Ich finde Freedresser klingt so künstlich und zwanghaft gebildet. Zudem bin ich eh nicht so der Fan von Scheinanglizismen.
Ob Scheinanglizismus hin oder her. Mit" Handy" hat man sich ja auch gut arrangiert. Nebenbei hätte "Freedresser" auch das Zeug, grenzenübergreifend über die deutsche Sprachgrenze hinweg zu funktionieren.
"Freedresser" ist ja ohnehin nur ein analog gebildetes Wort zu dem bereits existierenden "Crossdresser", welches oft für Verwirrung geeignet ist, aber schon lange von einer Crossdresser-Community verwendet wird.
Und zwischen "Crossdressern" im Sinne der Crossdresser-Community und "Freedressern" im Sinne dieses Threads bestehen eben in vielerlei Hinsicht deutliche Unterschiede. Einer dieser Unterschiede kann man so charakterisieren:
Die "Crossdresser" versuchen, ihr öffentlich gelebtes abweichendes Verhalten möglichst gut zu verstecken.
Die "Freedresser" versuchen, ihr öffentlich gelebtes abweichendes Verhalten eben nicht zu verstecken, sondern klar erkennbar zu leben und zu diesem abweichenden Verhalten zu stehen.
Fest aber steht, und das verbindet die Crossdresser mit den Freedressern, dass beide abweichendes Verhalten praktizieren.
Und da hast Du, Yoshi, vollkommen Recht, dass eigentlich beiderlei Verhalten abweichend und theoretisch "queer" ist.
Und eigentlich müssten wir uns doch alle bereits mit dem Q der LGBTQetc-Szene identifizieren können. Eigentlich sind wir doch Teil dieser Szene. Und doch wollen die meisten das aber eben nicht sein.
Da spielt eben auch diese nachhaltige Angst mit hinein, in eine falsche Schublade gesteckt zu werden.
Die Eigenbezeichnung "Freedresser" zum Beispiel (im Sinne dieses Threads) hilft uns, in der sehr breiten, vielfältigen "Szene" abweichenden Verhaltens uns einzusortieren, ohne irgendwohin falsch "weg"-sortiert zu werden.
Und diese Eigenbezeichnung ist vor allem intern "in der Gemeinde abweichenden Verhaltens" hilfreich. Um z.B. hier, wenn wir uns miteinander austauschen, nicht immer wieder in zwei Sätzen erklären zu müssen, wie wir uns denn von anderen unterscheiden, und dann haben diese zwei erklärenden Sätze immer noch nicht alle Feinheiten beschrieben und bleiben falsch interpretierbar.
Und zwei Abschnitte später wollen wir noch einmal uns und unseres gleichen erwähnen, und dann müssen wir wieder von vorne Anfangen, die wichtigsten Feinheiten erneut in zwei Sätzen zu erklären. Da macht es ein handlicher Begriff deutlich einfacher.
Und sei er ein Scheinanglizismus. Handlich, einprägsam muss er sein. Und wenn er in seiner Struktur Analogien aufgreift zu anderen üblichen Worten "in unserer Gemeinde", dann hat er klarere Umrisse, auch wenn diese Umrisse nicht auf jeden von uns zutreffen. - Aber eventuell ist man dann eben nicht selber ein "Freedresser", sondern man findet dann andere Beschreibungen zutreffender - "queer" zum Beispiel.