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Mode allgemein => Männermode => Thema gestartet von: androgyn am 23.03.2016 21:37

Titel: Wer macht eigentlich den Geschmack?
Beitrag von: androgyn am 23.03.2016 21:37
Beim rumstöbern von Herrensachen in den Designershops ist mir eine Frage aufgekommen.
Es gibt immer einen Tonangeber der Trends aufnimmt und umsetzt. Das sind in diesem Fall Modelabels aus der Modebranche,
die auf den Laufstegen ihr extravagantes Zeug präsentieren.
Auf der anderen Seite stehen die Einkäufer. Die sind ja eigentlich blind was Mode betrifft und verlassen sich auf den Riecher der Modedesigner, was die Männer haben möchten. Logische Herangehensweise wäre doch. Einkäufer guckt sich die Modenschau an und kauft ausgewählte Stücke, die seiner Zielgruppe entsprechen. Nur sieht man in den Geschäften diese Kleidung nicht. Stattdessen sieht man den 0815 Kram, den es schon seit Jahren gibt und ich mich frage, wer das herstellt und wie diese wiederum den Geschmack der Männer treffen können, wenn Modelabels etwas total anderes anpreisen.
Mal ein Beispiel:

Gucci

Hemd: https://media.gucci.com/style/DarkGray_Center_0_0_650x650/1448654413/406022_Z407B_4850_002_100_0000_Light-Muslin-melange-ruffled-shirt.jpg (https://media.gucci.com/style/DarkGray_Center_0_0_650x650/1448654413/406022_Z407B_4850_002_100_0000_Light-Muslin-melange-ruffled-shirt.jpg)
https://media.gucci.com/style/DarkGray_Center_0_0_650x650/1453306504/401303_Z600A_4600_002_100_0000_Light-Silk-Cambridge-shirt-with-scarf.jpg (https://media.gucci.com/style/DarkGray_Center_0_0_650x650/1453306504/401303_Z600A_4600_002_100_0000_Light-Silk-Cambridge-shirt-with-scarf.jpg)

Hose: https://media.gucci.com/style/DarkGray_Center_0_0_650x650/1448645408/414290_Z3877_5718_002_100_0000_Light-Cotton-Cambridge-shirt.jpg (https://media.gucci.com/style/DarkGray_Center_0_0_650x650/1448645408/414290_Z3877_5718_002_100_0000_Light-Cotton-Cambridge-shirt.jpg)

Jetzt werfen wir mal einen Blick in die derzeitige Herrenkollektion der Otto-Normalverbraucher

Hemd: http://image01.bonprix.de/assets/1400x1960/1424174693/13202336-biu9H2DS.jpg (http://image01.bonprix.de/assets/1400x1960/1424174693/13202336-biu9H2DS.jpg)
http://image01.bonprix.de/assets/1400x1960/1443079818/15165007-iVL3J3Ne.jpg (http://image01.bonprix.de/assets/1400x1960/1443079818/15165007-iVL3J3Ne.jpg)

Hose: http://image01.bonprix.de/assets/1400x1960/1447225235/15190407-YuGHa59I.jpg (http://image01.bonprix.de/assets/1400x1960/1447225235/15190407-YuGHa59I.jpg)
http://image01.bonprix.de/assets/1400x1960/1448438510/15223413-WOou7ynu.jpg (http://image01.bonprix.de/assets/1400x1960/1448438510/15223413-WOou7ynu.jpg)

Mehr brauch ich auch gar nicht suchen, denn das wars ja auch schon an Kleidungstücken für Männer.
Ich frage mich jetzt, wer so einen Mist herstellt oder designt, den man in jedem Geschäft findet, obwohl auf den Modeshows was ganz anderes präsentiert wird. Klar, dass sind Luxuslabels. Von mir aus. Aber andere Marken werden ja auch von Billiganbiedern 1:1 kopiert. Geht da ein Marktforscher her und fragt die Männer, was die gerne anziehen oder was die sich wünschen? Oder gehen die Männer zu den Einkäufern und sagen. so soll mein Pullover aussehen? Irgendwoher muss der Geschmack doch vorher bestimmt werden bevor etwas entwickelt wird oder in Produktion geht. Das nächste ist, nicht alles gefällt uns und trotzdem müssen wir aus einer vorgefertigten Palette an Angeboten auswählen. Also könnte man zu dem Entschluss kommen, dass Männer sich mit dem derzeitigen Angebot einfach nur abfinden und das kleinere Übel kaufen, wo die Vorteile überwiegen(?) Den eigenen Geschmack wird es aber somit immer noch nicht treffen.
Titel: Re: Wer macht eigentlich den Geschmack?
Beitrag von: cephalus am 24.03.2016 00:21
Ein Marketingmensch aus der Modebranche den ich gut kenne, hat mir das System bei Männern so erklärt:
Man nimmt zu 80% das ins Sortiment was sich in den letzten Jahren gut verkauft hat, weil Männer sehr konservativ sind.
10% gönnt man den moderaten Abwandlungen von Designerideen und die anderen 10% wählt man nach eigenem Gutdünken (oder dem des Teams).
Es entscheiden einfach die Verkaufszahlen - Männer kaufen immer das gleiche, Frauen stürzen sich oft auf Neues.

Mein Bekannter, ein Freund meines Vaters ist zwar schon aus dem Geschäft, dank Rente ,heraus, viel geändert hat sich aber seit dem sicher nicht.

Und ja, Rocke für Männer findet er zwar eher "gewöhnungsbedürftig" aber er sagt auch offen, er hätte auch sonst viel Mist in die Läden gebracht, weil es sich gut verkauft hat - z.Bb T-Shirts (statt Hemden) ((ist wohl schon etwas her  ;))) und hätte ausreichende Nachfrage bestanden, dann ...
Titel: Re: Wer macht eigentlich den Geschmack?
Beitrag von: M.L. am 24.03.2016 00:23
Hallo Ich grüße euch

Frage Wer macht eigentlich den Geschmack.???

Wir Männer nicht. Auch Klamotten Karl will mir sagen was Mann trägt .???
Ich glaube es nicht .

Warum meinen so fiele Designer zu glauben Das das was Sie machen richtig ist .

Ich möchte gemischte Mode haben Fliesend? Unisex  Rock kann Mann aber muss nicht .
Ich glaube das es möglich sein sollte Männer in Sachen Rock oder Frauen in Sachen Hosen zu bedienen
Dazu gehört natürlich auch Rock Kombinationen auch für Männer zu Entwickeln???
Aber da hapert es ja noch gewaltig

Noch gibt es sehr wenig Männer Sachen die ich überhabt mit Rock kombinieren kann


Ich hoffe irgend einer kommt mal drauf ???

Gruß M.L.
 
 
Titel: Re: Wer macht eigentlich den Geschmack?
Beitrag von: Bonfreund am 24.03.2016 08:02
Also meine Frau erzählte mir, daß es schön ist, das wir zusammen shoppen gehen,  ich mit ihr ihre Sachen aussuche und umgekehrt.
Aber die kleinen Herrenabteilungen schenkt sie sich,  wir suchen auch für mich bei den Damen und sind (auch für offensichtlich mich) schon oft beraten worden. Letztens bei C&A probiere ich ne weisse Stretchjeans an, saß nicht. Eine Verkäuferin kam um probierte Ware zurück zu bringen. Fragte nach meiner Größe (42-44) und sie stratzte ohne weiteres los, holte ein anderes Modell. Die saß zwar besser,  war aber 7/8 Länge.
Meine Frau hat für Ihren (nun verstorbenen Mann) Anziehsachen gekauft,  er hat sie angezogen.  So scheint es oft zu sein,  viele Männer achten nur drauf,  das sie die Haut bedecken, egal wie beknackt das aussieht. Sandalen und socken oder gar Kniestrümpfe sind neben wildesten Farbkombis noch das Normalste.
Männer sind zu feige, anders als die Masse auszusehen. Leider werden die allermeisten so erzogen. Das Verhalten ist angelernt.
Titel: Re: Wer macht eigentlich den Geschmack?
Beitrag von: Peter am 24.03.2016 09:41
Ein Marketingmensch aus der Modebranche den ich gut kenne, hat mir das System bei Männern so erklärt:
Man nimmt zu 80% das ins Sortiment was sich in den letzten Jahren gut verkauft hat, weil Männer sehr konservativ sind.
10% gönnt man den moderaten Abwandlungen von Designerideen und die anderen 10% wählt man nach eigenem Gutdünken (oder dem des Teams).

So einfach ist das. Absolut nachvollziehbar.

Es entscheiden einfach die Verkaufszahlen ...

So einfach ist das. Im Modegeschäft wie in anderen Branchen.

Kein Laden, kein Label macht etwas um jemanden zu irgendwas zu bewegen, ausser zum Geldausgeben.

Nebenbei kann man Gucci nicht mit Bonprix-KiK-etc. vergleichen. Die Billigheimerläden verkaufen zehntausende von Stück während Gaultier zum Beispiel sagt, dass eine Kundinnen für ein Kleidungsstück im mittleren fünfstelligen €-Bereich bezahlen... Da gelten andere Regeln... Womöglich taugt die Mode nur noch, um Werbung für andere Produktbereiche zu machen?

LG

Peter


   
Titel: Re: Wer macht eigentlich den Geschmack?
Beitrag von: MAS am 24.03.2016 09:45
Wo ist denn jetzt mein Beitrag hin, den ich eben eingestellt habe?

Nochmal:

Ist es schlimm, dass mir Hemd und Hose der derzeitgen Herrenkollektion besser gefallen als die von Gucci?

Vor Jahren hatte ich mal einen Essay darüber, wie Geschmäcker zustande kommen, auf maennerrock.de stehen. Wenn ich ihn finde, stelle ich ihn mal hier ein.

LG!
Michael
Titel: Re: Wer macht eigentlich den Geschmack?
Beitrag von: androgyn am 24.03.2016 09:58
Hallo Bonfreund,

das war aber nicht meine Frage. Meine Frage war, wer von den "Kleinen" den Geschmack woher nimmt, während in den großen Modehäusern ganz anderes entwickelt wird.

Nebenbei kann man Gucci nicht mit Bonprix-KiK-etc. vergleichen. Die Billigheimerläden verkaufen zehntausende von Stück
Schon klar. Aber die müssen ja auch irgendwie Designer haben, die sich an etwas orientieren müssen. An wem,  wenn nicht an Modehäusern?
Ein Beispiel. Vor 200 Jahren trugen die Männer Seiden und Samtstoffe, die Arbeiter einfache Baumwollfetzen. Wenn ich jetzt ein Designer von damals wäre, woher bin ich mir sicher, dass Flanellhemden im Karomuster sich verkaufen, wenn diese an Männern so noch nie existierten?
Titel: Re: Wer macht eigentlich den Geschmack?
Beitrag von: androgyn am 24.03.2016 10:00
Wo ist denn jetzt mein Beitrag hin, den ich eben eingestellt habe?

Nochmal:

Ist es schlimm, dass mit Hemd und Hose der derzeitgen Herrenkollektion besser gefallen als die von Gucci?
Was du mir sagen wollen? Du Schreibkurs bei Meister Yoda gemacht haben?
Titel: Re: Wer macht eigentlich den Geschmack?
Beitrag von: MAS am 24.03.2016 11:52
Wo ist denn jetzt mein Beitrag hin, den ich eben eingestellt habe?

Nochmal:

Ist es schlimm, dass mit Hemd und Hose der derzeitgen Herrenkollektion besser gefallen als die von Gucci?
Was du mir sagen wollen? Du Schreibkurs bei Meister Yoda gemacht haben?

Nur weil ein Buchstabe falsch ist, verstehst Du die Frage nicht, Nico?

Hier mit dem richtigen Buchstaben:

Ist es schlimm, dass mir Hemd und Hose der derzeitgen Herrenkollektion besser gefallen als die von Gucci?

LG, Michael
Titel: Re: Wer macht eigentlich den Geschmack?
Beitrag von: androgyn am 24.03.2016 13:45
Nein. Aber woher hast du dann deinen Geschmack her und warum deckt der sich mit 99% der anderen Männer? Biologie? Man hat ja auch herausgefunden, dass Frauen Pink in wärmeren Blautönen sehen. Männer in einem kalten Farbton, was ihnen zu grell ist. Oder ist es nur aus der Erfahrung heraus, was man gewohnt ist? Wenn es aber nur Gewohnheit ist, warum gefällt es dann einen? Und warum macht Gucci etwas anderes, was 99% der Männer nicht gefällt und die "Kleinen" Anbieter, was den meisten Männern gefällt? Sind die näher am männlichen Kunden als Gucci?
Titel: Re: Wer macht eigentlich den Geschmack?
Beitrag von: MAS am 24.03.2016 16:38
Nein. Aber woher hast du dann deinen Geschmack her und warum deckt der sich mit 99% der anderen Männer? Biologie? Man hat ja auch herausgefunden, dass Frauen Pink in wärmeren Blautönen sehen. Männer in einem kalten Farbton, was ihnen zu grell ist. Oder ist es nur aus der Erfahrung heraus, was man gewohnt ist? Wenn es aber nur Gewohnheit ist, warum gefällt es dann einen? Und warum macht Gucci etwas anderes, was 99% der Männer nicht gefällt und die "Kleinen" Anbieter, was den meisten Männern gefällt? Sind die näher am männlichen Kunden als Gucci?

Parallelisierung versus Devianz

Das ganz normale Spiel, das die Gesellschaft zusammenhält und vorwärtsbringt, wenn das Gleichgewicht stimmt.

LG, Michael
Titel: Re: Wer macht eigentlich den Geschmack?
Beitrag von: androgyn am 24.03.2016 17:20
Also bin ich unarallelidiert und indeviant? Ich brech' die Gesellschaft auseinander?
Titel: Re: Wer macht eigentlich den Geschmack?
Beitrag von: MAS am 24.03.2016 18:07
Also bin ich unarallelidiert und indeviant? Ich brech' die Gesellschaft auseinander?

Nö!

Ein bisschen weniger parallelisiert und ein bisschen devianter. Andere sind es anders herum. Das gleicht sich aus.

Deine Devianz ist notwendig, um zu viel Konservativität anderer auszugleichen. Sonst würden wir als Gesellschaft erstarren. 

Keine Sorge!  :)

LG, Michael
Titel: Re: Wer macht eigentlich den Geschmack?
Beitrag von: DesigualHarry am 24.03.2016 20:37
Hallo!

Devianz heißt ja nur ein "abweichendes Verhalten", es erklärt aber nicht das was RockAktiv wissen möchte...

Warum also ist z.b. ein konservativer Mensch konservativ?
Warum wollen soviele Menschen das gleiche?
Und warum gibt es Menschen die sich daran nicht beteiligen?
Was ist der Auslöser dafür dass sich Menschen sich für eine Sache sowohl dafür als auch dagegen entscheiden können?
Wer macht also den Geschmack, den soviele Menschen für gut befinden? Einige aber eben nicht?

Wer entscheidet eigentlich was konservativ ist?  Was gilt als Maßstab für "zu viel des Guten"? Selbst das Maß für einen Meter kann ich als falsch anzweifeln.

Wenn man es einmal verstanden hat, dass jede Meinung nur subjektiv sein kann, weil jeder jede Sache nur aus seiner Sicht sehen kann,  (sonst müßte er das gleiche Leben gelebt haben dessen Meinung er kritisiert, da jede Individuelle Erfahrung in die Meinung einfließen kann), dann kann man damit beginnen die Welt verstehen zu lernen.

Liebe Grüße Harry :)



Titel: Re: Wer macht eigentlich den Geschmack?
Beitrag von: MAS am 24.03.2016 20:57
Lieber Harry, lieber Nico und alle anderen!

Den Hang zu Anpassung und Konservativismus erkläre ich zumindest zum Teil evolutionsbiologisch: Über gut 2 Mio Jahre sicherte die kulturelle Anpassung an die Gruppe das Überleben des Einzelnen und der Gruppe gleichermaßen. Aber ein paar deviante Individueen brachten auch neue Ideen und Fortschritt. Irgendwann wurde das Neue wieder alt und gewohnt und wurde von Konservativen gegen Neues verteidigt.

LG, Michael
Titel: Re: Wer macht eigentlich den Geschmack?
Beitrag von: nasenbaer am 25.03.2016 17:02
Ich habe derzeit den Eindruck, als wenn mancher Geschmack tatsächlich "auf der Straße" entsteht.

Vor einigen Jahren habe ich bewußt bemerkt, wie damals, so ganz langsam die bis dahin aktuellen Tücher und Schals im Straßenbild weniger wurden und die ersten sich aus Tüchern und Schals "Loop-Schals" knoteten...allmählich gab es dann die Loop-Schals auch immer öfter schon als solche zu kaufen. Von den Modehäusern wurde also scheinbar ein "Trend der Straße" in die Kollektionen übernommen, der zumindest in den Geschäften und der Werbung immer noch "aktuell" bzw. vertreten ist.

Auf der Straße scheint aber etwas ganz anderes zum Trend zu werden oder bereits Trend zu sein.

Hier fingen an (über)große (meist zuerst noch rechteckige) Schals das Straßenbild zu verändern. Später kamen dann auch quadratische Tücher in Übergröße dazu, sowohl aus dünneren Stoffen, als auch besonderst jetzt noch (in der kalten Jahreszeit) in dickeren Stoffen bzw. aus Wolle.

Zumindest bei uns sieht man schon seit einiger Zeit (den 2. Winter?) neben den großen Wollschals auch immer wieder/immer mehr diese großen Wolltücher.

Obwohl diese "riesigen" Schals und Tücher im Moment kaum aus dem Straßenbild wegzudenken sind, scheint es (noch) kein Trend zu sein, der irgendwo als solcher thematisiert wird.

Liegt es vielleicht daran, dass es eher eine lokale Erscheinung ist oder hat noch niemand bemerkt, dass sich da ein Trend entwickelt hat? ;)

Es gibt diese Schals und Tücher zwar in einigen Geschäften, aber es gibt eigentlich keine Werbung dafür, etc.

In der Werbung tauchen immer überall noch vor allem die Loop-Schals auf... ;)

Wenn meine These stimmt, müssten sich diese großen Tücher auch irgendwann in den gängigen Kollektionen und in der Werbung wiederfinden, damit allerdings eigentlich erst, nachdem sich der Trend "auf der Straße" längst etabliert hat und eher schon wieder zu Ende gehen könnte...vielleicht natürlich auch um den "verschlafenen" Trend durch Werbung noch länger aktuell zu halten bzw. zu verlängern... ;)

Ich bin mal gespannt, wie das weitergeht... ;)
Titel: Re: Wer macht eigentlich den Geschmack?
Beitrag von: MAS am 25.03.2016 17:05
Ich habe derzeit den Eindruck, als wenn mancher Geschmack tatsächlich "auf der Straße" entsteht.

Vor einigen Jahren habe ich bewußt bemerkt, wie damals, so ganz langsam die bis dahin aktuellen Tücher und Schals im Straßenbild weniger wurden und die ersten sich aus Tüchern und Schals "Loop-Schals" knoteten...allmählich gab es dann die Loop-Schals auch immer öfter schon als solche zu kaufen. Von den Modehäusern wurde also scheinbar ein "Trend der Straße" in die Kollektionen übernommen, der zumindest in den Geschäften und der Werbung immer noch "aktuell" bzw. vertreten ist.

Auf der Straße scheint aber etwas ganz anderes zum Trend zu werden oder bereits Trend zu sein.

Hier fingen an (über)große (meist zuerst noch rechteckige) Schals das Straßenbild zu verändern. Später kamen dann auch quadratische Tücher in Übergröße dazu, sowohl aus dünneren Stoffen, als auch besonderst jetzt noch (in der kalten Jahreszeit) in dickeren Stoffen bzw. aus Wolle.

Zumindest bei uns sieht man schon seit einiger Zeit neben großen Wollschals auch immer wieder diese großen Wolltücher.

Obwohl diese "riesigen" Schals und Tücher im Moment kaum aus dem Straßenbild wegzudenken sind, scheint es (noch) kein Trend zu sein, der irgendwo als solcher thematisiert wird.

Liegt es vielleicht daran, dass es eher eine lokale Erscheinung ist oder hat noch niemand bemerkt, dass sich da ein Trend entwickelt hat? ;)

Es gibt diese Schals und Tücher zwar in einigen Geschäften, aber es gibt eigentlich keine Werbung dafür, etc.

In der Werbung tauchen immer überall noch vor allem die Loop-Schals auf... ;)

Wenn meine These stimmt, müssten sich diese großen Tücher auch irgendwann in den gängigen Kollektionen und in der Werbung wiederfinden, damit allerdings eigentlich erst, nachdem sie der Trend "auf der Straße" längst etabliert hat und eher schon wieder zu Ende gehen könnte...vielleicht natürlich auch um den "verschlafenen" Trend durch Werbung noch länger aktuell zu halten bzw. zu verlängern... ;)

Ich bin mal gespannt, wie das weitergeht... ;)

Also rein in die Röcke und raus auf die Straße! Damit da mal endlich ein Trend draus wird!

LG, Michael
Titel: Re: Wer macht eigentlich den Geschmack?
Beitrag von: androgyn am 25.03.2016 17:35
Obwohl diese "riesigen" Schals und Tücher im Moment kaum aus dem Straßenbild wegzudenken sind, scheint es (noch) kein Trend zu sein, der irgendwo als solcher thematisiert wird.

Liegt es vielleicht daran, dass es eher eine lokale Erscheinung ist oder hat noch niemand bemerkt, dass sich da ein Trend entwickelt hat? ;)

Es gibt diese Schals und Tücher zwar in einigen Geschäften, aber es gibt eigentlich keine Werbung dafür, etc.

In der Werbung tauchen immer überall noch vor allem die Loop-Schals auf... ;)
Genau das meine ich damit. Wie kommen denn die Händler als erstes darauf, Dreieckstücher herzustellen, wenn diese noch gar nicht thematisiert oder auf den Laufstegen forciert wurden? Woher haben die Menschen auf der Straße plötzlich die Dreieckstücher her, wenn sie diese vorher noch nicht hatten, aber eher haben als die Händler?

Wenn meine These stimmt, müssten sich diese großen Tücher auch irgendwann in den gängigen Kollektionen und in der Werbung wiederfinden, damit allerdings eigentlich erst, nachdem sich der Trend "auf der Straße" längst etabliert hat und eher schon wieder zu Ende gehen könnte...
Das ist nicht deine Theroie, das ist die Modetheorie von Georg Simmel.
http://socio.ch/sim/on_simmel/t_evmueller.pdf (http://socio.ch/sim/on_simmel/t_evmueller.pdf)
http://soziologie.soz.uni-linz.ac.at/sozthe/lehre/ws04-05/zu385/pilsl.pdf (http://soziologie.soz.uni-linz.ac.at/sozthe/lehre/ws04-05/zu385/pilsl.pdf)
Also rein in die Röcke und raus auf die Straße! Damit da mal endlich ein Trend draus wird!

LG, Michael
Darum funktioniert das auch nicht mit Röcken.

Zitat von: Georg Simmel
Das Wesen der Mode besteht darin, dass immer nur ein Teil der Gruppe sie übt, die Gesamtheit aber sich erst auf dem Wege zu ihr befindet. Sobald sie völlig durchdrungen ist, d.h. sobald einmal dasjenige, was ursprünglich nur einige taten, wirklich von allen ausnahmslos geübt wird, wie es bei gewissen Elementen der Kleidung und der Umgangsformen geschah, so bezeichnet man es nicht mehr als Mode.
Heißt im Klartext, Mode grenzt sich zwar von anderen Gruppen ab, braucht aber trotzdem wieder eine Zugehörigkeit zu ihrer eigenen Gruppe. Der Eigenbrötler im Rock hat keine Zugehörigkeit zu einer Gruppe (lässt man mal Transvestiten, Frauen und Crossdresser außen vor) und findet daher auch keinen Anklang bei Männern.
Titel: Re: Wer macht eigentlich den Geschmack?
Beitrag von: nasenbaer am 25.03.2016 18:07
Obwohl diese "riesigen" Schals und Tücher im Moment kaum aus dem Straßenbild wegzudenken sind, scheint es (noch) kein Trend zu sein, der irgendwo als solcher thematisiert wird.

Liegt es vielleicht daran, dass es eher eine lokale Erscheinung ist oder hat noch niemand bemerkt, dass sich da ein Trend entwickelt hat? ;)

Es gibt diese Schals und Tücher zwar in einigen Geschäften, aber es gibt eigentlich keine Werbung dafür, etc.

In der Werbung tauchen immer überall noch vor allem die Loop-Schals auf... ;)
Genau das meine ich damit. Wie kommen denn die Händler als erstes darauf, Dreieckstücher herzustellen, wenn diese noch gar nicht thematisiert oder auf den Laufstegen forciert wurden? Woher haben die Menschen auf der Straße plötzlich die Dreieckstücher her, wenn sie diese vorher noch nicht hatten, aber eher haben als die Händler?

In dem von mir beschriebenen Fall habe ich Dir ja auch beschrieben, wie es zum Trend wurde. Man/Frau hat einfach die bisher getragenen Tücher "umfunktioniert" und angefangen anders zu tragen...Schals wurden z.B. einfach an jeweils einer Ecke mit einer Ecke des gegenüberliegenden Endes verknotet, damit der Knoten nicht zu riesig wurde. Manche haben sich die Schals umgewickelt und die Enden einfach unter den "Loops" versteckt, ganz ohne zu knoten und nochmal andere haben "normale" (quadratische) Tücher, zum Dreieck gefaltet und zum Band gefaltet/gerollt und die Enden auch verknotet...damit war "der Look" kreiert und "auf der Straße" zu sehen...die Händler haben das dann aufgegriffen und einfach Schals angeboten, die schon fertig zum Loop zusammengenäht waren.

Der Trends zu Tüchern in den 80ern hat einen ähnlichen Ursprung. Die ersten Tücher waren mal ursprünglich Baumwoll-Windeln!...als nächstes haben manche Frauen diese Baumwollwindeln dann noch selbst gefärbt. Erst danach kamen dann auch fertige Tücher 110 cm x 110 cm "auf den Markt"/in die Geschäfte. Später kamen dann viele Abwandlungen dazu, z.B. Versionen mit Fransen, andere Tücher mit "Glitzerfäden" (Lurex) eingewebt. Diese Tücher waren aus der Mode der 80er irgendwann nicht mehr wegzudenken, aber entstanden sind sie letztlich aus der Kreativität mancher Frauen und der Nachahmung von anderen Frauen und später teilweise auch Männern, denen diese Tücher gefielen.

Hier könnte man ein Sprichwort abändern und sagen, auch die größte Gruppe hat mit einer Person angefangen...natürlich muss es dann noch andere geben, denen sowas gefällt und die es aufgreifen, damit daraus ein Trend wird, sowas kann unter Jugendlichen aber manchmal ganz schnell gehen, heute durch Internet und Co. sogar noch schneller...gerade auch die Schulen sind oft Schauplätze solcher Entwicklungen, dort treffen sich viele Jugendliche jeden Tag, sehen, was andere tragen und ahmen das nach, was ihnen gefällt...auch damals waren die Schulen massgeblich an modischen Entwicklungen beteiligt...manches hat man vor den Ferien vereinzelt gesehen und nach den Ferien war es ein Trend, zumindest in der jeweiligen Schule...
Titel: Re: Wer macht eigentlich den Geschmack?
Beitrag von: MAS am 25.03.2016 23:23

Zitat von: Georg Simmel
Das Wesen der Mode besteht darin, dass immer nur ein Teil der Gruppe sie übt, die Gesamtheit aber sich erst auf dem Wege zu ihr befindet. Sobald sie völlig durchdrungen ist, d.h. sobald einmal dasjenige, was ursprünglich nur einige taten, wirklich von allen ausnahmslos geübt wird, wie es bei gewissen Elementen der Kleidung und der Umgangsformen geschah, so bezeichnet man es nicht mehr als Mode.
Heißt im Klartext, Mode grenzt sich zwar von anderen Gruppen ab, braucht aber trotzdem wieder eine Zugehörigkeit zu ihrer eigenen Gruppe. Der Eigenbrötler im Rock hat keine Zugehörigkeit zu einer Gruppe (lässt man mal Transvestiten, Frauen und Crossdresser außen vor) und findet daher auch keinen Anklang bei Männern.

Sind wir denn keine Gruppe?

LG, Michael
Titel: Re: Wer macht eigentlich den Geschmack?
Beitrag von: androgyn am 26.03.2016 01:24
Sind wir denn keine Gruppe?

LG, Michael
Tut mir leid. Ehrlich gesagt, nein. Mir ist bisher kein Mann im Rock über den Weg gelaufen. Wenn mich jemand sieht, könnte man denken, ich bin Einzelgänger. Wenn ich mit Freunden unterwegs bin, bin ich der Einzige im Rock. Rockertreffen find ich prinzipiell gut für Männer, die Unterstützung und Gleichgesinnte suchen. Da es aber oft ein überschaubarer und konzentrierter Haufen an bestimmten Orten ist, hat das als Außenstehender immer etwas wie von einer Selbsthilfegruppe. Es ist eben nicht das gleiche, als wenn jemand durch die Stadt geht und an verschiedenen Orten zu verschiedenen Zeiten vereinzelte Männer im Rock sehen würde. Das meinte ich mit der Zugehörigkeit zu einer Gruppe. Oder stell dir vor, du siehst jemanden mit Punkfrisur. Du weißt genau in welche soziale Gruppe du ihn einordnest. Beim Mann im Rock ist das nicht der Fall.
Titel: Re: Wer macht eigentlich den Geschmack?
Beitrag von: JJSW am 26.03.2016 07:15
Guten Morgen
Da hat Nico wohl recht. Um die kritische Masse zu erreichen, müssten wir wohl  um den Faktor 1000 mehr sein.
Dazu müssten sich am 2.April mehr als eine Handvoll Rocker treffen. Nicht nur in Venlo und München, sonden auch in Aachen, Maastricht, Düren, Kiel, Braunschweig, Magdeburg, Halle, Jena, Fürth,  Rosenheim, Ludwigsburg, Pirmasens und vielen weiteren Städten. Und das nicht nur  am 2. April,  sondern an jedem Samstag. Mal einzeln verteilt in der Stadt,  dann wieder zu mehreren.
So könnten wir die Männer auf den Geschmack bringen.

Aber ist das so wichtig, zu einer Gruppe zu gehören?  Für junge Leute schon, die sich noch beruflich orientieren oder noch keinen Lebenspartner oder eine eigene Familie haben. Da ist es nicht einfach im Rock.
Mit zunehmendem Alter kann man sich wohl vom Gruppenzwang lösen. Wenn man seinen platz im Leben gefunden hat. Das ist wohl auch der Grund,  warum der Großteil der Mitglieder hier 40, 50 oder mehr Lebensjahre zählen.

Ich habe mit ca. 45 Jahren mit den Rock tragen angefangen und bin damit sozusagen ein Eigenbrötler, ein komischer Kauz oder eben positiv  formuliert eben ein lndividualist :)
Darüber kann man ewig lamentieren oder es positiv sehen, da tendiere ich lieber zu letzterem, so wie es z.B. Harry und Dr.Heizer immer wieder formulieren.
Und im Rock bin ich nicht einsam geworden, sondern habe Partnerin und Freunde. Auch wenn es von den Freunden mir keiner mit dem Rock tragen gleichtun will "Was könnten denn die Leute denken?" ;)

Grüßle
Jürgen
Titel: Re: Wer macht eigentlich den Geschmack?
Beitrag von: JJSW am 26.03.2016 07:28
Sind wir denn keine Gruppe?

LG, Michael

Doch. Am 2.April in Venlo schon. Wenn auch eine kleine,  aber feine, sehr elitäre ;D

Freunde mich darauf, einige von Euch wieder mal leibhaftig zu sehen.

Liebe Grüße
Jürgen
Titel: Re: Wer macht eigentlich den Geschmack?
Beitrag von: DesigualHarry am 26.03.2016 08:14
Hallo

Dieses "was könnten den die anderen Denken" ist wohl erst in den letzten 20 Jahren so richtig in Mode gekommen. Jedenfalls habe ich das in meiner Jugendzeit niemals so "schräg" empfunden wie heute, dass man sich so sehr nach den anderen richtet. Darum ist wohl derzeit dieses cool, oder auch das stark konservative und angepasste so "Modern"
Titel: Re: Wer macht eigentlich den Geschmack?
Beitrag von: GregorM am 26.03.2016 09:09
Dieses "was könnten den die anderen Denken" ist wohl erst in den letzten 20 Jahren so richtig in Mode gekommen.

Aber auf keinen Fall, Harry. Diesen Satz verwendeten Eltern SEHR OFT vor 60-65 Jahren. Unsere Kinder haben ihn SEHR SELTEN gehört, unsere Enkelkinder NIE, bin ich sicher.

Je mehr unsicher auf sich selbst, sich Menschen fühlen, je abhängiger sind sie zweifelslos von der Meinung anderer.  Deshalb spielt sozialer Status wohl auch eine große eine Rolle.

Gruß
Gregor

 
Titel: Re: Wer macht eigentlich den Geschmack?
Beitrag von: GregorM am 26.03.2016 09:14
Tut mir leid. Ehrlich gesagt, nein. Mir ist bisher kein Mann im Rock über den Weg gelaufen. Wenn mich jemand sieht, könnte man denken, ich bin Einzelgänger. Wenn ich mit Freunden unterwegs bin, bin ich der Einzige im Rock. Rockertreffen find ich prinzipiell gut für Männer, die Unterstützung und Gleichgesinnte suchen. Da es aber oft ein überschaubarer und konzentrierter Haufen an bestimmten Orten ist, hat das als Außenstehender immer etwas wie von einer Selbsthilfegruppe. Es ist eben nicht das gleiche, als wenn jemand durch die Stadt geht und an verschiedenen Orten zu verschiedenen Zeiten vereinzelte Männer im Rock sehen würde. Das meinte ich mit der Zugehörigkeit zu einer Gruppe. Oder stell dir vor, du siehst jemanden mit Punkfrisur. Du weißt genau in welche soziale Gruppe du ihn einordnest. Beim Mann im Rock ist das nicht der Fall.

Genau meiner Meinung, Nico.

Aber das verhindert ja nicht, dass sich Männer im Rock treffen und daran Freude haben.

Gruß
Gregor
Titel: Re: Wer macht eigentlich den Geschmack?
Beitrag von: MAS am 26.03.2016 09:33
Sind wir denn keine Gruppe?

LG, Michael
Tut mir leid. Ehrlich gesagt, nein. Mir ist bisher kein Mann im Rock über den Weg gelaufen. Wenn mich jemand sieht, könnte man denken, ich bin Einzelgänger. Wenn ich mit Freunden unterwegs bin, bin ich der Einzige im Rock. Rockertreffen find ich prinzipiell gut für Männer, die Unterstützung und Gleichgesinnte suchen. Da es aber oft ein überschaubarer und konzentrierter Haufen an bestimmten Orten ist, hat das als Außenstehender immer etwas wie von einer Selbsthilfegruppe. Es ist eben nicht das gleiche, als wenn jemand durch die Stadt geht und an verschiedenen Orten zu verschiedenen Zeiten vereinzelte Männer im Rock sehen würde. Das meinte ich mit der Zugehörigkeit zu einer Gruppe. Oder stell dir vor, du siehst jemanden mit Punkfrisur. Du weißt genau in welche soziale Gruppe du ihn einordnest. Beim Mann im Rock ist das nicht der Fall.

Immerhin können wir an eine jahrtausendealte Tradition anknüpfen, die z.B. in Südostasien ungebrochen ist.

Aber auch hier in Deutschland treffe ich immer wieder mal andere Rockträger, die ich nicht persönlich kenne, vor allem im Sommer auf Musikfestivals. Und es wird auch immer bekannter, dass es Männerröcke gibt, wie ich ja letztens hier im Bahnhof merkte, als mich ein Jugendicher fragte, ob ich Männerröcke mag.

LG, Michael
Titel: Re: Wer macht eigentlich den Geschmack?
Beitrag von: MAS am 26.03.2016 09:35
Sind wir denn keine Gruppe?

LG, Michael

Doch. Am 2.April in Venlo schon. Wenn auch eine kleine,  aber feine, sehr elitäre ;D

Freunde mich darauf, einige von Euch wieder mal leibhaftig zu sehen.

Liebe Grüße
Jürgen

Yep! Ich auch!  :D
LG, Michael
Titel: Re: Wer macht eigentlich den Geschmack?
Beitrag von: MAS am 26.03.2016 11:20
Hallo

Dieses "was könnten den die anderen Denken" ist wohl erst in den letzten 20 Jahren so richtig in Mode gekommen. Jedenfalls habe ich das in meiner Jugendzeit niemals so "schräg" empfunden wie heute, dass man sich so sehr nach den anderen richtet. Darum ist wohl derzeit dieses cool, oder auch das stark konservative und angepasste so "Modern"

Ich denke, die Frage, was denn wohl die Leute denken, ist so alt wie die menschliche Kultur.

LG, Michael
Titel: Re: Wer macht eigentlich den Geschmack?
Beitrag von: cephalus am 26.03.2016 11:33
Dieses "was könnten den die anderen Denken" ist wohl erst in den letzten 20 Jahren so richtig in Mode gekommen.

Aber auf keinen Fall, Harry. Diesen Satz verwendeten Eltern SEHR OFT vor 60-65 Jahren. Unsere Kinder haben ihn SEHR SELTEN gehört, unsere Enkelkinder NIE, bin ich sicher.

Je mehr unsicher auf sich selbst, sich Menschen fühlen, je abhängiger sind sie zweifelslos von der Meinung anderer.  Deshalb spielt sozialer Status wohl auch eine große eine Rolle.

Gruß
Gregor
 

Meine Eltern hatten da immer eine spezielle Sorge: "Was sollen denn die Leute über UNS denken, wenn du..."

Vergessen wird dieser Satz oder die Einstellung dahinter wohl nie, er liegt wohl im sozialen Sicherheitsbedürfnis des Menschen begründet: Auch wenn ich meine Kinder im Gegenteil bestärke, ihr Ding durchzuziehen und sich nicht unnötig nach der (gefühlten) Meinung ander zu richten, kamen durchaus Sprüche dieser Richtung von meinem Sohn.
Auch wollte er letztlich wieder kurze Haare, nachdem er sie eine Weile wachsen ließ, weil er der Meinung der Leute nicht mehr standhalten wollte/konne.
Da hilft auch maximale Unterstützung zuhause (z.B. vom langhaarigen Vater ;) auf dauer nichts)

Ich fand's tragisch

VG
Cephalus
Titel: Re: Wer macht eigentlich den Geschmack?
Beitrag von: GregorM am 26.03.2016 16:24

Auch wenn ich meine Kinder im Gegenteil bestärke, ihr Ding durchzuziehen und sich nicht unnötig nach der (gefühlten) Meinung ander zu richten, kamen durchaus Sprüche dieser Richtung von meinem Sohn.
Auch wollte er letztlich wieder kurze Haare, nachdem er sie eine Weile wachsen ließ, weil er der Meinung der Leute nicht mehr standhalten wollte/konne.
Da hilft auch maximale Unterstützung zuhause (z.B. vom langhaarigen Vater ;) auf dauer nichts)

Ich fand's tragisch


Ja, ist tragisch. Und mich wundert es. Jungen mit langen Haaren sind ja in keiner Weise selten.

Gruß
Gregor
Titel: Re: Wer macht eigentlich den Geschmack?
Beitrag von: DesigualHarry am 26.03.2016 21:21
Hallo!

Ja klar, vor 60 Jahren... Damals rebellierte man aber als aufwachsender Jugendlicher... Sind ja nicht umsonst so viele Bewegungen aus diesen Jahrzehnten hervorgegangen. Wie konnte es sonst zum Fall der Berliner Mauer kommen? Heute bauen sie wieder Zäune...

Kann sein dass ich vieles anders empfinde, aber im Vergleich zu meiner Jugendzeit und frühen Erwachsenenzeit in den Jahren 1985 - 1995, wo ich unglaublich viel mehr Individualität erlebt habe, hat die derzeitige Zeit für mich viel mit eingesperrt zu tun.
Titel: Re: Wer macht eigentlich den Geschmack?
Beitrag von: androgyn am 27.03.2016 00:53
Mit zunehmendem Alter kann man sich wohl vom Gruppenzwang lösen. Wenn man seinen platz im Leben gefunden hat. Das ist wohl auch der Grund,  warum der Großteil der Mitglieder hier 40, 50 oder mehr Lebensjahre zählen.
Hallo Jürgen,

ein Gruppenzwang besteht oft nur bis in die Pubertät hinein, bevor jeder sein eigenes Ding macht. Dass sich hier hauptsächlich welche ab dem 40. Lebensjahr tummeln, hat damit zu tun, dass das Forum altbacken ist, wie die Themen und Meinunngen mancher Mitglieder. Auf Tumbler und Printerest sieht die Welt wieder ganz anders aus.  ;)

Und im Rock bin ich nicht einsam geworden, sondern habe Partnerin und Freunde. Auch wenn es von den Freunden mir keiner mit dem Rock tragen gleichtun will "Was könnten denn die Leute denken?" ;)

Grüßle
Jürgen
Richtig. Überleg mal stark, warum es dir keiner gleichtun möchte. Das hat weniger mit Gruppenzwang zu tun als mit dem fehlenden Bedürfnis einen Rock tragen zu wollen. Bei mir kommt der Großteil auch damit klar, dass ich Röcke trage und die sehen auch, dass ihre Freundes-Freunde keine Probleme mit mir haben. Trotzdem tun sie es mir nicht gleich, weil sie einfach das Verlangen nicht danach haben. thats it.
Deine Partnerin hattest du aber schon vorher. Darum brauchtest du erstmal keine banalen Dinge erklären oder aus der Welt schaffen. Das vergesst und vermischt ihr hier mal gerne. Freundschaft ist ne andere Hausnummer als Partnerschaft und Sex.

Auch wollte er letztlich wieder kurze Haare, nachdem er sie eine Weile wachsen ließ, weil er der Meinung der Leute nicht mehr standhalten wollte/konne.
Da hilft auch maximale Unterstützung zuhause (z.B. vom langhaarigen Vater ;) auf dauer nichts)

Ich fand's tragisch

VG
Cephalus
Hallo Cephalus,

tragisch ist das nicht, sondern verständlich. Kinder wollen im Kindesalter keine Außenseiter sein und suchen Ihresgleichen. Für deinen Sohn sind lange Haare etwas normales. Wenn ein Kind aber in das Kindergartenalter kommt und es alle anderen Jungen mit kurzen Haaren sieht, schaut es sich um und sieht, dass was an den Kindern anders ist. Das ist dem Jungen vielleicht nach 2 Tagen noch egal und am 3. Tag sieht er dann immer noch, dass die anderen Jungen immer noch kürzere Haare haben und will sie letztendlich auch kurz haben, um dazu zugehören. Hätte die Mehrheit der Jungen lange Haare, würde sich der Junge die Haare lang wachsen lassen wollen. Ein Junge hat auch noch keine männlichen Gesichtszüge, so dass man Jungen mit ganz langen und vlt. dazu noch blonden Haaren leicht mit einem Mädchen verwechseln kann, als wie bei einem ausgewachsenen kräftigen Mann mit bei gleicher Haarlänge und Bartwuchs im Gesicht. Mädchen haben auch noch keine ausgebildeten Brüste und Jungen keinen Stimmbruch und Bartwuchs, dass man sich irgendwie daran orientieren könnte. Eigentlich das perfekte Alter zum experiementieren mit Kleidung. ;)

@Gregor, Jungs/Männer haben zwar auch lange Haare aber meist eben nur bis über die Ohren bedeckt oder max. bis in den Nacken. Aber nie darüber hinaus. Und auch ganz schlicht gehalten im Styling.

Hallo!

Ja klar, vor 60 Jahren... Damals rebellierte man aber als aufwachsender Jugendlicher... Sind ja nicht umsonst so viele Bewegungen aus diesen Jahrzehnten hervorgegangen. Wie konnte es sonst zum Fall der Berliner Mauer kommen? Heute bauen sie wieder Zäune...

Kann sein dass ich vieles anders empfinde, aber im Vergleich zu meiner Jugendzeit und frühen Erwachsenenzeit in den Jahren 1985 - 1995, wo ich unglaublich viel mehr Individualität erlebt habe, hat die derzeitige Zeit für mich viel mit eingesperrt zu tun.
Hallo Harry,

1985 war nicht vor 60 Jahren. ;) 1995 ging es nur dank der Loveparade bunt her. Und das aber auch nur an Wochenenden, wenn die Partymeute bis Montag früh feiern ging. Aber so schrill oder inividuell wars im Gesamten, außer zur Loveparade dann auch nicht, weil man sich bequem und schlicht anzog. Man wollte einen Gegenpol zur Schickimicki Disco darstellen. Im Vordergrund stand die Musik und das Feiern und nicht die Kleidung. Ich glaube, du sinnierst aus verblassten Erinnerungen heraus, die du dir aus Filmen holst. Filme aus den 70s und 80s  sind oft sehr übertrieben dargestellt und an der Realität und Alltag vorbeigehend. Und Musikvideos wie von David Bowie oder Dead or Alive waren nicht der Alltag. Wenn ich mir alte Fotos von meiner Familie aus den 70ern anschaue, waren die nicht weniger farbig oder individueller angezogen als heute. Für Männer galt Hemd,Krawatte und ein schlichter Anzug, bestenfalls mit Hahnentritt als angezogen. Das war's. Wenig später kam die Jeans bei den Jüngeren auf. Jeans und Lederjacken waren bei Männern hip. Heute sind es Röhrenjeans mit Sneakers und dazu Lederjacken. Bei der Feier meines Freundes fing de ältere Mann auch zu erzählen - weil er meine Absätze sah und eh dachte, ich wär ne Frau - dass es für Männer früher auch Schuhe mit hohen Absätzen gab. Die hat er nach zweimal anziehen in die Ecke geflackt, weil er Wadenkrämpfe darin bekommen hatte, wie er erzählte. Und ich vermute, dass war nicht der einzige Mann, der so dachte. Die Mehrheit der Männer hat einfach kein Bedürfniss Röcke oder hohe Schuhe zu tragen. Und mit den vereinzelten wenigen modeinteressierten Männern, lässt sich kein Geld verdienen. Sonst hätten Modegeschäfte schon längst ihr Angebot darauf ausgerichtet.
Titel: Re: Wer macht eigentlich den Geschmack?
Beitrag von: MAS am 27.03.2016 00:56
Hallo!

Ja klar, vor 60 Jahren... Damals rebellierte man aber als aufwachsender Jugendlicher... Sind ja nicht umsonst so viele Bewegungen aus diesen Jahrzehnten hervorgegangen. Wie konnte es sonst zum Fall der Berliner Mauer kommen? Heute bauen sie wieder Zäune...

Kann sein dass ich vieles anders empfinde, aber im Vergleich zu meiner Jugendzeit und frühen Erwachsenenzeit in den Jahren 1985 - 1995, wo ich unglaublich viel mehr Individualität erlebt habe, hat die derzeitige Zeit für mich viel mit eingesperrt zu tun.

Hömma, Harry,

Du vergeichst immer alles nur mit den 80ern und 90ern. Manche hier nehmen auch gerne die 70er. Und dann werden diese drei Jahrzehnte als Maß aller Dinge dargestellt. Vielleicht waren sie aber die Ausnahme der Regel! Die 20er werden auch manchmal genannt. Es gibt wohl immer mal solche besonders freie Jahrzehnte. Aber wenn man sich mal so die letzten 2 Mio Jahre ansieht: Welche Bedeutung haben diese Jahrzehnte?

LG, Michael
Titel: Re: Wer macht eigentlich den Geschmack?
Beitrag von: androgyn am 27.03.2016 01:10
Was haben denn die letzten 2. Mio für eine Bedeutung für mich? Keine! Oder wollen wir jetzt ein Bärenfellmode Forum eröffnen, weil Männer kein Bärenfell mehr tragen?

Das Problem, was ich oft lese ist, dass die ganzen Jahrzehnte ständig verglichen werden.
Abba war Discofever und nicht der Alltag. Wenn man sich mal alte Filme ansieht, die das Jahrzehnt nicht stereotypisch überzeichnen, sieht man, dass es früher nicht wirklich viel individueller gewesen ist, als heute. Es war höchstens anders. Heute tragen Alle Jeans, damals trugen Alle Schlaghosen. Das aber auch nur in der Freizeit oder wenns zur Disco ging. Der Geschäftsanzug dominerte weiterhin das Straßenbild. Und das waren auch keine bunten Anzüge. Man brauch sich nur mal Serien wie Dallas angucken.
Titel: Re: Wer macht eigentlich den Geschmack?
Beitrag von: MAS am 27.03.2016 09:34
Was haben denn die letzten 2. Mio für eine Bedeutung für mich? Keine! Oder wollen wir jetzt ein Bärenfellmode Forum eröffnen, weil Männer kein Bärenfell mehr tragen?

Blödsinn, mein Lieber!

Wir wären nicht die, die wir sind, ohne die, die vor uns lebten. Das Verhalten, das sie einübten schlägt sich sogar zum Teil in unseren Genen wieder. Oder bist Du vom Himmel gefallen, so als Avatar?

LG!
Michael
Titel: Re: Wer macht eigentlich den Geschmack?
Beitrag von: DesigualHarry am 27.03.2016 10:33
Hallo

Mode hat nichts mit Individualität zu tun. Ich schrieb nicht von Mode, sondern von erlebtem Individualismus. Wenn ich bloß einen Rock anziehe weil es Mode ist, bin ich trotzdem nicht sonderlich individuell.

Nein, das worüber ich geschriebe habe waren Gefühle und Geschmack...Ich habe auch keinen einzigen Film oder Song erwähnt... Wenn man sich als Lehrling mit seinem ersten Lohn seine eigene Jeans und Jacke gekauft hat (Lehrling zu sein war damals bei uns noch lässig), dann hat das einen ganz anderen Stellenwert als die Jahre vorher als die Eltern dafür noch zahlten. Es war einfach was besonderes, man hat sich mit diesem Produkt Identifiziert.

Es ging damals nicht darum ein Produkt zu kaufen dessen Name als Objekt der Begierde stand, wie heute bei Apple. Es ging vielmehr darum aus den riesigen Unterschiedlichen Herangehensweisen der Hersteller das Herauszusuchen was man persönlich bevorzugte. Als die gleichaltrigen in meiner Umgebung damals meinen Atari in Aktion sahen war da ein unglaubliches Wow, sie kannten sowas nähmlich nicht von ihren Computern. Das gleiche passierte mir aber auch als ich ihre Computer sah... ;D  Oder Wenn man beim Nachbar war dann war da immer dieser Stolz auf die eigens Zusammengestellte Stereoanlage Unterschiedlicher Hersteller, denn kaum ein Casettendeck oder Plattenspieler klang gleich...

Wenn ich heute die Kinder von meinem Bruder sehe, dann fehlt da immer dieses Wow....da ist dann schon die Ungeduld zu spüren wenn sie denn das nächste Geschenk oder die nächste Süßigkeit bekommen... Es fehlt da einfach die Identifikation mit etwas was man mag, ohne eine gewisse Rollenerwartung zu erfüllen.

Dann bei uns Jugendlichen das erste Auto, mit dem Einsatz von eigenem ersparten Geld bekommt es einen ganz anderen Stellenwert als wenn man es bezahlt bekommt. Meistens war es nur ein Gebrauchter, aber damals ließ den bei uns niemand in Originalzustand. Der brauchteUnbedingt noch ein paar Accessoires die meine Art zu Leben Unterstreichten. Es ging niemals um größer oder mehr PS, nein er musste etwas haben was die anderen so nicht hatten.

Individualität beschränkt sich nicht nur auf etwas bestimmtes sondern es beeinflusst alles im Leben was man macht. Wenn ich heutzutage sehr oft diese Gleichgültigkeit, einen Übertrieben Konservatismus oder diese Massenzugehörigkeit zu einem Großkonzern sehe, dann ist es eben nicht mehr so wie in meiner Jugendzeit.
Mir geht es nicht darum diesen Dingen Nachzuweinen, sondern aufzuzeigen dass damals nicht alles schlecht war.

Aber wenn ich heute Männer sehe wie den Hajo oder RockAktiv der sich in einem anderen Thread für ein Corsage Interessiert dann freut mich das sehr. Denn die machen das nicht weil man es halt so tut, sondern weil sie viel mit einem Kind gemeinsam haben das anfängt das Leben zu erkunden, zu fühlen was mag ich eigentlich und was nicht. Und nicht bloß die Erwartungshaltung der Gesellschaft erfüllen.

Als komisch empfinde ich auch immer wieder das in den Medien von der Vergangenheit immer nur der Krieg gezeigt wird, selten mal ein "das haben die damals besser hingekriegt"  Und heute haben wir Terror, die Leute haben Angst vor Datensicherheit, Internetsicherheit, und streiten mit dem Nachbar weil der das bessere Auto hat. Wieder nichts aus der Vergangenheit gelernt...

Liebe Grüße Harry :)
Titel: Re: Wer macht eigentlich den Geschmack?
Beitrag von: JJSW am 27.03.2016 10:47
Hallo Jürgen,

ein Gruppenzwang besteht oft nur bis in die Pubertät hinein, bevor jeder sein eigenes Ding macht. Dass sich hier hauptsächlich welche ab dem 40. Lebensjahr tummeln, hat damit zu tun, dass das Forum altbacken ist, wie die Themen und Meinunngen mancher Mitglieder. Auf Tumbler und Printerest sieht die Welt wieder ganz anders aus.  ;)

Ja da können wir ältere Herren uns wohl glücklich schätzen, das Du junger Bursche Deine wertvolle Zeit in diesem altbackenem Forum opferst, um uns die Welt und Menschheit zu erläutern, anstatt mit anderen jungen Leuten in Pinterest und Tumblr ;) ;)  ;D

Und im Rock bin ich nicht einsam geworden, sondern habe Partnerin und Freunde. Auch wenn es von den Freunden mir keiner mit dem Rock tragen gleichtun will "Was könnten denn die Leute denken?" ;)
Grüßle
Jürgen
Richtig. Überleg mal stark, warum es dir keiner gleichtun möchte. Das hat weniger mit Gruppenzwang zu tun als mit dem fehlenden Bedürfnis einen Rock tragen zu wollen. Bei mir kommt der Großteil auch damit klar, dass ich Röcke trage und die sehen auch, dass ihre Freundes-Freunde keine Probleme mit mir haben. Trotzdem tun sie es mir nicht gleich, weil sie einfach das Verlangen nicht danach haben. thats it.
Deine Partnerin hattest du aber schon vorher. Darum brauchtest du erstmal keine banalen Dinge erklären oder aus der Welt schaffen. Das vergesst und vermischt ihr hier mal gerne. Freundschaft ist ne andere Hausnummer als Partnerschaft und Sex.

Da widerspreche ich Dir ja gar nicht. Mir ist es eigentlich völlig egal, ob meine Freunde oder andere es mir mit dem Rock gleichtun wollen, hab es nur festgestellt. Das Wichtigste ist das sie mich im Rock akzeptieren.
Nur werden sie im Sommer wieder mehr über die Hitze jammern als ich ;)

Grüßle
Jürgen
Titel: Re: Wer macht eigentlich den Geschmack?
Beitrag von: cephalus am 27.03.2016 11:21
einen Übertrieben Konservatismus oder diese Massenzugehörigkeit zu einem Großkonzern sehe, dann ist es eben nicht mehr so wie in meiner Jugendzeit.
Mir geht es nicht darum diesen Dingen Nachzuweinen, sondern aufzuzeigen dass damals nicht alles schlecht war.

Alles zu seiner Zeit!
Der Vergangenheit nachtrauern oder Angst vor der Zukunft finde ich ebenso schlimm, wie zu verteufeln was war und lethargisch darauf zu warten was hoffentlich kommt.

Jetzt lebt man, jetzt muss man mit sich und dem was man tut, im Reinen sein. Erfahrungen und Hoffnungen  können dazu lediglich Hilfe und Antrieb sein.

Wenn kritisiert wird wie andere Altersgruppe ihr Leben und ihre Gesellschaft gestalten möchte halte ich es immer für problematisch - jeder hat seine Bedürfnisse, seine Erfahrungen und Lebensumstände, die eine entsprechende Antwort erfordern.

Und selbst wenn der Gedanke aufkommt ich hätte früher dies oder das anders machen sollen, merke ich beim Nachdenken darüber, dass es zum damaligen Zeitpunkt für mich keine sinnvolle Option gewesen wäre.

Cephalus
Titel: Re: Wer macht eigentlich den Geschmack?
Beitrag von: Peter am 07.04.2016 09:39
ganz guter Erklärungsversuch:

http://www.modepilot.de/2016/04/04/wie-modetrends-entstehen/ (http://www.modepilot.de/2016/04/04/wie-modetrends-entstehen/)

LG

Peter
Titel: Re: Wer macht eigentlich den Geschmack?
Beitrag von: Jo 7353 am 07.04.2016 22:10
Wenn es um Mode geht, orientiert sich die Masse an den Personen, auf die sie neidisch ist. (Erklärt nicht alles, aber vieles)

Gruß,
Jo
Titel: Re: Wer macht eigentlich den Geschmack?
Beitrag von: nasenbaer am 07.04.2016 22:13
Genau, was erstrebenswert erscheint, und sei es nur, weil es von jemandem (vor)gemacht wird, der einen besonderen Status hat/genießt, wird nachgeahmt...z.B. um zumindest gefühlt etwas von diesem besonderen Status abzubekommen... ;)
Titel: Re: Wer macht eigentlich den Geschmack?
Beitrag von: androgyn am 07.04.2016 22:49
Wenn es um Mode geht, orientiert sich die Masse an den Personen, auf die sie neidisch ist. (Erklärt nicht alles, aber vieles)

Gruß,
Jo
Na moment. Ich könnte auch daraus schließen, dass viele Männer und Frauen auf meine Figur neidisch sind, dass mir vieles steht. Dann müsste es doch welche geben, die sich an mich orientieren, weil diese auf mich neidisch sind?
Titel: Re: Wer macht eigentlich den Geschmack?
Beitrag von: sebaldus am 07.04.2016 22:58
Bei Modepilot gibt es noch einen Beitrag:
http://www.modepilot.de/2016/03/31/ding-dong-der-maennerrock/ (http://www.modepilot.de/2016/03/31/ding-dong-der-maennerrock/)

Habe gerade gesehen, daß dies schon in anderem Thema vorkommt
Titel: Re: Wer macht eigentlich den Geschmack?
Beitrag von: androgyn am 07.04.2016 23:14
Interessant finde ich diese Passage.

Zitat
Ihre Merkmale: Sie haben eine Lebensdauer von mindestens 25 Jahren,  müssen in allen Lebensbereichen eine Rolle spielen und Auswirkungen zeigen (Politik, Alltag, Ökonomie). Außerdem sind sie global, auch wenn sie nicht weltweit gleich stark ausgeprägt sind.

Ein Beispiel ist der Megatrend: „Gender Shift“ oder „Female Shift“. Simpel ausgedrückt: Die Zukunft ist weiblich. In der Modwelt reden wir vom „Gender Bender“. Der Hintergrund: Die Geschlechterverhältnisse ändern sich: Mehr Frauen sind erwerbstätig, auch in den Schwellen- und Armutsländern hat sich die Frauenbildung in den vergangenen Jahrzehnten erhöht. Männer übernehmen klassische Frauen-Rollen (Elternzeit Männer 2005: 3,2%, 2010: 15%) und dadurch werden auch sie gezwungen, ihr Selbstbild neu zu definieren. Daraus entsteht ein Gegentrend.

Zitat
Nach den Gesetzen der Trend-Dynamik erzeugt jeder Trend einen Gegentrend. Was wir aus dem Biologie-Unterricht als Osmose kennen, passiert auch in der Gesellschaft: Der Megatrend „Gender Shift“ führt zu einem Widerstand der Männer, die ihre Machtposition nicht aufgeben wollen. Eine Erscheinungsform dieses Trend kennen wir alle aus dem Straßenbild: Der Bart, eindeutig ein Männlichkeits-Attribut, das so populär ist, wie lange nicht. Warum? Zum Beispiel weil er zu den wenigen Dingen gehört, die wir Frauen den Männern nicht wegnehmen können.

Auch interessant der Kommentar von einer Lena
Zitat
der Artikel ist echt super geschrieben! Sehr interessant, wie sich unser Denken und Handeln von Trends beeinflussen lässt- und umgekehrt. Ich genieße übrigens den Gender Shift sehr: Nie zuvor gab es so viele Anzüge für Frauen wie heute. Das genieße ich sehr, weil ich auf Geschäftsreisen einfach keine Röcke und Lackschühchen tragen möchte. Ich fühle mich in so einer Kleidung unwohl, weshalb ich lieber zu einem schicken Massanzug greife. Und es kommt auch bei der breiten Masse gut an, sich als Frau so zu kleiden. Liebe Grüße
Titel: Re: Wer macht eigentlich den Geschmack?
Beitrag von: androgyn am 07.04.2016 23:44
Hier noch ein Artikel
http://www.modepilot.de/2016/02/21/was-kommt-nach-bart-und-hipster/ (http://www.modepilot.de/2016/02/21/was-kommt-nach-bart-und-hipster/)

Zitat
Wenn einer weiß, wo unsere Lifestyle-Reise hingeht, dann er. Ich habe ihn in seinem Büro im Pariser Norden besucht, um heraus zu bekommen, wie wir uns in der Zukunft kleiden und stylen werden.

incent Grégoire: Für die Antwort muss ich ein bisschen ausholen. Warum tragen die Männer derzeit alle Bärte? Weil sie genug hatten von den Metrosexuellen der frühen 2000-er Jahre. Die Metrosexuellen waren moderne Dandys, stark von den Fußballern (Stichwort: Beckham) beeinflusst. Es ging damals viel ums Aussehen, man rasierte sich, war sensibel. Angesagt waren Luxus, Logos und viel Bling- Bling. Direkt danach kamen als Gegenbewegung die Lumbersexuellen. „Lumber“ kommt aus dem Englischen und heißt Holzfäller. Genauso sehen die Lumbersexuellen auch aus: Sie tragen Bart, Holzfäller-Karohemd, dicke Bergschuhe und Mütze. Ihr Ansinnen ist intellektueller, mehr sophisticated. Bärte gelten bei ihnen als Definition einer neuen Maskulinität: rustikaler, roher und mit einem Hang zur Natürlichkeit. Männer sehen wieder aus wie Männer. Echte Kerle eben.

Zitat
Wie nah ist diese Zukunft?

VG: Naja, die Hipster sind gerade auf dem absteigenden Ast. Adé Nachhaltigkeit, Bio-Gemüse und Achselhaare. Auf dem Weg zum neuen Superhero gibt es solche Hybride-Gestalten wie Conchita Wurst. Mit Bart und perfekten Make-Up. Maskuline und feminine Codes werden vereint. Er/sie ist bereits eine Art Superkreatur.

Alessandro Michele von Gucci hat auch bereits den neuen Weg eingeschlagen. Er stellt seine Männer sehr feminin dar und spielt bei Frauen mit maskulinenen Elementen. Das ist das gerade viel beschworene Genderbending: Die typischen Geschlechterrollen verschwinden. Micheles Gucci-Männer tragen nicht Bart, aber lange Haare.

Irgendwie klingt das nach einem Retour zur Metrosexualität.

VG: Ja, der Lifestyle bewegt sich in Zyklen und die dauern in der Regel zehn Jahre: In den 80-ern gab es den Technologie-Hype, dann kam in den 90-ern der Grunge, in 2000 Bling Bling, 2009/2010 die Slow-Bewegung, 2020 Multipower – und 2030 gibt es vielleicht wieder ein Zurück zur Natur.

Warum glauben Sie das?

VG: Wenn die Generation Z (auch Millennials genannt, A.d.R.) dann 25 Jahre alt sein wird, kann es durchaus sein, dass sie die Technik verwerfen und eins mit der Natur leben wollen. Ihnen geht es nicht ums Geld, sondern ums Wohlfühlen. Bei dieser Generation sind Werte wie Humanität, Soldiarität und Umwelt stark ausgeprägt. Sie brauchen kein Auto mehr, wollen aber reisen, suchen alternative Hotels, wohnen wahrscheinlich privat bei Leuten. Ihr Mobilphone ist ihr wichtigstes Gut, das sie perfekt beherrschen. Wenn eine Firma keine Werte bietet, lehnen sie den Job ab und gründen selbst eine Firma. Sie haben Unternehmergeist. Ihnen geht es vor allem um Respekt und Akzeptanz in der Gesellschaft.

Mal sehen, ob sich Röcke durchsetzen werden oder nur alter Kaffee neu aufgewärmt wird.