Hallo Chris HH,
gewiß liegen wir auf ähnlicher Meinung. Der Begriff "Transvestit" hat eine doppelte Bedeutung. In wissenschaftlicher Sicht ist nicht nur das Tragen der Kleidung des anderen Geschlechts, sondern auch die damit verbundene sexuelle Erregung bedeutend. Der Alltagsbegriff enthält nur das Tragen der Kleidung des anderen Geschlechts. Woher stammen etwa die Schlitze in Röcken und Kleidern. Nun, im Mittelalter, als die Männer noch lange Kleider trugen, gab es gewisse Schwierigkeiten beim Reiten. Also wurden die Kleider im Schritt geschlitzt. Das brachte die katholische Kirche auf den Plan. Das ginge ja gar nicht, dass die nackten Beine der Herren zu sehen seien. Der einzige originelle Beitrag der Frauenmode ist der BH. Alles andere ist von den Männer abgeguckt, okkupiert und heutzutage für Männer tabuisiert.
Da Frauen ja heutzutage beinahe alles, was sie anziehen, aus der Modegeschichte des Mannes stammt, könnte mensch sie auch als Transvestiten bezeichnen. Es geschieht nicht, weil es keine kleine Randgruppe mehr macht, sondern weil es normal geworden ist und weil es zum Kampf um die Gleichstellung dazu gehört. Wenn wir Röcke, Kleider, Blusen u.a. tragen, dann werden wir erstmal in die Travestie eingeordnet.
So ist das nunmal in der Zwangsheterosexualität. Die wird übrigens auch von den Transsexuellen bestätigt, die nicht in der Zwischenschicht Mann-Frau oder Frau-Mann leben kann, sondern unbedingt sich der einen oder anderen Seite anschliessen will. In einer freieren Gesellschaft, in der die Wahl der Kleidung unterschiedslos erfolgen könnte, wäre das vielleicht anders. In unserer Gesellschaft sollte man den anderen nicht vor ein Rätsel stellen, ob Mann oder Frau.
Wenn dein Friseur meint, du würdest einen Damenhaarschnitt tragen, dann lass ihn reden. Wenn es dir gefällt, dann sei froh.
Auf bald
Roland