Eine Weile hatte ich mein Outfit für die Weihnachtsfeier schon geplant und durchdacht.
Es sollte dieses Kleid werden:
Bitte einloggen oder registrieren um das Bild zu sehen.Um es nicht zu übertreiben (na gut, für die meisten ist das Kleid schon eine deutliche Übertreibung an einem Mann) aber mit anderen Schuhen.
Ein deutlicher Absatz war Pflicht, weil ich sonst permanent auf das Kleid getreten wäre, aber ich habe mich für einen massiven Blockabsatz entschieden.
Die Anmerkung meiner Frau, zu Schmucklosigkeit / Beerdigung / Priester habe ich zum Anlass genommen über Schmuck nachzudenken – bisher nicht mein Thema.
Meine Frau hat mir ein paar Stücke aus ihrem Fundus angetragen und ich habe getestet.
Ja, es sah besser aus, aber, diese Art von Schmuck hat für mich das Bild so weit in Richtung feminin verschoben, dass ich mich damit nicht anfreunden konnte.
Also, Schmuck ja, aber anders: Vielleicht rustikaler, männlicher, mit natürlichen Materialien? Stahl? Stein?
Weil ich schon vor längerem
Videos gesehen hatte, zur Verarbeitung von Epoxidharz, und ich teilweise die Ergebnisse ganz schön fand, dachte ich mir, sowas vielleicht im kleinen, als Schmuck zu probieren.
Das kam dabei heraus:
Bitte einloggen oder registrieren um das Bild zu sehen.Bitte einloggen oder registrieren um das Bild zu sehen. Ja, das funktionierte und hat das Gesamtbild aufgelockert, und nicht zu sehr in Richtung weiblich verschoben.
Gestern war dann der große Abend.
Von der Arbeit nach hause, etwas relaxen, dann umziehen, und alles designen.
Meine Frau meint ich sähe toll aus, und dass sie meinem Mut bewundern würde, sie würde sich das, an meiner Stelle, nicht trauen.
Ratter… ratter.
Plötzlich stelle ich mir die Frage, was zu Teufel ich eigentlich treibe. Warum halte ich mich nicht an „Regeln“ und warum riskiere ich unnötige Aufmerksamkeit?
Verunsichert und frustriert betrachte ich mein Spiegelbild, das mir durchaus gefällt, und führe mir im Gedanken meine Kollegen vor Augen:
Altes Sakko, Sneaker, schwarze Jeans, vielleicht der eine oder andere eine Krawatte, einen bescheuerten Elchpullover, oder vielleicht eine zu klein gewordene Stoffhose und einen Rollkragenpullover?
Mir fallen auch noch die Kolleginnen ein: Eleganter Jumpsuit oder Hosenanzug, das eine oder andre kurze Glitzerkleid, oder auch ein paar lange festliche tief ausgeschnittene Kleider und einzelne mit Jeans.
Aber egal, ich bin keine Frau.
Eigentlich sollte ich jetzt fahren.
Aber…
Total grantig und genervt stampfe ich die Treppen nach oben ins Schlafzimmer, werfe den Schuck aufs Bett, reiße mir das Kleid vom Leib, hole mir eine ältere und damit zu weite, schwarze Hose aus dem Ankleidezimmer und montiere sie mit einem Gürtel, schlüpfe in ein weißes Hemd, schlüpfe in schwarze Sneakers.
Meine Frau sieht mich nur fragend und verwundert an, als sie mich auf dem Weg zum Auto sieht.
Der Abend nervt mich.
Besser gesagt, ich nerve mich!
Ich frage mich den ganzen Abend, ob ich mich im Kleid wohl gefühlt hätte, wie es angekommen wäre, freue mich aber auch über meine Unsichtbarkeit.
Da meine Stimmung einfach nicht gepasst hat, endet der Abend für mich, als die ersten KollegInnen leicht beschwipst sind und ich setze mich als erster ins Auto und fahre heim.
Ausnahmsweise gönne ich mir zuhause noch einen Wein.
Ach ja, genau so wie ich mir die Kollegen vorgestellt hatte, waren sie gekleidet.
Und eigentlich dachte ich, ich schreibe einen Beitrag über die gelungene Weihnachtsfeier, während ich das erste Mal in meinem Leben in einem ICE sitze und nach Köln fahre.
Manchmal läuft es nicht.
Zum Ausgleich sitze ich angefressen am Schreibtisch und muss jetzt mal sehen, wie ich wenigstens den Ticketpreis erstattet bekomme - kein Bock mehr auf Bahn. Die nächsten Planungen werden konservativ:
Auto und Hose