Hallo Michael,
Was mir Sorgen macht ist, dass ich durch diese Erlebnisse zu einer negativen Einstellung anderen Menschen gegenüber kom[…]tatsälich ablehend würden. Die könnten dann den Rock als Vorwand verwenden, mich abzulehnen, auch wenn sie das nicht zugeben, sondern irgendetwas anderes vorschieben würden.
Auf diese Deine Befürchtungen fällt mir eigentlich fast nur ein, was Du selbst formuliert hast:
Für letzteres spricht ja beider Ansicht, das ich zu viel (!) denke
Du wirst nie die Gedankengänge einzelner anderer Menschen voraussehen oder nachvollziehen können, schon gar nicht die von vielen Dir unbekannten Leuten.
Genaugenommen bleibt Dir, nicht nur beim Thema Rock, als einzige Option, den für Dich, zu diesem Zeitpunkt, komfortabelsten Weg aus der pragmatischen Abwägung deiner Wünsche gegen die Reaktionen der Umgebung zu suchen.
Was andere Menschen wie verarbeiten, was sie bis zu diesem Zeitpunkt erleben und was sie im Laufe der Zeit beeinflusst ist unvorhershbar.
Die Reaktion deiner Angehörigen kann ich sehr gut verstehen, verhalte ich mich doch in vielen Fällen ähnlich:
Wenn ich mich über das Verhalten oder die Entscheidungen von Personen in meinem Umfeld wundere oder sie nicht nachvollziehen kann, werde ich in der Regel dazu kein negatives Statement abgeben, es sei den ich halte sie für gefährlich oder verwerflich.
Das mache ich, weil ich
1. evtl. mir erst eine Meinung bilden will, gerade wenn es ein neues Thema ist,
2. den anderen nicht durch Kritik belasten will, wenn es keinen triftigen Grund dafür gibt,
3. ich davon ausgehe, dass der andere einen , in meinen Augen „falschen Weg“ selbst erkennt,
4. und ich mir nicht anmaßen will, meine wenig relevante Ansicht gegen die Entscheidungen eines anderen zu stellen.
Trotzdem kann sich im Laufe der Zeit oder der Vorgänge durchaus die Situation ergeben, dass ich ein Thema plötzlich aufgreife, das vor Jahren seinen Anfang genommen hat, einfach weil sich meine Situation oder die des anderen geändert hat, oder ich schlicht lange gebraucht habe mir eine Meinung zu bilden.
Es stellt sich dabei heraus, dass sie jahrelang zwar Toleranz geübt haben, aber sich nie ernsthaft mit der Frage, warum ich es eigentlicht tue, beschäftigt haben.
Auch hier möchte ich deine Angehörigen etwas in Schutz nehmen.
Habt ihr über das „warum“ gesprochen? Vermutlich nicht?
Ich selbst habe weder die Motivation noch die Kapazität jedes mir nicht sofort nachvollziehbare Handeln meiner Umgebung zu hinterfragen und zu durchleuchten, erst Recht nicht das, welches für mich keine besondere Bedeutung hat.
Ich werde vermutlich auch nicht immer erkennen, von welcher Bedeutung es für den anderen ist, wenn er es nicht ausdrücklich formuliert.
Summa sumarum sind und bleiben wir für fast alle Außenstehenden Exoten, die mit den von mir formulierten Begriffen in Verbindung gebracht werden, die keinem schaden und auch keinem durch ihre Kleidung nützen und so, in den allermeisten Fällen weitgehend emotionslos hingenommen werden.
LG
Cephalus