Autor Thema: Erfahrungen mit Kindern zum Thema "Rock am Mann"  (Gelesen 22917 mal)

Offline MAS

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Re: Erfahrungen mit Kindern zum Thema "Rock am Mann"
« Antwort #15 am: 09.07.2010 13:02 »
Moimn Andree,

ja, das ist ein Problem. Ich erinnere mich daran, ca. 1 1/2 Jahre lang Hausaufgabenhilfe bei Kindern aus sozialschwachen Familien mit Migrationshintergrund gegeben zu haben und wie schwer es war, bei ihnen Respekt für den Rock am Mann hervorzurufen. Bei einigen hat es dann aber doch geklappt, irgendwann kamen sie selbst darauf, dass ich für den Rock am Mann das tue, was vor ein-zwei Generationen Frauen für die Hose an der Frau getan haben.

Bei eigenen Kindern hat es den Vorteil, dass man ihnen Tag für Tag vorleben kann, was man für richtig und wichtig findet, aber auch, dass sie einen in den eigenen Schwachstellen genau so kennen. Ich habe ja keine eigenen Kinder, nur Neffen und Großnichten.

LG,
Michael
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Offline Ben

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Re: Erfahrungen mit Kindern zum Thema "Rock am Mann"
« Antwort #16 am: 09.07.2010 17:23 »
Hallo,

Andrees Haltung kann ich mit Bauchweh folgen.
Wenn ich spürte, daß mein Kind wegen meiner Keidungsvorlieben Ärger in der Schule hätte, würde ich meine berockten Auftritte wohl auch auf den häuslichen Raum oder an Orten, in denen man weder Kind noch mich kennt, ausleben.
Ich würde es zu Beginn auf Fälle alle versuchen und auch vor der Lehrkörperschaft mein Tun deutlich erklären. Aber wenn es nicht erfolgreich wäre, würde ich den Rückzieher machen. Mein Kind kann sich nichts von meiner emazipatorischen Haltung, wenn es deswegen in Zeiten, in denen ich nicht für es ansprechbar wäre, gemobbt wird, nichts kaufen.

Ich sehe da aber unter anderem auch unser Bildungssystem in der Pflicht. Denn das was in der Familie versäumt wird, muss den Kindern auf eine andere Art zugeführt werden.
Puh. Im Prinzip gebe ich Dir recht.
Aber ich erschrecke doch immer wieder, was Bildungseinrichtungen wie Kindergärten und Schulen inzwischen alles leisten sollen. Wie bekommen wir es als Gesellschaft wieder hin, daß säumige Eltern wieder ihrer Verantwortung gerecht werden, bevor die Peer Group für die Sozialisation wichtig wird?

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Tine

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Re: Erfahrungen mit Kindern zum Thema "Rock am Mann"
« Antwort #17 am: 10.07.2010 09:15 »
Hallo zusammen,

die Erfahrungen mit Kindern und Rock am Mann hängen ganz entscheidend davon ab, wessen Kind betroffen oder beteiligt ist. Fremde Kinder reagieren - je nach Elternhaus - amüsiert bis aufgeschlossen oder irritiert bis abweisend.
Ganz anders ist es mit den eigenen Kindern. Die können sich nicht umdrehen und gehen, sondern müssen sich damit täglich befassen.
Meiner Ansicht nach ist das schwierigste für Kinder rockender Väter (insbesondere für die Jungs), dass sich die Hauptindentifikationsfigur außerhalb des üblicherweise anerkannten Rahmens bewegt.

Jedes Kind liebt seine Eltern, will ihnen in gewisser Weise nacheifern, auch, wenn sich das meist irgendwann - leider oder glücklicherweise - verwächst. Ein Kind, dessen Eltern das tun, was anerkannt ist, hat damit keine Probleme. Credo des jungen Kindes ist: Meine Alten sind voll ok, ich kann stolz auf sie sein und werde, wenn ich mal groß bin, genau wie mein Papa/ meine Mama. (Die Macken erkennt der Nachwuchs ohnehin erst später.)

Jetzt kommt ein Vater im Rock daher (eine Mutter mit Glatze oder wer weiß was anderem) und das Kind spürt, dass die Umwelt den Vater (die Mutter) eben nicht als vollkommen ok betrachten. Das gibt einen üblen Konflikt, denn die Kinder stehen auf der Seite ihrer Eltern, deren Verhalten sie teilweise auch nachahmen und wollen/müssen gleichzeitig in ihrem Umfeld (Kindergarten/Schule) anerkannt sein, in dem sie für dieses Verhalten (oder das der Eltern) schiefe Blicke ernten.

Leider haben wir es bei unserm Sohn lange nicht bemerkt, wie sehr er unter diesem Dilemma gelitten hat. (Vielleicht hätte ein weniger sensibles Kind die dummen Sprüche im Kindergarten besser weggesteckt.) So richtig angenehm ist es jedenfalls nicht, wenn der Knirps nach mehreren Jahren endlich erzählt, wie arg er wirklich unter den Hänseleien gelitten hat, die den Kindergärtnerinnen gar nicht so sehr aufgefallen sind. (Wir hatten seinerzeit mehrere Gespräche deswegen und die Kindergärtnerin war eine der besten, die ich kenne.) Kinder sind eben nicht nur auf ihre Art grausam ehrliche Spiegel der Gesellschaft, sondern auch bisweilen subtil und andererseits sehr empfindsam. Wichtig ist eben nicht nur, was offen ausgesprochen wird.

Viele Grüße
Tine

Offline MAS

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Re: Erfahrungen mit Kindern zum Thema "Rock am Mann"
« Antwort #18 am: 12.07.2010 10:31 »
Hallo Tine,

das ist natürlich eine traurige Erkenntnis!

Aber bekommt denn Euere Sohn gar keine positiven Reaktionen auf das Rocktragen seines Vaters mit? Euer Umfeld und kann doch nicht zu 100% aus intoleranten, bornierten Menschen bestehen! Es müssen doch auch aufgeschlossene, vernünftige Menschen darunter sein!

Und wie habet Ihr ihm denn die Entscheidung seines Vaters, Röcke zu tragen, obwohl das nicht üblich für Männer ist, verklickert?

LG,
Michael
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Andree

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Re: Erfahrungen mit Kindern zum Thema "Rock am Mann"
« Antwort #19 am: 12.07.2010 14:53 »
Hallo Michael,

Das ist ja genau das gleiche Problem, welches uns als Eltern auch begleitet.

Kinder sind in dieser Hinsicht grausam. Alles was nicht dem allgemeinen Geschmack der Gruppe unterliegt,
wird gnadenlos heruntergemacht.

Du kannst bei den meisten Kindern, ich behaupte mal 98,5 %,  nicht auf auf positive Reaktionen gegenüber des,
vom Rocktragenden Vaters, betroffenen Kindes rechnen.

Die Reaktionen Erwachsenen gegenüber, die ich ja nun auch erlebe bzw. erlebt habe, oder wie sich die Kinder ihnen gegenüber äussern, kannst Du nicht mit den Reaktionen unter den Schulkamreraden vergleichen. 

Eine Schulklasse hat seine eigenen Gesetze. Und wer damit nicht konform geht, geht unter.

Alles andere ist Augenwischerei.

LG Andree

Tine

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Re: Erfahrungen mit Kindern zum Thema "Rock am Mann"
« Antwort #20 am: 13.07.2010 08:25 »
Hallo Michael,

zu verklickern gab es wenig, der Sohn kam nach dem Rock. "Papa gefällt das so", musste reichen. Er kannte es ja auch nicht anders.  Außerdem sind wir davon ausgegangen, dass die Nachbarschaft meinen Rocker im Rock kennt und akzeptiert. Was ja tatsächlich bei vielen, die uns kannten so war.
Leider treffen im Kindergarten viele Kinder zusammen, deren Eltern sich nicht kennen und wenn da ein Knirps erzählt, der Sowieso trägt Röcke (Anfangs wollte unser Junior auch Röcke tragen, von denen wir zwar abgeraten haben - aber mach mal was, wenn der Papa das auch tut!), heißt es schnell: "Der ist doch kein Mann/Junge." "Der ist doch schwul!" (Selbst im Kindergarten findet sich immer einer, der "schwul" als Schimpfwort einsetzt.) Einzelne wollten auf der Toilette den Beweis sehen, dass unser Kurzer tatsächlich ein Bub ist. Derart bei der "Männlichkeit" gepackt, hat sich unser Kleiner die Haare rappelkurz scheren lassen und hat es peinlich genau vermieden in Kleidung herumzulaufen, die auch nur annähernd als "Mädchenkleidung" zu klassifizieren sein könnte.

Sollten tatsächlich aufgeschlossene Menschen (Kinder) da sein, werden die sich hauptsächlich durch das Unterlassen von blöden Kommentaren auszeichnen. Irgendwelche "Kämpfe" für die eigene Überzeugung muss jeder selbst ausfechten. Und was helfen zwei nette Kommentare im Jahr gegen die täglichen Sticheleien?

Andree hat leider recht mit seiner Äußerung, dass Schulklassen (Kindergruppen) eigene Gesetze haben und, dass einer, der aus irgendwelchen Gründen nicht hineinpasst, schnell untergegangen wird.

Viele Grüße
Tine

PS: Um noch etwas positives zu vermelden. Töchter haben es mit rocktragenden Papas etwas leichter als Söhne. Wahrscheinlich leiden sie mehr unter Mutters Eskarpaden.

Offline GregorM

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Re: Erfahrungen mit Kindern zum Thema "Rock am Mann"
« Antwort #21 am: 13.07.2010 09:29 »
Hallo,

gehänselt kann man als Kind auch werden, ohne dass die Eltern (direkt) Ursache sind. Ich wurde es recht viel in der Grundschule, nicht von meinen Klassenkameraden, sondern von Schülern in anderen Klassen, die mich überhaupt nicht kannten. Das fand ich wirklich ungerecht.

Die Lehrer „bemerkten“ nichts, war ja auch für sie einfacher so. Und ich erzählte, wie auch der Sohn Tines, nicht meiner Eltern davon. Denn sie würden traurig werden. Und das wollte ich nicht, dass sie sein sollten, dachte ich.  Aber ich litt darunter, sehr sogar.

Der Grund: Meine Eltern wollten mir immer nur das Beste im Leben, und dazu gehörte, dass ich verwöhnt wurde und dabei  wohl etwas besser gekleidet war als der Durchschnitt. Heute kann es umgekehrt sein, dass Kinder nicht die „richtigen“ „Brands“ haben und dafür gehänselt werden.
 
Zwei Dinge habe ich wohl davon gelernt und sie weiter durch mein Leben gebracht:
Ich will mir von dummen Leuten nichts diktieren lassen. Ich bin ich, und ich stehe darauf.
Ich will anderen gegenüber tolerant sein, allerdings ich versuche es zu sein.

Gruß
Gregor
Gruß
Gregor

chrisko

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Re: Erfahrungen mit Kindern zum Thema "Rock am Mann"
« Antwort #22 am: 13.07.2010 10:21 »
Hallo zusammen,

wie Gregor so schön schreibt:

Ich will mir von dummen Leuten nichts diktieren lassen. Ich bin ich, und ich stehe darauf.

so soll es sein :)

Allerdings geht es im wirklichen Leben nicht immer, es gibt einfach immer Leute: Die sind dümmer!  :-\

Ich habe das in den letzten Jahren so komplett mit meiner Tochter durch. Sie ist heute 17 und hat das alles in den letzten 10 Jahren durch- und mitgemacht. Ich war damals selbst noch ausgesprochen unsicher, traute mich im Rock nur selten raus...

Sie hat ihren Papa zu der Zeit argwöhnisch beäugt :) ich hab aber auch Rücksicht genommen. Aber es passierte auch das ihre Freundinnen mich im Rock kennen lernten. Ich weiss nicht wirklich was so in dieser Zeit mit meiner Tochter in ihrem Umfeld passierte. Irgendwann kam sie mal mit dem Spruch: Ist schon Okay ...

In einem Gespräch kam dann mal raus, eine ihrer Freundinnen fand das total cool und es war dann überhaupt nicht mehr das Thema. Es gab dann wichtigers... was Mädels halt so wichtiges haben in dieser Zeit zwischen 10 und 15 Jahren :)

Viel schlimmer war zu der Zeit ein Mitschüler dran, wo die Eltern sich haben scheiden lassen. Der wurde von den Mitschülern extrem gemoppt, was zu einem echten Problem in der Klasse führte.

Was ich eben ausdrücken möchte, es gibt tausende Gründe warum Kinder andere moppen, prügeln oder was auch immer ... das haben wir früher in der Schule auch getan. Ich denke, wenn jeder mal zurückkehrt, wird er sich an Situationen erinnern können, die nicht wirklich schön waren ... entweder einem selbst gegenüber oder sogar selbst daran beteiligt.

Was ich aber auch immer wieder feststelle ... der Rock selbst ist meist nicht das Thema, auch bei den Kids nicht. Wenn es zum Mopping kommt, dann kommt es auch so dazu, da muss es nicht der Rock sein.

 
Gregor schreibt dann noch:

Ich will anderen gegenüber tolerant sein, allerdings ich versuche es zu sein.

Ja, geht mir eben auch so. Ich versuche es immer wieder und muss es auch immer wieder lernen. Das heisst aber auch, ich muss nicht überall mit dem Kopf durch die Wand, sondern durchaus auch Rücksicht nehmen. Das gelingt meistens auch sehr gut, denn ich ziehe keinen Rock an, wenn ich mich darin nicht wohlfühlen würde. Und das hat jetzt nichts mit den Temperaturen zu tun...  ;)

Es ist eben auch die Tatsache, wie man selbst zu sich steht. Wenn man sich selbst dauernd hinterfragt und alles mögliche vermutet und animmt, dann gibt es Probleme. Diese Probleme erleben und leben dann auch die Kids und das muss nicht immer was mit dem Rock zu tun haben.

Chrisko


Offline Jürgen64

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Re: Erfahrungen mit Kindern zum Thema "Rock am Mann"
« Antwort #23 am: 13.07.2010 11:08 »
Hallo Leute,

wie wir an anderen Beispielen lesen konnten, finden die anderen Kinder immer etwas, weswegen sie das eine Kind hänseln können. Bei mir war das früher die Brille, die ich 1967 (also mit 3 Jahren) wegen einer Verletzung schon bekam, und bei anderen war es anderes. Versucht zu hänseln wurde immer, und bei wem das Erfolg hatte, da wurde weiter gemacht. Einer in unserer Klasse war sehr stark übergewichtig und wurde deswegen gehänselt. Dann kam er in eine Spezialklinik, nahm extrem ab, und wurde anschließend wegen seiner Sommersprossen gehänselt. Aus Frust fing er wieder an zu fressen, ...

...
Zwei Dinge habe ich wohl davon gelernt und sie weiter durch mein Leben gebracht
...

das ist meines Ermessens der entscheidende Faktor: die Kinder können und sollen etwas daraus lernen! Es kann nicht Aufgabe der Eltern sein, den Kindern alle Steine aus dem Weg zu räumen. Wenn ich den einen Stein aus dem Weg geräumt habe, läuft das Kind nämlich auf den nächsten auf und hat immer noch nicht gelernt damit umzugehen. Ich finde daher, Eltern sollten ihren Kindern beibringen wie sie manche Steine selber wegräumen und andere umschiffen können.

Meine Tochter wurde ein einziges Mal wegen meiner Röcke angesprochen, und hat ganz trocken geantwortet "Klar! Dein Papa ist wohl zu feige dazu?"

Gruß
Jürgen
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Offline tirkk

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Re: Erfahrungen mit Kindern zum Thema "Rock am Mann"
« Antwort #24 am: 13.07.2010 12:12 »
Urlaub: heute vormittag bin ich in Bayreuth in der Eremitage spazieren gegangen, natürlich im kurzen Rock. Zuerst waren fast keine Leute da. Das änderte sich aber blitzartig. Um die Ecke bogen Kindergartenkinder mit ihren Erzieherinnen und suchten sich Bänke im Schatten. Es muß wohl der ganze Kindergarten unterwegs gewesen sein. Meiner Schätzung nach waren es mindestens 100 Kinder und ca 10 Betreuerinnen die an mir vorbei zogen. Sie grüßten alle sehr freundlich "Grüß Gott", die anderen "Hallo" und schauten mich alle an.
Zu meiner Überraschung hat keines der Kinder einen Ton über meinen doch relativ kurzen blauen Rock gesagt. Es war nicht anders, als hätte ich eine lange Hose an.

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Re: Erfahrungen mit Kindern zum Thema "Rock am Mann"
« Antwort #25 am: 13.07.2010 12:34 »
Hallo zusammen,

ich tue normalerweise gegenüber Kindern auch so, als sei es das Normalste der Welt, als Mann  einen Rock zu tragen, das heißt, ich thematisiere es gar nicht. Und wenn ich nach dem Warum gefragt werden, antworte ich auch ganz beiläufig: Weil es bequem ist, oder weil es Sommer ist oder dergleichen.

Wenn aber ein Kind bemerkt, dass ich was ungewöhnliches tue, und eine Begründung wünsche, würde ich nie sagen "Weil es mir so gefällt" und basta. Ich denke da ist es schon wichtig, zu erklären, warum man in diesem Fall anders handelt als die Mehrheit der Männer.

Jürgens Tochter hatte das wohl schon längst kapiert, als sie ihrer Freundin antwortete.

Ich habe keine eigenen Kinder, aber ich denke, wir dürfen unsere Kinder (also auch Neffen, Nichten usw.), wenn sie selber es problematisieren, nicht einfach mit einer "Mir gefällt das eben so"-Antwort im Regen stehen lassen.

Tines Sohn ist ähnlich wie ja schon man der Sohn von Heinz' Freundin doof aufgelaufen, als er seinen Rock wie selbstverständlich trug. Das ist wirklich sehr traurig! Er nahm sich seinen Vater zum Vorbild, und dieser hat ihn nicht richtig  auf eventuell anstehende Konflikte vorbereitet.

Ich wurde als Kind auch oft gehänselt und sogar verprügelt, auch ohne dass ich Röcke getragen hätte. Letztlich hat das aber meinen Eigensinn gestärkt und meine Solidarität mit Opfern.

LG,
Michael
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Tine

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Re: Erfahrungen mit Kindern zum Thema "Rock am Mann"
« Antwort #26 am: 13.07.2010 14:32 »
Hallo zusammen,

der entstandene Eindruck ist vielleicht ein wenig einseitig. Selbstverständlich haben wir mit unsern Kindern über Männer, Frauen, Gesellschaft und Kleidung geredet. Leider laufen diese Gespräche auf einer intellektuellen Ebene ab, im Gegensatz zu den Hänseleien, die auf einer emotionalen Schiene erfolgen.

Und ganz klar suchen sich Kinder immer jemanden, den sie dressieren können. Ob zu dick oder mit Brille, zu dumm, zu klein oder zu rothaarig. Trotzdem ist es extrem bescheiden, wenn man als Eltern merkt, dass man die/eine Begründung zu den Hänseleien geliefert hat.

Einstein sagt mal: Zu wahrer menschlicher Größe gibt es nur einen Weg - den durch die Schule des Leidens.

Vielleicht werden unsere Mobbingopfer irgendwann mal "wahrhaft groß".  Als Eltern ist es dennoch hart zuzuschauen, vor allem wenn man sich verantwortlich fühlt.

Viele Grüße
Tine

Offline MAS

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Re: Erfahrungen mit Kindern zum Thema "Rock am Mann"
« Antwort #27 am: 13.07.2010 15:20 »
Liebe Tine,

vielleicht sollte man versuchen, die aufklärenden Gespräche auch zu emotionalisieren. Die Antwort von Jürgens Tochter war ja auch sehr emotional. Das kommt sicher auch von  Jürgens Art her: Wenn er argumentiert, dann immer in einer Art Siegerpose und mit viel Stolz. Ich finde, das ist zwar nicht immer so angebracht, da ich eher ein Freund von Bescheidenheit bin, aber es ist sicher gut geeignet, Kindern den Stolz auf das selbstverantwortliche Handeln der Eltern beizubringen. Sätze wie: "Wenn alle in den Rhein springen, springst du dann auch?" oder "Hast du auch nur ein vernünftiges Argument gegen das Röcketragen oder rennst du nur der Herde nach?" sind voller Emotion im Sinne von Stolz und auch Überheblichkeit, aber in diesem Falle angebracht.

Dummerweise kommen bei  rocktragenden Männern sonst eher Gleichgültigkeit gegenüber den Meinungen anderer, und dann eben auch gegenüber den Ängsten der Kinder, oder aber etwas wie Scham wegen der eigenen "sonderbaren Kleidungsvorlieben" rüber, was die Kinder dann sicher merken.

Besser sind Emotionen aus einer Mischung aus Stolz auf die eigene Unabhängikeit vom Geschwätz der Leute und Interesse an dem Wohlergehen der anderen Menschen, denen wir durch unser Röcketragen ja nicht schaden, sondern eher nützen (Erst wer keinen psychischen oder sozialen Druck verspürt, der einen am Röcketragen hindert, kann sich auch frei für die Hose entscheiden.).

LG,
Michael

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McMorghey

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Re: Erfahrungen mit Kindern zum Thema "Rock am Mann"
« Antwort #28 am: 13.07.2010 15:53 »
hoi zäme

ein versuch von "intellektueller emotionalität"  ;D
Zitat
Wer der Herde folgt, muss Ärschen nachlaufen!
(Karl Kraus?, 1874-1936, österreichischer Schriftsteller)

im ernst:
meine tochter ist jetzt zehn und hatte bisher nie probleme wegen meines kilttragens. sie wurde auch schon gehänselt weil die anderen sie hänseln wollten...

nach den sommerferien wechselt sie, altersbedingt, die schule und wird dann im dorf bei uns zur schule gehen. hier kennen mich alle. die reagieren gar nicht mehr hier. weder auf der strasse, noch im verein, noch in der feuerwehr auf mein kilttragen.
zu anfangs gabs staunen, dann positive reaktionen.
viele haben auch kinder und die gehen hier, oder werden mal hier, zur schule gehen.
bis also gespannt wegen was meine tochter dann gehänselt wird, wenn sie dann gerade dran ist mit gehänselt werden.  ;)

liebi grüess us dr schwiz
McMorghey


Offline Jürgen64

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Re: Erfahrungen mit Kindern zum Thema "Rock am Mann"
« Antwort #29 am: 13.07.2010 16:25 »
Hallo Michael,

ich bin mal so frei und picke ein paar einzelne Satzteile aus Deiner Mail:

Siegerpose und mit viel Stolz. ... Kindern den Stolz auf das selbstverantwortliche Handeln der Eltern beizubringen. ... voller Emotion im Sinne von Stolz und auch Überheblichkeit, aber in diesem Falle angebracht.

Dummerweise kommen bei  rocktragenden Männern ... oder aber etwas wie Scham wegen der eigenen "sonderbaren Kleidungsvorlieben" rüber, was die Kinder dann sicher merken.

Besser sind Emotionen aus einer Mischung aus Stolz auf die eigene Unabhängikeit ...

Genau das ist der Punkt: Ich bin innerlich nicht der Meinung, ein komischer Kauz zu sein, der das mit seinen Kleidungsvorlieben nach außen demonstriert. Schon gar nicht glaube ich mich schämen und verstecken zu müssen, weil ich nicht den "Ärschen nachlaufe", wie es McMorghey zitierte. Nein, ich bin Stolz auf mein selbstbestimmtes Handeln, auf die Fähigkeit eigene Entscheidungen zu treffen; gerade das sehe ich als Männlichkeit, nicht die Unterwürfigkeit unfreiwilliger Hosenträger. Darauf bin ich stolz!

Deswegen bringe ich meinen Kindern nicht bei, dass ich das Recht habe Rock zu tragen, sondern dass ich von meinem Recht Gebrauch mache, weil ich manns genug bin dies zu tun. Das hat dann solche Argumentation meiner Tochter zur Folge. Genauso habe ich ihr übrigens auch beigebracht, über ihre Schwächen mitzulachen (wenn andere damit anfangen), und dann ihre Stärken in den Vordergrund zu stellen. So ist sie zB wie auch ihre Eltern keine begnadete Läuferin, hat aber offensichtlich von mir ihre Fähigkeiten im Kopfrechnen mitbekommen und von meiner Frau ihre Sprachbegabung. Als dann beim Sportfest ein Klassenkamerad über die "lahme Kröte" lästerte, hat sie erst mal mitgelacht und dann gesagt "wenn Du mir 2,5 Sekunden Vorsprung lässt, kriegst Du mich dann noch? - - - Die Zeit, die Du jetzt zum Rechnen brauchst, reicht mir für eine Extrarunde. Ätsch!" Ich denke dass dies der bessere Weg ist, als sich von anderen ärgern zu lassen.

Gruß
Jürgen
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