlich gewagt. Wie kommt sie darauf?

Das sehe ich EIGENTLICH auch so.
Aber : Seit Beginn der Katastrophe sehe ich nicht nur vereinzelte Menschen in Jogginghose oder Leggings auf der Straße oder in Supermärkten. Vorher war das in meiner Umgebung eine echte Ausnahme,  sowas kannte ich nur von anderen Städten...

[Rockermatze]

Jogginghose war bisher auch meine Freizeitbekleidung, die habe ich auch beim Einkaufen, Besuch bei meinen Eltern und auch, wenn ich in meiner eigenen Wohnung Besuch empfangen habe, getragen.
Seit letztem Juli ist es nun der Rock, da ich die Bequemlichkeit lieben gelernt habe.
Nur bei einem Besuch meiner Eltern trage ich erstmal weiterhin Hosen, da sie eben noch sehr konservativ eingestellt sind.

LG, Matze

[steffish]

Nur bei einem Besuch meiner Eltern trage ich erstmal weiterhin Hosen,

Meine Eltern sind über 80 -> soll ich die noch zu irgendwas Neuem bekehren ? Die dürfen ihr unveränderbares Weltbild halt noch behalten und Rock kann ich ja auch sonst die ganze Zeit tragen wenn wir uns nicht sehen.
Ach ja und zum Thema Jogginghose: Sowas trage ich nie !
Grüße,
steffish

[high4all]

Wieso werden ältere Menschen als unflexibel dargestellt?

Ich empfinde das als Diskriminierung.

Bin ja auch nicht mehr der Jüngste.


Außerdem gibt es junge Leute, die völlig starr in ihren Ansichten sind.

Hajo

[cephalus]

Wieso werden ältere Menschen als unflexibel dargestellt?

Ich empfinde das als Diskriminierung.

Naja, Hajo, pauschal wäre es vielleicht diskriminierend, aber man kennt eine Eltern in der Regel ganz gut .
Meiner Schwiegermutter, gerade mal 12 Jahre älter als ich, würde ich vieles nicht zutrauen/zumuten, was meine Nachbarin mit 93 interessiert offen und flexibel aufnimmt. Vermutlich hat sich bei beiden in den letzten 30 Jahren auch nicht viel geändert.