Nicht ganz normal?

[GregorM]

Ich war gestern mit meiner Frau auf einem Kunstmuseum nördlich von Kopenhagen. Wir kommen regelmäßig dort, und wieder gab es für mich zwei Beobachtungen:

1)   Frauen, die dieses Museum besuchen, gehen mehr im Rock oder Kleid als Durchschnitt, und das egal, ob jung oder alt.
2)   Mehrere Personen sitzen im Rollstuhl, als man es gewöhnlich sieht.

Die einzige Erklärung, die ich mir vorstellen kann, ist, dass Museumsbesucher nicht ganz „normal“ sind.  

Gruß
Gregor

[cryptoman]

Normalität ist nicht wirklich erstrebenswert, es sei denn, die Zustimmung der Peergroup ist wichtiger als die eigene Glückseeligkeit. Eine schmunzelnde Kassiererin ist es mir schon wert, nicht normal zu sein. Aber hey, ich war cooler als Ali in seinem "fetten" BMW und die Coolness war sogar echt. Es war eher Gelassenheit.   Der Cordrock mit ziemlich oberflächlichen Falten passt wirklich sehr gut. Bedauerlich, dass ich nicht einen zweiten Bestellt hatte, denn der Paipai-Händler hatte wirklich nahezu jede Größe auf Lager.

Einer genügt vorerst - schwer zu bügeln, das Teil. Ein sehr preiswertes Frühlingsmodell wird hoffentlich bald eintreffen - sehr günstig: http://www.alsotao.com/product/AMjg1OjU3NjE1ODM%3d/xl-women-autumn-new-korean-version-of-the-fat-sister-fat-mm2013-casual-shorts-culottes-skirts-women-skirts

[conne]

Hallo Gregor,

ich würde eher sagen im Kunstmuseum findet man ein besonderes Publikum.
Und es ist ein anderes Publikum als z. B. im Naturkundemuseum ier in einem Eisenbahnmuseum.

Ich interesiere mich nicht für Kunst und gehe daher auch nie in ein Kunstmuseum. Mir fällt nur immer wieder in Fernsehberichten über Kunstausstellungen auf, daß dort mehr Frauen als Männer im Publikum zu sehen sind.

Mag sein, daß die eine oder andere Besucherin extra einen Rock anzieht.

Da fällt mit wieder ein, daß ich schon seit langem ins Naturkundemuseum und ins Völkerkundemuseum gehen wollte. Und die Ausstellung über die Romanows im Landesmuseum läuft, und mal wieder ins Straßenbahnmuseum....

Gruß
Conne

[DesigualHarry]

Hallo!

Ein Museumsbesuch oder eine festlichere Veranstaltung ist wohl einer der Gründe warum Frauen Röcke oder Kleider tragen.
Leider ist es bei Männern aus der Mode gekommen sich ihren Frauen in solchen Situationen anzupassen... Dieses Bild wirkt für mich inzwischen doch recht komisch: Eine schön Angezogene Frau und neben ihr, ihr Mann in Alltagsbekleidung...

[husti]

Leider ist es bei Männern aus der Mode gekommen sich ihren Frauen in solchen Situationen anzupassen... Dieses Bild wirkt für mich inzwischen doch recht komisch: Eine schön Angezogene Frau und neben ihr, ihr Mann in Alltagsbekleidung...

Klar, Mann hat doch nur die Möglichkeit, Alltagskleidund oder Anzug.
Dazwischen gibt es doch kaum etwas.

[Tine]

Hallo zusammen,

wenn man "normal" als das betrachtet, was es ursprünglich war, nämlich innerhalb einer Norm zu sein, ist es manchmal durchaus erstrebenswert "normal" zu sein.
Wobei Normen ja auch durchaus Bandbreiten des "Zugelassenen" oder Toleranzen haben, sei es die exakt geregelte Indunstrienorm für Schrauben oder die nicht schriftlich niedergelegte Norm des zivilisierten Mitteleuropäers.

Wobei überschrittene Toleranzen auch nur ein Aspekt von "Unnormalität" sind. Wenn man die Normen für Schrauben betrachtet ist eine Schraube mit Schlitz, in den Augen einer Norm für Innensechskant-Schrauben "unnormal", d.h. sie wird durch die Festlegungen der entsprechenden Norm nicht beschrieben. Dennoch ist sie zweifellos eine "normale" Schraube.
Und wenn das für Schrauben schon so ist, um wieviel mehr sollten wir den Begriff "normal" bei Menschen ausdehnen?!

Ich persönlich hatte Zeiten, in denen ich fast mit Gewalt "normal" sein wollte, dann welche, in denen ich stolz darauf war, nicht "normal" zu sein.
Jetzt bin ich. Und hin und wieder stelle ich fest, dass ich entweder normal bin oder auch nicht, und es juckt mich so gut wie gar nicht mehr. Außer, es hat konkrete Nachteile, die ich nicht hinzunehmen bereit bin.
Und dann gibt es zwei Möglichkeiten, ich kann mich in Frage stellen oder die Norm.
Je nach Anlass ist das eine oder das andere richtiger. Immer nur die Norm in Frage zu stellen erscheint mir zu billig und unangemessen.

Und, um auf die MuseumsbesucherInnen zurückzukommen, im Kunstmuseum ist es wohl normal sich etwas besser zu kleiden als auf der Straße und für Rollstuhlfahrer ist das Museum möglicherweise attraktiver als andere Orte, weswegen es normal ist, dass überdurchschnittlich viele Rollstuhlfahrer unter den Museumsbesuchern sind. Eine Norm darf eben auch immer mit den Bezugsgrößen betrachtet werden. Eine Toleranz, die sagen wir mal bei Brennholzscheiten durchaus angemessen ist, ist im Bereich der Feinmechanik fatal und andersherum ganz genauso.

Viele Grüße
Tine

[cephalus]

Und dann gibt es zwei Möglichkeiten, ich kann mich in Frage stellen oder die Norm.

Sich selbst in Frage stellen ist mit Sicherheit grundsätlich angebracht, sich ändern manchmal - man kann sich aber auch soweit anpassen, dass man nicht mehr sich selbst darstellt.

Und, um auf die MuseumsbesucherInnen zurückzukommen,

Verglichen zur "normalen" Mischung in öffentlichen Bereichen, zieht jeder thematisch kontierte Ort seine eigene Klientel von Besuchern in einer gewissen Häufung an.
Jede soziale Gruppe hat ihre eigenen, mehr oder weniger von einander differierenden sozialen Codes mit denen sie sich zuordnen oder abgrenzen, und auch eigene Gewohnheiten, die auf einem ähnlichen Hintergrund basieren.
Egal wohin man geht, wird man immer einem mehr oder weniger subtilen Kleidungscode begegnen.
Ob Golfplatz, Kirche, Parteiveranstaltungen (besonders spannend, abhängig von der politischen Richtung) bis hin zu zu Fußballplätzen.

Dazu kommt noch dass wenige Orte und Aktivitäten ähnlich uneingeschränkt mit praktisch jeder Art von Rock zu bewerkstelligen sind, wie ein Museumsbesuch.

Was mir gerade einfällt: Ist schon mal jemanden aufgefallen, dass bei den Zeugen Jehovas zumindest bei Veranstaltungen, immer alle Frauen Röcke oder Kleider tragen?

Cephalus

[Remoulade]

Das mit der "Norm" ist so eine Sache, denn jenachdem wer die Norm definiert, fällt sie ganz anders aus, und passend zum Thema dieses Forums war es früher zum Beispiel die Norm, dass Frauen stets Rock tragen. Wenn ich alte Photos meiner Familie betrachte, dann sehe ich meine Grossmutter im langen Rock skifahren oder meine Tante im sportlichen Rock eine Wanderung auf eine Berghütte unternehmen.
Möglicherweise ist ein Kunstmuseum ein Ort, wo etwas langlebigere Werke präsentiert werden, die nicht so sehr in die schnelllebige heutige Zeit passen, so dass es sehr rasch möglich ist, dass sich auch das Publikum entsprechend von der sogenannten "Norm" abgrenzt, wobei ich offen gestanden davon ausgehe, dass die Museumsbesucher es als normal betrachten, sich dem - feierlichen - Anlass entsprechend anzuziehen.
... vielleicht wird ja einmal der Tag kommen, da es normal ist, beispielsweise in Badehose in die Kirche zu gehen ... wobei ich mir dann die Frage zu stellen erlaube, ob es dann normal ist, dies als normal zu betrachten 

[Saari]

Wir waren vor Jahren einmal während des Urlaubs am Sonntag in Schweden zum Gottesdienst.
In gewissen Maßen war es damals für uns erstaunlich, daß jüngere Männer ganz ungezwungen in Jeans anwesend waren.
Für uns damals zuhause undenkbar. Es gab ja den sogen. Sonntagsanzug.
Heute, 2014, hat man sich daran gewöhnt und ich selbst mache es auch. Jeans zum Gottesdienst zu tragen ist doch völlig normal geworden.
Wie wird es in 20 Jahren sein? Ist dann das heutige noch Anormale dann eine gängige Praxis geworden?

[BerlinerKerl]

Wie wird es in 20 Jahren sein? Ist dann das heutige noch Anormale dann eine gängige Praxis geworden?

Wenn du damit nicht den Rock meinst, bestimmt.
Das eine oder andere wird normal sein, was heute noch exotisch wirkt.
Nur der Rock, wird es nicht sein.
Dafür tragen zu wenig Männer dieses Kleidungsstück.

Wir sind vielleicht 300 in diesem Forum
20, wenn es hoch kommt, schreiben
und eine mir noch unbekannte Zahl von Lesern
sind noch unter uns.

Wir werden die Mode in dieser Hinsicht nicht ändern.

Ingo

[GregorM]

Wir waren vor Jahren einmal während des Urlaubs am Sonntag in Schweden zum Gottesdienst.
In gewissen Maßen war es damals für uns erstaunlich, daß jüngere Männer ganz ungezwungen in Jeans anwesend waren.
Für uns damals zuhause undenkbar. Es gab ja den sogen. Sonntagsanzug.

Bei uns gibt es seit vielen Jahren auch keinen Sonntagsanzug. Deshalb würde es mich auch wundern, falls ("normale") Dänen sich besonders angezogen hätten, nur um ein Kunstmuseum zu besuchen.

Ob gut oder nicht? Es ist schwer zu beantworten. Zu klassischen Konzerten tauchen immer mehrere in ihren Alltagsklamotten auf, wobei die Musiker und Musikerinnen (aber nicht länger notwendigerweise der Dirigent) festlich angezogen sind.

Hier fühle ich, es wäre ziemlich unverschämt ihnen gegenüber, käme man nicht "anständig" angezogen, zum Beispiel wie hier: http://blog.dress2kilt.eu/#post64, das letzte Bild.

Gruß
Gregor

    

[DesigualHarry]

Hallo!

Das ist ein ganz besonders schönes Bild von dir, Gregor!  Soetwas möchte ich gerne von mehreren Männern im (festlichen) Alltag sehen.