Gerade in einem restaurant oder cafe muss ich keine nackten beine sehen das schickt sich für mich nicht.
Hanna, du bist Jemand der IMMER Strumpfhosen dazu trägt ... Ganz egal wo und wann.
Und dann gibt es die Anderen die das eben nicht so mögen im Sommer. ...
Und mit Schicklich oder Anstand hat das nun wirklich nix zu tun! Das ist einfach altbacken. Es ist einfach DEINE Meinung und du machst es so. Andere machen es eben anders.
Bei 'schicklich' und 'Anstand' läuft mir in diesem Zusammenhang das Kalte Grausen den Rücken hinunter - eigentlich gut, das sorgt wenigstens mal für Abkühlung, gleichzeitig kocht es bei mir innerlich, weil ich da auch schon gebrandmarkt bin.
Es geht nicht um Strumpfhosen. Es geht auch nicht um Sandalen und Socken, obwohl die für meine Ex, um die es jetzt hier geht, natürlich auch ein absolutes No-Go waren, keine Frage.
Vor 20 Jahren trug ich bereits mehrere Jahre lang immer von März bis Oktober quasi täglich (damals noch nahezu ausschließlich Männer-)Tank-Tops, also T-Shirts ohne Ärmel, privat, bei Arbeit, also durchgehend fast ausschließlich immer.
So hat mich meine Ex von damals auch kennen- und liebengelernt.
Nach vier Jahren fing plötzlich der Sinneswandel an. Ausgerechnet in meinem Lieblingshotel an meinem Lieblingsort, wo ich die Hälfte ihrer Urlaubskosten mitbezahlt habe, wo ich seit Kindesbeinen an ein und aus gehe, wo ich beim letzten Mal vier Jahre zuvor 14 Tage lang mindestens 3 Outfits täglich (Frühstück, tagsüber, Abendessen) mit Tank-Tops getragen habe, ohne irgendeine Einschränkung, im Gegenteil: wir wurden damals also vier Jahre zuvor 'geliebt', - also ausgerechnet da kommt, als ich nun meine Ex dort hinbrachte, meiner Ex nach 4, 5 Tagen in den Sinn, dass es
unschicklich wäre, ohne Ärmel morgens beim Frühstück und abends beim Abendessen zu erscheinen.
Und das wurde mit der Zeit immer schlimmer, also auch im nachfolgenden Alltag. Einerseits sagte sie immer, dass ich in Tank-Tops toll aussehen würde, auf einmal war es unschicklich und es würde sie stören. Im Biergarten wäre es okay, da könne man das mal noch ertragen, aber in geschlossenen Räumen in der Öffentlichkeit sei das höchst unanständig.
Ärmellose T-Shirts würden nur Männer tragen, die asozial wären, oder wenn nicht, dann würden sie sich zumindest asozial verhalten. Diesbezüglich war sie wohl gebrandmarkt, da sie im Fluggewerbe tätig war und sie dann etliche unangenehme Erfahrungen machen musste, wo ärmelfreie Männer scheinbar gut in dieses negative Image passten.
Wenn wir draussen in einer Aussenterrasse eines Restaurants oder einer Gastwirtschaft sassen, dann galt das anfangs noch als 'Biergarten', später aber auch das nicht mehr.
Mein Gerechtigkeitssinn sprang damals bereits im Hotel an, als sie mit diesem 'Quatsch' anfing. Bei Frauen wäre es auch nicht unschicklich, mit weitausgeschnittenen Spaghettiträgern im Restaurant zu sitzen, sagte ich. "Ja, das finde ich auch nicht gut, das ist Unterwäsche!" Und Frauen tragen seit eh und je recht oft und gerade im Sommer ärmellose Kleidung. "Das ist was anderes, die rasieren ja auch ihre Achseln!" Ach, dann weiß ich also, was ich zu tun habe. Dann rasiere ich mir die Achseln und dann kann ich meine Tank-Tops endlich wieder in Frieden anziehen. "Nein, das ist weibisch. Ein Mann muss Achselhaaren haben. Aber beim Essen oder beim Stück Kuchen will ich Deine Achselhaare nicht sehen. An Dir nicht, an anderen Männern nicht. Und andere sollen die Achselhaare auch nicht an meinem Mann sehen!"
Aha. 3 Jahre lang war das kein Problem, aber jetzt fängt Madame an, auf Stil, welchem auch immer, Wert zu legen! Ich habe dann diesen Quatsch weitestgehend mitgemacht, des lieben Friedens Willen, wir waren noch 10 Jahre zusammen. Eigentlich begann es da aber schon, alleine aufgrund dieser Tatsache, im Gebälk zu knistern.
Und ausgerechnet in diesem Hotel beim Abendessen gab es ein Gespräch, wo ich dachte, das könnte ein Schlüsselgespräch mit Lerneffekt sein - also so 3 Tage bevor der 'Quatsch' anfing. Ein Freund hatte mit seiner neuen Freundin zufälligerweise ohne jegliche Absprache das gleiche Hotel gebucht für 3 Tage. Und wir hatten am Anfang unseres Urlaubs 2 Tage gemeinsam vor Ort. Und diese neue Freundin sprach am Tag vor ihrer Abreise am Abend beim Zusammensitzen im Speisesaal, dass sie es sich abgewöhnt habe, ihre Männer zu erziehen. Das würde nur Stress verursachen: Stress ihr, ihn zu erziehen; Stress ihm, das zu befolgen.
Es würde nur Unwohlsein und Zwietracht sähen. Das hat sie sehr umfangreich dargelegt, war etwa eine Viertelstunde ausführliches Thema. Mir war das damals ohnehin schon klar. Auch meine Ex folgte ihr zustimmend. Und ich hoffte, aus diesem Gespräch hätte meine Ex ein wenig Erkenntnis bezogen. Die Tendenzen meiner Ex, mich zu erziehen - in vielen anderen Dingen als nur Kleidung, zum Beispiel, wie man sich verhält, was man sagen darf, was nicht und vieles, vieles mehr - waren sehr präsent. Schließlich praktizierte ihre Mutter das mit ihrem Vater ebenso und bei Misserfolg herrschte dort dann immer mehrere Tage Schweigen im Haus.
Ich dachte, das sehr einsichtige und kluge Gespräch beim Abendessen hätte bei meiner Ex bestimmte Impulse gesetzt. Dann begann aber so drei Tage später dieser oben erwähnte 'Quatsch'...!
Es ist immer gefährlich, die eigene Einstellungen und Sichtweisen, auch das eigene Verhalten, einem anderen aufzwängen zu wollen. Der innere Antrieb, damit friedlicher, unbehelligter leben zu wollen, säht aber bei dem anderen, der gemaßregelt wird, Unfrieden, vielleicht innere Aggression, die sich an anderer Stelle nur wieder Bahn verschafft.
Selbst leben, wie es einem gefällt, und andere leben lassen, wie ihnen es gefällt, genau das erleichtert doch das Zusammenleben miteinander erheblich. Und das gilt im Zusammentreffen mit fremden Menschen, das gilt im Zusammenleben mit dem eigenen Lebenspartner genauso. Letzte Woche erst hatte ich ein intensives Gespräch mit einer Frau, die im Zuge ihrer drei Partnerschaften zu genau derselben Erkenntnis gelangt ist.
Man muss sich das Leben doch nicht unnötig schwer machen!