Hallo Lea,
Wie sehr ist die Angst meiner Mutter korrekt, sich für einen Ehemann im Rock schämen zu müssen? Ich meine, wenn es nicht mein Vater wäre, wäre es mir noch mehr egal. Denn mir ist egal, wer was trägt. Aber da es mein Vater ist, komm ich mir eben grade richtig bescheuert vor und völlig überrumpelt.
Ja eben, weil es dein Vater ist. Die gleiche Scham dürfte auch bei dir aufkommen, wenn es dein Bruder wäre oder ein anderes sehr nahestehendes männliches Familienmitglied. Die Ursachen liegen darin, dass Weiblichkeit als etwas "minderwertiges" bewertet wird und Männer, die sich feminin anziehen, sich in ihrer Rolle als Mann anderen gegenüber "abwerten". Im Gegensatz zu Mädchen, wenn sie Skinnyjeans und Basecaps anziehen, sich erhöhen, weil sie etwas "maskulines" übernehmen. Aber Weder Weiblichkeit noch Männlichkeit ist minder oder höherwertig als das andere. Die Gesellschaft trennt immer noch danach und das bekommt jeder von klein an eingeimpft.
In aller Regel passiert überhaupt nichts, dass man sich für einen Mann im Rock schämen müsste.
Es gibt immer welche die das cool und mutig finden. Aber das sind eben immer persönliche Empfinden, Vorerfahrungen und Weltbilder, die man weitergeben bekommen hat. Zu dem Thema, warum die eigene Frau sich oft beim eigenen Mann mit Röcken schwer tut, haben wir schon viel gechhrieben, dass ich das hier nicht weiter ausführenm möchte.
Denn die Akzeptanz die ich mitbekam als ich ihn im Rock "erwischte", war von meinen Kumpels her 2 geteilt. Die Mädels sagen cool. Die Jungs sagen, seit wann ist dein Vater eine Schwuchtel und machen sich jetzt über mich und meine Familie lustig.
Das ist nur bei pupertierenden Jungen so. Darauf solltest du nichts geben.
Schwule Männer ziehen üblicherweise keine Frauensachen an oder kleiden sich feminin. Sie stehen auf Männer. Wenn sich ein Junge nun einen Rock anzieht, hat die restliche Gruppe angst, dass sie selber in ihrem Ansehen vor anderen Jungs sinkt. Das ist bei Mädchen anders. Deine Freundinnen reagierten ja recht entspannt auf deinen Vater. Und wenn sie das tun, kann es nicht so übel aussehen. Klar, es ist ungewohnt, weil es kaum Vorbilder mit Männern in Röcken gibt. Der Durchschnitt an dem Männer mit dem Rocktragen anfangen, liegt so bei 30 Jahren. Da haben sich Männer gefestigt und machen ihre Männlichkeit nicht mehr von Äußerlichkeiten abhängig. Durch immer mehr Aufklärung im Internet, Socialmedies und Medien sinkt natürlich das auch Anfangsalter.
Ob Hauptschule oder bei uns eben Gymnasium ich denke mal, dass geht durch alle Schichten der Gesellschaft. Mein Dad ist Syndikus und Mum ist Anwältin für Steuerrecht. Also hat das Rocktragen der Männer evtl. in den eher gehobeneren Schichten der Gesellschaft mehr zulauf als bei den,sagen wir mal, unteren Schichten?
Mit der Bildung hat das relativ wenig zu tun, eher mehr damit, in welchem Umfeld man sich bewegt, Freundeskreis und wie man gewillt ist, Dinge und festgefahrene Strukturen zu hinterfragen und aufzubrechen.
Und kann ich evtl. zwischen Mum und Dad vermitteln, wenn ich als Vorschlag bringe, dass er öffentlich halt in einem Männerrock, ich denke hier gelesen zu haben, dass das dann der Kilt ist und privat im Damenrock mit Nylonstrumpfhosen experimentieren soll?
Wenn das ein Kompromiss für euch ist, könnte das die bessere Wahl sein. Das wichtigste ist immer, dass man darauf achtet, dass es zur Person passt und dein Dad sich darin wohl fühlt. Dann kommt auch ein Damenrock nicht schräg oder peinlich rüber. Gregor kann dir in Sachen Kilts am besten weiterhelfen.
Ich will nicht, dass Mum und Dad sich trennen, wegen einer Phase oder der Midlife Crises meines Dads. Ich bin aktuell echt völlig überfordert mit der Situation. Ich war völlig geschockt als ich ihn so sah. Und evtl. habe ich auch übertrieben, als ich es zuhause gleich Mum erzählte, aber ich war so enttäuscht von ihm, so völlig allein gelassen. Von dem Mann, den ich bisher absolut vertraute und der für mich wie eine Vorbildfigur war. Völlig integer und über jedem Zweifel erhaben. Nur ist das jetzt weg. Völlig. 17 Jahre Vater Tochter Beziehung weg. Und Mum gehts genau so. 27 Jahre zusammen und jetzt? Kein Vertrauen mehr. Nur noch blanke Enttäuschung.
Das was ich in deinem Anfangsthread gelesen habe, kann ich jetzt nur mit meiner männlichen Auffassung wiedergeben, wie ich mich als Mann fühlen würde. Ihr habt ihm ganz schön Schuldgefühle reingedonnert, dass er sein Handeln jetzt als falsch und etwas abnormales sieht und dass er seine Ehe aufs Spiel setzt, wenn er nicht damit aufhört. Dazu kommt die Verletzung als Vorbildsfunktion von einem richtigen Vater und Ehemann. Ich würde mich schon gekränkt durch den Satz "Was tust du uns und mir da an" gekränkt fühlen. Wenn du nicht mehr auf ihn zugehen möchtest, verständlicherweise, lass ihn etwas zeit, lass ihn seine Röcke zu Hause anziehen. Ich vermute aber die Enttäuschung rührt nicht von seinem Rocktragen, sondern dass er nicht erhlich zu euch war, richtig?
Stell dir immer wieder als Hilfe vor, dass er durch das Röcketragen dich und deine Mutter als Frauen wertschätzt und vertritt. Für ihn sind Damenröcke und Strumpfhosen kein minderwertiger Weiberkram, was seiner Männlichkeit abschwächen würde. Starke und selbstbewusste Menschen leisten es sich eher von der Norm abzuweichen.
Viele Grüße