Mir war sie nie fremd, die Eurythmie!
Schon im Kindergarten mußte ich sie machen, und dann zwölf Jahre in meiner Schule! Sie war, mit zwei Stunden pro Woche, das schönste Fach! Ich liebte die Eurythmie, weil wir uns "schön" bewegen durften; natürlich immer im Kleid:
Die Mädchen trugen fußlange Kleider in gelb oder rosa und die Jungs Kittel (kurze Kleider) in grün oder blau, mit Hose.
Wir hatten "mitwachsende Kleider", deren Säume nach und nach ausgelassen wurden. Andere Schulen hatten Klassensätze, die Jahr für Jahr an die neuen Schüler "vererbt" wurden. Zum Schulanfang, nach den Ferien, waren die Kleider immer frisch gewaschen und gebügelt. Nach drei oder vier Jahren wurden die Sätze erneuert, wobei wir im Handarbeitsunterricht eine sinnvolle Aufgabe an der Nähmaschine hatten.
Zur "Monatsfeier" trugen immer alle Schüler ihre Eurythmiekleider, auch dann, wenn keine Eurythmieaufführung anstand. Wir ergaben so immer ein schönes und einheitliches Bild.
Wenn Schüler der Oberstufe zur Aufführung kamen, wurde die Eurythmie professsionell und man trug Seidengewänder mit Schleier. Mit der Beleuchtung konnte man unterschiedlichste Stimmungen erzeugen.
Die Eurythmie stammt aus den griechischen Tempeltänzen und wurde durch Rudolf Steiner neu gebildet; mit Tänzerinnen, die im Balett unzufrieden waren.
Ich glaube, daß die Eurythmie die einzige Kunstform ist, die Übersinnliches würdevoll darstellen kann! Voraussetzung jedoch ist, daß der Eurythmist den christlichen Glauben hat. Christen traf ich, die die Eurythmie nicht kannten, aber den Anmut hatten, den ich aus der Eurythmie kannte.
Der Erfolg der Waldorfpädagogik gründete auf "Liebe und Vorbild", wie wir es aus dem Christentum kennen. Gibt es die Liebe nicht, kann angstfrei ohne Noten nichts unterrichtet werden.