Lieber Michael,
die Definition des Begriffs "Religion" ist mir weniger wichtig, denn das hat keine Auswirkung auf mein Leben. Gerade, weil unter "Religion" jeder etwas anderes versteht. Da besteht immer die Gefahr, dass man aneinander vorbei redet. Im Gespräch lassen sich solche Definitionsfragen meistens schneller klären, als in Foren. Da dauert es länger.
In meinem Leben gilt als Richtschnur die Bibel, in der der Begriff "Religion" übrigens nicht auftaucht. Dort geht es um das Handeln Gottes und die Antworten von Menschen auf sein Angebot.
Für mich ist die Bibel der Liebesbrief Gottes, den ich immer wieder hervorhole und lese. Und dann versuche ich, das Gelesene im Alltag anzuwenden. Da ich nicht vollkommen bin, gelingt manches nur stückweise und es gibt auch Bruchlandungen. Nur muss ich nicht liegen bleiben, sondern kann wieder aufstehen und weitergehen, wenn ich die angehäufte Schuld bei Gott bzw. Jesus bekannt und abgegeben habe.
Da ich keine Marionette bin, sondern ein denkendes Gegenüber Gottes, werde ich vor Entscheidungen gestellt, welchen Lebensweg ich einschlage. Dafür bin ich verantwortlich, mit allen Konsequenzen. Aber Gott läßt mich nicht ins offene Messer laufen, sondern steht mir bei, wenn ich ihn um Hilfe bitte. Nur muss ich die Hilfsbedürftigkeit erstmal eingestehen und das ist nicht nur für mich manchmal ein Problem. Wer gibt schon gerne zu, dass er Hlfe nötig hat. Der Stolz auf die eigenen Fähigkeiten steht uns dabei oft im Wege (kenne ich von mir nur zu gut). Und Gott drängt sich nicht auf, sondern läßt uns manchmal an der gaaaanz langen Leine laufen, bis wir die Kurve hin zu ihm kriegen.
Ich sage ganz bewußt: "Gott sei Dank, dass er soviel Geduld mit mir hat!"
LG
Hans-Joachim