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Röcke und mehr... => Erfahrungsberichte => Thema gestartet von: Yoshi am 25.09.2023 21:53

Titel: Wie war euer erstes Mal im Rock?
Beitrag von: Yoshi am 25.09.2023 21:53
Mich würde mal interessieren, wie euer erstes Mal im Rock war. Gerne auch mit Jahreszahl und Altersangabe. Ich fange mal an:
Ich trug zum ersten Mal ernsthaft öffentlich Rock im April 2023 mit 32 Jahren. Bei mir muss ich aber zuerst mit dem ersten Mal Nagellack anfangen, weil diese stark verknüpft ist mit dem ersten Mal Rock. Im Januar 2023 trug ich zum ersten Mal Nagellack und ich fing mit schwarz an, weil mir das am "akzeptabelsten" für einen Mann erschien. Schließlich hatte man Rockstars schon damit gesehen. Als ich auf meiner Arbeit in der Kita ankam, war ich übelst aufgeregt. Reaktionen waren aber letztendlich entweder nicht vorhanden oder äußerst positiv. In den laufenden Wochen experimentierte ich mit dunklen Farben (königsblau, tannengrün) und dann wagte ich auch knalligeres (rot, rosa). Das gab mir unglaublich viel Selbstbewusstsein. Dann dachte ich mir: "Du wolltest doch schon immer Röcke tragen. Mach es doch einfach! Der Nagellack wurde doch auch akzeptiert."
Bei den Röcken muss ich auch kurz ausholen: Ich hatte bereits im Winter 2022 zwei Männerröcke von adidas gekauft, die ich ab und zu Zuhause trug. Doch dann bestellte ich mir mehrere Damenröcke und hatte eine ganze Sammlung. Das erhöhte den Druck für mich ("Wenn du jetzt schon so viele gekauft hast, musst du sie auch tragen."). Also plante ich für meinen ersten "Auftritt" ein Outfit, was mir sehr gut gefiel. Ich legte die Messlatte hoch, es sollte überzeugen und ich wollte nicht "durchschnittlich" aussehen. Also zog ich meinen greige-farbenen Faltenrock an, dazu eine schwarze Leggings, dunkelbraune Damenstiefel von Mustang, einen weißen Pullover und einen beigen Mantel.
Ich muss auch sagen, dass ich für mein erstes Mal gleich auf die Arbeitsstelle gegangen bin und keinen Spaziergang oder Supermarkteinkauf zur Probe voranstellte. Irgendwie war ich schon immer der "Ganz-oder-gar-nicht"-Typ! Dank meiner Nagellackerfahrung, war ich schon etwas weniger aufgeregt, als ich zur Arbeit lief. Einmal kurz durchatmen, bevor ich die Haustür öffnete und los ging es. Dann kam meine erste Begegnung mit einem Menschen: Ein kleiner Junge, ca. 12 Jahre alt, fuhr mit dem Fahrrad vorbei, schaute auf meinen Rock, zuckte sichtlich zusammen und machte große Augen. Ich dachte mir: "Das kann ja spannend werden, wenn jetzt alle so reagieren." Für eine erste Reaktion wirklich sehr krass, aber solche heftigen bekommt man tatsächlich sehr selten. Ich denke, das war ein unglücklicher Zufall. Für den Rest meines 30-minütigen Fußweges, keine Reaktionen, vereinzelte interessierte Blicke, aber unisono Gleichgültigkeit.
Auf der Arbeit angelangt, sah mich zuerst mein Arbeitskollege. Er zog die Augenbraue hoch und sagte: "Oh, wow! Wie fühlt sich das an? Ich glaube, du hast bestimmt viel Beinfreiheit!" Dann ging ich in den Personalraum, um Mantel und Schuhe auszuziehen. Meine Kollegin musterte mich: "Sehr schöner Rock! Steht dir!" Eine weitere Kollegin gab mir Komplimente: "Sieht echt gut aus! Hat was schottisches!" Dann noch eine Kollegin zu mir: "Ich finde es toll, wie du zu dir selbst steht. Zuhause tragen kann jeder, aber das öffentlich zu machen, dazu gehört viel Mut."
Die Eltern reagierten auf mich. Am häufigsten hörte ich das Wort "chic" und es gab vor allem von den Müttern haufenweise Komplimente. Was auch ziemlich lustig war: Eine Mutter afrikanischer Herkunft war zuerst verwirrt und fragte, ob Fasching sei, weil ihre Tochter leider nicht verkleidet ist und sie das vergessen habe. Ich habe sie dann beruhigt und aufgeklärt. Sie fand es toll.
Die Kinder gaben mir viele Komplimente "Yoshi, du siehst so cool aus!" und "Das ist voll der schöne Rock." Wie ich an anderer Stelle schon beschrieb, natürlich auch Fragen, warum ich das mache. Das wäre doch was für Mädchen.
Ein Mädchen rief auch ganz aufgeregt, als sie abgeholt wurde, durch die ganze Kita: "Mama, Mama! Der Yoshi hat heute einen Rock an!" Die Mutter sagte nur ganz gelassen: "Ja, ich hab's gesehen."
Ein Junge wurde von seiner großen Schwester abgeholt. Sie war mit zwei Freundinnen da. Alle so um die 15. Eine von ihnen kam auf mich zu: "Sehr schöner Rock, den Sie anhaben. Wo haben Sie den gekauft? Mir gefällt der und vielleicht hole ich mir den auch."
Es war ein richtig beflügelndes Gefühl, als ich nach Hause kam. Ich hatte noch nie so viele Komplimente und positives Feedback für ein Outfit bekommen. Es war wirklich überwältigend und ich war selten so glücklich wie an diesem Abend. Das hat mich unglaublich bestärkt, das wieder zu tun. Einen besseren Start hätte ich mir nicht wünschen können.
Titel: Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
Beitrag von: nasenbaer am 25.09.2023 22:48
Ich fing 2005 an männliche und weibliche Kleidung zu mischen, dieses Jahr kamen dann auch Röcke dazu. Davor habe ich nur an Fasnacht Röcke getragen, angefangen vom Hexenrock... ;)

Am 10.03. war ich dann das erste Mal im Rock bei einem Selbsthilfetreffen für Transsexuelle, auch wenn ich selbst nicht Transsexuell bin, sondern nur wie eine Frau leben und auch Frauenkleidung tragen möchte, obwohl ich Mann bin und bleibe.

Es war insgesamt ein sehr intensives Erlebnis.

Ich habe meiner Frau erzählt, dass ich zu dem Treffen gehen möchte. Sie fragte nur: "Ich dachte das (transsexuell) bist Du nicht." Ich antwortete darauf: "Stimmt, ich bin nicht transsexuell, möchte aber trotzdem hingehen."

Ich habe mich dann rasiert, umgezogen und geschminkt, noch größere Ohrringe rein gemacht. Ich hatte ziemlich "schiss", dass meine Frau doch anfangen könnte mit mir rumzusikutieren oder sogar zu streiten.

Als ich mich dann verabschiedet habe, kam nur die Frage, ob ich nicht zu früh dran wäre. Ich meinte dann, dass ich die Adresse ja erst noch finden muss. Die Verabschiedung fiel distanzierter und kühler aus als sonst, ohne Umarmung und Abschiedskuss und kurz darauf saß ich dann tatsächlich schon im Auto, ganz ohne Streit oder unschöne Diskussionen.

Von der Organisatorin des Treffens gab's zur Begrüßung ein Kompliment: "Schick siehst Du aus!". Beim Treffen selbst gingen die Gespräche um alles Mögliche. Manche Erfahrungen mit der eigenen Familie kannte ich auch, andere dagegen, z.B. wegen des Namens bzw. der Anrede gar nicht. Es ging auch viel um Computerspiele und um Bücher schreiben, beides nicht so meine Interessen.

Die Organisatorin selbst ist Transfrau, die anderen 3 Personen Transmänner. Es war schon irgendwie eine neue Erfahrung, dass andere das haben wollen, z.B. Bart oder Körperbehaarung, von dem man selbst froh ist, dass man es nicht hat oder das man lieber los wäre.

Zum Schluss gingen wir noch ins nahe gelegene Mc Donald. Es hat schlicht und einfach niemanden interessiert, dass ich (als Mann erkennbar) Rock getragen habe. Eigentlich habe ich das schon so erwartet, aber jetzt habe ich die ganz reale Bestätigung, dass es keinen Grund gibt es (immer) wieder zu tun.

Als ich wieder heim kam, habe ich mich unaufgefordert einfach wieder umgezogen und es war zwischen uns alles wieder wie immer. Da hätte ich insgesamt mit deutlich mehr Konfliktpotential gerechnet und bin froh, dass es keine Streitereien darum zwischen uns gab. Vielleicht können wir irgendwann auch gemeinsam so weg gehen...
Titel: Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
Beitrag von: Skirtedman am 26.09.2023 00:22
Am 10.03. war ich dann das erste Mal im Rock bei einem Selbsthilfetreffen für Transsexuelle, auch wenn ich selbst nicht Transsexuell bin, sondern nur wie eine Frau leben und auch Frauenkleidung tragen möchte, obwohl ich Mann bin und bleibe.

Auch eine interessante Konstellation...

...
Als ich mich dann verabschiedet habe, kam nur die Frage, ob ich nicht zu früh dran wäre. Ich meinte dann, dass ich die Adresse ja erst noch finden muss. Die Verabschiedung fiel distanzierter und kühler aus als sonst, ohne Umarmung und Abschiedskuss und kurz darauf saß ich dann tatsächlich schon im Auto, ganz ohne Streit oder unschöne Diskussionen.
...
Als ich wieder heim kam, habe ich mich unaufgefordert einfach wieder umgezogen und es war zwischen uns alles wieder wie immer. Da hätte ich insgesamt mit deutlich mehr Konfliktpotential gerechnet und bin froh, dass es keine Streitereien darum zwischen uns gab. Vielleicht können wir irgendwann auch gemeinsam so weg gehen...

Wow! Ich hatte ja schon höchst liberale Frauen an meiner Seite auf meinem Lebensweg...

... aber mit keiner hätte genau dieses nicht zu schwierigen, nervigen und lange Zeit - mehrere Wochen - sich hinziehenden Diskussionen geführt. Von Maßnahmen wie längerfristigem Liebesentzug und dergleichen oftmals begleitet.

Deswegen: Hut ab! vor der coolen Reaktion Deiner Frau, a) dass Du Dein Ding doch durchgezogen hast, b) dass daraus kein abgrundtiefer Riss in Eurer Beziehung aufgetreten ist. Herzlichen Glückwunsch dazu, und auch hier (https://www.rockmode.de/index.php?topic=9576.msg183585#msg183585) nochmal!
Titel: Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
Beitrag von: cephalus am 26.09.2023 08:43
Hallo Yoshi,

mein erstes Mal ernsthaft und öffentlich im Rock war an Silvester 1999 zu einer großen öffentlichen Party mit vielen Freunden - ich dachte ein neues Jahrtausend könnte man so beginnen und die damalige Stimmung zwischen Aufbruch, Angst, Euphorie uns Skepsis hat das gut hergegeben. Ich war damals in einem ähnlichen Alter wie Du jetzt.

Ich trug einen knöchellangen Rock aus einem Anzug- Wollstoff, Taschen und Reißverschluss einer Hose nachempfinden, extra für mich geschneidert. Ich war ziemlich nervös, aber der Rock wurde gut aufgenommen, wenn auch mit einer anderen Art und größerem Umfang der Aufmerksamkeit als heute.

Leider hatte ich mich total vergriffen, was die Temperatur betraf: Mit einer dickeren Strumpfhose darunter, Hemd, Pulli und Anzugschuhen wurde der Abend sehr schweißtreibend.

Leider war der Abend nicht der Start meiner aktiven Rockerkariere, sondern blieb für 20Jahre eine einmalige Ausnahme. Wiklich regelmäßig Rock oder Kleid trage ich seit 2-3 Jahren, genau sagen und an feste Daten knüpfen kann ich das nicht. Gemütliche Strick- oder Sweatkleider trage ich zuhause im Winter schon eine Weile und irgendwann kam der Zeitpunkt an dem ich noch Stiefel dazu angezogen habe und für schnelle Besorgungen auch mal raus ging. Ähnlich dann im Sommer, bei großer Hitze, super luftige dünne Hemdkleider.

Erst als ich mir absolut sicher war, dass meine Frau damit kein Problem hat, habe ich auch Röcke getragen und aktiv am Design gearbeitet. Davor war es eher so "Entschuldigung, hatte ich noch an, war praktisch oder bequem ::) und hab es angelassen ;)"

So habe ich für mich zuerst das Zuhause, dann die Nachbarschaft und schließlich immer weitere Kreise rockig erobert.
Titel: Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
Beitrag von: tbz am 26.09.2023 19:24
Oktober 2022 Hosenrock auf Abendveranstaltung im Arbeitskontext und kurz darauf später  dann schon im bekannten Stil mit Leggings, Minirock und co. Nach Anmeldung und Lesen hier im Forum im Februar 2023 dann längere Röcke und auch Kleid. Irgendwie spannend, das ich eine größere Herausforderung hatte, das im privaten Umfeld mit Freunden und Familie zu machen, als im Job. Bei Auftritten mit der Band, war die Aufregung doch nochmal deutlich größer, wenn auch verbunden mit .. Unsicherheiten ob der praktischen Aspekte. :-) 
Titel: Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
Beitrag von: Skirtedman am 26.09.2023 21:01

Hallo, um die Antwort auf "mein erstes Mal" zu geben - Achtung, das wird länger! -, steige ich mit Zitaten und gut passenden Stichwörtern ein.

Zitat von hier:
Ich war ziemlich nervös


Zitat aus der Vorstellungs-Rubrik:
Ich war natürlich übelst nervös und aufgeregt


Eigenzitat aus "Auch in Paris":
Hätte es in den 80er Jahren ausgewiesene, auffindbare und bezahlbare Männerröcke gegeben, dann hätte ich nicht innerlich zitternd und verstohlen mich in die Damenabteilungen reintrauen müssen.

aufgeregt, nervös, zittrig - zu diesem Stichwort komme ich später.

Noch ein Zitat aus der Vorstellungs-Rubrik:
Herzlich Willkommen,
ich habe es auch erst mit Ermutigung durch das Forum (mit 55) geschafft, vorher bin ich im Rock noch nichtmal auf den Balkon gegangen...


Balkon! - Ein sehr gutes Stichwort, was zu "meinem ersten Mal" passt.

Denn "mein erstes Mal im Rock (in der Öffentlichkeit)" gibt es in diesem Sinne nicht. "Mein erstes Mal" war ein langandauernder, zäher Prozess.

Wie ich im pubertierenden Alter das Thema Rock in meine Gefühlswelt integrierte (nur zuhause, auch dort erst mal nur heimlich), hatte ich aber dennoch den Drang, mich damit nicht gänzlich zu verstecken.

Da war der Balkon sowas wie mein erstes Feld, sichtbar zu werden. Ich hatte einen alten Fastnachtsrock aus dem Keller an mich genommen und bin damit in den größtenteils uneinsehbaren Garten und dann auf den Balkon. Am Balkonende gab es dann Luftwirbel, die bisweilen den leichten Rock über die Balkonbrüstung anhoben. Der Balkon war von vielen Seiten recht gut einsehbar, zwar mit meist viel Abstand, aber die umliegenden Nachbarn haben bestimmt auch auf 200 Metern Distanz unterscheiden können, dass da nicht eine meiner Schwestern Rocklupfen spielte. Falls überhaupt jemand da guckte.

Anders war der recht geräumige Vorgarten. Den musste ich auch im Rock in Besitz nehmen. Erst mal ohne Passanten. Dann mit, was ein leichtes war, weil schräg gegenüber eine Bushaltestelle mit regelmäßigem Busverkehr war. Also hatte ich alsbald den Drang, mal kurz mich im Rock vor die potentiellen Augen der Wartenden in den Vorgarten zu trauen.

Das waren verschiedene Male vor fremdem Augen im Rock. Den besagten Fastnachtsrock trug ich dann bald auch mal offiziell zu einer Fastnachtsveranstaltung, zu welcher mich die drei Frauen zuhause als Mädchen zurecht gemacht hatten - ich erwähnte das neulich (bei "gestern getragen (https://www.rockmode.de/index.php?topic=4676.msg183070#msg183070)").

Und zu Fastnacht nutzte ich dann auch - sowas als familiärer Rockeinstieg - ausgiebig Rock zu tragen. Dass ich öffentlich draussen Röcke trug, dauerte lange, bis das die Familie mitbekam, das machte ich lange Zeit sowas von heimlich.

Und das fing mit verstohlenen Versuchen vor der Haustür an, in abendlicher oder nächtlicher Dunkelheit, soweit das im Familienleben einer 5-köpfigen Familie mal machbar ist. Da immer noch - ich war pubertierend - in der Hoffnung, niemand der potentiell vorbeifahrenden Autoinsassen würde merken, dass da gerade kein Mädchen umherlief.

Erst mit dem ersten Auto wurde ich draussen wagemutiger. Aber auch da suchte ich die Abgeschiedenheit. Das erste Mal müsste im Hinterland gewesen sein mit einer gut fünf mal fünf Kilometer großen Ackerfläche ohne Straßen und Ortschaften mittendrin. Eine andere Stelle war abgelegen im Hochtaunus, eine Waldrunde. Oder das Waldgebiet zwischen Groß-Zimmern und Darmstadt. In diesen Gebieten trieb ich mich jahrelang immer und immer wieder im Rock herum.

Manche begegnende Leute machten große Augen. Manche machten keine Anzeichen von Verwunderung, sie dachten vermutlich ihr Teil innerlich. Es war oftmals aber auch gut möglich, potentiellen Begegnungen aus dem Weg zu gehen.

Insofern gewöhnte ich mich nach und nach - über viele Jahre - an zwischenmenschliche Konfrontationen.

"Mein erstes Mal" beim Rockkauf hingegen war bemerkenswert. Darmstadt. Kaufhaus. Jetzt kommt Stichwort "zittrig" ins Spiel. Verstohlen traute ich mich in die Damenabteilung, hielt mir irgendeinen Rock an meinen Bauch, ging zur Kasse, und mit Sicherheit zitternd wie Espenlaub bezahlte ich diesen Rock mit ebenso zittrig stammelnden Worten: "Hoffentlich passt er ihr auch!" Die Kassiererin und die Kundinnen hinter mir werden mit Sicherheit bemerkt haben, dass ich den für mich kaufte.

Dieser Rock war es auch, als ich mich das erste Mal Sonntagsmorgens auf einem abgelegenen Ackerstück draussen bewegt hatte - das war das erste Mal in meinem Leben, als ich für ein paar Tage Sturmfreie Bude hatte - bei einer 5-köpfigen Familie fast ein Ding der Unmöglichkeit. Ich nutzte diese paar Tage für meine Rock-Entwicklung. Nach diesem Morgenspaziergang (bei Spießheim) saß ich anschließend zuhause zum Frühstück, als meine Oma kam. Sie deutete den blass-zitronengelben Baumwollrock noch als mein "Nachtgewand". Das müsste 1985 gewesen sein.

Ich kaufte fortan so ein bis zwei Röcke im Monat. Und bald merkte ich, dass es mehr Sinn macht, bereits im Rock in die Damenabteilungen zu gehen. Dann brauchte ich das nicht mehr verstohlen zu tun. Und so bereiste ich verschiedene Städte im Umkreis von 50 bis 200 km, parkte an den Stadträndern, versuchte in die Innenstädte zu kommen, um dort durch die Kaufhäuser und Boutiquen zu ziehen. Das dortige Personal war oft hellauf begeistert. Und ich hörte davon, dass in deren Verwandtschaft auch Jungs gibt, die Röcke tragen (z.B. "der zieht sich immer einen Schlauchrock an", Hanau) oder Promis wie Thomas Gottschalk neulich im Rock auftraten.

Ein wesentlicher Teil meiner Sozialisation im Rock waren bei diesen Tripps auch die Bäckereien, mit manchmal netten Verkäuferinnen.

Ein weiteres "erstes Mal" war zu Fronleichnam in der Fußgängerzone von Heidelberg. Da schloss ich mich unvermittelt einer Prozession an und ging anschließend im Rock in die Kirche zum Schlussgottesdienst. Es war ein besonderes Erlebnis, unter den doch eher konservativ eingestellten Menschen nicht ausgestoßen zu werden. Das wird vielleicht 1988 gewesen sein. Natürlich hatte ich mir in den vorgenannten Situationen ja schon ein klein wenig Selbstbewusstsein antrainiert.

Heidelberg war dann noch zwei Mal in dieser Hinsicht erwähnenswert "mein erstes Mal". Denn ich saß mitten im Café Journal an einem kleinen runden Tisch in grauem Mini und übte die Lösung von Differentialgleichungen. Da kamen irgendwann drei Mädels zu mir und setzten sich dazu. Wir unterhielten uns toll. Auch über den Rock. Da habe ich gesehen, dass Rock und Mädels geht!

Und irgendwie noch mal ähnliche Situation. In der Fußgängerzone, draussen an einem kleinen Tisch. Zwei Studentinnen auf Tagesausflug aus Freiburg wollten sich zu mir setzen. Angeregte Gespräche. Die eine meinte: "Ich stelle mir gerade vor", und schaute durch die Fußgängerzone, "wenn jetzt alle Männer hier einen Rock anhätten!" Meinen Rock (und wohl auch mich) fanden sie cool.

Das hat in mir den Schalter umgelegt. Fortan brauchte ich mich nicht mehr verstecken - in allen Situationen. Soweit jedenfalls der Wunsch.

Irgendwann kam auch der Drang, in meiner Stadt und am helllichten Tag, aber auch abends, Rock zu tragen. Das war auch eine Art "mein erstes Mal".

Ich stieg dann eines Abends zuhause aus dem Auto aus, mit kurzem weissem Faltenrock (den ich heute noch manchmal trage). Und da kam gerade meine Nachbarin an. Sie sah mich das erste Mal im Rock und war verzückt. Sie wollte noch in die Dorfkneipe. Ich ging mit. Und auf dem Rückweg verführte sie mich in Nachbarsgarten. - Mein tatsächlich "erstes Mal" im Rock! Das wird 1988 gewesen sein.

Es dauerte noch, bis dann auch meine Familie mitbekam, dass ich öffentlich Rock trage. Einmal des Nachts hatte ich keine Lust, mich noch umzuziehen drei Meter vor zuhause. Also kam ich im Rock heim. Meine Mutter kam runtergeschlichen und entdeckte mich. Sie war schockiert. Weil ich hatte zwei gemusterte Teile an! "Er hat nix von mir gelernt!", erzählte sie dann schockiert in der Verwandtschaft. Ein quergestreifter Rock zu einem Jeanshemd, das bei genauer Betrachtung feine rote, grüne Nadelstreifen im Karo hatte - 25 Zentimeter weiter weg nicht zu erkennen! Übrigens eines der Lieblingsoutfits in den Augen meiner damaligen Freundin. Ja, auch das war dann ein offizielles "erstes Mal im Rock".  ;D Das müsste inzwischen so 1991 gewesen sein. Und das, obwohl ich seit Jahren schon draussen aktiv im Rock unterwegs war; und ich bereits vor ewigen Zeiten das erste Mal im Rock das Grundstück verlassen hatte - das müsste der 6. Januar 1979 gewesen sein - im Schutze der Dunkelheit.

Es gab ja natürlich auch noch z.B. "mein erstes Mal" im Studium, bei der Arbeit, mit Freunden...
Titel: Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
Beitrag von: tbz am 26.09.2023 21:44

Hallo, um die Antwort auf "mein erstes Mal" zu geben - Achtung, das wird länger! -, steige ich mit Zitaten und gut passenden Stichwörtern ein.


Respekt, für die ausführliche Aufbereitung und spannende Beschreibung, den Mut. Und auch Danke für Deinen Teil dazu beizutragen es heute in unserem Umfeld einfacher zu haben.
Titel: Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
Beitrag von: high4all am 26.09.2023 22:02
Im Archiv gegraben:
https://www.rockmode.de/index.php?topic=4596.msg48122#msg48122 (https://www.rockmode.de/index.php?topic=4596.msg48122#msg48122)
Titel: Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
Beitrag von: Peter1958 am 26.09.2023 23:15
2019 war für mich der Beginn mit Röcke tragen in der Öffentlichkeit.
Zu Hause trage ich schon 2 Jahre länger  Rock oder Kleid.
Meine ersten Schritte waren schon mit Unbehagen belegt wie Reagieren die Leute auf meinen Auftritt.
Nachdem die Befürchteten Reaktionen ausgeblieben sind wurde ich auch mutiger und mein Radius größer. Wir waren dieses Wochenende in einem Hotel und ich bin in Rock, Bluse und Ballerinas zum Frühstück gegangen, hat auch niemand Interessiert.
Diese Erfahrungen machen dann auch mehr Mut.
Ich bin sehr Dankbar das meine Frau in diesem Thema voll hinter mir steht und mir hilft meinen Stil zu finden
Titel: Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
Beitrag von: SW Michl am 27.09.2023 00:52
Obwohl mein erstes öffentliches Rocktragen erst ein halbes Jahr her ist, kann ich mich gar nicht so genau auf DAS erste Mal festlegen. Mir geht es wie Wolfgang, es gab viele erste Male und zählt ein erster Hundespaziergang im Dunklen auf menschenleerer Strecke eigentlich...?

Los gings natürlich zu Hause, das war vor etwa einem Jahr. Meine damalige langjährige Lebensabschnittsgefährtin war erst irritiert und hat es dann aber voll mitgetragen, wenn wir später zusammen in anderen Städten oder mal abends im Kabarett waren.

Am aufregendsten war aber vorher die erste Damenabteilungs-Shoppingtour alleine in der nächsten größeren Stadt. Das muss so im Mai / Juni dieses Jahres gewesen sein. Interessant war dabei die Erfahrung, wie in jedem neuen Geschäft die Aufregung weniger stark anstieg. Beratung habe ich immer abgelehnt, ich erinnere mich aber vor allem an besonders freundlich lächelnde Kassiererinnen. Diesen Tag würde ich am ehesten als den ersten in der Öffentlichkeit bezeichnen.

Etwas Überwindung brauchte es dann wieder, als ich mich zum ersten Mal in meiner Kleinstadt mit Rock blicken lies.

Die Hemmschwelle gegenüber meiner Arbeitskolleginnen (100% weiblich) und meiner weiteren Familie war dann kaum noch wahrnehmbar.

Liebe Grüße
Michael
Titel: Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
Beitrag von: Silkman am 30.09.2023 00:21
Das erste mal - Hmmja, was gilt als das erste mal?

Den ersten langen Rock von der Freundin heimlich angezogen?
(irgendwann 2000 plusminus 2 Jahre) 
Fühlte sich toll an, aber da hielt ich es lange für einen sehr seltsamen Spleen...

Sie hatte es natürlich bemerkt   ;)

Das erste mal "offiziell" einen Rock von meiner (jetzt) Frau getragen? Vor ein paar Jahren [Urlaub, Affenhitze, ich in Jeans, Sie im weiten Rock] - ich: "darf ich mal Deinen Rock anziehen? Sieht so schön luftig aus" - Sie:"von mir aus kannst Du Röcke tragen, so viel Du willst"]

Zum nächsten Geburtstag bekam ich von ihr einen langen weiten Seidenrock geschenkt. Mir gefällt das und ihr gefällt das auch an mir  :)

Danach wurden es (viel) mehr Röcke, getragen fast täglich zuHause, und auch mal nach Sonnenuntergang auf dem (mäßig einsehbaren) Balkon - und unter ordentlich geläster meiner mutigeren Hälfte: "Stell Dich nicht so an"  ;)

Vor über einem Jahr habe ich eher zufällig dieses Forum entdeckt.
Und das was ich hier gelesen habe hat mir den Mut gegeben, den Schritt hinaus zu wagen - inzwischen kennen mich viele Freunde und einige Nachbarn im Rock (oder alle? Keine Ahnung, mir sacht ja niemand nix)...

soweit von mir,
Jürgen
Titel: Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
Beitrag von: Silkman am 30.09.2023 00:56
Ach ja,

ich bewundere leute, die sich noch Jahre später an einzelne Datumse erinnern können, ich kann das so ganz garnicht, mir fallen schon Dekaden schwer  ;D

Also Versuch:

erinnert sich nicht genau 
Jürgen
Titel: Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
Beitrag von: GregorM am 30.09.2023 06:36
Eine sehr schöne Geschichte, Jürgen. Und dass du eine so verständnisvolle Frau hast, müssen viele Rockträger dich beneiden.

Gruß
Gregor
Titel: Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
Beitrag von: MAS am 30.09.2023 09:07
Gude zusammen!

Bei mir könnte man es dreiteilen:
1) Als kleiner Junge (5 oder 6 Jahre alt) zog ich manchmal im Kinderzimmer einer Freundin einen ihrer Röcke an und spielte dann mit ihr.
2) Als junger Mann (21) kaufte ich mir in Sri Lanka zwei Sarongs und trug sie dort dann. Das war mein erstes öffentliches Rocktragen.
3) Ein paar Jahre später (34) hielt ich es nicht mehr aus, fand im Internet meine ersten Männerrockseiten, die mich ermutigten, erstmals mit einem Jeansrock, den ich schon zwei Jahre besaß und gerne zu Hause trug, in die deutsche Öffentlichkeit zu gehen.

LG, Micha
Titel: Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
Beitrag von: Peter55Muc am 30.09.2023 11:57
Bei mir war es ich glaube 2020, auf der Heimreise von einer Geschäftsreise im Auto von Mönchengladbach nach München. Ich hatte einen Jeansrock , eine FSH und ca 2cm hohe Pumps an und bin so nach Hause gefahren. Ich hielt fast an jedem Rast- oder Parkplatz und ging so entweder zur Toilette oder einfach etwas spazieren. Als ich tanken musste schlug mir des Herz bis zum Hals, was sich als völlig unbegründet herausstellte.

LG Peter
Titel: Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
Beitrag von: Forgotten Fashion am 30.09.2023 16:59
Schwierig zu sagen. Ich war zehn (1978), als ich in der Kirche als Ministrant angefangen habe - das habe ich dann 9 Jahre - bis kurz vor'm Abi - durchgehalten. Ich habe die Gewänder und das luftige Gefühl geliebt. T-Shirt und kurze Turnhosen drunter und es war auch im Sommer bestens auszuhalten.

Dann war lange Zeit Ruhe ... auch wenn ich daheim gerne selbstgenähte Kleider getragen habe. In die Öffentlichkeit habe ich mich damit nur ein paar Male an Fasching getraut - und mich nie richtig wohl gefühlt.

Erst nachdem ich 2002 das Liverollenspiel (LARP) entdeckt habe, konnte ich in solchen Kleidern auch unter Leute gehen - allerdings auch nur auf LARP-Veranstaltungen und Mittelaltermärkten.

In Dubai, habe ich mir 2003 meine erste Dishdasha gekauft und habe sie auch getragen  - und seitdem bei weiteren Besuchen in den UAE immer wieder - es gibt einfach nichts Bequemeres für das dortige Klima und "traditional" wird auch an Touristen anstandslos akzeptiert - man wird sogar merklich höflicher behandelt.
Leider sind die Dishdashas traditionell recht eng geschnitten (nur 80 cm Schrittweite), man kann sie in den zahllosen Schneidereien aber auch auf Maß und entsprechend weiter fertigen lassen, was ich inzwischen auch getan habe. Die Dishdashas trage ich nur in UAE, wo ich inzwischen auch beruflich zu tun habe.

Daheim sind die selbst genähten Gewänder meine Wahl.
Zu meinem Stil: Meine Gewänder sind hochmittelalterlich (Codex Manesse) inspiriert, überwiegend aus Leinen (Surcot auch aus Kunstfaser) und bequem weit geschnitten (Schrittweite > 1,20 m bis über 2 Meter).

Inzwischen gibt es auch ein paar Freunde, die mich schon auf Feiern des Öfteren im fußlangen Kleid gesehen haben, und als es in München noch das Mittelalterlokal gab, bin ich auch schon mal im langen Kleid mit den Öffis dort hin und zurück.

Die Erfahrungen sind uneindeutig. Meist ist der Kommentar "Ungewohnt", wenn überhaupt Kommentare kommen. Insgesamt fehlt mir der Mut, in der Kleidung auch "mal so" unter die Leute zu gehen, auch wenn es zumindest bei trockenem Wetter nichts Bequemeres gibt.

Röcke besitze ich auch (allesamt selbst genäht), die trage ich aber nur als Unterrock. Irgendwie habe ich noch keinen eigenen Stil mit Rock gefunden, der mir gefällt.

Wie das ungefähr aussieht, kann man nebendran sehen.
Titel: Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
Beitrag von: cephalus am 30.09.2023 18:54
Das Kleid aus deinem Avatar wird sicher ganz anders wahrgenommen, als die Kleider die ich hier an mir gezeigt habe. 
Für mich und vermutlich viele andere, wirkt es weniger wie ein Kleid, sondern eher wie ein Kostüm.
Dass die Reaktionen anders sind, als auf (Damen)Kleider erscheint mir logisch. Womit die Leute besser umgehen können, kann ich nicht sagen - vermutlich ist das individuell verschieden.
Titel: Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
Beitrag von: Forgotten Fashion am 30.09.2023 19:35
In eindeutiger Damenkleidung wird man nach meiner Einschätzung (ich kann komplett daneben liegen) durchaus erst einmal als "trans" wahrgenommen.

Das ist etwas, was ich für mich nicht möchte.
Titel: Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
Beitrag von: Lars am 30.09.2023 19:38
In eindeutiger Damenkleidung wird man nach meiner Einschätzung (ich kann komplett daneben liegen) durchaus erst einmal als "trans" wahrgenommen.

Du liegst größtenteils daneben.
 
Wobei sich die Frage stellt, wie du "eindeutige Damenkleidung" definierst.
Hier
https://www.rockmode.de/index.php?topic=4676.msg183703#msg183703 (https://www.rockmode.de/index.php?topic=4676.msg183703#msg183703)
trage ich eindeutige Damenkleidung. Deswegen werde ich allerdings noch lange nicht als "trans" wahrgenommen.
 
Viele Grüße,
Lars
Titel: Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
Beitrag von: Skirtedman am 30.09.2023 20:21
In eindeutiger Damenkleidung wird man nach meiner Einschätzung (ich kann komplett daneben liegen) durchaus erst einmal als "trans" wahrgenommen.

Das ist etwas, was ich für mich nicht möchte.

Das kann ich natürlich verstehen.

Aber Lars hat Recht. Eher als "trans" wahrgenommen zu werden, bedarf in der Regel noch weiterer Zutaten.

Aber klar: Die Bandbreite, wie unsereins von den Menschen wahrgenommen wird, wird sehr groß sein. Besonders bei Menschen, die Dich zum allerersten Mal so gekleidet sehen. Da wird es auch Leute geben, die Dich für "trans" halten, vermutlich schützt ein stark mittelalterlich angehauchtes Gewand ebenso nicht davor, von irgend jemandem als "trans" angesehen zu werden.

Auch ist nicht ausgeschlossen, dass wir Alltags-Damensachen-Träger von Leuten im Erstkontakt als "kostümiert" angesehen werden.

Es wird immer ein paar, die auf uns das erste Mal stoßen, geben, die für möglich halten, dass wir ein "Kostüm" (zum Verkleiden) tragen. Egal, ob wir Damensachen anhaben oder mittelalterlich inspirierte Gewandung.

Egal, ob als "kostümiert" oder "trans" eingestuft, sind entscheidend, welche sonstige Merkmale (Zutaten) an uns noch abgelesen werden.

Ziemlich entscheidend ist schon mal das eigene Verhalten. Wie bewegt man sich? Mit welcher Stimme spricht man? Was tun wir?
Sitzen wir gemütlich im Café oder shoppen wir im Supermarkt bzw. in der Stadt? Tun wir sonstige alltägliche Erledigungen? Unterhalten wir uns mit "ganz normalen" Leuten, oder sind wir gar in Begleitung von einer Frau? Zeigt diese Frau vergleichbare abweichende Merkmale wie wir oder ist ihr Erscheinungsbild ein ganz anderes? Wie ist unsere Körperhaltung?

All diese Facetten bestimmen, wie wir "gelesen" werden, und können ganz entscheidend von "kostümiert" oder "trans" wegführen. Und all diese Facetten werden auch "abgefragt" von Leuten, denen unser Erscheinungsbild merklich an ihrem Weltbild rüttelt. Viele aber sind durch uns in ihrem Weltbild nicht erschüttert und fragen dann auch nicht alle einzelnen "Facetten" ab, denen ist es schnell egal, ob Du "kostümiert", "trans" oder sonstwas bist.

Entscheidend als schnelle Botschaft kannst Du eben auch durch weitere Begleitparameter durch sowas wie Haarpracht, Schmuck, Nagellack, Accessoires und eben Haltung transportieren, als was Du eher verstanden werden willst. Das ist eben auch der Grund, weshalb Lars im luftigen Sommerkleid vermutlich von den meisten nicht sofort als "trans" abgestempelt wird.
Titel: Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
Beitrag von: GregorM am 01.10.2023 08:30
Es dürfte zu glauben sein, dass je weniger Mann und je mehr Frau ein Mann seinem Umfeld signalisiert, desto mehr Leute werden ihn für trans halten.
Wolfgang hat Recht, wenn er behauptet, es gehöre mehr als die Kleidung dazu. Aber wieviel? Wie er schreibt, können Haltung, Stimme, Frisur und (fehlendes) Zubehör in die männliche Richtung ziehen. Aber auch die persönlichen „Eigenschaften“ des Betrachters spielen bei der Schubladenwahl Dritter eine große Rolle. Beispielsweise haben wir mehrmals hier gelesen, dass Leute mit Migrationshintergrund es anders auffassen könnten als wir, die in Generationen mit einer „westlichen“ Kultur aufgewachsen sind. Und doch gibt es Unterschiede zwischen Nord und Süd, Ost und West, zwischen Stadt und Land.

Auch hat es Bedeutung, ob wir die Person in Frauenkleidung kennen oder nicht. Wenn man ihn erst kennenlernt, ist er gut genug. Aber sonst, haben wir überhaupt seine Stimme gehört?

Ich werde meinen, dass ein Mann im Kleid, Feinstrumpfhosen, Absatzschuhen und mit langen Haaren damit rechnen muss, dass 95% derer, die ihn erblicken und ihn nicht kennen, ihn für trans halten werden.
Einige Männer werden selbst kein Problem damit haben. Einige wünschen es sich sogar, und niemand braucht sich darüber zu schämen, trans zu sein. Es ist seine Wahl gewesen und kein Verbrechen.

Wer es nicht möchte, sollte sich aber überlegen, ob ein männlicherer Haarschnitt helfen würde, oder ob er auf einiges verzichten solle, wie Damenschuhe und -Strümpfe, oder ob er überhaupt ein Kleid tragen sollte.

Wer nur seine Shorts und Jeans durch einen Rock ersetzt hat, wird vermutlich von weniger als 10% der „Normalbürger“ für einen Trans gehalten.

Wenn ich Wolfgangs Bilder betrachte, scheint es mir, dass er die erforderliche persönliche Ausstrahlung besitzt, selbst im Spaghetti-Trägerkleid männlich davonzukommen, aber er ist eine Ausnahme. Bei den allermeisten liegt die Grenze deutlich darunter. So würde es auch bei mir der Fall sein, und ich kleide mich entsprechend. Kein Kleid für mich.

Hat übrigens mit Mut oder fehlendem Mut nichts zu tun. Es ist nur eine Frage von Selbsterkennung.

Gruß
Gregor
Titel: Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
Beitrag von: Peter55Muc am 01.10.2023 09:31
Leute die letzten Beiträge haben schon wieder nichts mit dem eigentlichen Thema zu tun.
Bitte führt eure Trans, oder nicht Trans Diskussionen doch wonders.
Titel: Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
Beitrag von: Skirtedman am 01.10.2023 09:52
Naja, es spielt schon mit rein, ins Thema.

Jedenfalls schon spannend, was jeder einzelne so zur Antwort schreibt.

Meine Antwort (https://www.rockmode.de/index.php?topic=9624.msg183608#msg183608) war ja lang und vielschichtig. Mein "erstes Mal" gab es ja so gar nicht, sondern war ein langer, zäher Prozess, mit homöopathischen Häppchen.

In meiner langen Antwort schrieb ich zwar viel von "zittrig", "nervös" und "verstecken" (oder so ähnlich), aber eigentlich habe ich die Emotionsebene noch viel zu wenig beschrieben.

Vom ersten Mal vor die Tür gehen im Schutze der Dunkelheit bis zum wirklich frei draussen bewegen auch in meiner Stadt und ohne Heimlichtuerei Anfang der 90er, waren das gut und gerne 12 Jahre ungefähr. Aber bis in die 00er Jahre, also bis vor 20 Jahren, begleitete mich ständig bzw. immer mal wieder, das Gefühl, etwas Verkehrtes zu machen.

Am wohlsten fühlte ich mich immer im Umgang mit jungen Frauen in meinem Beuteschema. Meinen Freunden, die ich aus Hosentagen noch hatte, wollte ich das lange nicht zumuten. Und bis zum Einzug des Rocks in meine Arbeits- bzw. Studienwelt (was parallel verlief) - und auch da anfangs - hatte ich echt Schwierigkeiten, Männern in die Augen zu schauen.

Zu groß war die Angst, ich könnte in ihnen irgendwelche sexuellen Begehrlichkeiten auslösen. Zu groß war die Angst, sie könnten denken, ich wolle sie sexuell ansprechen. Ganz klar natürlich, dass im Jobumfeld ein ständiges Blickausweichen nicht funktioniert. Das einem-Mann-in-die-Augen-schauen-Können und an nichts weiteres als an den Gesprächsinhalt zu denken - und das, obwohl ich Rock trug -, das musste ich mir wirklich erst antrainieren.

Das erste Mal in einer (wie auch immer definierten) Männergruppe unterwegs zu sein, in der ich als einziger Rock trug (also leider notwendigerweise fast immer, auch mit meinen alten Kumpels), war für eine geraume Zeit immer ein sehr schwammiges Gefühl. Die Angst, die anderen könnten sich in meiner Gegenwart (mit meinem Erscheinungsbild) unwohl fühlen, war doch für eine gehörige Zeitspanne immer mit dabei gewesen. Auch dieses Gefühl abzulegen, brauchte seine Zeit.

Und ich weiss noch, wie ich zuvor jahrelang vermied, auch in den Fußgängerzonen irgendwelchen männlichen Passanten auch nur in die Nähe des Gesichtes zu schauen. Das war schon eine gewisse Art "Menschenscheu", Männerscheu besser gesagt. Stattdessen genossen meine Augen den Anblick von Frauen, die mir auch sehr oft prüfend in die Augen schauten, sehr oft aber fröhlich, erheitert, freundlich mitunter. Da entwickelte ich auch meinen prüfenden Blick, wenn ich an ihnen vorbei war, ob sie sich nach mir umdrehten - und wie oft taten sie das auch, und ich entwickelte ein Gespür dafür, wann der richtige Zeitpunkt ist, um da noch mal die Blicke erneut sich begegnen zu lassen. Auf der einen Seite war ich also "männerscheu", auf der anderen Seite "frauenfreu", oder "frauentreu", oder wie man das nennen will.  :D

Aber von den Frauen, speziell jungen Frauen, gab es ja anfangs auch nicht nur zustimmende Reaktionen, sondern seitwärts aus den Augenwinkeln Mustern, Gesichtverziehen, Kichern, bis hin zu abfälligen Reaktionen gab es Ende 80er / Anfang 90er noch zuhauf. Dennoch überwogen von Frauen die eher wohlgesonnenen Reaktionen, das beruhigte zunehmend mein Innerstes, so dass ich diesen inneren Zwiespalt "unter die Menschen gehen" versus "vor den Menschen fliehen" nach und nach verlor.

Und je mehr dieser Zwiespalt schwand, desto weniger negative Reaktionen erhielt ich auch. Vermutlich hat das was mit der Ausstrahlung zu tun. Strahlt man aus: "Ich sollte das eigentlich alles nicht machen", dann wird man angreifbar. Strahlt man aus: "Am liebsten würde ich jetzt doch nicht hier sein!", dann macht man sich selbst lächerlich.

Strahlt man hingegen aus: "Ich will das und das ist gut so!", dann kommt wohl diese Botschaft auch bei den Menschen / Passanten an.

Und doch dauerte es noch einmal weitere gut 10 Jahre, bis ich anschließend dieses manchmal aufkeimende Gefühl "Ich mach etwas Verkehrtes" völlig ablegen konnte.

Diese vielschichtigen verhärteten inneren Selbstzweifel saßen wie ein Kobold fest im Nacken. Nur durch zunehmendes Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein konnte ich diesen Kobold abschütteln.

Ich wünsche jedem, der das erste Mal im Rock auf die Straße geht, dass er diesen Kobold erst gar nicht im Nacken hat. Und wenn, ich wünsche jedem, dass er während dem ersten Mal diesen Kobold bereits auf immer und ewig abschütteln kann. Heutzutage leben wir in einer völlig anderen Gesellschaft, heutzutage ist das ganz deutlich nicht mehr diese große Nummer wie noch vor 30, 35 Jahren.

Aber dieser Gemischtwarenladen voll von den unterschiedlichsten Gefühlen, zwischen himmelhochjauchzend und "Mein Gott, was hab ich getan!", der begleitete mich nicht nur bei "meinem ersten Mal". Der hatte mich - etwas leerer geräumt - auch noch bei meinem 10.000sten Mal begleitet. Ich bin froh, dass ich niemals kapituliert habe!
Titel: Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
Beitrag von: Timper am 01.10.2023 11:17
Das Problem ist ja man exponiert sich. So als wenn man mit einer roten Pappnase rumläuft. Man wird unweigerlich zum Blickfang und daran muss man sich gewöhnen. Am besten man achtet nicht auf andere. Das wird sich reduzieren, wird aber nie ganz weggehen.
Es ist nicht das Gefühl was „ verkehrtes“ zu tun sondern eher das Gefühl das es nervig ist als Unikum ( rote  Pappnase“) betrachtet zu werden.
Umso angenehmer ist es dann in einer Umgebung in der jeder ganz absichtlich außergewöhnlich sich kleidet. Das kann der Schottenrock sein, das kann ein Lederrock sein, ein Latexoutfit oder was es noch so gibt. Wenn alles außergewöhnlich ist ist es wieder fast normal. Es wird registriert aber nicht mehr gewertet. Ganz anders auf der Straße wo man davon ausgehen kann das jeder Blick Fragezeichen im Kopf des Betrachters produziert. Und diese Fragezeichen spürt man. Erst recht wenn man auf andere achtet. Eine ungewollte Rückkopplung.
Und genau die findet eben nicht in Umgebungen statt wo jeder ganz absichtlich anders ist und vor allem sein will! Ja eigentlich auch sein soll.
Ggf sagt sich der andere „ist nicht mein Stil , ist mir aber auch völlig egal „.
Sehr angenehm und sehr entspannt!
Titel: Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
Beitrag von: cephalus am 01.10.2023 11:43
Was du beschreibst, Wolfgang, dürfte für sehr viele von uns zutreffen.

Für mich auf jeden Fall, und ich bin auch nicht so weit wie Du, was die Selbstverständlichkeit und Sicherheit betrifft.
Ich habe sogar eine ganze Weile gebraucht um diese Zweifel zuhause zu begraben, gegenüber Frau und Kindern. Für meine Familie sind meine Röcke und Kleider aber schon absolut normal, normaler wie für mich.

Meine Unsicherheit oder meine Zweifel sind immer mal wieder da, mal stärker mal weniger stark, abhängig von Vorhaben, Umgebung und Tagesform. Manchmal wechsle ich doch noch schnell, begleitet vom Kopfschütteln meiner Frau, in Hose, bevor ich das Haus verlasse.
Allerdings kann ich mich nicht erinnern, dass ich es jemals bereut hätte Rock oder Kleid zu tragen, aber manchmal, es nicht getan zu haben.
Aber es gibt auch einige Fälle, in denen ich mich vorher umgezogen habe und mir anschließend gedacht habe, es war die richtige Entscheidung, ich hätte mich nicht wohl gefühlt im Rock

@Timper
Genau was Du beschreibst bewegt mich auch. Aber ich will nicht nur zu besonderen Veranstaltungen "meine" Kleidung tragen, sondern im echten Leben. Aber es macht für mich schon einen Unterschied in welcher Umgebung. Für mich ist es anders in einer spießigen Ecke von München, wo ich lebe, als in einer von von Künstlern und Studenten dominierten Umgebung in Köln, wo ich gelegentlich bin.

Allerdings fallen die Reaktionen in Köln heftiger aus, positiv wie negativ, sofern es überhaupt welche gibt, als in München.

Titel: Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
Beitrag von: Skirtedman am 01.10.2023 12:10
Allerdings fallen die Reaktionen in Köln heftiger aus, positiv wie negativ, sofern es überhaupt welche gibt, als in München.

Du solltest mal nach Mainz kommen. Da haben wir Dir das Terrain schon bereitet...  ;D
Titel: Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
Beitrag von: Timper am 01.10.2023 12:17
Echtes Leben hin oder her. Das dürfte relativ sein denn man ist ja nicht nur im Event. Ein davor und danach gibt’s ja auch. Sicher etwas anders als im Rock um 11 Uhr zum Supermarkt zu gehen, das mag stimmen.
Aber am Ende ist für jeden entscheidend was er will, was er braucht und auch vor allem was er nicht will!
Zum Beispiel beglotzt zu werden wie Clown Dolly mit einer roten Pappnase.
Stichwort Dirndl und Oktoberfest.
Wer‘s mag bitte schön.
Nicht mein Ding.
Es ist wie es ist. Und das passt schon!
Ist schon ok so.
Titel: Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
Beitrag von: Skirtedman am 01.10.2023 12:24
Ja, das wollen wir alle nicht, "beglotzt werden wie Clown Dolly".

Auch die nicht, die sich den Rock nicht nur zum Event anziehen wollen.

Und darum ist es auch wichtig, sich heranzutasten, die ablehnenden Gedanken aus dem eigenen Kopf zu bekommen, wenn man sieht, dass man sich ziemlich frei bewegen kann unter den Menschen. Aber ja, Timper, das stimmt:

... auf der Straße wo man davon ausgehen kann das jeder Blick Fragezeichen im Kopf des Betrachters produziert. Und diese Fragezeichen spürt man. Erst recht wenn man auf andere achtet. Eine ungewollte Rückkopplung.

Und es ist sehr angenehm, wenn man allmählich gelernt hat, nicht mehr auf alle Reaktionen der anderen zu achten. Dann reagieren sie nämlich auch tatsächlich weniger.

Aber den meisten dürfte das bei dem allerersten Mal nicht gelingen, diese ungewollten Rückkopplungen zu vermeiden.
Bei mir dauerte es Jahre, und das unterschiedlich auf verschiedenen Ebenen - siehe "männerscheu", "frauenfreu" von meinem letzten längeren Beitrag hier.
Titel: Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
Beitrag von: Yoshi am 01.10.2023 13:06
Ich habe mich mittlerweile an die Blicke gewöhnt. Tatsächlich gucken die meisten Leute auch gar nicht, entweder sie nehmen es nicht wahr, weil sie mit anderem beschäftigt sind, oder sie schauen so, dass es nicht auffällig ist und für mich unbemerkt bleibt. Wahrscheinlich achte ich aber auch weniger darauf. Ich bekomme aber auch oft in meinem Umkreis zu hören, dass ich sehr selbstbewusst und ausgeglichen wirke. Meine ehemalige Leitung meinte mal: "Du hast so eine Präsenz, wenn du den Raum betrittst." Das spielt wahrscheinlich alles mit rein.
Ich habe ja auch nichts gegen Schauen, wenn es interessiert ist und ich kann es ebenso nachvollziehen, wenn man überrascht etwas zusammenzuckt, mich stört nur manchmal dieses Angaffen. Das läuft meist so ab: Überraschtes Schauen auf den Rock, langsamer Blick nach oben, sekundenlanges Anstarren ins Gesicht, blick wieder runter auf den Rock. Dieser Vorgang wird auch manchmal wiederholt. Ich ignoriere das für gewöhnlich, aber wenn es mir zu aufdringlich wird, dann frage ich höflich: "Kann ich Ihnen helfen?" Meist wenden die Personen den Blick ab und wenn sie "Nein!" sagen, antworte ich: "Sie haben mich so fragend angeschaut, deswegen frage ich." Abwertende Blicke hingegen bekommt man dann doch recht selten ab. Richtig unangenehm fand ich aber zum Beispiel diese Situation:
Wir fahren die Rolltreppe hoch und als wir uns an den Bahnsteig stellen, läuft ein Ü60-Herr vorbei. Als er an uns vorbei war, realisierte er erst wohl, dass ich einen Rock trug. Er drehte sich ruckartig um, machte große Augen und riss den Mund weit auf. Er war sichtlich geschockt.
(beschrieben in "Die Annahme, dass man als Rockträger immer Probleme hat")

Bei mir ist es auch abhängig, was ich trage und wo ich bin. Einen schwarzen Minirock oder kiltähnliche Röcke erregen weniger Aufmerksamkeit als ein Maxirock in magenta oder ein Freizeitkleid. Auf der Arbeit habe ich kein ungutes Gefühl, es ist akzeptiert und ich "vergesse" oft, dass ich das trage. Sobald ich auf dem Heimweg bin, beschäftigt mich das aber schon, zwar weniger als zu Anfang, aber ich probiere ja auch immer mal was Neues aus. Wenn ich auf der Straße laufe, fühle ich mich weitestgehend gut. Manchmal ist es mir aber noch unangenehm, wenn ich große Gruppen von männlichen Jugendlichen passiere, aber bisher unbegründet, weil es keine Reaktion gab. Ich habe schon das Gefühl, dass ich seitdem ich Rock trage, meine Umgebung bewusster auf Gefahren scanne. Vorher war das eher unbewusst. Es geht ja auch nicht darum, panisch oder ängstlich zu sein, aber eine gesunde Vorsicht kann nicht schaden. Am ehesten fühle ich mich manchmal in der Bahn unwohl. Da gibt es doch mal den einen oder anderen despektierlich glotzenden Gaffer. Ich positioniere mich schon so, dass ich bei Leuten sitze/stehe, bei denen ich mich wohler fühle. Daran muss ich also noch arbeiten (und ich fahre ja täglich zur Arbeit, also bin ich im "Training"). Vielleicht hat da jemand paar Tipps für mich.
Titel: Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
Beitrag von: SW Michl am 01.10.2023 22:56
Nachdem ich jetzt ein paar Monate in Röcken unterwegs bin, steht mir ein bestimmtes erstes Mal noch bevor: Das erste Mal im eigenen Dorf.

Ich wohne in einem 700-Seelen-Dorf, das von der nächsten Kleinstadt verwaltet wird. In die Stadt gehe ich oft im Rock und habe kein Problem damit, erkannt zu werden. In direkter Umgebung des Hauses und auf den Wiesen dahinter gehe ich ich auch meist berockt. Da hab ich auch schon Menschen getroffen. Aber weiter ins Dorf traue ich mich nicht. Irgendwie käme mir ein Besuch im Dorfladen oder auf einem Fest im Rock noch unangenehm / unangemessen vor. Ich will nicht, dass sich jemand provoziert fühlt. Wahrscheinlich ist der richtige Zeitpunkt dann erreicht, wenn sich die Nachricht über meinen neuen Kleidungsstil lückenlos verbreitet hat und dann nach einer Weile keinen mehr interessiert.

Ein Phänomen, das man vielleicht für sein "outing" als Rockträger nutzen kann, ist mir in den letzten Wochen aufgefallen: Leute, die mich bisher nur mit Hosen und nur mit langen Haaren kannten, reagierten nur auf den kahlen Kopf und nicht auf irgendwelche Klamotten. Das finde ich sehr interessant. Vielleicht kann ein radikaler Wechsel der Frisur oder der Haarfarbe für manche den Schritt in die Öffentlichkeit erleichtern.

Liebe Grüße
Michael
Titel: Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
Beitrag von: Canda am 01.10.2023 23:31
Moin ich muss erst mal überlegen wann das erste mal war ,ich hab vor ca. einem Jahr mit meiner Frau über das Thema gesprochen und ihr gesagt das ich gerne Rock tragen würde , wir haben dann erst mal ein Kilt bestellt den ich dann anprobierte und schon mal zuhause trug. Was mir aber nicht so gut gefiel dar der Kilt doch recht billig war und das hat Mann schon beim tragen bemerkt, ich kaufte mir dann mein ersten Jeansrock den ich mit in den Urlaub nach Dänemark nahm und da oft zum Hundespaziergang trug das war die zweite Steigerung .
Im Februar bin ich dann mit unseren Womo zu unseren Sohn nach Frankfurt gefahren auf der ganzen Tur hin im Rock gefahren und auch immer mal wieder angehalten und ausgestiegen zum einkaufen und Kaffee trinken das war schon ein komisches Gefühl so am Tag im Rock und Strumpfhose in die Läden zugehen ob woll ich mir darüber im Klaren war das mich da keiner kennt  und was soll ich sagen bis auf ein anlächeln einer jungen Frau war gar nichts weder positiv noch negativ aber vor meinem Sohn konnte ich mich noch nich im Rock zeigen . So ging das den jetzt das Jahr über so weiter meine Frau und meine Schwiegertochter die bei uns wohnt wissen davon und ich weiß nicht wer sonst das schon mitbekommen hat da ich zuhause und im Garten im Rock rumlaufe ,aber ich vermeide es noch vor meinem Enkelkindern mich im Rock zu zeigen das will ich an meinem 60sten Geburtstag Ändern ,ich werde dann berichten
LG Canda
Titel: Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
Beitrag von: GregorM am 02.10.2023 12:43
Meine erste Homepage, eine der kostenlosen, wie es damals üblich war, für Men in Skirts/Männer in Röcken, habe ich Ende 2000 erstellt. Sie ist längst von anderen ersetzt worden, aber ich habe sie noch in den Archiven. Sie beschrieb auch mein erstes Mal im Rock.
Ich hatte mir zwar schon einen Kilt gekauft, aber ihn getragen, außerhalb der eigenen vier Wände, hatte ich kaum, und wenn, dann fern, fern von zuhause.
Aber hier die lange Beschreibung meines Weges zum Rock:

Zitat von: Männer in Röcken, November 2000

Überlegungen
Anfang der achtziger Jahre habe ich auf der Straße einen Mann in einem schwarzen kurzen Rock gesehen. Der Rock war das Einzige, was unmittelbar an ihm merkwürdig, „unnormal“ oder „weiblich“ vorkommen könnte.
Einige Leute haben sich herumgedreht und ihm nachgestarrt. Einige hatten Kommentare zu seinem "Outfit". Die meisten aber bemerkten ihn kaum. Es war Sommer, heiß, und die, die nicht sehr aufmerksam waren, haben vermutlich seinen Rock mit Shorts verwechselt. Sonst hätten die sich zweifellos auch umgedreht und sich wundern lassen. Eine halbe Minute später war er im Gewühl verschwunden.

Ich wunderte mich auch. Ich war allein unterwegs, aber wenn zum Beispiel meine Frau da gewesen wäre, hätte ich ihr sicher gesagt: "Sehe doch den Mann da. Er hat einen Rock an!". Und meine Frau hätte sich ebenfalls gewundert, bin ich mir sicher. 

Ich muss aber zugestehen: Ich war auf ihn um seinen Mut ein bisschen neidisch. Dieser Mann hatte etwas gewagt, das ich mir eigentlich "immer" selbst gewünscht hatte. „Nie“ hatte ich so richtig verstanden, warum sich nur Frauen so bequem und luftig kleiden konnten. 
Für mich aber wäre ein Rock total unmöglich. So konnte man als Mann nicht herumlaufen. Damals nicht. Allerdings nicht öffentlich.
Wäre meine Frau mit dabei gewesen, damals, hätte ich gehofft, dass sie gesagt hätte: "Sieht aber recht gut aus. Du könntest doch auch so einen Rock tragen".
Ich weiß auch: Sie hätte das nicht gesagt. Denn das würde gegen alle Normen streiten.

In den letzten Jahren habe ich zwar nicht oft, aber trotzdem ab und zu Männer im Rock oder Kilt gesehen. Auch kommt es manchmal vor, dass Röcke mit Männer-Mode verbunden werden. Es gibt Foren, die sich intensiv mit Männern im Rock beschäftigen, und in Rock/Pop-Bands treten Männer im Rock oder Kilt auf.
Die Gesellschaft ist - trotz allem - toleranter geworden. So habe ich mir es jedenfalls vorgestellt.
Das hat mich auf den Gedanken gebracht, vielleicht würde auch ich mir einen Rock zulegen.

ICH
Zur Geschichte gehört, dass ich mich für einen ganz normalen MANN halte: 100% heterosexuell und seit Jahren mit einer wunderbaren Frau verheiratet. Gegen Hosen habe ich weder bei Frau noch bei Mann viel einzuwenden, nur möchte ich nicht immer NUR Hosen tragen.

Der Tag
Eines Tages mitten im Sommerurlaub (August 2000) und unter südlicher Sonne habe ich mich endgültig entschlossen: "Wenn ich heute einen nicht (zu) femininen Rock in meiner Größe finde, kaufe ich ihn".
[Zu verdanken waren Mitglieder des Parsimony-Forums, wie Ferdi, Schorsch, Michael (MAS) und Wolfgang (Skirtedman), die mir als Vorbilder dienten.]

Eine Stunde später hielt ich vor einem Einkaufszentrum, wo es möglich sein sollte, einen Rock zu finden. Es gab dort ein H&M. Bei H&M gibt es den Vorteil, dass sie nicht nur Frauensachen verkaufen. Dann fühlt man sich als Mann nicht so fremd.
Ich habe bei Männerhosen, Shorts und Hemden angefangen zu suchen - während ich mir den Mut dazu sammelte, mich hinüber in den Damenbereich zu bewegen. Bei den Männern waren übrigens Frauen auf der Suche, und wer findet das irgendwie merkwürdig?   
 
Als ich endlich so weit war, fand ich innerhalb von einer Viertelstunde drei kurze Röcke, die mir gefielen: Zwei waren Wickelröcke. Der eine war schwarz, der andere grau. Sonst sahen sie identisch aus und kamen mir nicht zu weiblich vor.
Der dritte war ein „normaler“ Rock in Jeanshosenstoff, olivgrün, mit vier großen Taschen, Reißverschluss vorne und mit Schlaufen für einen breiten Gürtel. Sah übrigens völlig aus wie die Shorts, die ich anhatte. Die Taschen und die Farbe waren genau gleich; war auch von ungefähr derselben Länge. – nur es war ein Rock.

Was nun? Erstens die richtige Größe feststellen. Laut Augenmaß sollte es wohl um 44 sein, aber vielleicht würde 42 auch noch gehen.  Ich wollte nicht erst in der Ferienwohnung feststellen, ob die Röcke mir passten, obwohl das viel einfacher gewesen wäre.  Den grauen Rock in Größe 42, den schwarzen und den Jeansrock beide in 44 unterm Arm ging ich - ein bisschen zögernd - zum Anprobieren - in den Männerbereich.

Eine Verkäuferin stand vor dem Eingang, hat aber (natürlich) keine Fragen gestellt. Eigentlich wäre es ja auch egal, habe ich mich überzeugt. Wenn ich einen Rock anprobieren will, wer oder was soll mich dann davon abhalten können?
Der schwarze war – wie der graue – ziemlich kurz, sah aber im Spiegel ganz gut aus. Ein bisschen mehr als Fingerspitzenlänge. Er passte auch besser als der graue in Größe 42. Der Jeansrock war einige Zentimeter länger als die beiden anderen.
Ich wollte alle drei haben und auf dem Weg zur Kasse fand ich auch den grauen in Größe 44.

Nichts verheimlichen
An der Kasse war eine ziemlich lange Schlange.
Ich sagte mir, es wäre falsch, meine ersten drei Röcke irgendwie verstecken zu wollen. Wagte ich nicht mit Röcken in der Hand zu stehen, wie würde ich es dann je schaffen, in der Öffentlichkeit Röcke tragen? Wenn so, könnte ich es ebenso gut gleich vergessen. Also, nicht die Röcke viermal zusammenlegen, damit es den anderen Kunden nicht zu sehen wäre, was ich in der Hand hatte.
Sollten einige vor mir, neben mir oder hinter mir sich darüber Gedanken machen, wozu ich, ein Mann, Röcke kaufte, dann war es ihre Sache. Die Röcke gefielen mir. Das alles habe ich mir mehrmals gesagt, als es an jenem Samstagvormittag langsam vorwärts ging.

Und dann, als nur noch zwei Kunden vor mir waren, kam mir die Idee: "Du verlässt diesen Laden nur im Rock."
Als ich bezahlt hatte, und es nur noch dem Mädchen an der Kasse fehlte, meine Röcke in eine Tüte zu legen, habe ich sie endlich gebeten, alle Preismarken vom Jeansrock zu entfernen. Meinen Wunsch erfüllt, die beiden anderen Röcke schon in der Tüte und den olivgrünen Rock noch in der Hand, blickte sie mich für eine Sekunde an und reichte mir ihn dann mit einem verständnisvollen Lächeln.

Endlich eine Realität
Mit der weißen H&M Tüte in der linken Hand und dem Jeansrock in der rechten ging es wieder in die Anprobe.
Warten, bis eine Kabine frei wurde. Gürtel, Geld und Autoschlüssel auf den Hocker, Shorts ab und in die Tüte. Den olivgrünen Rock an, den Gürtel in die Schlaufen, Geld und Schlüssel in die vorderen Taschen.
Mich selbst im Spiegel betrachtet. Dann wieder Zweifel. Noch konnte ich es ja bereuen. Sollte ich nicht einfach meine Shorts wieder anziehen und das Rocktragen in eine undefinierte Zukunft verschieben?
Nach zwei oder drei Minuten mit Für und Wider, meistens Wider, stellte ich fest, dass ich die Zeit wohl verpasst hatte. Draußen im kleinen Flur warteten viele, die auch was anprobieren wollten. Ich musste jetzt einem anderen die Kabine überlassen.
Ich wusste, dass in dem Augenblick wo ich die Tür zum Flur mit den wartenden Kunden aufschob, würde es definitiv Point-of-no-Return sein. Mein Auto schien mir plötzlich weit, weit entfernt zu sein. Dann tiefe Einatmung.
Eins... zwei... drei. Tür auf und hinaus - im olivgrünen MINIROCK!

Das erste Mal draußen
Durch H&M und in das Einkaufszentrum hinaus. Merkwürdiges Gefühl einer totalen Freiheit, gemischt mit der Angst, ausgelacht und verpönt zu werden.
Und die Reaktionen? Es waren keine. Hier ging ich, ein Mann, zum ersten Mal im Minirock, und niemand schien es zu bemerken. Ich verbrachte noch eine halbe Stunde im Einkaufszentrum, kaufte mir einige CDs, einen Film und ein Autozeitschrift im Kiosk.
Soviel ich feststellen konnte - und man ist am Anfang sehr empfindlich und aufmerksam - haben sich keine Frau wie auch kein Mann - jung oder alt - umgedreht oder über mich geredet, geschweige von gelacht.

Mit dem Auto in die Innenstadt. Auf einem Parkplatz mit viel Kommen und Gehen bin ich ausgestiegen. Warten vor dem Parkscheinautomaten. Im kleinen Rock. Zurück zum Auto mit dem Parkschein. Nichts Böses passiert. In den Straßen sehr viele Fußgänger. Mehrere Personen haben mich im Rock mit Sicherheit bemerkt, aber es war nicht zu sehen, ob mein „Outfit“ ihnen positiv, negativ oder einfach gleichgültig vorkäme.

Auf dem Rückweg zur Ferienwohnung war ich in einem Supermarkt etwas Einkaufen, und die ganze Zeit beschäftigte ich mich im Hinterkopf damit, wie meine Frau, die den Vormittag in der Sonne und beim Pool verbracht hatte, wohl reagieren würde.
Sollte ich mich umziehen oder den Rock anbehalten?

Am Abend zuvor hatte ich sie indirekt ein bisschen vorbereitet, indem wir über Unterschiede zwischen den Geschlechtern gesprochen hatten, und ich gesagt hatte, dass es doch eigentlich ungerecht war, dass es für Männer so wenig zu kaufen war. 

Den Rock behielt ich an.
Beim Eintreten bemerkte sie nicht, dass ich im Rock war. Erst nachdem wir nach dem Mittagsessen aufräumten, entdeckte sie plötzlich, dass ich einen Rock anhatte. Sie glaubte, ich hatte meine Shorts angehabt.


So weit meine Erfahrungen im Jahr 2000, vor 23 Jahren.

Gruß
Gregor
Titel: Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
Beitrag von: GregorM am 02.10.2023 12:54
Ergänzung:

Meine ersten drei Röcken im Urlaub 2000 im Einsatz:

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Gruß
Gregor
Titel: Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
Beitrag von: JoHa am 06.01.2024 22:46
Meine Rockgeschichte ist sehr lang und lückenhaft.
Schon als Junge von 11 Jahren wurde ich durch meine Spielfreundinnen in passendem Alter angefixt. Wir spielten "Verkleiden", was allerdings nur die Verheimlichung unserer Wünsche war, uns als Erwachsene zu geben.
Die Mädchen waren neidisch auf mich, weil mir die Sachen ihrer Mütter passten (Schuhgröße 38, Kleider in 38.) Ich durfte, bis auf BH und Korsett, alles anprobieren. Damals ging es aber nur ab in die Wohnzimmer der Eltern. Meine Mutter bekam Stielaugen, sagte aber nichts.
Zu Karneval wagte ich es, als Hexe zu gehen, mit langem Rock und Kopftuch.
Als ich aus der Pubertät kam, so mit 19, 20 Jahren, war das alles vorbei.
Denkste!
Der Wunsch, Nylons und Röcke zu tragen, wurde zur Obsession.
Dann kamen meine Liebesabenteuer mit Mädchen.
Das ließ mich meine Rockliebe fast vergessen. Sturm und Drang, eben.
In den Jahren der Ehe und Vaterschaft, bis in die letzten Jahre, war der Rock mein heimlicher Begleiter.
Nun, als Opa, seit 2020, mit über 70 Lenzen, gehe ich mit Rock und FSH durch die Öffentlichkeit.
 
Titel: Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
Beitrag von: MAS am 06.01.2024 22:56
Ergänzung:

Meine ersten drei Röcken im Urlaub 2000 im Einsatz:

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Gruß
Gregor

Ei, wo sind sie denn?

LG, Micha
Titel: Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
Beitrag von: manza58 am 07.01.2024 15:16
ich habe sehr lange gebraucht, bis ich mich endlich dazu "durchgerungen" habe im Rock in die Öffentlichkeit zu gehen, ich hatte im Rock gekleidet schon unzählige Male die Klinke der Wohnungstüre in der Hand, und dann verließ mich doch wieder der Mut, eines Tages habe ich mich dann "überwunden" und bin raus, ins Auto und wollte zum Einkaufen zu einem Discounter fahren, dort angekommen drehte ich 2 Runden auf dem Parkplatz und fuhr, ohne auszusteigen und einzukaufen wieder nach Hause, am nächsten Tag ein neuer Anlauf, diesmal bin ich tatsächlich ausgestiegen, der Laden war sehr voll, und glaubte zunächst, das mich bestimmt jeder anstarren würde, aber ich sagte mir "da musst Du jetzt durch" aber was war? Nichts geschah, ich hatte vielmehr den Eindruck, das es kaum jemand bemerke, das da ein Mann im Rock durch den Laden ging, auch an der Kasse nahm niemand Notiz von mir, dieses positive Erlebnis bestärkte mich natürlich, immer öfter im Rock nach draußen zu gehen, immer wieder mit dem Ergebnis, das es so gut wie nie bemerkt wurde, ab und zu mal ein freundliches Lächeln von der ein oder anderen Dame, angesprochen wurde ich (bisher) nie, und so gehe ich heute immer im Rock zum Einkaufen, Tanken, zur Post, und und und, ich frage mich manchmal, warum hab ich so lange dafür gebraucht, das ich mich "überwunden* habe, denn heute geniesse ich jede Minute, die ich im Rock draußen bin
lg Manza
Titel: Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
Beitrag von: JoHa am 07.01.2024 22:17
Manza, du machst dieselben Beobachtungen wie ich. Die Hindernisse bauen sich im eigenen Kopf auf.
Einmal ein Herz gefasst und einfach los.... Das ist es. Es gibt bestimmt mal die eine oder andere Anmerkung zum Rock. Doch wenn man selbst die Normalität im Rock lebt, sind Fragen oder Kritik eher willkommen, tragen sie doch zur Klärung und weiteren Verbreitung bei!
Titel: Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
Beitrag von: GregorM am 08.01.2024 18:02
Ergänzung:

Meine ersten drei Röcken im Urlaub 2000 im Einsatz:



Ei, wo sind sie denn?

LG, Micha

Hier, lieber Micha

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Titel: Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
Beitrag von: Enrico am 12.01.2024 06:34
Also...
Ich war das erste mal an der Ostsee mit einer Freundin...
Und da hab ich mir einen Skaterrock oder Tellerrock eingepackt... nachdem ich die Umgebung erkundet hatte..fragte ich sie ob sie was dagegen hätte.
Sie sagt nur mach doch 😁
Wir waren dann eine Runde spazieren gegangen und es war total cool . die Promenade und Kaffees voller Menschen und keinen hat es interessiert..
Ich hab mich da total frei gefühlt und war total glücklich.
Ich hatte ihn dann noch mehrmals an.
Titel: Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
Beitrag von: manza58 am 12.01.2024 14:33
Hallo JoHa,
genau das fände ich auch sehr schön, wenn ich damit, das ich im Rock in die Öffentlichkeit gehe, mehr Männer dazu ermutige, es auch zu tun, und es immer mehr normal wird, das Männer Röcke tragen
lg Manza
Titel: Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
Beitrag von: Skirtedman am 12.01.2024 14:54
Ja, das fände ich auch.

Aber ganz ehrlich: auch wenn es für uns scheint, als würden wir auf Granit beissen,
mit jedem weiteren Mal, in dem wir uns mit Rock auf der Straße zeigen, tragen wir ein Fitzelchen dazu bei, dass in der Gesellschaft ein klein bisschen Umdenken beginnt.
Titel: Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
Beitrag von: Gotti am 12.01.2024 14:55
Mein 1. Rock war ein Jeans Rock den ich im dezenten Alter von 61 in 5/23 öffentlich getragen habe und seit dem immer wieder wenn mir der Sinn danach steht.
Titel: Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
Beitrag von: Gotti am 12.01.2024 14:58
Ja, das fände ich auch.

Aber ganz ehrlich: auch wenn es für uns scheint, als würden wir auf Granit beissen,
mit jedem weiteren Mal, in dem wir uns mit Rock auf der Straße zeigen, tragen wir ein Fitzelchen dazu bei, dass in der Gesellschaft ein klein bisschen Umdenken beginnt.

Ob sich ein Rock, FSH oder andere feminine Kleidung für Männer öffentlich durchsetzt oder nicht ist mir 1. egal und 2. werde ich das vermutlich in diesem Leben nicht mehr mitbekommen.

Ergo soll Jeder das tragen was er will.
Titel: Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
Beitrag von: Timper am 12.01.2024 15:32
Mir ist es auch egal ob sich das durchsetzt. Ich mache wie ich es richtig finde, wie es mir gefällt und wie es mir reicht. Andere interessieren mich nicht.
Bin kein Missionar. Ich habe kein Interesse daran die Gesellschaft zu irgendetwas zu motivieren woran sie kein Interesse und keinen Bedarf hat.
Soll doch jeder machen wie er es für richtig hält.
Wer die Zeit für sein Hobby Mission hat kann sich gerne mit einem Schild auf die Straße stellen.
Titel: Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
Beitrag von: JoHa am 12.01.2024 22:07
Lieber Timper,
soll missionieren, wer will und wofür auch immer.
Was angenehm, bequem, sinnvoll und nicht abstoßend ist, setzt sich durch oder überlebt Moden.
Ich will nicht den Mann im Rock durchsetzen, sondern die Freiheit für alle, das zu tun und zu tragen, was ihnen gut tut, ohne anderen zu schaden.
Und mit Freiheit wünsche ich mir auch, befreit von herabsetzeden Wertungen zu sein.
In diesem Sinne!
Titel: Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
Beitrag von: Gotti am 12.01.2024 22:36
......befreit von herabsetzeden Wertungen zu sein.

Ich denke mal das dies schwierig ist da wir in einem Land mit Meinungsfreiheit leben. Und wenn Jenand sagt das etwas (was auch immer) Scheiße aussieht dann kann man den Menschen weder daran hindern noch deswegen verklagen ohne sich lächerlich zu machen.

Man kann aber über den Dingen mit einer lmaA Haltung stehen.
Titel: Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
Beitrag von: Timper am 13.01.2024 11:03
Lieber Timper,
soll missionieren, wer will und wofür auch immer.
Was angenehm, bequem, sinnvoll und nicht abstoßend ist, setzt sich durch oder überlebt Moden.
Ich will nicht den Mann im Rock durchsetzen, sondern die Freiheit für alle, das zu tun und zu tragen, was ihnen gut tut, ohne anderen zu schaden.
Und mit Freiheit wünsche ich mir auch, befreit von herabsetzeden Wertungen zu sein.
In diesem Sinne!

Richtig.
Aber nun ist aber so das sich Röcke, Kleider für Männer nicht durchsetzen und eine Randerscheinung bleiben.
Über die Ursachen sind hier schon Bücher geschrieben worden.
Anderseits hast du doch die Freiheit und kannst sie nutzen.
Was aber alle noch haben ist die Meinungsfreiheit etwas blöd zu finden.
( Schließt natürlich Belästigung nicht ein).

Was aber fast alle hier nicht haben ist eine Gleichgültigkeit gegenüber der ablehnenden Meinung anderer zu finden.
Denn im Grunde könntest du und andere auch 24/7 im lächerlichen Clownskostüm auf der Straße rumlaufen.
Macht aber niemand wegen den Reaktionen.
Titel: Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
Beitrag von: Seb am 15.01.2024 16:02
An das erste mal kann ich mich gar nicht so recht erinnern... ich war vielleicht 8-10 als ich das erste mal einen brauchen Faltenrock meiner Mutter angezogen habe. Dafür habe ich derart Ärger bekommen, dass mich das recht lange davon abgehalten hat. Ich war dann recht lange der Meinung, dass ich vielleicht Transsexuell bin (bin ich nicht), was ich mit 18 einer Freundin anvertraut habe, die mir dann spontan einen ihrer Röcke schenkte, den ich auch sehr lange hatte. Die Frauen in meiner Umgebung haben eh immer sehr positiv reagiert, wollten aber lange nicht mit mir liiert sein. Am Ende hat mich erst meine jetzige Frau, die sich in mich verliebt hat, weil ich irgendwie "anders" bin aus meinem geistigen Gefängnis befreit und wir hatten bei unserer Hochzeit beide keine Hosen an. Ich hatte einen Smoking mit Rock an und meine Frau ein weißes Kleid im Mitelalter-Stil. Seitdem bin ich immer wieder in der Öffentlichkeit unterwegs aber die Sperre im Kopf hat sich bei mir nie vollständig gelöst. Komischerweise trifft das nicht auf kurze Hosen, kombiniert mit einer Strumpfhose zu. Damit hat mein Hirn keinerlei Probleme. Aber irgendetwas in mir wird nervös, wenn ich im Rock unterwegs bin. Vielleicht werde ich das ja auch noch los.

Seb.
Titel: Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
Beitrag von: Lemon787 am 15.01.2024 16:12
Hmmm was soll ich jetzt schreiben, normal ist meine Mutter eigentlich eine sehr tollerante Frau.
aber wo ich ihr das erzählt hatte war sie schon sehr naja schwierig.

Mal sehen wie sie ende der Woche drauf reagiert, sie hat ja kein Bild dazu wie ich es meine.
Sie weis es nur von der Beschreibung, ich war atm im Stammlokal und naja kein Kommentar nein Scherz, mach was du willst.
Bzw. teilweise auch die Aussage mutig wenn dich das traust.

Mein Stammlokal ist bevölkert von der Arbeiterschicht über Rentner von mitte bis rechts* (von einem weis ich das er zuhause gerne selbst mal Flache Overkness an hat),
aber kein Blödes kommentar bekommen  :D

*Wir sind eine Kleinstadt du kann ich dagegen nix sagen,
wenn ich mal mit den neuen Grundversicherten Probleme hatte, lies sich das Problem recht einfach aus der Welt schaffen.
Wasbei uns wirklich Probleme mach sind die Illegalen Migranten, Messerstecherei, Vergewaltigung, usw.
Titel: Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
Beitrag von: MAS am 16.01.2024 00:01
Wasbei uns wirklich Probleme mach sind die Illegalen Migranten, Messerstecherei, Vergewaltigung, usw.

Wie bist Du denn drauf? ???

Bleib mal beim Thema!

Gruß, Micha
Titel: Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
Beitrag von: Gotti am 16.01.2024 09:22
1. Hat er Recht und 2. Wäre es schon Dummheit in mehr oder weniger femininer Kleidung in den Vierteln dieser Menschen rum zu laufen - bei den Rechten gilt das wohl auch so.
Titel: Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
Beitrag von: GregorM am 16.01.2024 10:11
Wäre es schon Dummheit in mehr oder weniger femininer Kleidung in den Vierteln dieser Menschen rum zu laufen - bei den Rechten gilt das wohl auch so.

Weißt du es aus eigener Erfahrung, oder hast du nur davon gehört oder gelesen?
Ich habe nie Probleme erlebt.
Titel: Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
Beitrag von: Yoshi am 16.01.2024 10:32
Die Frage war "Wie war euer erstes Mal im Rock?". Dieses Forum geht um das Thema Mode. Für eure Themen gibt es bestimmt passendere Foren als dieses hier.
Titel: Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
Beitrag von: Gotti am 16.01.2024 10:33
Selbst mit erlebt. Noch Fragen Kienzle?
Titel: Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
Beitrag von: MAS am 16.01.2024 13:48
1. Hat er Recht und 2. Wäre es schon Dummheit in mehr oder weniger femininer Kleidung in den Vierteln dieser Menschen rum zu laufen - bei den Rechten gilt das wohl auch so.

Macht für das Thema "Ausländerbashing" doch lieber einen neuen Thread auf, aber besser außerhalb des öffentlich zugänglichen Bereiches in einer Gruppe oder so oder in dem anderen von Matthias verlinkten Forum. Oder lasst ees besser sein. Hass und Hetze gibt es schon viel zu viel im Netz und auch draußen auf den Straßen.

Gruß, Micha
Titel: Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
Beitrag von: JoHa am 16.01.2024 20:13
Was viele für "typisch" für manche Gruppen halten, ist im ständigen Fluß begriffen. Vor 60 Jahren war ich Ziel von Anfeindungen meiner Altersgenossen, weil ich als einziger zum Gymnasium ging und mich zu Karneval als Mädchen verkleidete. Das waren alles Deutsche ohne Migrationshintergrund!
Titel: Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
Beitrag von: Seb am 20.01.2024 08:59
Das waren alles Deutsche ohne Migrationshintergrund!

Gruppen junger Männer haben inmer eine spezielle Dynamik, die bei einigen auch immer in verbale oder körperliche Gewalt umschlagen kann. Das hängt, denke ich, sehr vom Elternhaus und der Rolle der Frauen und vor allem der Väter in selbigem ab. Neulich kam mir auf dem Weg in die Bibliothek eine Gruppe Araber entgegen und zwei von denen hatten einen Rock/Männerkleid an. Hätte ich die blöd von der Seite angemacht wäre das auch nicht gut für mich ausgegangen... huch verkehrte Welt...  ;)

Seb.
Titel: Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
Beitrag von: MAS am 20.01.2024 09:42
Ich bin oft im Rock mit Muslim:innen arabischer, türkischer, iranischer und anderer Herkunft zusammen und hatte bisher nie Probleme damit.

LG, Micha
Titel: Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
Beitrag von: Yoshi am 20.01.2024 13:00
Ich bin oft im Rock mit Muslim:innen arabischer, türkischer, iranischer und anderer Herkunft zusammen und hatte bisher nie Probleme damit.

LG, Micha

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sehr häufig die Männer aus diesem Kulturkreis großes Interesse an meinem Rocktragen zeigen. Die sprechen mich offen und direkt an, stellen Fragen und oft höre ich: "Ich trage privat gerne Kaftan. Das ist ja auch eine Art Kleid."
Titel: Antw:Wie war euer erstes Mal im Rock?
Beitrag von: Albis am 21.01.2024 20:16
Dann schreib ich auch nochmal meine Geschichte kurz auf, wobei ich denke, dass ich das in irgendeinem anderen Thread schonmal getan habe.

Den Wunsch nach Kleid und Rock hatte ich schon als Kind und hatte mir damals ab und zu mal heimlich Bettlaken usw. umgewickelt, um annähernd das Rockgefühl zu testen. In der Jugend und der frühen Teenagerzeit gab es scheinbar andere und wichtigere Dinge. Der Wendepunkt war dann, als ich mit Mitte 20 die Gothic-Szene und das Wave-Gotik-Treffen (WGT) für mich entdeckt hatte. Auf meinem 1 WGT hatte ich mich richtig geärgert, dass dort soviele Männer im Rock rumliefen und ich keinen hatte. Das galt es schnellstmöglich zu ändern. Und so fand ich in einem Szeneforum eine Nähfee, die meinen Wunsch umsetzte.

Zum Jahreswechsel 2003/2004 holte ich dann meinen ersten Rock in Berlin-Spandau ab, zog ich gleich über die Hose an und fuhr dann mit S-Bahn, Zug und Straßenbahn noch Hause.

Das Rocktragen blieb zunächst auf die schwarze Szene beschränkt, aber ich erinnere mich, wie ich z.B. experimentierte, ob man aus einem Umhang auch eine Rockschleppe machen kann (ja, kann man). Da bin ich auch mal nachts rausgegangen, um etwas mehr Platz als in meiner damaligen kleinen Wohnung zu haben. Damals wohnte ich neben einer Tankstelle und einmal ging dort bei einem Auto das Licht an, weil die Insassen wohl sehen wollten, wer da vorbeigeht.

Wirklich etwas mehr in den Alltag, wenn auch noch nicht zur Arbeit, habe ich den Rock erst integriert, nachdem ich mich hier angemeldet hatte und durch Eure tollen Beiträge und Bilder ermutigt wurde. Danke dafür.  :)

LG, Albis