Autor Thema: Pinkifizierung  (Gelesen 124 mal)

Offline cephalus

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Pinkifizierung
« am: Gestern um 15:38 »
Yoshi hat ein Thema angeschnitten, das ich sehr interessant, aber auch unschön finde:

Heutige Kindermode bildet den Unterschied zwischen den Geschlechtern noch stärker ab als Erwachsenenmode. Alleine die Motive und Farben sind schon sehr klischeemäßig. Bei Mädchen sprechen wir Pädagogen von der "Pinkifizierung", weil alles auf niedlich getrimmt ist, mit rosa Schleifchen, Glitzer, Prinzessinnenkleider, Tüllröcke, u. ä.

Ich habe nichts dagegen, wenn Kinder sich diese Kleidung selbst aussuchen. Mich stört es aber, wenn Eltern durch das Forcieren der Kleiderwahl ihre Kinder in eine bestimmte Genderrolle lenken wollen, von der sie nicht abweichen dürfen.

Selbst bin ich durch meine Kinder nicht mehr sehr betroffen, da mein Großer mittlerweile nur noch in der Männerabteilung passende Sachen findet, mein Kleiner im Bereich "14-16 Jahre" einkauft, obwohl er erst 11 ist.
Außerdem erschließen sich ihm mittlerweile die kleineren Damengrößen 30-32...
Da findet er Kleider nach seinem Geschmack, mit der Mädelsabteilung in pink konnte er sich nie anfreunden.

Ich glaube aber auch, dass Mädchen, umgeben von pinken Mädchen gar keine freie Wahl haben, sich anders zu entscheiden.
Kinder machen nach, was sie von Gleichaltrigen sehen. Sich selbstbewusst für einen eigenen Weg, der dann auch noch offensichtlich ist, zu entscheiden ist nicht nur im Kindergartenalter schwer.

Durch deinen Beitrag ist mir wieder in Erinnerung gekommen, wie schwer es manchmal für Eltern ist, nicht in die Schienen Pink oder Dino zu kommen.
Es wird für manche Altersstufen kaum etwas anderes angeboten.

Suche mal ein schlichtes Kleid in nichtpink. Für meinen Sohn habe ich einmal ein Camouflagekleid bestellt, und auch an dem war dann, quasi als Alibi, eine rosa Schleife dran, die die Schere erforderte.

Ich bin mir nicht sicher, ob man alleine die Eltern verantwortlich machen kann, zum einen erschwert das Angebot die Auswahl, die Kinder nehmen andere zum Vorbild und fordern das Gleiche und eine Reflexion findet kaum noch statt.


Im vergangenen Jahr habe ich mit einer spitzen Bemerkung, in einem Kindergarten für Nachdenken, Diskussion und peinliche Berührtheit gesorgt:

Zum Muttertag wurden kleine Blumentöpfchen bepflanzt und liebevoll verziert.
Zum Vatertag wurde eine große Menge Hämmer bestellt und der Plan war, dass jeder Hammer mit dem Namen des Vaters versehen wird.

Ich meinte nur, wenn für Männer der Hammer, dann wäre für Frauen der Kochtopf wohl gerechter.
"Spinnst Du? Frauen an den Herd oder was?" War der erste Kommentar, bei der Denkprozess der dortigen Leitung einsetzte.
Die Hämmer liegen immer noch im Lager.

Ich glaube, bis wir die Pinkifizierung und alles was an klischeehaften auch später folgt überwunden haben, wird noch viel Zeit vergehen.







Offline high4all

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Antw:Pinkifizierung
« Antwort #1 am: Gestern um 16:28 »
Ich glaube, bis wir die Pinkifizierung und alles was an klischeehaften auch später folgt überwunden haben, wird noch viel Zeit vergehen.
Solange sich damit viel Geld verdienen lässt, wird dieser Trend weitergehen. Es gibt ja auch rosa Werkzeug, extra für Frauen. Wenn das zusätzlich zum anderen Werkzeug gekauft wird, freuen sich die Hersteller. :-X

Im 19. Jahrhundert war rosa/rot für Jungs vorbehalten, wie diese beiden Gemälde zeigen:
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Hellblau hingegen war für Mädchen gedacht:
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Inzwischen ist die Farbzuordnung umgekehrt. Was im Grunde zeigt. dass diese Zuordnung eine Modeerscheinung ist.
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Offline Timper

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Antw:Pinkifizierung
« Antwort #2 am: Gestern um 16:32 »
Ich glaube eher Klischees werden nie überwunden. Bestenfalls schwächen sie sich ab.
Sieh dich um. Nimm mal als kleines Beispiel Kosmetik, zb Nagellack. Klarlack und dezent geht. Wenn’s bunt wird wird gleich eine Schublade aufgemacht.
Und das gilt für unendlich viele Dinge. Nicht nur Röcke.
Und dh man achtet drauf sich von Farben fernzuhalten die in Richtung Lgbt tendieren.
Sushi Rolls Not Gender Rols.

Rock tragen? Ich darf das!

Offline Yoshi

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Antw:Pinkifizierung
« Antwort #3 am: Gestern um 17:36 »
Kinder wachsen halt schon mit den gängigen Motiven auf. Jungs haben Dinos, Superhelden, Star Wars, etc. und Mädels Einhörner, Prinzessinnen oder Barbie. Das deckt sich auch meistens mit den Interessen der Kinder. Es gibt aber auch immer mehr Eltern, die ihre Kinder "genderneutral" erziehen. Da haben Jungs auch mal längere Haare mit rosa Glitzerspangen, Nagellack oder feminin anmutende Leggings und Shorts an. Das wird sogar immer häufiger.

Je konservativer die Familie, desto mehr werden die Klischees bedient. Das ist nicht nur die Farbe pink bei Mädchen, sondern auch Glitzer, Tüll, Schleifen, etc. Jungsmode würde ich noch "realitätsnah" an Herrenmode angelehnt bezeichnen, denn bis auf die Leggings und Strumpfhosen wird der Großteil der Kleidung auch von erwachsenen Männern getragen. Mädchenmode ist schon teilweise sehr "realitätsfern" und eher eine Verkleidung als Prinzessin. Der sehr beliebte Tüllrock in pink oder regenbogenfarbend würde beispielsweise niemals von einer erwachsenen Frau im Alltag angezogen werden.

Neben der verniedlichenden Pinkifizierung sehe ich die "Sexualisierung" von kleinen Mädchen als Problem. Ich spreche da beispielsweise von Pumps, teils mit kleinen Absätzen oder Kniestrümpfe, die wie Strapsen aussehen oder Shorts, die deutlich kürzer sind als bei den Jungs. Die Kleidung ist ja teilweise schon auf feminine Rundungen geschnitten, die im Kleinkindalter gar nicht vorhanden sind, wie beispielsweise Kleider mit schmalen Taillen.

Ich glaube auch weniger, dass die Kleidung von den Kindern auskommt. Klar, im Kindergartenalter wollen Mädchen typische Mädchenkleidung und Jungs typische Jungskleidung anziehen, vor allem weil der Freund es halt auch trägt. Ich sehe diese geschlechtergetrennte Kleidung aber auch schon bei Kindern in der Krabbelstube (0-3 Jahre), die sich nicht selbst für diese Kleidung entschieden haben. Bis sie sich diese Kleidung überhaupt verbal wünschen können, sind sie schon lange vorgeprägt worden. Der beste Beweis für mich ist immer, wenn die Jungs "Mädchensachen" aus der Verkleidungskiste anziehen wollen. Gerade in den letzten Tagen fiel mir wieder auf, wie häufig die Jungs mich auf Nagellack und Rock ansprechen, weil sie das schön finden und mir Komplimente dafür geben. Nicht selten kommt es von den "harten Kerlen", die kämpfen, Star Wars spielen und manchmal sehr vorlaut sein können.

Wer zwei Minuten Zeit hat, kann hier mal reinschauen.


Offline MAS

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Antw:Pinkifizierung
« Antwort #4 am: Heute um 00:14 »
Das ist dann ja Gendern. Aber die so gendernden Konservativen regen sich über das Gendern auf, meinen damit aber was anderes.

LG, Micha
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