Lieber Jo,
mal ohne viele Zwischenzitate.
Du möchtest also gerne wissen, welche Bedeutungen das Wort "männlich" für mich hat. Okay:
1. Biologisch-körperlich:
1a) genetisch: xy-Chromosom; vielleicht auch xyy; bei xxy eher wohl nicht.
1b) phänotypisch: primäre Geschlechtsmerkmale (Penis, Hoden; nur bei Tieren, nicht bei Pflanzen und Pilzen) und sekundäre Geschlechtsmerkmale: breite Schulter, flache Brust, schmale Hüften, mehr Muskel und mehr Behaarung als bei Menschen, die ich als "weiblich" bezeichne; nur bei Menschen und einigen Tierarten, nicht bei allen). Man könnte das jetzt für jede Lebewesenart gesondert durchgehen.
1c) hormonell: Testosteron. Und ich meine, da ist noch ein als männlich geltendes Hormon. (Keine Ahnung, ob es bei allen Tierarten Testosteron ist oder gar bei Pflanzen und Pilzen.)
2. Sozial/kulturell:
Gesellschaftliche/kulturelle Merkmale, die die Mitglieder einer Gesellschaft/einer Kultur als männlich empfinden, z.B. bestimmte Kleidungsstücke, Schmuckstücke, Berufe/Arbeitsfelder, Charaktereigenschaften, Verhaltensweisen, Farben... Die variieren zwischen den Gesellschaften/Kulturen und auch geschichtlich innerhalb einer Gesellschaft/Kultur.
Dabei muss man noch unterscheiden:
2a) Merkmale, die die Mehrheit einer Gesellschaft/Kultur als "männlich" bezeichnet, woraus sich das diesbezügliche Paradigma ergibt und
2b) Merkmale, die eine Minderheit innerhalb einer Gesellschaft/Kultur als "männlich" bezeichnet, woraus sich eine Opposition zum Paradigma ergibt.
3. Psychisch:
Individuelles Empfinden einer männlichen Identität, die mit den unter 1 und 2 genannten Merkmalen konform gehen kann, aber nicht muss. Bei Cisgender ist zwischen 1, 2 und 3 eine Übereinstimmung festzustellen, bei Transgender stimmen 1 und 3 nicht überein und es wird versucht, die Merkmale unter 2 so zu wählen, dass sie der psychischen geschlechlichen Identität entsprechen.
4. Grammatisch:
a) In Bezug auf Objekte, die unter 1-3 als männlich gelten.
b)
b1) In Bezug auf Objekte, die unter 1-3 als männlich gelten können, aber nicht müssen.
Z.B. in Bezug auf biologische Artennamen wie "der Mensch", "der Fliegenpilz", "der Ahorn", stimmt dann mit 1-3 überein, wenn es sich um einen im Sinne von 1-3 männlichen Vertreter der Art handelt, aber nicht wenn es sich um eine weibliche Vertreterin der Art handelt. (Wobei bei den meisten Tierarten und wahrscheinlich allen Pflanzen- und Pilzarten die Merkmale unter 2 u. 3 eh irrelevant sind.)
b2) Z.B. in Bezug auf leblose Gegenstände, wie "der Schrank", "der Rock", "der Mond" usw.
b3) Interessant in Bezug auf Flüsse, wie "der Rhein", "der Neckar", "der Amazonas". Mir ist aufgefallen, dass in der deutschen Sprache fast alle deutschen Flüsse weiblich sind, und fast alle anderen männlich. Keine Ahnung, woher das kommt.
b4) In einigen (oder vielen?) Sprachen gilt traditionell bei einer gemischtgeschlechlichen Gruppe, die gemeinsam angesprochen wird, dass man die männliche Form nimmt. In der deutschen Sprache sind Differenzierungsversuche am Werke, was oft zu sehr emotionalen Streitereien unter Bewahren der alten und Befürwortern der neuen Sprachformen führt.
Die Männlichkeitsmerkmals unter 4 sind sprachabhängig, und variieren daher oft von Sprache zu Sprache oder gar innerhalb einer Sprache: "Der Mond" ist z.B. auf Französich "la lune", im Englischen geschlechtsneutral oder sächlich "the moon", "der" im Standdartdeutschen "Bach" ist im Moselfränkischen weiblich: "die Bach".
Das habe ich jetzt mal so us de la Meng geschrieben.
Jetzt schaue ich mal in die Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/M%C3%A4nnlich und finde es da ganz ähnlich, wenn auch die psychische Dimensinon nicht extra erwähnt ist, aber noch eine mir bis eben unbekannte technische Dimension dazu kommt, nämlich bei Steckverbindungen, sowie der Name eines Musikalbums.
Und nun? Einverstanden oder kommt ein Widerspruch?
LG,
Michael