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Andere interessante Themen => Gender => Thema gestartet von: tcar am 01.01.2021 18:26

Titel: Hitzige Gender-Debatten um Kleidungsstücke führen nicht nur wir
Beitrag von: tcar am 01.01.2021 18:26
Bei der TAZ bin ich über folgende Geschichte gestolpert:

https://taz.de/Geschichte-einer-Jungenhose/!5741029/

und dachte mir, sie passt hier ganz gut rein, obwohl Stein des Anstoßes in dem Fall eine Hose ist  ;) Dass Bekleidungs-Gender-Debatten explodieren hat hier wahrscheinlich jeder schon einmal erlebt; die beschriebene Geschichte ist nur ein weiteres Beispiel. Meine Frage an Euch ist: Wie kommt es, dass die Debatte an der Stelle so eskaliert ist? (Und das, obwohl ich die Frage dahinter für weniger kontrovers halte als unser Röcke-an-Männern-Thema). Können wir daraus lernen?
Titel: Antw:Hitzige Gender-Debatten um Kleidungsstücke führen nicht nur wir
Beitrag von: MickyBlueEyes am 01.01.2021 19:01
Hallo tcar!

Danke für den Hinweis.

Die Eskalation dort (wie übrigens auch oft diejenigen hier) ist meiner Meinung nach in erster Linie auf die einseitige Kommunikation (Stichwort: "Halb-Duplex") zurückzuführen, die noch dazu schriftlich stattfindet.

Ein geschriebener Satz wird immer von dem Lesenden subjektiv interpretiert, vor dem Hintergrund dessen Lebenserfahrung, Einstellung, usw., ja sogar dessen momentaner Stimmung.

Dann kommt noch ein evtl. nicht super-eindeutige Formulierung / Wortwahl hinzu und los geht's.

In einem Gespräch beispielsweise, also (mindestens) zweiseitiger Kommunikation (Stichwort: "Voll-Duplex) kann schnell rückgefragt, klargestellt und ergänzt werden.

Es kann sein, dass es dann trotzdem eskaliert, aber nach meiner Erfahrung lang nicht so schnell und nicht so hoch.
Auch ist dort die Möglichkeit, dass die andere Meinung dann zwar nicht akzeptiert aber zumindest toleriert wird, eher gegeben.

Das Thema selber eignet sich ja eigentlich eher weniger zum Eskalieren.
Ach ja, die Ausgangsfrage des Hosenkäufers war ja meiner Meinung nach auch nicht ganz ohne provokanten Beigeschmack gestellt.

Viele Grüße
MickyBlueEyes
Titel: Antw:Hitzige Gender-Debatten um Kleidungsstücke führen nicht nur wir
Beitrag von: culture skirt am 01.01.2021 21:30
Hallo,

weil ich  in dem Artikel (passt auch  zu den Dokus im anderen Thema) gerade wieder von dem sozialen Berufen lese und dass die so anstrengend und unterbzahlt seien
Zitat
Soll sich etwas daran ändern, dass Frauen* ‚nur‘ care-work und/oder schlechtbezahlte und anstrengende soziale Berufe ausüben müssen und unsere Gesellschaft weiterhin von Männern dominiert wird, muss sich auch die Sprache ändern.

ein Kommentar von einem Mann aus einen anderen Thema zu den derzeitigen Sozial oder "systemrelevanten" Berufen. (Ich halte jeden Beruf für Systemrelevant)*

Naja, weil sozialwesen nunmal ein luxusgut eines jeden staates ist. Wenn man sich für einen sozialen beruf entscheidet, weiss man ja, dass der verdienst nicht so gut ist. Muss man daher für sich entscheiden, wo man arbeiten will. Was ich dazu halt auch sagen muss, ist dass soziale beruffe jetzt nicht wirklich die anstrengendsten sind. Daher verstehe ich auch, dass man da etwas weniger verdient. Und ich rede aus erfahrung. Ich habe maurer gelernt und habe 7 1/2 jahre als betreuer mit schwerbeeinträchtigten gearbeitet. Und selbst auf meiner wohngruppe, die als sehr anstrengend galt, habe ich es niemals gleich anstrengend empfunden, als andere beruffe. Sei es nun auf dem bau, als maler, bootbauer, schreiner, detailhandelsangestellter oder was ich sonst noch gemacht habe.
Die meisten führen natürlich an, es sei auf einer anderen ebene anstrengend, als zb ein handwerklicher beruf. Dies mag stimmen. Jedoch erfordern die berufe auch keine sehr hohe intelligenz oder sind in dem sinne belastend, dass man extrem komplizierte dinge bearbeitet. Wenn dann kann es halt an die nervliche substanz gehen. Aber hier kommt der punkt, ob man halt für so einen beruf geeignet ist, oder nicht. Am ende bleibt dann ein recht gemütlicher job. Aber wenn man die arbeit emotional und "nervlich" als sehr belastend empfindet, dann muss man sich halt auch fragen, ob man wirklich in so einem beruf am besten aufgehoben ist.
Denn nur weil jemand eine soziale einstellung hat & gerne anderen menschen helfen möchte, macht es ihn/sie noch lange nicht geeignet für so einen beruf. Wenn man sich dafür verstellen muss & dafür extra eine gekünstelte sozi-sprache nutzen muss, dann macht man schon etwas falsch. Die bewohner merken nämlich schon, ob man echt ist & die dinge so meint, wie man sie sagt. Oder eben nicht.
Aber wie gesagt: wenn man diese eigenschaften von haus aus mitbringt, dann sind es absolut easy jobs.
Das einzige was ich anführen würde (was auch der grund ist, warum ich zur zeit wieder auf dem bau arbeite), ist die schichtarbeit. Ich finde die belastet das privatleben schon auf dauer.


(*Kleiner Umschwenk zum anderen Thema: Da sagt die eine Verkäuferin von Deäm in der Doku, "ohne uns könnten die Leute kein Klopapier kaufen" so systemrelevant sind wir. Ohne die LKW Fahrer gäbs erst gar kein Klopapier im Drogeriemarkt. Da kann man sich mal wirklich fragen, welche Berufe tatsächlich noch systemrelevant sind, die alles beliefern. Notfalls könnten die Leute bei echten Krisen ihr Zeug direkt vom LKW holen um an das Klopapier zu kommen, dazu braucht es nicht erst Geschäfte.)

Jedenfalls sehe ich eine ähnliche Echauffierung hier mit der Jungshose. Wäre es ein Junge gewesen, würde die Mutter sich auf den Kopf stellen, ihm die Mädchenhose zu kaufen.
Achja, solche Debatten, dass Töchter nicht die Sachen ihrer Brüder oder Jungssachen anziehen sollten, gabs auf Pinks Stinks aller 14 Tage.

Gruß
Jule
Titel: Antw:Hitzige Gender-Debatten um Kleidungsstücke führen nicht nur wir
Beitrag von: MAS am 02.01.2021 00:33
Dieser von Dir zitierte Mann, liebe Jule, hat natürlich voll den Durchblick. "Sozialwesen als Luxusgut einer Gesellschaft." Etwas Dümmeres habe ich selten gelesen. Unsere soziale Stärke ist nach einer anderen Interpretation unser Erfolgsrezept in der Evolution.

LG, Micha
Titel: Antw:Hitzige Gender-Debatten um Kleidungsstücke führen nicht nur wir
Beitrag von: culture skirt am 02.01.2021 00:44
Das stimmt doch. Geh mal in andere Länder wie Rumänien oder den Slums, dort bist du auf dich allein gestellt. Mit Evolution hat das überhaupt nüscht zu tun. In der Evolution werden die Schwachen und Kranken von der Evolution entsorgt und ausselektiert.