Autor Thema: Ich stell mich dann mal vor.  (Gelesen 8358 mal)

Offline Holger Haehle

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Ich stell mich dann mal vor.
« am: 05.06.2016 17:57 »
Hallo liebe Leute,

ich lebe in Taiwan und arbeite als Lehrer an einem College. Das tropische Klima und meine Schüler haben mich vom Komfort weiter Röcke überzeugt. Leider ist die Umsetzung nicht immer ganz einfach, denn unser College ist eine katholische Einrichtung, in der Schülerinnen eine Genehmigung brauchen nicht den Schulrock zu tragen.
Alles fing mit einem Karnevalsspaß an, bei dem ich einen Unterricht in der Schuluniform der Mädchen trug. Den weiten Faltenrock mit schottischem Tartan empfand ich wie eine Klimaanlage von unten. Nur widerwillig habe ich mich danach wieder in meine durchgeschwitzte Jeans gezwängt und mich gefragt, warum es gesellschaftliche Zwänge gibt, die praktische Vorteile ignorieren. Seitdem trage ich als Kompromiss bei der Arbeit Hosenröcke in unterschiedlichen Weiten. Die werden auch von den Ursulinen akzeptiert. Rockfreiheit erlaube ich mir nur in meiner Freizeit. Ich habe festgestellt, dass man imTennisrock bequem rennradfahren kann. Wenn ich zum Schwimmen ans Meer fahre, ziehe ich nur noch kurze Röcke an. Das wirkt auch sehr sportlich. Klar gucken ein paar leute, aber die meisten findens einfach nur interessant.
Das Rockthema und die Vorurteile drumherum faszinieren mich so sehr, das ich es mir zu einem Forschungsschwerpunkt gemacht habe. Ich hoffe an dieser Stelle Eindrücke sammeln zu können für sozio-kulturelle Betrachtungen und mit eurer Unterstützung daran zu arbeiten, dass Röcke wie Hosen Uniwear werden für jedermann und jederfrau.

Offline high4all

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Re: Ich stell mich dann mal vor.
« Antwort #1 am: 05.06.2016 18:00 »
Ganz herzlich willkommen!

Deine Geschichte ist ja richtig exotisch und ungewöhnlich für uns. Und deshalb spannend.

LG
Hajo
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Offline MAS

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Re: Ich stell mich dann mal vor.
« Antwort #2 am: 05.06.2016 18:22 »
Eine sehr spannende Vorstellung, Holger!

Erkläre doch mal näheres zum Forschungsdesign, wenn Du magst.

LG, Michael
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Offline GregorM

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Re: Ich stell mich dann mal vor.
« Antwort #3 am: 06.06.2016 06:14 »
Hallo Holger,

erstmals herzlich willkommen.

Schön zu erfahren, dass es auch in Taiwan Rock am Mann gibt, und dass es auch nicht dort allzu kompliziert scheint. Auch ich möchte gerne erleben, dass Röcke als Männerkleidung völlig akzeptiert wurden.
.
Ich bin nie in Taiwan gewesen, aber zweimal in Japan, wo ich insgesamt rund einen Monat lang täglich Kilts getragen habe. Obwohl karierte Faltenröcke und Kniestrümpfe bei Schulmädchen in Tokyo üblich und überall im Straßenbild zu sehen sind, war es nie meine Auffassung, dass ähnliche Kleidung bei einem erwachsenen Mann überhaupt Probleme darstellte.

Dass du Hosenröcke beim Unterricht tragen kannst, finde ich einen guten Kompromiss und Schritt in die richtige Richtung. Könnte es sein, dass man in Teilen Asiens doch aufgeschlossener wäre als in Europa? 
   
Gruß
Gregor
Gruß
Gregor


Offline JJSW

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Re: Ich stell mich dann mal vor.
« Antwort #4 am: 06.06.2016 23:26 »
Hallo Holger
Herzlich Willkommen hier im Forum.
Sehr interessant Deine Vorstellung. Und prima, das es auch in Taiwan rockbegeisterte Männer gibt.
Auch ich habe im Sommer begonnen , Röcke zu tragen, da sie bei 30 Grad angenehmer als Hosen (auch kurze) sind.
Und auch bei kühlerem Wetter finde ich Röcke inzwischen bequemer als Hosen.

Schön, das uns das Rocktragen über Grenzen und Kontinente verbindet.

Grüßle
aus Baden-Württemberg
Jürgen
Laßt Euch nicht von Zweifeln plagen
und genießt das Röcketragen

Offline Holger Haehle

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Re: Ich stell mich dann mal vor.
« Antwort #5 am: 07.06.2016 17:58 »
Danke für den warmen Empfang. Da es hier gerade auf Mitternacht zugeht heute nur eine kurze Antwort. Taiwan ist ein westlich orientiertes Land in dem die Menschen nicht viel anders denken als der europäische Querschnitt.  Das Rocktragen ist gerade bei den Ureinwohnern traditionell sehr weit verbreitet und noch bis etwa 1911, als Taiwan noch zu China gehörte, trugen alle Beamte und Lehrer ein offizielles Dienstkleid. Das sieht man heute noch in den TV Serien über das alte China. Ich habe übrigens einen japanischen Kollegen, der zu besonderen Gelegenheiten im Männerkimono mit traditionellen Holzsandalen unterrichtet. Und die indonesischen Studenten, die sich zum muslimischen Gebet treffen, tragen immer als Gebetsrock einen Sarong. Hosen sind in der Moschee tabu. Wie ich mit dem Rockthema umgehe im Unterricht und bei der wissenschaftlichen Arbeit, fasse ich gerade zu einem E-Book zusammen. Ich sage gerne demnächst bescheid, wenn es veröffentlicht wird.

Offline high4all

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Re: Ich stell mich dann mal vor.
« Antwort #6 am: 07.06.2016 18:08 »
Wie ich mit dem Rockthema umgehe im Unterricht und bei der wissenschaftlichen Arbeit, fasse ich gerade zu einem E-Book zusammen. Ich sage gerne demnächst bescheid, wenn es veröffentlicht wird.

Sehr gerne! Es ist immer wieder gut, über den europäischen Tellerrand hinauszublicken und in andere Kulturen hineinzuschauen.
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androgyn

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Re: Ich stell mich dann mal vor.
« Antwort #7 am: 07.06.2016 18:57 »
Wie ich mit dem Rockthema umgehe im Unterricht und bei der wissenschaftlichen Arbeit, fasse ich gerade zu einem E-Book zusammen. Ich sage gerne demnächst bescheid, wenn es veröffentlicht wird.

Sehr gerne! Es ist immer wieder gut, über den europäischen Tellerrand hinauszublicken und in andere Kulturen hineinzuschauen.
Ich dachte, wir sollen uns an der wissenschaftlichen Arbeit beteiligen?

elco

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Re: Ich stell mich dann mal vor.
« Antwort #8 am: 07.06.2016 19:07 »
Tja, so kann man auch Werbung für ein in Kürze neu erscheinendes Buch machen. Echt Clever :D

Jörg

Offline Holger Haehle

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Re: Ich stell mich dann mal vor.
« Antwort #9 am: 08.06.2016 18:34 »
Wenn der rockministrator dachte, sich an der wissenschaftlichen Arbeit zu beteiligen, dann möchte ich ihn und alle die mitlesen doch mal fragen nach alten Kinderfotos vor 1930, die Jungen bis etwa 8 Jahren in Kleidern zeigen. Das war sehr populär in GB und den USA. Von einem schweizer Bekannten weiss ich, das auch dessen Grossvater unter anderem um 1890 ein Matrosenkleid als sechsjähriger Junge trug. Fotos und natürlich Infos zu den Gründen interessieren mich sehr.
So ganz nebenbei habe ich heute in einer Tageszeitung hier in Kaohsiung (Taiwan) einen Artikel gefunden über eine neue Regelung der Schuluniformpflicht. Es wurden Schulen gezeigt, die bereits die Uniformpflicht abgeschafft haben. Dabei gab es ein Foto eines Senior High Schülers, der die neue Freiheit nutzte für einen Rock und ein Schild auf dem übersetzt etwa stand: Röcke sind für alle da.  So etwas macht Freude.

androgyn

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Re: Ich stell mich dann mal vor.
« Antwort #10 am: 08.06.2016 21:13 »
Hajo kann dir da weiterhelfen. Der trug persönlich so ein Taufkleid.
Was ich geschichtlich weiß ist, dass bis zum 7, Lebensjahr Buben wie Mädchen in weiße Kleider und neutrale lange Hemden gesteckt wurden. Das war besonders in ärmeren Schichten verbreitet, da früher Windeln teuer waren und gewaschen werden mussten. In einem Kleid ging halt nichts in die Hose im wahrsten Sinne des Wortes.

Offline Holger Haehle

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Re: Ich stell mich dann mal vor.
« Antwort #11 am: 09.06.2016 19:06 »
In allen Schichten war es früher üblich Jungen Kleider anzuziehen. So gingen die auch in die Schule. Von Friedrich dem Grossen und Ludwig dem XIV. von Frankreich gibt es Gemälde mit prächtigen Kleidern. die nur für Jungen waren (die Knopfleiste war auf der Brust), denn Mädchenkleider wurden auf dem Rücken geknöpft.
Das sogenannte Breeching entschied, wann Jungen eine ausreichende Reife hatten, um Breeches (eine alte Form der Hose) tragen zu dürfen. In den USA galten bis zum Ende des 19ten Jahrhunderts besonders in den evangelikalen Kirchen Kleinkiinder als asexuell. Deswegen musste sich ihre Kleidung von der der Männer unterscheiden. Röcke und Kleider waren deswegen Pflicht für die Sonntagsschule. Heute denken die Vertreter dieser Kirchen komplett anders und wollen von der Vergangenheit nichts mehr wissen. Heute ist man der Meinung Röcke machen weiblich und schwul. Sie haben vergessen das selbst Jesus nie in seinem Leben eine Hose getragen hat.

Offline Dr.Heizer

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Re: Ich stell mich dann mal vor.
« Antwort #12 am: 09.06.2016 23:07 »
... Heute denken die Vertreter dieser Kirchen komplett anders... Sie haben vergessen das selbst Jesus nie in seinem Leben eine Hose getragen hat.

Ja, dieses Argument zieht: Jesus tat niemandem Gewalt an, einte Menschen, tat Gutes. Da kann man sich auch gern daran erinnern, dass er keine Hosen dafür benötigte. :)
Herzlich willkommen Holger in unserem manchmal lustigen und manchmal tiefgeistigen Forum. Allen voran haben wir eines gemeinsam: Rocken! ;)
Viele Grüße aus dem Vogtland, Dr.Heizer

androgyn

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Re: Ich stell mich dann mal vor.
« Antwort #13 am: 09.06.2016 23:44 »
In allen Schichten war es früher üblich Jungen Kleider anzuziehen. So gingen die auch in die Schule. Von Friedrich dem Grossen und Ludwig dem XIV. von Frankreich gibt es Gemälde mit prächtigen Kleidern. die nur für Jungen waren (die Knopfleiste war auf der Brust), denn Mädchenkleider wurden auf dem Rücken geknöpft.
Das sogenannte Breeching entschied, wann Jungen eine ausreichende Reife hatten, um Breeches (eine alte Form der Hose) tragen zu dürfen.
Das interessante dabei ist vielmhehr, dass die Männer trotzdem die Hose bevorzugt haben. Sie hatten im Kindealter genügend Zeit das Tragegefühl von Kleidern kennenzulernen und entschieden sich im späteren Leben doch nicht um.

Deswegen musste sich ihre Kleidung von der der Männer unterscheiden. Röcke und Kleider waren deswegen Pflicht für die Sonntagsschule.
Es ist nicht verdenkbar, wenn man heute sieht, wie kleine Jungen in einen Erwachsenenanzug gesteckt und kleine Mädchen wie eine erwachsene Frau in kurzen Kleidern zurecht gemacht werden.

Heute denken die Vertreter dieser Kirchen komplett anders und wollen von der Vergangenheit nichts mehr wissen. Heute ist man der Meinung Röcke machen weiblich und schwul. Sie haben vergessen das selbst Jesus nie in seinem Leben eine Hose getragen hat.
Ich glaube das kann man nicht wirklich vergleichen, oder? Auch damals wo Kleider für Buben üblich waren, gab es schon Crossdressing das trotzdem verpönt gewesen war.

Offline MAS

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Re: Ich stell mich dann mal vor.
« Antwort #14 am: 10.06.2016 00:29 »
Nico,

Jungen/Männer bevorzugen die Hosen vor allem wegen des sozialen Prestiges, nicht so sehr wegen ihrer praktischen Vorzüge, die sie manchmal haben. Im alten China war es anders: Hosen waren da die Kleidung für Arbeiter und Arbeiterinnen, also für Menschen der unteren sozialen Schichten, während die hochgestellten Beamten lange Kleider oder Gewänder trugen. Somit war mir der Hose kein Prestige verbunden, und somit bestand auch kein Wunsch, sie zu tragen.

LG, Michael
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