Ja, genau das, was Deine Familie beobachtet, dachte ich spätestens auch dabei, als ich Deine Passage von Deinem vorausgegangenen Post gelesen hatte:
Hi Lars,
ja, ich hätte natürlich gekonnt, natürlich wären nicht alle Leute zusammenlaufen und hätten auf mich eingeschlagen.
Natürlich waren ich und meine Unwilligkeit Blicke auf mich zu ziehen, das Problem.
Hatten wir ja schon wiederholt hier im Forum von verschiedenen Autoren festgestellt, dass die Art der Reaktionen, falls überhaupt, sehr viel auch von Deinem inneren Zustand abhängt.
Du umschreibst das nun schön mit Deinem momentanem "State of Mind".
So ein bisschen mitfühlen - und so ein bisschen schwingt u.a. sowas auch aus Deinem jetzigen Post heraus - kann ich da gerade ganz aktuell, als dass mich - nun auf den Ende des Sommers bezogen - vor allem gestern so eine kleine depressive Missstimmung befallen hat, als ich den mutmaßlich letzten richtigen Sommertag nicht richtig auskosten konnte und er sich auch alsbald als ein nicht so ganz richtiger Sommertag - wie erhofft - entpuppte. Sicher, das End-of-Summer-Feeling ist ja bestimmt nur maximal ein klitzekleines Steinchen eines kompletten "State of Mind"s.
Die Sache mit dem "Warum will ich bloß solch einen Mist?" (also, warum reichen mir nicht einfach nur Hosen wie zig Millionen von anderen Männern?) kommt auch mir bekannt vor. Ich glaube, das hat mich innerhalb meiner Laufbahn zweimal kurz befallen. Das ist weißgott schon lange her.
Aber ja, da war ich mental ein wenig beschattet und wollte nicht, dass die Leute das mit mir und meinem beeinträchtigten Angesicht / Miene ablesen und das am Ende gar mit meinem
für den Rest der Menschen ungewohnten Erscheinungsbild in Zusammenhang bringen. 'Seht her, was für ein armes Würstchen. Kleidet sich spooky und ist noch nicht mal glücklich dabei!'
Wie einfach ist es, dann in Normalohosen in der Menge der Leute abzutauchen und nur auf das allernötigste, falls überhaupt, beachtet zu werden?
Für mich ist das gar nicht mehr so einfach, weil bestimmt mindestens ein Drittel der Leute mich in Röcken und mittlerweile Kleidern kennen, aber nicht in Hosen. Und trüge ich Hosen, würde ich
den meisten von diesen Leuten gerade deswegen auffallen, weil sie mich wiedererkennen und ich erstmals Hosen trüge.
Diese beiden Male "Warum will ich diesen Mist", irgendwie begleitet von Trauer, Verlust, Existenzsorgen oder irgendwas dergleichen, brachten mich dann auch an die Stelle zu denken (Gregors Einwand lässt grüßen!), wie sehr unterliege ich dem Zwang, mich abweichend zu kleiden? Wie im letzten Absatz beschrieben, liesse sich ein gewisser Zwang daraus ableiten.
Letztlich aber gab ich mir jedesmal den Ruck, mich diesem Zwang hinzugeben, genauergesagt, dies nicht als Zwang wahrzunehmen, sondern zu erkennen, dass auch ein Mensch mit eigenwilligem Kleidungsstil mal gute und mal schlechte Tage haben darf.
Denn mich zwingt ja niemand, Rock oder Kleid zu tragen; mich zwingt ja niemand,
keine Hose zu tragen. Ich mache dies ja freiwillig. Weil ich dem
Zwang, Hosen zu tragen, entfliehen möchte, der mir qua Geburt ja auf den Leib geschneidert wurde.
Ich will ja freiwillig keine Hosen mehr tragen. Mir ist das zu unbequem, zu einengend, sowohl körperlich als auch von der mentalen Freiheit her. Und dass das bei mir so "extrem" ist, dass ich nämlich die mir zugedachten Hosen verabscheue, ist das Ergebnis meiner Wahlfreiheit, die mir wichtig ist. Wahlfreiheit, wie ich meinen nackten Körper tagein tagaus umhülle, um sittsam unter die Menschen zu gehen. Wahlfreiheit, die sich ein Teil der Bevölkerung über Generationen hinweg erobert hat
(Frauen), die mir aber vorenthalten werden soll. Bei dieser Wahlfreiheit der Frauen mag es nicht allzuhäufig, aber doch, vorkommen, dass diese Freiheit so "extrem" ausfällt, dass eine Frau konsequent Rock und Kleid verabscheut. Aber ich kenne solche Frauen, die ihre Wahlfreiheit freiwillig derart einschränken. Ich bin eben ein Mann, der seine Wahlfreiheit freiwillig auf meine Art einschränke: Alles, nur keine Hosen mehr!
Und genau auch diese "extremen" Formen von ausgeübter Wahlfreiheit soll Frauen wie auch Männern zustehen!
Und ich nehme sie mir. Ich leide nicht darunter, dass ich mir sie genommen habe. Ich genieße sie jeden Tag. Und auch wenn mein Mind of State mal mehr als angeschlagen ist, so genieße ich trotzdem meine Wahlfreiheit.
Sähe ich mich genötigt, diese Wahlfreiheit mir einzuschränken, dann ginge es mir schlecht. Und so habe ich nach den beiden Fällen von "Warum will ich bloß nur solch einen Mist?" (Nicht-Hose) inzwischen sehr viel häufiger den Fall, das ich mir denke "Warum brauch ich bloß solch einen Mist?" (Hose).