Sehgeohnheiten ändern sich nicht in Jahren, sondern in Generationen (gefühlt).
Ich als Kind in den 50er Jahren, hätte gesagt: Mama guck mal, die Frau hat eine Hose an.
Noch bis zum Ende meiner Schulzeit 1966 war die Hose bei meinen Mitschülerinnen die Ausnahme.
"Sehgewohnheiten ändern sich nicht in Jahren, sondern in Generationen (gefühlt)."Echt? Da passen dann aber Deine Aussagen und meine Erfahrungen nicht zueinander.
Eine Generation wurde in den 80ern mit einer Zeitspanne von 30, eigentlich 25 Jahren angesehen.
Mittlerweile dürfte der Generationen-Zeitraum wieder deutlich in Richtung 30-Jahres-Spanne hinwandern, also: Zeitraum einer einzigen Generation.
Wenn Du sagts, es brauche mehrere Generationen, dann würden ja x*25 Jahre oder mehr benötigt werden, um Sehgewohnheiten zu ändern.
"Noch bis zum Ende meiner Schulzeit 1966 war die Hose bei meinen Mitschülerinnen die Ausnahme."Ich erinnnere mit noch ganz genau an einen Schulausflug meinerseits, 12, 13 Jahre später, wo eine Mitschülerin sagte:
'Ich wusste genau, dass es heute schönes Wetter geben wird, drum habe ich heute einen Rock angezieht!"
Ja, 'angezieht'. Diese bewusst naivistische Verwendung deutscher Sprache hat sich in meiner Erinnerung eingeprägt, zusammen mit dem Zusammenhang und der Situation.
Sie war die einzige von 14, 15 Mädels, die an diesem Tag einen Rock trug, alle anderen Mädels trugen Hosen.
Also nicht mal eine Zeitspanne von einer halben Generation nach Deiner Beobachtung hatten sich die Sehgewohnheiten - und überhaupt alle Gewohnheiten diesbezüglich - so stark geändert, dass es sogar einer Erklärung bedurfte, warum ein Mädel sich zum Tragen eines Rocks entschieden hatte.
Ich frage mich - wir haben diese Frage hier schon vielfältig gestellt, diskutiert und vielfach Antworten dafür bereitgestellt -, warum ändern sich Seh- und Gebrauchsgewohnheiten so viel schneller, wenn sie Frauen betreffen, als wenn sie Männer beträfen?
Hier liegt wirklich eine gewichtige Dysballance zwischen den beiden, binären Geschlechtern vor. Es ist wohl kein eindeutiges 'Männer und Frauen sind gleichberechtigt'. Und wenn unser - lange und viel zu früh verstorbener - Ferdi davon sprach, "Gleichberechtigung ist keine Einbahnstraße", so steckt genau in dieser Formulierung die bitter empfundene Erfahrung drin, dass Gleichberechtigung für einen Teil der Gesellschaft zutreffender ist als für den Rest der Gesellschaft.
Es liegt an uns allen, solchen Ungleichbehandlungen zu begegnen, daran zu arbeiten, dass diese Ungleichbehandlung der Geschlechter endlich ein Stück weit ad absurdum geführt wird.
Dann kann demnächst auch eine Generation geboren und aufgezogen werden, ohne sich zu wundern, dass eine Frau einen Omnibus fährt oder ein Mann lackierte Fingernägel hat. Okay, lackierte Fingernägel liegen nun nicht in meinem Interesse - steht aber genauso als Synonym dafür wie Rock oder Kleid am Mann.