Warum können die Deutschen keinen Glamour?

[MAS]

Lieber Mas,

ich dachte nun nicht an Opernhaus und Theater, wo es höchstens darum geht, sich "netter" zu kleiden, sondern mehr um zum Beispiel Clubs besuchen, die Timper eben erwähnt hat, und wo es, stelle ich mir vor, mehr mit Verkleidung zu tun hat.

Lieber Gregor,

mit "verkleiden" meine ich eigentlich, wenn ich mich so kleide, wie ich mich sonst nie kleide, um einer Rolle zu genügen, die andere in mich hineinprojizieren, die aber nicht meinem Selbstkonzept entspricht.

LG, Micha

[MAS]

Zum Glück habe ich es bei meinen Besuchen in Festspielhaus und Theater anders erlebt und mich wirklich über das tolle Aussehen und die kreative Garderobe der Besucher gefreut.
Und zwar betrifft das beiderlei Geschlechter, auch die Männer die ich sah waren zu einem großen Teil wunderbar kreativ und farbenfroh gekleidet.
Aber wen wunderts ... wir sind ja keine Deutschen.  (*duckundweg*)

Für mich ist der Anblick schön gekleideter Besucher ein Teil der Freude an einem schönen Abend bei einer besonderen Veranstaltung. Und ich mache natürlich nicht nur gern mit, sondern genieße die Möglichkeit für ein besonderes Outfit bewusst.

Das Bild im zitierten Artikel zeigt einen Volltreffer schlechten Geschmacks - wenn ich einen langweiligen Hanswurst in Sweater, langweiligen Schuhen und fader Hose sehen will gehe ich zu Aldi einkaufen.

Ja aber, lieber Hirti, mit zumindest geht es dabei vor allem um das, was auf der Bühne stattfindet und nicht davor. Aber sicher, ja, wenn Menschen schön gekleidet sind, mag ich das auch, aber was meistens von Männern bei solchen Ereignissen erwartet wird, finde ich nicht schön.

LG, Micha

[Timper]

Zum Glück habe ich es bei meinen Besuchen in Festspielhaus und Theater anders erlebt und mich wirklich über das tolle Aussehen und die kreative Garderobe der Besucher gefreut.
Und zwar betrifft das beiderlei Geschlechter, auch die Männer die ich sah waren zu einem großen Teil wunderbar kreativ und farbenfroh gekleidet.
Aber wen wunderts ... wir sind ja keine Deutschen.  (*duckundweg*)

Für mich ist der Anblick schön gekleideter Besucher ein Teil der Freude an einem schönen Abend bei einer besonderen Veranstaltung. Und ich mache natürlich nicht nur gern mit, sondern genieße die Möglichkeit für ein besonderes Outfit bewusst.

Das Bild im zitierten Artikel zeigt einen Volltreffer schlechten Geschmacks - wenn ich einen langweiligen Hanswurst in Sweater, langweiligen Schuhen und fader Hose sehen will gehe ich zu Aldi einkaufen.

Genauso ist es! Das ist Teil des Events! Es macht Spaß und Freude. Mit Jeans kann ich wunderbar zu Aldi gehen.
Und ob das nun kleiden oder verkleiden ist kann jeder sehen wie er will.
Genau genommen verkleiden sich täglich Millionen von Menschen um was darzustellen. Polizist , Feuerwehr, Busfahrer, Krankenschwester ect.
Warum dann nicht zu einem bestimmten u besonderen Ereignis?
Deswegen lege auch wenig wert darauf das Röcke Standart werden. Dann wären ja Jeans herausragend.
Nee , will ich nicht.

[Skirtedman]

Ja, so ähnlich wie Micha sehe ich das auch.

Ich halte es für einen deutlichen, ja sogar demokratischeren Fortschritt, dass man in Jeans und Sweater auch in ein Theater eingelassen wird, statt sich gezwungen zu sehen, in Sachen zu hüllen, die man allenfalls drei Mal im Jahr einsetzt. Ich möchte mich nicht gezwungen sehen, mir einen Stilvollen Anzug zuzulegen, nur damit ich unverpönt in eine Theatervorstellung gehen kann.

Sicherlich ist, in Jeans und Sweater im Theater aufzulaufen, auch etwas, was als der Verlust von "Kultur" gesehen werden kann (gesellschaftlicher "Kultur"), aber es dient dazu, die Kultur (das Theaterstück etc.) den Menschen zugänglich zu machen. Insofern ermöglicht der Verlust von Stil-Kultur die größere (demokratischere) Verbreitung von Kultur unter das Volk.

Meine Augen sehen auch lieber Glitzerkleidchen an jungen Frauen als triste Cordhosen. Meine Augen sehen aber die Zwangsveranzugung der Männer überhaupt nicht gerne. Mir wäre lieber, die Männer würden alle wie Hirti rumlaufen. Und ein Theaterbesuch wäre durchaus für mich eine willkommene Gelegenheit, eines meiner Glitzerkleider auszuführen.

[GregorM]

Mir wäre lieber, die Männer würden alle wie Hirti rumlaufen. Und ein Theaterbesuch wäre durchaus für mich eine willkommene Gelegenheit, eines meiner Glitzerkleider auszuführen.

Aber kannst du doch, Wolfgang. Und an welcher Gelegenheit passt sonst ein Glitzerkleid?

[Timper]

Ich kann das Gejammer nicht ertragen. Es kann jeder wenn er es will alles anziehen. Es gibt kein Verbot!
Und was mich noch mehr nervt ist das ständige missionieren um andere dazu zu bringen.
Das andere es nicht wollen scheint undenkbar zu sein. Das ist schon verblendet.

[Timper]

Mir wäre lieber, die Männer würden alle wie Hirti rumlaufen. Und ein Theaterbesuch wäre durchaus für mich eine willkommene Gelegenheit, eines meiner Glitzerkleider auszuführen.

Er will damit vielleicht zum Bäcker gehen. Nur merkwürdig das Frauen damit nicht zum Bäcker gehen. Vielleicht sollte man sich mal an Frauen orientieren!

Aber kannst du doch, Wolfgang. Und an welcher Gelegenheit passt sonst ein Glitzerkleid?

[Skirtedman]

Wer jammert hier? Und wer missioniert hier wen?

Und zum Bäcker will ich im Glitzerkleid auch nur gehen, wenn ich es aus irgendeiner Gelegenheit gerade anhabe und noch zum Bäcker muss.

Es kommt auf das Glitzer an. Manches Glitzer kann auch im bloßen Alltag mal funktionieren.

Aber ich brachte doch einen Theaterbesuch als Gelegenheit für eines meiner Glitzerkleider in Verbindung! Genau deswegen, weil ich es eben nicht einzig für den Aldibesuch anziehe.

@Gregor:

Ja, doch, es gibt in meinem Leben noch weitere Gelegenheiten außer Theaterbesuchen, Glitzerkleider zu tragen. Weihnachten, Silvester ist nun vorbei. Aber auch für allwöchentliche Gelegenheiten, die ich in mein Leben einbaue, kämen Glitzerkleider durchaus in Betracht.
Und diesbezüglich beobachte ich tatsächlich, wie andere Kleidmenschen das so hierzulande handhaben.
Aber letztendlich traue ich mich das dann oftmals doch nicht, sodass Glitzerkleider auch für gehobenere oder partylastigere Gelegenheiten bei mir eher die große Ausnahme bleiben.

[MAS]

Ich lege beim Theaterbesuch aber auch wert darauf, dass die Kleidung so bequem ist, dass ich mich voll aufs Stück konzentrieren kann. Und ich will ja auch nicht den Schauspieler:innen die Show stehlen.

Aber es mal auch Situationen geben, in denen Schauspieler:innen und Publikum eine gemeinsame Performance beabsichtigen.

LG, Micha

[BerlinerKerl]

Die Überschrift "die Deutschen" ist natürlich eine Provokation. Denn gemeint sind nicht die 80 Millionen Menschen im Land, sondern die ausgewählten Teilnehmer, dieser mittlerweile politischen Veranstaltung, die mit Kunst und Kultur nur noch wenig zu tun hat.
Politisch, weil Einlass abhängig vom Parteibuch ist (Opposition verboten).
Und Kunst und Kultur sind in diesem Ambiente schon lange vor die Hunde gegangen. Spätestens die letzten 4 Jahre ist eindeutig zu sehen, wer wirklich Musiker, Künstler, Rocker, Rebell oder einfach nur Systemling ist. Und genau so ist dann auch die optische Erscheinung.

Auf der anderen Seite: Brauchen wir wirklich eine Show mit 100m Taft und Seide und kiloweise Brillanten? Macht das die Schauspieler irgendwie besser oder lenkt das nur von Talent und Fähigkeiten ab?

Mal wieder den Nagel auf dem Kopf getroffen.

[MAS]

Politisch, weil Einlass abhängig vom Parteibuch ist (Opposition verboten).

Mal wieder den Nagel auf dem Kopf getroffen.

Echt? CDU/CSU-Mitglieder dürfen da nicht rein?

LG, Micha

[high4all]

Auch die Mitglieder der Linken nicht, lieber Micha.

Berlin war bis vor ca. 90 Jahren kulturell en vogue. Dann kam das tausendjährige Reich. Die Auswirkungen sind bis heute spürbar. In letzter Zeit  vermehrt.

[MAS]

Wenn übrigens jemand sagt, die Deutschen seien Weltmeister, sagt auch kaum jemand, dass das nur 11 Deutsche sind oder von mir aus ein paar mehr mit Trainer, Ersatzspielern usw. Die meisten erwähnen noch nicht mal explizit, dass hier von Fußball die Rede ist.

LG, Micha

[MAS]

Auch die Mitglieder der Linken nicht, lieber Micha.

Berlin war bis vor ca. 90 Jahren kulturell en vogue. Dann kam das tausendjährige Reich. Die Auswirkungen sind bis heute spürbar. In letzter Zeit  vermehrt.

Die meinst das Zwölfjährige Reich!

LG, Micha