Ich finde es interessant, dass ein Mann berührt wird von chinesischer Philosophie und dann seine Berufung auf der kleinen Insel Taiwan findet. In China muss man nach traditionellem Leben schon genau suchen. Die Kulturrevolution hat viel zerstört und noch heute unterliegen viele alte Schriften der Zensur. Auch Konfuzius ist nur in Auszügen für den Schulunterricht freigegeben. Und Lao Tse, so sagte mir der Dekan der Deutschen Fakultät einer Uni in Shanghai, gilt heute noch als konterrevolutionär und
anarchistisch.
Ich kann nicht gerade sagen, dass die Taiwaner Philosophie begeistert sind, aber Taiwan hat sich einige Freiheiten bewahrt, in der es alles Alte und das Neue gibt. Das ist eben der Vorteil einer freiheitlich, demokratischen Gesellschaftsordnung in der es mittlerweile auch die Ehe für alle gibt, während in der Volksrepublik nebenan das Volk immer weniger zu sagen hat, wie man gerade in Hongkong oder den Internierungslagern für die uigurische Minderheit sehen kann.
Athmosphäre ist für Erleben wichtig. Wenn ich nebenan in dem ca. 300 Jahre alten taoistischen Tempel bin, dann fängt mich auch ein Geist, den man irgendwie nur dort erleben kann. Die Priester tragen übrigens alle den traditionellen Pao. Das ist natürlich ein einröhriges Beinkleid.
Interessant sind übrigens auch die animistischen Kulte der Ureinwohner. Die haben mich wegen der Naturverbundenheit sehr an nordamerikanische Indianer erinnert. Danach hat ein jedes Ding einen Geist. Selbst Steine sind nicht ohne Seele. Die Harmonie mit der Natur ist ihnen ein heiliges Lebensprinzip. So gibt es traditionell keine großflächigen Monokulturen, weil ein solcher Eingriff eine Dissonanz verursacht. Gleiches gilt für industriellen Fischfang. Sowas machen nur die zugewanderten Chinesen.
Der Rock ist bei den Ureinwohnern weit verbreitet und viele Ethnien leben im Matriarchat mit z.B. weiblicher Erbfolge.