Hallo Nico,
bevor ich endgültig ins Bett verschwinde:
Was nützen mir Statistiken, wenn ich ein Einzelfall bin? Ich habe den Eindruck, dass Du sehr stark auf Durchschnitte, Mittelwerte und Häufigkeiten schaust. Wenn statistisch zu 99,9 % nichts passiert und ich bin das 0,1 %, das einen gravierenden Schaden hat, ist dann der Schaden weniger schlimm? Oder wenn etwas in 99,9 % der Fälle nicht gelingt, aber bei mir schon, darf ich mich dann weniger freuen?
Schau bitte auf Dich, auf Deine Gefühle, Deine Bedürfnisse, Deinen Lebensentwurf. Vielleicht ist da einiges anders als beim Durchschnitt. Und vielleicht ist das genau richtig so!
Ich lese von Dir ganz oft irgendwelche Quellenangaben aus dem Web.Das ist ja meist auch in Ordnung, nur dürfen die Artikel, Darstellungen oder Hypothesen, die im Netz gezeigt werden, nicht dazu führen, das eigene Denken aufzugeben. Und noch weniger, das eigene Fühlen zu unterdrücken.
Sicher sind nicht alle mit dem jeweiligen Lebensentwurf einverstanden und Eltern können da ganz schön lästig werden. Das einzige, was dagegen allerdings hilft ist zu fragen, was sie denn wollen, ein Kind, das ihren Lebensentwurf lebt oder ein Kind, das glücklich ist.
Was in der Kindheit passiert ist, ist vorbei und nicht mehr zu ändern. Es gilt, das zu akzeptieren und darüber hinauszuwachsen. Auch wieder leichter gesagt, als getan! Mir hat es sehr geholfen, mir vor Augen zu führen, dass meine Eltern mich aufrichtig geliebt haben und zu jeder Zeit das Beste gegeben haben, was sie nur konnten. Haben sie unausweichliche Fehler gemacht, konnten sie es zu dem Zeitpunkt einfach nicht besser. (Das wird jeder selbst erkennen, wenn er eigenen Kinder hat. Man tut Dinge, die man später bitter bereut, kann aber aus irgendwelchen bewussten oder unbewussten Gründen einfach nicht anders.) Versuche Deiner Mutter zu verzeihen und gestatte Dir, ohne schlechtes Gewissen Deinen eigenen Weg zu gehen.
Ich wünsche Dir dazu alles, alles Gute!!!
Liebe Grüße
Tine