Vermutlich liegst Du richtig bei der Durchführung der Aktion.
Jedoch brauchst Du zur Besprechung weder Motorsäge noch Schutzhose.
Zur Frage von JoHa:
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Immer noch unterstelle ich, trotz drei anderer Erfahrungen, daß meine Umgebung als Gruppe anders reagiert als im Einzelkontakt.
Beispiel: einige haben schwule/lesbische Verwandte, mit denen man ungezwungen, liebevoll umgeht, obwohl man bei Aufführungen des Bauerntheaters vor Lachen über den schwulen Friseur grölt. Meine Frage hierzu ist, ob es sowohl ein inneres als auch ein gesellschaftliches Tabu gibt. Ich vermute: ja.
Ich würde auch mit einem kleinen, teilweisen Ja antworten. Da spielt die Gruppendynamik gewiss eine Rolle.
Es spielt aber auch noch etwas anderes eine Rolle - und ich glaube, das macht den überwiegenden Teil der Sache aus:
Im Bauerntheater (auch hier zwar Gruppendynamik durch gemeinsame, mehrheitliche Reaktion) lacht man aber sicherlich weniger über die Tatsache, dass der Friseur schwul ist. Mehr über die Konstellation, dass z.b. eine weibliche Rolle sich in ihn verguckt hat, ohne zu wissen, dass er vermutlich als Flirt- und sonstwas-Partner nicht in Frage kommt, dann erregt das schon Heiterkeit. Zum andern reizt zum Lachen, dass gängige Klischees im Theaterstück aufgegriffen werden. Und ich denke, dass man vermutlich am meisten lacht (je nachdem, wie das Stück halt auch aufgebaut und inszeniert ist) über die vermutlich übertriebene Darstellung des Klischees.
Gerne werden die kennzeichnenden Merkmale in Film und auf der Bühne extrem überzeichnet dargestellt. Und die übertriebene Darstellung reizt am meisten zum Lachen.
Da wird auch über die dicke Erna mit ihrem breiten Hintern und ihrem auffallenden Handtäschchen gelacht, auch wenn im wahren Leben die dicke Erna hinter der Bäckertheke steht oder in ihrer Freizeit über den Dorfplatz läuft und man zumindest im direkten Miteinander nicht lacht, sondern sie durchaus weitgehend als die Person, die sie mal ist, toleriert und respektiert.
Mich erinnern diese Gedanken an den langjährigen Sitzungspräsidenten der Fernsehsitzung "Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht". Das ist der Mensch, der in der Mitte des Komitees sitzt und die Nummern ansagt und die ganze Sitzung moderiert. Seit einiger Zeit macht das Andreas Schmitt. Und seit 20 Jahren tritt er selbst als Redner in der Fernsehsitzung auf in der Rolle des "Obermessdieners zum Hohen Dom zu Mainz". Wikipedia schreibt:
"Seine rundliche Figur erzeugt zusätzliche Komik, wenn er im fiktiven Kostüm eines Obermessdieners in die Bütt tritt."Ich kenne ihn seit gut 30 Jahren. Auch im Privatleben ist er ziemlich beleibt. Ja, das bringt einem mal innerlich zum Stutzen. Aber im persönlichen Umgang mit ihm spielt das keinerlei Rolle. Aber auf der Bühne wiederum kann man vortrefflich über ihn lachen.
Und ich glaube, dieser Effekt, der vor allem durch die Darstellung / Zur-Schaustellung / Übertreibung resultiert, ist der größte Faktor, weshalb der ganze Saal in Gemeinschaft gröhlt - dass man in Gemeinschaft ungenierter und anonymer sich amüsieren kann, dürfte nach meiner Beurteilung nicht der ausschlaggebende Faktor sein.
Also ich glaube nicht, dass man eine sonst versteckte, unterdrückte Ablehnung, die sich nur in Gemeinschaft Bahn bricht, daran ablesen kann.