Autor Thema: Crossdressing  (Gelesen 96304 mal)

Hugo1957

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Re: Crossdressing
« Antwort #15 am: 02.09.2014 12:56 »
Crossdressing ist für mich, wenn sich ein Mann als Frau verkleidet. Wenn ich in Sneakers, FSH und Damenrock unterwegs bin, aber ansonsten als Mann mit Vollbart erkennbar bin, hat das für mich nichts mit Crossdressing zu tun.

Offline Saari

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Re: Crossdressing
« Antwort #16 am: 02.09.2014 13:21 »
Für mich ist Crossdressing etwas anderes als Transvestismus.
Den Vorrednern (Schreibern) stimme ich gerne zu, daß das Wort Crossdressing einen milderen Klang hat, als das Wort Transvestismus.
Ich nutze zwar aus gegebenen körperlichem Anlaß hauptsächlich sogen. feminine Kleidung (Rock - Bluse etc. pp.), aber trotzdem zähle ich mich nicht zu den eigentlichen Transvestiten, die die feminine Kleidung nur aus "Lust an der Freud" tragen, während diese für mich zu einer persönlichen Zweckmäßigkeit oder auch Notwendigkeit wurde.
Saari

Offline Jo 7353

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Re: Crossdressing
« Antwort #17 am: 02.09.2014 14:25 »
Ich weiß keine offizielle Crossdressingdefinition. Ich sehe auch kaum einen Grund, weshalb ich das Wort in meinen aktiven Wortschatz integrieren sollte. Die feinen Unterschiede in den Trans... -Scenen interessieren mich wenig. Ich habe das Gefühl, daß das eine Geschlechtsbezogenheit von Kleidungsarten voraussetzt. Das könnte ein Grund sein, weshalb dieses Wort nicht auf Frauen bezogen wird. Es gibt kein Kleidungsstück, das nicht spätestens nach geringfügigen Modifikationen im Schnitt zur Frauenkleidung gezählt wird.
Diese Geschlechtszuordnung empfinde ich aber als in vieler Hinsicht nicht sinnvoll. Ich möchte auch nicht die ganze Welt im Blick der Geschlechtlichkeit sehen.
Ich werde mich jedenfalls nicht als Crossdresser bezeichnen, weil ich nicht weiß, was mein Gegenüber darunter versteht, und weil ich mich gegen die Ansicht, ein Rock sei weiblich, wehre.

Gruß,
Jo
Der Rock ist kein Geschlechtsmerkmal.

Offline Dr.Heizer

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Re: Crossdressing
« Antwort #18 am: 02.09.2014 15:12 »
.... Ich habe das Gefühl, daß das eine Geschlechtsbezogenheit von Kleidungsarten voraussetzt. Das könnte ein Grund sein, weshalb dieses Wort nicht auf Frauen bezogen wird. Es gibt kein Kleidungsstück, das nicht spätestens nach geringfügigen Modifikationen im Schnitt zur Frauenkleidung gezählt wird.
Diese Geschlechtszuordnung empfinde ich aber als in vieler Hinsicht nicht sinnvoll. Ich möchte auch nicht die ganze Welt im Blick der Geschlechtlichkeit sehen.
Ich werde mich jedenfalls nicht als Crossdresser bezeichnen, weil ich nicht weiß, was mein Gegenüber darunter versteht, und weil ich mich gegen die Ansicht, ein Rock sei weiblich, wehre.

Genau so ist es, alles wird in die Modewelt intergiert, da man davon ausgeht, dass die Damen mal was anderes tragen wollen. So wird kreiert und designt oder einfach mal hier in der Taille ein Abnäher gemacht, schon ist es weiblich. Toll, dass es so ist, denn viele Damen haben dieses Trendbewusstsein, wollen tragen, was gerade "en voge" ist, Diesen Trend sehen wir eben leider bei der Mehrzahl der Männer noch nicht. Daher gibt es eben auch noch diese Zielgruppendenkweise.
Wenn wir uns vergleichen mit dem Rest der Männerwelt, so fällt schon deutlich auf, dass wir uns bewusster kleiden. Wir ziehen nicht einfach was an, sondern wir kreieren unseren eigenen Style, unseren Look, fast schon ein eigenes Markenzeichen. Jeder hier entscheidet bewusst, wie er durch die Kleidung wirken will.

Und nicht zuletzt, es heißt: die Bluse, das Hemd, der Schlüpfer, die Unterhose, die Jacke, der Mantel, die Hose, der Rock.... also laut Duden ist der Rock ein "männliches" Wort, dafür die Hose ein weibliches. Da soll noch einer durchsehen.... Was ist nun X-Dressing? Doch eine Variante, wie ich die Soße auf dem Salat verteile? So kreuzweise?

Übrigens ein schönes Bild mit den Nonnen und der Halskette. Ich glaube, diese Kleidung heißt "Habit" und die Kette "Rosenkranz"? Ich trage ja gar kein Kreuz am Hals, also doch kein X-Dresser? Eigentlich ein bischen schade...
Viele Grüße aus dem Vogtland, Dr.Heizer


Online Peter

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Re: Crossdressing
« Antwort #19 am: 02.09.2014 15:42 »
Meine Frage lautet. Wo fängt crossdressing an und wo hört es auf?
In der einen oder anderen Form wurde diese Frage hier schon oft angesprochen.
Da erfahrungsgemäß jeder unter diesem Begriff etwas anderes versteht, ihn emotional mit einer anderen Wertung und Wichtigkeit belegt und er für die einen negativ und für andere positiv belegt ist, solltest Du zuerst exakt definieren was DU darunter genau verstehst.

Weil weder klar ist, was das überhaupt ist, was irgendwer darunter versteht, wo es anfängt und wo es aufhört, wird man keine allgemeingültige Antwort finden...

Alleine Wikipedia gibt rund ein Dutzend verschiedene Bedeutungen an...

LG

Peter
Jetzt sind die guten alten Zeiten, nach denen wir uns in zehn Jahren zuruecksehnen werden.

Offline kalotto

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Re: Crossdressing
« Antwort #20 am: 02.09.2014 15:53 »
Sind das nicht Fetischisten?? Ach was weiß ich..ist mir auch egal.

@Karlotto, ich hoffe das deine Mutter und Schwester sich daran gewöhnen werden. Meine Mutter hat sich jetzt daran gewöhnt. Ich komme ihr aber auch entgegen und ziehe mal Hosen an, wenn sie nicht nicht möchte, das ich mit ihr im Rock  wohin gehe. Sie ist noch unsicher mit den Reaktionen anderer Leute, als dass sie es mir verbieten will. Vielleicht ist das bei dir ähnlich.

Mutter ist 91, da ändert sich nix mehr, und mit Schwester hatte ich eine nachhaltige Frontalkollision, vielleicht darf ich nicht schöner sein als sie... ;)
Unisex=Einbahnstraße? Dann bin ich Geisterfahrer ;)
Er kam sich underdressed vor und nähte sich Röcke

thubtop

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Re: Crossdressing
« Antwort #21 am: 02.09.2014 16:00 »
der begriff "transvestit" ist so wie "neger" -- man mag es nicht mehr verwenden, bzw. wer es verwendet, sagt in der nächsten zeile was reaktionäres ... eigentlich kommt er von magnus hirschfeld, der die ganzen homophilen aus dem gefängnis in die psychologie herüberzuretten versuchte. ob das besser war? zuerst ja, aber bis heute hängt uns nach, daß wir eine nummer im ICD haben und folglich "krank" sind. was sich jetzt langsam ändert, in jeder neuen auflage erodieren diese kategorien.

heute muß alles englisch heißen, und das gibt dem ganzen gleich den flair von einer exzentrischen, aber akzeptablen sache. nach vielen jahrzehnten normalität in der kulturszene (z.b. rund um warhol) und starker ablehnung in der allgemeinheit, kommen seit den 90ern die crossdresser immer mehr in die mitte der gesellschaft. was mich sehr freut. ich persönlich finde auch, daß ein schön gekleideter mann "schöner aussieht" ...

daneben gab es immer eine sorte von -- kein eigenes wort: crossdressers, die keineswegs versucht haben, ganz die frau darzustellen. die drückt man gern ins fetish-eck.

es ist bekannt, daß die art der diskriminierung auch das verhalten der diskriminierten formt. es ist daher wichtig, selbstbewußt ein normales leben in dieser kleidung zu führen und dann die situation neu zu beurteilen. das ist, was ich mache.

@sexuelle motive: das ist einfach selektive wahrnehmung. es gibt genug typen in hosen und schlappen, die in der öffentlichkeit wixen, "normale" typen, die vergewaltigen, etc.; es gibt eine überzahl von schwulen ohne kleid, etc.. daß auch einzelne männer in dessous mit ihrem johannes spielen, ist überhaupt nichts besonderes, es besteht kein besonderer zusammenhang. na schön, diese "frauensachen" gelten als erotisch. ich bin sicher, auch eine frau "gefällt sich" in ihrem dessous. also was soll's.

ABER ich wollte niemandem widersprechen: ja, wir sind crossdressers, weil die leute es so sehen; nein, wir sind keine, weil das ein begriff ist, der sich auf die geschlechterordnung stützt, die wir nicht respektieren.

Offline DesigualHarry

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Re: Crossdressing
« Antwort #22 am: 02.09.2014 22:22 »
Hallo!

Wie die Gesellschaft es nennt was ich mache ist deren Angelegenheit, ich nenne es Leben. ;D

thubtop

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Re: Crossdressing
« Antwort #23 am: 03.09.2014 12:48 »
ich auch. aber es gibt immer eine "soziale konstruktion der wirklichkeit", die die wahrnehmung strukturiert. abweichung bedeutet hierbei eine diskrepanz, und die erfordert mitunter erklärungsbedarf :-) ich bin immer mehr daran interessiert, konstruktionen zu analysieren, als eine neue dagegenzusetzen.

Offline GregorM

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Re: Crossdressing
« Antwort #24 am: 03.09.2014 17:10 »
der begriff "transvestit" ist so wie "neger" -- man mag es nicht mehr verwenden, bzw. wer es verwendet, sagt in der nächsten zeile was reaktionäres ... " ...

Es kommt mir vor, als haben die, die Einfluss genug dazu haben, Begriffe in Misskredit zu bringen, selbst kein Sprachverständnis besitzen. Ein Transvestit wird direkt übersetzt zum Crossdresser – und es wird akzeptabler.
Das Wort Neger, das vom Negro stammt und schwarz bedeutet, darf man nicht sagen. Dafür gerne schwarz, black, sort usv.

Dass „Nigger“ ist und war ein Schimpfwort, ist klar.

Gruß
Gregor  
Gruß
Gregor

androgyn

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Re: Crossdressing
« Antwort #25 am: 03.09.2014 19:32 »
Ich habe das Gefühl, daß das eine Geschlechtsbezogenheit von Kleidungsarten voraussetzt. Das könnte ein Grund sein, weshalb dieses Wort nicht auf Frauen bezogen wird.

Es gibt kein Kleidungsstück, das nicht spätestens nach geringfügigen Modifikationen im Schnitt zur Frauenkleidung gezählt wird.
Warum sollte eine Geschlechtsbezogenheit nicht für Frauen gelten? Das gilt doch für Mann als auch Frau.

Ich bin mir sicher, es gibt auch kein Kleidungsstück, das nicht spätestens nach geringfügigen Modifikationen im Schnitt, wieder zur Männermode umfunktioniert werden kann.

Offline high4all

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Re: Crossdressing
« Antwort #26 am: 03.09.2014 21:58 »
Ich bin ein Cossdresser, weil ich Kleidung trage, die für das andere (hier: weibliche) Geschlecht gedacht oder bestimmt ist. Wenn ich Röcke, Strumpfhosen, Schuhe, Hosen (!) oder sonstwas aus der Damenabteilung anziehe, dann ist das per Definition so. Egal, ob es ein Teil oder mehrere Teile sind. Da ich keine Lust habe, für irgendeine Abgrenzung herum zu eiern, die sowieso nicht allgemeingültig ist, lebe ich mit dem Stempel "Crossdressser". Das ist mir ehrlich gesagt wuascht, denn ich kann´s nicht ändern. Sonst müsste ich um die Damenabteilung einen großen Bogen machen.
Herr, ich danke Dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele. (Psalm 139,14)

Never be limited by other people's limited imaginations. (Dr. Mae Jemison)

Wenn wir es recht überdenken, so stecken wir doch alle nackt in unsern Kleidern. (Heinrich Heine

thubtop

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Re: Crossdressing
« Antwort #27 am: 04.09.2014 01:49 »
hi,

> Es kommt mir vor, als haben die, die Einfluss genug dazu haben, Begriffe in Misskredit zu bringen,
> selbst kein Sprachverständnis besitzen.
das machen nicht einzelne. die benennung einer sache, die als "schlecht" angesehen wird, wird bald selbst schlecht. deshalb hat sich beispielsweise das wortfeld für "frau" immer verschlechtert: eine frouwe war eine edle dame, ein wîp war eine normale frau; heute ist "weib" pejorativ, und "frau" normal. kebese war eine hure, die "dirne" war früher eine normale magd, dann wurde das eine "prostituierte" (wie man später sagte); aber das darf man neuerdings auch nicht mehr sagen, das ist jetzt eine sex-workerin ... undsoweiter.

-- dies beweist die diskriminierung (und sexuierung) der frau.

... ebenso die neger, transvestiten/crossdresser/genderbender und schwulen/homosexuellen, zigeunern/roma und juden/israeliten/mosaischen/... die wörter für diskriminierte gruppen wird immer wieder tabu.

> Ein Transvestit wird direkt übersetzt zum Crossdresser – und es wird akzeptabler.
> Das Wort Neger, das vom Negro stammt und schwarz bedeutet, darf man nicht
> sagen. Dafür gerne schwarz, black, sort usv.
... und "farbiger" -- als ob die europäer "farblos" wären :-D

> Dass „Nigger“ ist und war ein Schimpfwort, ist klar.
das war vermutlich auch bloß ein dialektbegriff, der durch die verachtung der sache zu einem verächtlichen begriff wurde.

und deshalb müssen die transvestiten auf dem weg zur sozialen akzeptanz erst mal einen neuen begriff verwenden: crossdresser.

"schwul" ist interessant: ursprünglich ein schimpfwort, wurde es zur selbststigmatisierung benützt und dadurch positiv. das hängt zusammen mit dem aggressiven aktivismus von leuten wie rosa von praunheim, der sich gegen die diskriminierung gestellt hat, indem er dem verachteten ein gesicht gegeben hat: "wir sind die schwulen schweine", etc..

Offline hirti

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Re: Crossdressing
« Antwort #28 am: 04.09.2014 10:18 »
Ich bin ein Cossdresser, weil ich Kleidung trage, die für das andere (hier: weibliche) Geschlecht gedacht oder bestimmt ist.

Na wenigstens einer außer mir, dem es keine körperlichen oder seelischen Schmerzen zu bereiten scheint, in einer Kategorie zu landen, weil er sich die Dinge kreuz und quer querzusammensucht, die er gerne anzieht.

Offline Jo 7353

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Re: Crossdressing
« Antwort #29 am: 04.09.2014 10:38 »
Es gibt kein Kleidungsstück, das nicht spätestens nach geringfügigen Modifikationen im Schnitt zur Frauenkleidung gezählt wird.
Warum sollte eine Geschlechtsbezogenheit nicht für Frauen gelten? Das gilt doch für Mann als auch Frau.

Ich bin mir sicher, es gibt auch kein Kleidungsstück, das nicht spätestens nach geringfügigen Modifikationen im Schnitt, wieder zur Männermode umfunktioniert werden kann.
Nenn mir mal ein Kleidungsstück, das, wenn es eine Frau trägt so viel Irritationen auslöst, wie ein Rock am Mann, und von Männern mit gleicher Selbstverständlichkeit getragen wird, wie Frauen einen Rock tragen.

Gruß,
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