Autor Thema: Kulturelle Aneignung oder Gesinnungsdiktatur?  (Gelesen 72032 mal)

Offline Morle

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Antw:Kulturelle Aneignung oder Gesinnungsdiktatur?
« Antwort #165 am: 20.01.2024 14:25 »
Ich kann alles, was Du geschrieben hast, mit unterschreiben, Yoshi, bis auf deine Bemerkung über die Reaktion des Zentralrats der Juden bzgl. Gil Ofarim. M. E. nach hat der Vorsitzende reflexiv reagiert, indem er unter völligem Ausschluß der Möglichkeit, es könne unwahr sein, Konsequenzen gefordert hat. Die nachfolgende Distanzierung ist - und ich hoffe, Du denkst auch so - ja wohl so was von selbstverständlich. Was mich erbost hat, war die Vorverurteilung des Angestellten. Es macht einen himmelweiten Unterschied, ob ich in der felsenfesten Überzeugung, jemand habe unrecht gehandelt, Konsequenzen fordere, oder ob ich z. B. formuliere: "Wenn das so gewesen ist, dann..." Aber an die Möglichkeit, der offensichtlich narzißtisch Gekränkte Gil habe vielleicht Scheiße erzählt, wurde offensichtlich nicht der geringste Gedankenansatz verschwendet. Das ist für mich der Punkt.
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Offline Morle

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Antw:Kulturelle Aneignung oder Gesinnungsdiktatur?
« Antwort #166 am: 20.01.2024 16:04 »
Nun gut, lieber Micha: ich gestehe, nicht sauber getrennt zu haben. Mir ist passiert, was meiner Wahrnehmung nach auch Juden nicht selten passiert: die Gleichsetzung von Juden und Israelis bzw. dem israelischen Volk/Staat. Meine sicherlich sehr harte Kritik bezog sich auf die israelische Politik und, ja gut, auch auf den Staat Israel.
Auf die Gefahr, mir alle Sympathien bei Dir und anderen zu verscherzen, bleibe ich bei meiner Meinung, die Repräsentanten Israels sind kollektiv selbstgerecht. Ich habe noch kein einziges mal einen ihrer Vertreter sagen hören, die Siedlungspolitik in den besetzten Gebieten sei völkerrechtswidrig. Ist Dir, ist euch bekannt, daß es seit Mitte 2023 ein Gesetz gibt, das für Vergewaltigung und ähnliches härtere Strafen vorsieht, wenn der Täter Araber/Palästinenser ist? Ich nenne das rassistisch, ebenso den alltäglichen Umgang mit den Palästinensern, deren tagtägliche Demütigungen und Benachteiligungen. Die Israelis scheinen sehr genau zu wissen, was sie da tun: es scheint kein Klischee zu sein, daß Araber/Palästinenser eine sehr kurze Lunte haben und schnell ausrasten können. Ihre Reaktionen dann dazu zu benutzen, wieder einmal einen Feldzug gegen sie zu starten, sieht für mich nach einem perfiden Plan aus.

Die Aktionen des 07.10. waren von unglaublicher Abscheulichkeit, keine Frage. Jetzt kommt, was der Eine oder Andere bereits erwarten wird: das Ja-Aber. Also werde ich die Erwartungen nicht enttäuschen: so abscheulich und unentschuldbar das Geschehene auch war, es fußt auf die gewalttätige israelisch-palästinensische Geschichte. Als, ich glaube, der UN-Generalsekretär, es wagte darauf hinzuweisen, dies sei nicht im luftleeren Raum geschehen, sondern habe Ursachen, forderte Israel selbstverständlich seinen Rücktritt.
Das ist, was ich mit Selbstgerechtigkeit meine. In israelischen Augen gibt es keine Rechtfertigung für selbst sachlichste Kritik oder nachdenklichen Kommentare, erst recht nicht seit Bestehen der gegenwärtigen faschistoiden israelischen Regierung, die, ginge es nach ihr, den Staat in eine nur sehr verbrämte Autokratie mit diktatorischen Elementen umbauen will, so meine Überzeugung.

Ich war vor Jahrzehnten ein Freund Israels und dessen leidenschaftlicher Verfechter. Aber je mehr ich darüber erfuhr (nein: nicht in rechtsextremen Medien, sondern in den Öffentlich-Rechtlichen und Wikipedia u. s. w.), umso mehr blätterte das ab, mit jeder völkerrechtswidrigen Aktion, mit der 28jährigen Besatzung Gazas, mit der Enterung der Mavi Marmara 2010, das Hilfsgüter für die Palästinenser versuchte, dorthin zu bringen, inklusive 9 Toten, selbstverständlich auf Seiten der unbewaffneten (!) Besatzung, nicht der bis zu den Zähnen bewaffneten israelischen Mörder. Staatspräsident Schimon Peres nannte die Aktivisten „Terroristen“. Ihr lest richtig: nicht die Mörder, sondern die unbewaffneten Aktivisten! Eine internationale Untersuchungskommission wurde selbstredend abgelehnt. Den Bericht der Untersuchungskommission des UN-Menschenrechtsrates (das israelische Vorgehen bei der Erstürmung sei „unverhältnismäßig“ gewesen und zeuge von einem „völlig unnötigen und unglaublichen Grad von Gewalt“) wies Israel zurück, er sei „ebenso voreingenommen und einseitig, wie das Gremium, das ihn erstellt hat“. Israel lehnt den Menschenrechtsrat als parteiisch ab. Wer hätte anderes vermutet? 
Das Perfideste ist: Israel begründete dies u. a. mit dem Anspruch auf Hoheitsgewässer nach den UN-Seerechtsübereinkommen, hat es jedoch nie unterzeichnet. Man nimmt sich eben, was einem gerade paßt, je nach Laune. Übrigens: Israel hat auch nie den Atomwaffensperrvertrag unterzeichnet, ebenso wenig wie Indien, Pakistan und Südsudan. Nette Kollegen, wie? Israel hat auch das Rom-Statut zum Internationalen Strafgerichtshof nicht ratifiziert, ebenso wie die Volksrepublik China, Indien, Irak, Iran, Kuba, Nordkorea, Pakistan, Russland, Syrien, Saudi-Arabien, Sudan und die Türkei; auch eine nette Liste, oder? Ach ja: selbstverständlich machen auch die USA dabei nicht mit.

Hat jemand den Suez-Krieg im Gedächtnis oder weiß davon? 1956 überfielen Frankreich, Großbritannien und Israel Ägypten, weil die es gewagt hatten, die Suez-Kanalgesellschaft zu verstaatlichen. Israel hat also einen Angriffskrieg begonnen, ohne den Hauch einer Rechtfertigung, im Grunde genauso wie Nazi-Deutschland am 01.09.39 beim Überfall auf Polen.

Kennt jemand einen zivilisierten Staat, der sich einen Massenmörder als Ministerpräsidenten geleistet hat? Menachem Begin, von David Ben Gurion mit Hitler verglichen, hatte als Angehöriger einer jüdischen Terror-Untergrundorganisationen das Jerusalemer Hotel King David in die Luft gejagt und 91 Briten getötet, zudem zwei britische Soldaten entführen und Hängen lassen. Selbstverständlich bekam er ein paar Jahrzehnte später den Friedensnobelpreis, so wie andere Gewohnheitsmörder, z. B. Barack Obama, auch.
Im Grunde macht sich nach meinem Eindruck Israel nationalsozialistisches Gedankengut zu eigen, indem es den Grundsatz „Recht ist, was dem Staate nützt“ zur Doktrin erhebt.

Noch einmal zur Klarstellung, lieber Micha und alle anderen: die Formulierung „keine selbstgerechtere Gruppe als die Juden“ war blödsinnig und tut mir leid. Aus dem Text, meine ich, kann aber bereits herausgelesen werden, das nicht „die Juden“, sondern Israel gemeint war, dessen Politik, die, dabei bleibe ich, vor Selbstgerechtigkeit trieft. Das Zusammenwerfen israelischer Politik bzw. israelischer Politiker mit „den Juden“ war ein Lapsus. Das soll keine Entschuldigung sein, auch wenn es nach meiner Wahrnehmung auch anderen häufig passiert.
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Yoshi

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Antw:Kulturelle Aneignung oder Gesinnungsdiktatur?
« Antwort #167 am: 21.01.2024 00:20 »
Leider war es nur eine Frage der Zeit bis es dort Krieg gibt. Es ist damals vielleicht auch nicht die beste Idee gewesen, einen jüdischen Staat in diesem Gebiet zu errichten. In einer anderen geographischen Lage hätte ein jüdischer Staat vielleicht besser funktionieren können und dafür gab es tatsächlich sogar Pläne, beispielsweise wollte man im Bundesstaat New York im 19. Jahrhundert einen solchen Staat gründen.
Die Idee des Zionismus war von Anfang an unter Juden nicht unumstritten. Als der "Urvater" dieser Idee gilt Theodor Herzl mit seiner Schrift "Der Judenstaat", der aufgrund der antisemitischen Repressalien und Verfolgungen einen Staat gründen wollte, in dem Juden friedlich und ohne Angst leben können. Das war so gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Soweit ich weiß, hat er neben Palästina auch Argentinien als möglichen Ort vorgeschlagen. Seine Idee wurde von liberalen und säkularen Juden abgelehnt, die sich selbst nicht als "Nation in einer Nation" sahen, wie Herzl es beschrieb, sondern sie wollten sich in ihren jeweiligen Ländern integrieren. Die folgenden Jahrzehnten führten dann halt aber dazu, dass immer mehr Juden von dem Konzept überzeugt wurden und nach Israel auswanderten, oder vielmehr flüchteten. Von seitens ultraorthodoxer Juden wurde Herzl das Projekt auch abgelehnt, insbesondere der Standort Palästina, weil nach jüdischer Überlieferung die Juden von Gott ihren Staat geschenkt bekommen, wenn der Messiahs kommen wird. Die Errichtung eines solchen Staates galt für sie als Blasphemie und es gibt heute noch ultraorthodoxe Juden, beispielsweise in den Vereinigten Staaten, die mit Palästinensern, Arabern und teilweise sogar Islamisten demonstrieren und das Existenzrecht Israels in Frage stellen.
Ich finde die Lage in Israel-Palästina sehr schwierig zu beurteilen. Selbst eine binationale Staatenlösung würde wahrscheinlich keinen dauerhaften Frieden bringen, weil es der Hamas und vielen Teilen der arabischen und muslimisch-geprägten Welt nicht nur um eine Befreiung der Palästinenser geht, sondern auch um eine Auslöschung des Staates Israels.
Vielleicht kann Michael noch was ergänzen oder korrigieren. Mein Seminar an der Uni zu dem Thema liegt auch schon gute zehn Jahre zurück.

Offline Forgotten Fashion

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Antw:Kulturelle Aneignung oder Gesinnungsdiktatur?
« Antwort #168 am: 21.01.2024 00:28 »
Mir fehlt komplett die Phantasie, wie sich irgendwer die Koexistenz der Palästinenser mit Israel vorstellen will.

Im Gaza-Streifen hatten sie alle Möglichkeiten ein Modell für eine Zwei-Staaten-Lösung zu schaffen. Sie hatten immense internationale Unterstützung und haben außer Terror nichts daraus gemacht.


Offline Morle

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Antw:Kulturelle Aneignung oder Gesinnungsdiktatur?
« Antwort #169 am: 21.01.2024 02:00 »
Ich vermute, Yoshi, die Idee einer "Nation in einer Nation", also außerhalb von Palästina, war nach der zweitgrößten Drecksau der Weltgeschichte (nach Dschingis Khan, der, bezogen auf die damalige Weltbevölkerung, anteilig mehr Menschen umgebracht hat), also dem Gefreiten aus Braunau, kein Thema mehr. Die Juden fanden, wahrscheinlich nicht zu Unrecht, nur in einem eigenen Staat halbwegs sicher sein zu können. Die Erfahrungen nicht nur des millionenfachen Mordes an ihnen seitens der Nazis, sondern auch der vorausgegangenen Pogrome haben sie das gelehrt. Daraus resultieren, das gestehe ich ihnen vorbehaltlos zu, zu einem (großen?) Teil wahrscheinlich auch ihre zahlreichen unangemessenen, illegalen, völkerrechtswidrigen Aktionen. Wahrscheinlich kann sich ein nicht jüdischer Angehöriger irgendeines anderen Staates gar nicht vorstellen, wie kollektiv traumatisch die Pogrom- und insbesondere Holocaust-Erfahrungen waren und sind. Aus der Psychologie ist ja bekannt, daß diese Traumata generationsübergreifend sein können.
Es entbehrt nicht eines gewissen Sarkasmus, daß ausgerechnet Adolf-der-zum-Glück-Einmalige genau das Gegenteil dessen erreicht hat, was sein krankes Gehirn ausgebrütet hat.

Wenn ein etwas abwegiger/makabrer Scherz erlaubt ist: bezogen auch auf Kaufhof/Metro-Benko denke ich, haben wir nicht unbedingt viel Glück mit Österreichern in Deutschland.
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Offline Morle

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« Antwort #170 am: 21.01.2024 02:22 »
Ich hoffe, Hajo, ich habe auch für Dich genügend klar dargelegt, daß die von dir inkriminierten Formulierungen ein Lapsus waren und ich nicht beabsichtigt habe, einen Broder oder Ofarim als Teil des Ganzen anzusehen.
Ich teile Deine Meinung, „ein gewisses Maß an Hysterie gegenüber rechtem und linkem Antisemitismus“ sei angebracht. Du hast auch recht damit, daß es Ende der 1920er Jahre gefehlt hat, bis es zu spät war. Dennoch sehe ich zu große Unterschiede in der gesellschaftlichen Situation damals und heute, die es aus meiner Einschätzung Ende der Zwanziger bereits unmöglich machte, noch mit Aussicht auf Erfolg gegen linken oder rechten Terror vorzugehen und sie idealerweise kaltzustellen: die Gesellschaft war, wie ich es sehe, geprägt von einem verlorenen Weltkrieg, dem Zusammenbruch der alten Ordnung, die in, wie ja so oft, verklärender Rückschau besser schien, sie war geprägt von der mittlerweile historisch weitestgehend widerlegten Behauptung der deutschen Alleinschuld am 1. Weltkrieg, von obszön hohen Reparationszahlungen und internationaler Ächtung sowie galoppierender Inflation und schrecklicher Massenarmut, wobei es selbstverständlich den Reichen immer noch gut bis sehr gut ging.
Und dann kam der Irre aus Braunau und erzählte den Deutschen, nichts sei ihre Schuld, sondern der böse Jude. Ich schüttele einerseits immer noch den Kopf über die formal legale Machtergreifung des Irren, kann aber, wenn ich versuche, mich in diese Situation Ende der Zwanziger hineinzuversetzen ein wenig nachvollziehen, daß die Leute nach jedem Strohhalm gegriffen haben und dieser Hirnfraß-Wahn vom internationalen bolschewistischen Weltjudentum ignoriert worden ist.
Bei aller noch so berechtigten und notwendigen Kritik am Zustand des heutigen Deutschlands: wir leben in vergleichsweise paradiesischen Zeiten. Umso weniger kann ich den schon seit Jahren andauernden Erfolg der AfD verstehen, vor allem im Osten, wo sie prozentual doppelt bis dreifach so viele Stimmen holt wie im Westen, mit Ausnahme Bayerns natürlich! Und ich unterlasse es selbstverständlich auch mich zu fragen: was haben wir Westler uns bloß mit vielen Milliarden herangefüttert?
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Offline doppelrock

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Antw:Kulturelle Aneignung oder Gesinnungsdiktatur?
« Antwort #171 am: 21.01.2024 09:50 »
Hier wird in vielen Meinungsbeiträgen gefährliches Halbwissen verbreitet. Ich vermisse den Hinweis auf Ausgewogenheit oder auf Schließung des Themas, wenn weiter philosophiert wird.
Das geschieht offensichtlich nur bei Beiträgen, die vom eigenen Standpunkt abweichen.

Es sollte immer wichtig sein, WAS gesagt wird, nicht WER es sagt.

Offline Lars

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Antw:Kulturelle Aneignung oder Gesinnungsdiktatur?
« Antwort #172 am: 21.01.2024 11:26 »
Und ich unterlasse es selbstverständlich auch mich zu fragen: was haben wir Westler uns bloß mit vielen Milliarden herangefüttert?

Ihr Westler habt euch selber so fett gefüttert, daß man euch jetzt problemlos die DDR 2.0 überstülpen kann, ohne daß ihr es merkt.
Da sitzen jetzt einige hinter den Kulissen, lachen sich schlapp und denken: geil, es hat funktioniert ...
 
Ihr merkt es vielleicht schon, ihr wollt es aber partout nicht sehen. Kann ich in gewisser Hinsicht sogar nachvollziehen ...
 
Nachtrag:
Ich habe bewusst stark überspitzt und verallgemeinert.
Wenn "wir Westler" als Vorlage kommt, kann die Antwort nur genauso allgemein erfolgen.
Schützen die Grünen die Natur?
Oder müssen wir die Natur vor den Grünen schützen?

Offline MAS

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Antw:Kulturelle Aneignung oder Gesinnungsdiktatur?
« Antwort #173 am: 21.01.2024 11:47 »
Guten Morgen zusammen!

Danke für Deine Klarstellung, Morle! Ich habe mir auch nicht vorstellen können, dass Du antisemitische Überzeugungen habest.

Es ist wichtig, mit Sprache sorgfältig und achtsam umzugehen, vor allem, wenn man über Menschen spricht, die sich mit einer langen Geschichte der Unterdrückung, Ausgrenzung und der Behandlung als Menschen 2. oder 3. Klasse identifizieren.

Wir haben nächsten Samstag in unserm BIM-Verein einen Workshop zum Umgang mit Sprache in poilitischen Kontexten: https://migrapolis.de/veranstaltung/workshop-und-diskussion-grenzen-des-sagbaren/

Ganz wichtig ist, nicht zu verallgemeinern und jeden Angehörigen einer Gruppe für etwas verantwortlich zu machen, was andere Angehörige dieser Gruppe gesagt oder getan haben. Wenn allgemeine Tendenzen zu beobachten sind, kann man das natürlich sagen, aber da ist es auch ein großer Unterschied, ob man über eine Regierung, eine poltische Partei, eine religiöse Institution, einen Verein oder so spricht, oder über ein ganzes Volk, keine ganze Religionsgemeinschaft, eine ganze Kultur, eine ganze Generation usw. 

Ich war nie in Israel und nie in Palästina. Ich war 1996 drei Monate in Ägypten. Ich habe einiges gelesen und mich mit Muslim:innen und Jüd:innen über viele Dinge ausgetauscht. Da ist so viel Geschichte aufzuarbeiten. Einen großen Anteil daran hat europäisch-christliche Kolonisationsgeschichte. In ihrem Namen geschah so viel, was wir heute als Unrecht bezeichnen. Noch in den 1960ern hat Frankreich eine Unabhängigkeitsbewegung in Algerien mit militärischen Mitteln niedergeschlagen. Also auch demokratische Staaten nach dem II. Weltkrieg haben sich - nach heutigen Maßstäben - verbrecherisch verhalten. Den islamistischen Terrorismus hat sich Europa sozusagen selbst herangezüchtet, ähnlich wie Hisbollah, PLO, HAMAS usw. ohne militante israelische Politik nicht so entstanden wären.

Nach dem I. Weltkrieg hatten Großbritannien und Frankreich große Teile des zerschlagenen Osmanischen Reiches besetzt und gleichermaßen den Muslimen und den Juden einen eigenen Staat zugesprochen, auf teilweise demselben Territorium (vgl. Balfour-Deklaration: https://de.wikipedia.org/wiki/Balfour-Deklaration und Sykes-Picot-Abkommen: https://de.wikipedia.org/wiki/Sykes-Picot-Abkommen). Das konnte ja nicht gut gehen.

Ich bin da aber kein Fachmann für die Geschchte dort seit dem.

Was mir hier wichtig ist: Wir hier in Deutschland sollten mit unseren jüdischen und muslimischen Mitbürger:innen nicht anders umgehen, als mit unseren christlichen und säkularen Mitbürger:innen. Wir gehören zusammen in eine gemeinsame Gesellschaft!

Und wir Europäer:innen sollten Verantwortung übernehmen für unsere Kolonialgeschichte. Wir Menschen gehören zu einer gemeinsamen Weltgesellschaft!

Statt uns über Verbote von bestimmten Wörtern oder Symbolen aufzuregen, sollten wir von selbst mitfühlend und achtsam mit Gefühlen von Menschen umgehen, die sich mit einer langen Geschichte der Unterdrückung, Ausgrenzung und der Behandlung als Menschen 2. oder 3. Klasse identifizieren.

Ich denke auch, dass manche Verbote übers Ziel hinausschießen und manche Menschen, die das richtige Ziel verfolgen, dies mit so aggressivem Ton tun, dass es schon kontraproduktiv ist. Diese Übertreibung ist aber auch eine Folge von übertriebener Gedankenlosigkeit und Selbstgerechtigkeit von Menschen, denen es egal ist, ob sie mit ihren Worten andere verletzen oder die sich keine Gedanken darum machen. Man könnte sagen: Übertreibungen ziehen Übertreibungen nach sich, und zwar wechselseitig.

Ich habe in den letzten zwei Monaten Menschen erlebt, die sich sehr viel Mühe geben, alle Gefühle von Menschen ernstzunehmen und Worte zu finden, die niemanden verletzten. Ich sah dabei auch, dass es unmöglich ist, es allen recht zu machen. Manches muss man dann mal einfach stehen lassen. Jedenfalls ist das hier dabei herausgekommen: http://interreligioeser-rundbrief.blogspot.com/2024/01/bonner-initiative-fur-respekt-und.html Ich bin sehr gespannt auf den 4.2. und die Zeit danach.

Gleich geht es erstmal hierhin: https://migrapolis.de/21-01-14-uhr-demo-gegen-rassismus-fuer-demokratie-bonn-bleibt-bunt/

Liebe Grüße und allen einen gesegneten Sonntag!
Micha





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Offline Morle

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« Antwort #174 am: 24.01.2024 04:14 »
Danke, Micha, für Deinen Beitrag!
Jetzt, wo die Schultergelenkentzündung dabei ist nachzulassen und ich wieder zweihändig schreiben kann, vielleicht noch eine Anmerkung: es dürfte nicht nur meinem Alter geschuldet sein, zunehmend pessimistischer auf Deutschland und die Welt zu gucken. Auch meine Lebenssituation, im Wesentlichen geprägt durch Kommunkation erstens aus TV, eine ausgesprochen einseitige Angelegenheit, und der Unterhaltung mit meiner Frau, birgt die Gefahr entstehenenden einseitigen Denkens; das habe ich gerade jetzt mit diesem Thread und meinen Beiträgen deutlich erfahren.
Aber in Einem irre ich mich hoffentlich sehr: die Massendemonstrationen gegen Rechts und die AfD stülpen mein pessimistisches Bild über Deutschland ziemlich um. Vielleicht ist dieses Land doch noch zu retten. Wert wäre es das jedenfalls, auch wenn meine Liebe dazu eine recht schmerzvolle geworden ist. Um einen Bezug zum eigentlichen Zweck und Hauptthema dieses Forums herzustellen: es ist beileibe kein so dringender, wichtiger Faktor wie andere hochpolitische, aktuelle Themen es sind, aber die Selbstverständlichkeit, mit der wir, ausgenommen Regionen des ehemaligen Dunkeldeutschlands vielleicht, ansonsten überall in Deutschland im Rock herumlaufen können, ohne von der Polizei einkasiert zu werden, ist doch ein nicht zu unterschätzender Vorzug dieses Landes. Ich möchte jedenfalls nicht im Rock in Polen, auch jetzt nach der Wahl, in der Slowakei, in Ungarn oder gar in der Türkei herumlaufen.
Das wäre es erst mal von mir. Vielleicht findet der Thread ja auch jetzt sein Ende und kommen wir wieder zu berückenden, äh, berockenden Themen.
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Antw:Kulturelle Aneignung oder Gesinnungsdiktatur?
« Antwort #175 am: 24.01.2024 05:26 »
Das wäre es erst mal von mir. Vielleicht findet der Thread ja auch jetzt sein Ende und kommen wir wieder zu berückenden, äh, berockenden Themen.

Genau

Das liegt ganz an euch, ob ihr dieses Thema weiterführt
oder beendet und lieber mal wieder einen lesenswerten Beitrag zum Thema Rock schreibt  :)

Grüßle
Jürgen
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und genießt das Röcketragen

Offline MAS

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Antw:Kulturelle Aneignung oder Gesinnungsdiktatur?
« Antwort #176 am: 24.01.2024 09:14 »
Lieber Morle,

hier hast Du Dich sicher vertippt:
Zitat
Aber in Einem irre ich mich hoffentlich sehr:
Dann der Optimismus, der danach kommt, ist sicher nicht der, von dem Du Dir hoffst, dass er ein Irrtum ist.
So sollte es sicher heißen:
Zitat
Aber in Einem irre ich mich hoffentlich nicht:
Oder?

Liebe alle!

Und ja, das Rocktragen als Mann, als Frau, als Diverse:r ist keineswegs eine Selbstverständlichkeit. Für eine Gesellschaft zu kämpfen, die vielfältige Kleidungs- und überhaupt Lebensweisen akzeptiert, lohnt sich! Wir müssen alle immer wieder dazulernen. Wir müssen uns weiterentwickeln.
Deutschland ist ein wunderbares Land, sowohl von seinen Landschaften und Städten her, von seinen regionalen Kulturen, von seinem Klima, das von allen vier Himmelsrichtungen was hat - also atlantisch, mediterran, kontinental und boreal - als auch von seinem Grundgesetzt und der bislang stabilen Politik und Wirtschaft her. Das gilt es zu verteidigen und negative Veränderungen, wie den Klimawandel und den politischen Rechtsruck (wobei ich nicht nur den deutschen meine, sondern auch den anderer Länder, der ja auch Einfluss auf uns hat) abzuwehren. Beides geht nicht im Hauruckverfahren. Beides hat Gründe, die man beseitigen muss. 

Ich empfinde übrigens diesen Thread hier als derzeit den spannensten im ganzen Forum. Und ich merke, wir lernen es, miteinander zu diskutieren, ohne einander an die Gurgel zu gehen. Das ist doch auch ein Fortschritt! Oder nicht?

LG, Micha
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Offline doppelrock

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Antw:Kulturelle Aneignung oder Gesinnungsdiktatur?
« Antwort #177 am: 24.01.2024 11:27 »
Lieber Morle,

hier hast Du Dich sicher vertippt:
Zitat
Aber in Einem irre ich mich hoffentlich sehr:
Dann der Optimismus, der danach kommt, ist sicher nicht der, von dem Du Dir hoffst, dass er ein Irrtum ist.
So sollte es sicher heißen:
Zitat
Aber in Einem irre ich mich hoffentlich nicht:
Oder?

Liebe alle!

Und ja, das Rocktragen als Mann, als Frau, als Diverse:r ist keineswegs eine Selbstverständlichkeit. Für eine Gesellschaft zu kämpfen, die vielfältige Kleidungs- und überhaupt Lebensweisen akzeptiert, lohnt sich! Wir müssen alle immer wieder dazulernen. Wir müssen uns weiterentwickeln.
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Ich empfinde übrigens diesen Thread hier als derzeit den spannensten im ganzen Forum. Und ich merke, wir lernen es, miteinander zu diskutieren, ohne einander an die Gurgel zu gehen. Das ist doch auch ein Fortschritt! Oder nicht?

LG, Micha

Lieber MAS:
Frage1:Wo siehst du stabile Politik und Wirtschaft? Deutschland ist in Europa das einzige Land mit starkem Wirtschaftsrückgang, dessen Energieversorgung zunehmend unsicher, umweltschädlich durch Import von Flüssiggas und Kohle und auch teuerer wird. Es ist das Land, das unter den Sanktionen am meisten leidet und bisher profitable Firmen vertreibt. Das kann ich täglich bestätigen, ich betreue Standortverlagerungen von Unterlieferanten. Man kann den Stellenabbau aber auch regelmäßig in den Hauptmedien lesen.

Frage 2: Wo siehst du die Ursache für den "Rechtsruck"? Ist es vielleicht ein Linksruck der ehemaligen Volksparteien schon der vorigen Ära? Wer rückt nach rechts und wieviele Bürger sind es nach deiner Schätzung?

Frage3: Nach Nennung der Gründe, die du als Ursache siehst: Wie willst du diese Gründe beseitigen?

Freue mich auf deine Antworten
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Peter55Muc

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Antw:Kulturelle Aneignung oder Gesinnungsdiktatur?
« Antwort #178 am: 24.01.2024 17:43 »
Ich habe im privaten und auch im Geschäftlichen Umfeld die Erfahrungen gemacht, sobald ein
Gespräch politisch wird, ist es vorbei mit dem netten geselligen Abend, oder Geschäftsessen.
Ich weis Micha, dass du unheimlich gerne diskutierst und hoffst du kannst die Leute von deinen Idealen überzeugen, aber ich bin froh wenn es nicht politisch wird bei meinen Gesprächen.

LG Peter und euch noch viel Spaß, bei den unendlichen Diskussionen

Offline DesigualHarry

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Antw:Kulturelle Aneignung oder Gesinnungsdiktatur?
« Antwort #179 am: 24.01.2024 19:29 »
Hallo!

Das beste für eine Demokratie währe es, wenn sich rechte und linke Parteien die Waage halten würden. Dann währe immer genug Gegendruck da, damit keine Richtung zu sehr in eine Richtung abdriften kann.
Wenn aber so, wie bei uns in Österreich derzeit 4 Parteien links ausgerichtet sind, und nur eine Rechts, dann kann das nicht Funktionieren. Ich persönlich bin froh, dass bei uns die FPÖ derzeit regen Zulauf hat, und hoffe sie bringen den Vorsprung ins Ziel.

Angst machen mir die Globalisten mit ihren Handlangern. Angst vor Zwang vor einem angeblichen Menschen gemachten Klimawandel, oder vor einer angeblichen neuen Pandemie, vor Zwangsimpfung, vor Ausverkauf der Heimat und, und, und.


 

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