Es waren damals aber eher Jungs so um die 20 Jahre alt, teils eher jünger, die ich in Röcken sah. Immerhin war es zeitweise einer pro Monat im normalen Straßenbild, also nicht nur auf Musikfestivals. Auf Musikfestivals sind es vielleicht sogar mehr geworden. Und doch magst Du darin Recht haben, dass diese Jungs jetzt im beruflichen Wettbewerb stehen und deswegen nur zu besonders liberalen Anlässen Rock tragen.
Die Hürden, die man im Rock bewältigen muss, also die Hürden einer eventuellen Ablehnung durch andere Menschen, sind seit dem aber geringer geworden. Das ist zumindest meine Erfahrung. Aber vielleicht habe ich es auch mit eher liberalen Menschen zu tun als mt konservativen.
Für mich ist es jedernfalls kein Trend und keine Mode, weswegen ich Rock trage, sondern Teil meiner Lebenshaltung.
LG!
Michael
Genau die Ungewissheit auf das Rentenalter lässt unsere Generation angepasst werden.
Für die Jungs war es aber eben nur ein Trend. Jetzt haben sie Familie und müssen sie ernähren und Verantwortung tragen. Es gibt auch Männer, die seit 20 Jahren den gleichen Stil tragen und sich deswegen über Modetrends aufregen, weil die Leute keinen eigenen Stil hätte. Aber! Egal wie schräg jemand rumläuft, er verwischt nicht die Geschlechtergrenzen. Darum zieht das Argument, "Die Leute gucken auch, wenn jemand eine gelbe Hose trägt" nicht. Die Leute wollen, warum auch immer, anhand der Kleidung wissen, was wir zwischen den Beinen haben. Das ist der Unterschied. Geschlecht ist wie die heilige Kuh.
Ich sage, Röcke sind erst dann für jeden Mann möglich, wenn das Geschlecht so unwichtig geworden ist, wie die Augenfarbe, Haut- und Haarfarbe oder die Schuhgröße. Natürlich ist es heute leichter geworden als noch vor 10 Jahren. Damals haben sich noch alle über Bill Kaulitz das Maul zerfetzt,weil er wie ein Mädchen aussieht. Seit Andrej Pejic usw. interessiert das kaum noch jemanden. Nur sind die Jungs, die damals vielleicht Rock trugen heute beruflich so eingespannt oder beruflich aufgestiegen, dass es ihnen nicht in den Sinn kommt, einen Rock anzuziehen oder würden es nicht riskieren, deswegen den Job zu verlieren oder anfangs gemobbt zu werden. Zuhause steht dann schon die Frau mit dem Nudelholz. Es ist nochmal ein Unterschied, ob dich Leute schon mit Rock kennenlernen oder dich von anfang an mit Hosen kennen. Das wirkt dann für sie befremdlich. Ist so ähnlich wie mit Transgendern, wo sich Verwandte schwer tun, diesen als Michaela anzusprechen, wenn sie ihn von anfang als Michael kennen.