Hallo zusammen,
wenn man "normal" als das betrachtet, was es ursprünglich war, nämlich innerhalb einer Norm zu sein, ist es manchmal durchaus erstrebenswert "normal" zu sein.
Wobei Normen ja auch durchaus Bandbreiten des "Zugelassenen" oder Toleranzen haben, sei es die exakt geregelte Indunstrienorm für Schrauben oder die nicht schriftlich niedergelegte Norm des zivilisierten Mitteleuropäers.
Wobei überschrittene Toleranzen auch nur ein Aspekt von "Unnormalität" sind. Wenn man die Normen für Schrauben betrachtet ist eine Schraube mit Schlitz, in den Augen einer Norm für Innensechskant-Schrauben "unnormal", d.h. sie wird durch die Festlegungen der entsprechenden Norm nicht beschrieben. Dennoch ist sie zweifellos eine "normale" Schraube.
Und wenn das für Schrauben schon so ist, um wieviel mehr sollten wir den Begriff "normal" bei Menschen ausdehnen?!
Ich persönlich hatte Zeiten, in denen ich fast mit Gewalt "normal" sein wollte, dann welche, in denen ich stolz darauf war, nicht "normal" zu sein.
Jetzt bin ich. Und hin und wieder stelle ich fest, dass ich entweder normal bin oder auch nicht, und es juckt mich so gut wie gar nicht mehr. Außer, es hat konkrete Nachteile, die ich nicht hinzunehmen bereit bin.
Und dann gibt es zwei Möglichkeiten, ich kann mich in Frage stellen oder die Norm.
Je nach Anlass ist das eine oder das andere richtiger. Immer nur die Norm in Frage zu stellen erscheint mir zu billig und unangemessen.
Und, um auf die MuseumsbesucherInnen zurückzukommen, im Kunstmuseum ist es wohl normal sich etwas besser zu kleiden als auf der Straße und für Rollstuhlfahrer ist das Museum möglicherweise attraktiver als andere Orte, weswegen es normal ist, dass überdurchschnittlich viele Rollstuhlfahrer unter den Museumsbesuchern sind. Eine Norm darf eben auch immer mit den Bezugsgrößen betrachtet werden. Eine Toleranz, die sagen wir mal bei Brennholzscheiten durchaus angemessen ist, ist im Bereich der Feinmechanik fatal und andersherum ganz genauso.
Viele Grüße
Tine