Autor Thema: Der Männerrock im Marketing: Einf. in die Marktforschung  (Gelesen 7333 mal)

Offline Holger Haehle

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Der Männerrock im Marketing: Allg. Einführung inklusive Marktforschung (Mafo)
Angeregt durch meine ersten Rockerfahrungen bei einem Karnevalsspaß mit meinen Schülern (siehe Forum Erfahrungsberichte), hatte ich beschlossen das Thema Männerrock im Fach Wirtschaftsdeutsch an der Uni von Wenzao zu bearbeiten. Das Ziel war es Wege zu finden, die zu einer breiteren Akzeptanz führen. Beginnen möchte ich heute dazu mit einer allgemeinen Einführung. Es folgen in späteren Beiträgen Umfragen zur Marktforschung, kognitive Tests und die Darlegung der abgeleiteten Marketingstrategie.

05 Der Rock im Marketing

Von nichts kommt nichts. Das stimmt auch für Ideen. Gedanken benötigen Futter, oder wie es im Englischen heißt: Food for Thought. Im Marketing besteht dieses Futter aus Wissen über den Markt. In unserem Rollenspiel ist das der Modemarkt. Alle Informationen über die Marktteilnehmer können helfen, deren Konsumverhalten zu erforschen. Dieses Wissen um Wünsche und Bedürfnisse der Kunden ist der Pool, aus dem Ideen für ein Produkt entwickelt werden können. Das Produkt in unserem Rollenspiel ist ein Rock, den Männer tragen sollen. Das Unternehmen im Rollenspiel erwägt, die Idee vom Männerrock neu zu beleben. Es ist wie jedes andere wirtschaftende Unternehmen an Profit und Gewinnmaximierung interessiert. Die Firma hofft, mit einer innovativen Strategie für den Männerrock Marktanteile hinzugewinnen zu können.
  Die Idee dazu kommt von relevanten Beobachtungen. Die Auflösung der Geschlechtergrenzen spielt als gender bending in der Mode eine zunehmende Bedeutung. So bietet die spanische Modekette Zara 2016 erstmals eine ungendered-Kollektion in ihren Läden an. Das Wochenmagazin Stern wirft in seinem ModeEXTRA vom 25. Mai die Frage auf, ob sich die modische Emanzipation des Mannes anbahnt. Es wird berichtet von Labels wie Burberry und Gucci, die gemeinsame Modeschauen für Frauen und Männer planen. Die Redakteurin schreibt: „... jetzt werden Männer- und Frauenlooks nach Belieben gemixt. Louis Vuitton gesellte seinen weiblichen Models in der aktuellen Frauenkampagne gerade den Jungstar Jaden Smith im Röckchen hinzu ...“.
  Es gibt bereits eine Unisexwelle mit Produkten für Frauen und Männer. Der Begriff leitet sich von universal und Sexus ab. Es geht überhaupt nicht um Sexualität. Sexus ist lediglich die lateinische Bezeichnung für Geschlecht. Unisex-Produkte und Dienstleistungen eignen sich für alle Geschlechter. Dazu gehören beispielsweise Jeanshosen für Frauen und Männer oder bei Dienstleistungen gleiche Versiche¬rungstarife für Frauen und Männer. Unisex-Produkte können sehr ökonomisch sein. Man kann ein Produkt quasi zweimal verkaufen. Der Aufwand für Kampag¬nen für Frauen und Kampagnen für Männer kann durch eine einzige all-gender-Kampagne deutlich reduziert werden.
  Namhafte Designer und Modelabels haben bereits eine allgemeine Akzeptanz bei modebewussten Menschen entdeckt und gesellschaftsfähig gemacht. Vivienne Westwood hat androgyne Mode entworfen. Miuccia Prada hat Männer in kurze Hosen gesteckt, deren Beine so weit waren, dass sie Röcken glichen. Unter dem Titel monovolar hat der Münchener Designer Patrick Mohr eine Unisex Kollektion geschaffen, die von jedem Menschen getragen werden kann. 
  Modelle wie Erika Linder oder Andrej Pejić zeigen ihre Einzigartigkeit in einer Vielfalt weiblicher und männlicher Facetten. Sie sprengen die Rollen-Klischees, die jeder kann. Von Calvin Klein gibt es das Parfüm ck one. Ein einziger Duft für die Frau und den Mann. Ganz aktuell bewirbt Calvin Klein seinen Unisex-Duft aus den 90er Jahren mit dem Slogan Ein Duft für Männer und Frauen, ganz ohne Vorurteile. Und Chanel zieht nach mit dem Unisex-Duft Boy, erhältlich ab Juni 2016. Es gibt also bereits einen funktionierenden Markt und offensichtlich Wachstumspotenzial.

Die Männerröcke von J.-P. Gaultier, Marc Jacobs, Tommy Hilfinger, Robert Landinger, Sandra Kuratle u.a. haben bisher Erfolge erzielt, die nicht in die Breite gingen. Auch H&M erreichte seine Ziele mit einem schwarzen Faltenrock für Männer aus der MenTrend-Kollektion von 2010 nicht. Nur der Utilitiy Kilt aus Seattle, als moderne Variante des klassischen Kilts, hatte seinen Durchbruch in der US-amerikanischen Heimwerkerszene. Er ist so erfolgreich, dass mittlerweile auch Konkurrenten ähnliche Arbeitsröcke mit viel Beinfreiheit und vielen Taschen anbieten.

Metrosexuell denkende Menschen bilden ein beachtliches Marktpotenzial. Sie konnten aber noch nicht mit attraktiven Angeboten ausreichend mobilisiert werden. Die Gruppe metrosexueller Menschen ist für die Männerrockidee essentiell. Zu dieser Gruppe gehören Männer mit einem ausgeprägten Sinn für funktionelle Kleidung und einem Modegeschmack, der Geschlechtergrenzen ignoriert.
  Der Keyboarder Martin Gore von Depeche Mode ist ein früher Vertreter dieser Gruppe. Er trug bereits in den 80er Jahren Röcke und Nagellack. In einem Interview mit dem Pop Special Magazine sagte er 1985: „Sexuelle Barrieren und Geschlechterrollen sind altmodisch und out. [...] Meine Freundin und ich tauschen oftmals die Klamotten oder das Make-up.“ Ebenso bekannt für seinen metrosexuellen Lebensstil ist Brian Molko von der Indie-Rockgruppe Placebo. Die Sarong¬fotos vom Profi-Fußballer David Beckham haben wir für eine Marktforschung genutzt.
  Metro-Männer pflegen sich. Das fängt bei der Gesichtspflege an und geht bis zur Krebsvorsorge. Pflegeserien für Männer gibt es mittlerweile von allen wichtigen Marken. Dazu gehören unter anderem Marbert, Nivea, Clinique, Bodyshop, Vichy, Lancôme und Shiseido. Mann will doch nicht vorzeitig das Verfallsdatum überschreiten und so viele Falten im Gesicht haben wie Keith Richards von den Rolling Stones. Ein adäquates Aussehen, Fitness und Gesundheit möchte man sich auch fürs Alter sichern. Es geht diesen Männern eben um mehr als Schönheit. Es geht um Lebensqualität.
  Metrosexualität hat wieder nichts mit einer neuen Sexualität oder sexuellen Orientierung zu tun. Es ist ein Lebensstil von Hetero-Männern inklusive einer Bekleidungsfreiheit, die moderne Frauen schon längst praktizieren. Der Name leitet sich von Metropolitan und heterosexual ab. Metrosexuelle Menschen lassen sich nicht vorschreiben, in welche Ecke sie gehören. Keinen Dresscode akzeptieren sie als verbindlich. Sie überwinden uniforme Geschlechterrollen. Das Wirtschaftsmagazin Economist schätzt, das in den USA in der Altersgruppe der 25-45 jährigen Männer das metrosexuelle Potenzial bei 30-35 Prozent liegt.
Ich persönlich bevorzuge die Bezeichnung Postgenderismus für ein geschlechterunabhängiges Bekleidungsverhalten, wenn es Teil einer allgemeinen Kultur ist, bei der Geschlechtlichkeit nicht oder nicht alleine die Hauptrolle spielt. Der Begriff ist wissenschaftlich definiert und bezieht auch die Freiheit von geschlechtszentrierter Macht ein. Renommierte Experten wie Judith Butler, Donna Haraway, Sandra Bem, George Dvorsky, James Hughes u.a. geben ein exakteres und fundierteres Bild als der Marketingbegriff von der Metrosexualität. Der wichtigste Unterschied zur Metro¬sexualität, der für Postgenderismus spricht, liegt darin, dass der Begriff sich nicht nur auf Männer beschränkt, sondern alle Geschlechter einschließt.

Unsere Idee ist es, erfolgreicher zu sein als Gaultier oder H&M, weil wir auf umfangreiche Marktforschung bauen wollen, als Basis für eine verbesserte Käuferansprache durch Werbung. Das scheint notwendig, denn ich wusste 2010 nichts vom H&M-Rock in der MenTrend Kollektion, obwohl ich bei den Shoppingtouren mit meiner Frau regelmäßig auch in H&M-Läden war. Ich vermute, dass in der Vergangenheit das Konsumverhalten nicht genügend eruiert wurde, bevor es in eine Konzeption eingeflossen ist. Wir wollen die besonderen gesellschaftlichen Befindlichkeiten bis in den späteren Marketing-Mix berücksichtigen. Alle unsere Maßnahmen der Marktbearbeitung sollen einmal davon durchwirkt sein. Das sind ungefähr meine einführenden Worte zu unserem Projekt im Kurs Wirtschaftsdeutsch. Aus Zeitgründen vereinfachen wir es. So besteht es nur aus drei Teilen. Wir machen:
- Marktforschung mit statistischen Mitteln und Interviews.
- Die Erkenntnisse gehen in ein Konzept mit einer Marketing-Strategie ein.
- Dann wird ein Marketing-Mix mit Maßnahmen erarbeitet, die konkret die Strategie in Erfolge umsetzen sollen.

Einzelne Maßnahmen zur Kommunikationspolitik sollen zum Schluss umgesetzt werden. Praktisch heißt das, wir werden zum Ende ein Foto-Shooting mit unseren Ideen machen, das in der Realität für Werbezwecke eingesetzt werden würde. Mir ist es wichtig, so am Ende den Studenten ein sichtbares, praxisnahes Ergebnis der Projektarbeit abzuliefern.

Für die Marktforschung erheben wir Daten mit einer Befragung zu der offene und geschlossene Fragen gehören. Die offenen Fragen erlauben die Formulierung einer Meinung. Die geschlossenen Fragen, die als Antwortmöglichkeiten nur ein „Ja“, „Nein“ oder „Weiß nicht“ zulassen, sollen statistisch ausgewertet werden. Wir erstellen dazu einen Fragebogen. Wir wollen herausfinden, was die Leute über Röcke und Hosen allgemein und über Männerröcke im Besonderen denken. Der Fragebogen soll in der Schule verteilt werden. Um möglichst viele SchülerInnen befragen zu können, sollen die Fragen in Englisch abgefasst werden. So können die Fragebögen auch in den anderen Fremdsprachenabteilungen verteilt werden. Durchgeführt wird die Befragung nur von Studenten, die am Projekt beteiligt sind, und von Lehrern, die sich dazu bereit erklärt haben und die ich zuvor eingewiesen habe. Wir erarbeiten einen Katalog mit zehn Fragen. Für dieses Buch habe ich sie ins Deutsche übersetzt. Sie können weiter hinten in diesem Kapitel in der Auswertung zusammen mit den Ergebnissen nachgelesen werden.
  Die Verbreitung der Fragebögen geht schnell. Die Studenten sind hochmotiviert. Sie arbeiten an ihrem Wunschthema und das realitätsnah. Auch sagen mir alle gefragten Kollegen ihre Unterstützung zu. Zur ersten Deadline nach einer Woche haben wir 164 ausgefüllte Bögen. Für unser Rollenspiel reicht das. Es muss ja mit dem Unterricht und der nächsten Projektphase weitergehen. Ich bitte aber, die Fragebogenaktion fortzusetzen, weil ich über das Projekt hinaus genügend Daten sammeln will für signifikante, also im mathematischen Sinne sichere Aussagen. In den nächsten Wochen kommen so noch viele Bögen hinzu. Am Ende habe ich 342 Fragebögen in der Auswertung. Allen Aussagen zu der Fragebogenaktion in diesem Buch liegt die Gesamtzahl (n=342) der bearbeiteten Bögen zugrunde.

Nach sehr viel zusätzlicher Arbeit liegt die Auswertung vor. Alle Ergebnisse sind statistisch signifikant und somit wissenschaftlich valide. In den zur Verfügung stehenden Unterrichtsstunden war das unmöglich zu leisten. Das gelang nur durch die enorme Initiative der Projektteilnehmer.

Fortsetzung folgt

androgyn

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So bietet die spanische Modekette Zara 2016 erstmals eine ungendered-Kollektion in ihren Läden an. Das Wochenmagazin Stern wirft in seinem ModeEXTRA vom 25. Mai die Frage auf, ob sich die modische Emanzipation des Mannes anbahnt. Es wird berichtet von Labels wie Burberry und Gucci, die gemeinsame Modeschauen für Frauen und Männer planen.
Hallo Holger,
wo hat Zara eine unisex Kollektion in den Geschäften? Ich hab davon nichts gesehen. In Berlin, Hamburg oder London mag das für ausgewählte Filialien zutreffen. H&M hat auch eine unisex Tochterfirma. Nennt sich Friday oder so. Der H&M Rock wurde ebenfalls nur in den Filialen zweier Großstädte angeboten. Das war, soviel ich weiß Hamburg und Berlin. Genauso war es mit der Kollektion von lagerfeld für H&M.

Dazu gehören beispielsweise Jeanshosen für Frauen und Männer oder bei Dienstleistungen gleiche Versiche¬rungstarife für Frauen und Männer. Unisex-Produkte können sehr ökonomisch sein. Man kann ein Produkt quasi zweimal verkaufen. Der Aufwand für Kampag¬nen für Frauen und Kampagnen für Männer kann durch eine einzige all-gender-Kampagne deutlich reduziert werden.
Was erzählst du da? oder hast du dich verschrieben. Bei unisex Produkten wird das Produkt doch nicht zweimal verkauft. Zweimal verkauft wird, Disneywasser, einmal in Pink und einmal in Blau, So muss die Mutti mit einem Sohn und einer Tochter tiefer in die Tasche greifen, Besonders, wenn man das pinke paar cent teurer verkauft. Glaubst du wirklich, Unternehmen geht es um Ökonomie? Was den Aufwand betrifft, sicherlich, aber bestimmt nicht was den Verkauf betrifft. Da gehts um Gewinnmaximierung und Verkaufszahlen. Das geht am besten mit gegenderten Produkten wie das Disneywasser oder das Ü-Ei für Mädchen.

Vivienne Westwood hat androgyne Mode entworfen. Miuccia Prada hat Männer in kurze Hosen gesteckt, deren Beine so weit waren, dass sie Röcken glichen. Unter dem Titel monovolar hat der Münchener Designer Patrick Mohr eine Unisex Kollektion geschaffen, die von jedem Menschen getragen werden kann.
Ich stehe einer Unisexmode skeptisch gegenüber. Gleichheit tötet die Erotik. Und wo siehst du denn Leute im Guccigewand oder Westwood rumlaufen?


Modelle wie Erika Linder oder Andrej Pejić zeigen ihre Einzigartigkeit in einer Vielfalt weiblicher und männlicher Facetten. Sie sprengen die Rollen-Klischees, die jeder kann. [..] Und Chanel zieht nach mit dem Unisex-Duft Boy, erhältlich ab Juni 2016. Es gibt also bereits einen funktionierenden Markt und offensichtlich Wachstumspotenzial.
Wie riecht denn Unisexduft so? Ich kauf das Parfum, was gut auf meiner Haut riecht, und nicht, ob da unisex oder for woman drauf steht. Für mich sind die Designer nicht progressiv. Und ganz ehrlich. Wer identifiziert sich denn mit Andreja Pejic? Das wäre das gleiche, wenn sich die Mitlgieder hier mit mir identifizieren würden.
Nicht mal für Hajo oder Asterix wäre ich ein erreichbares Ideal. Muss es auch nicht. Jeder soll seinen Stil finden.

Die Männerröcke von J.-P. Gaultier, Marc Jacobs, Tommy Hilfinger, Robert Landinger, Sandra Kuratle u.a. haben bisher Erfolge erzielt, die nicht in die Breite gingen.
Mit Sandra habe ich mich intensiv beschäftigt. Ich habe auch einen Rock von ihr. Sandra hatte damals den Hype der Loveparade Jünger mitgenommen und ist auf den Zug aufgesprungen. Das war 1996. Die Kuratle-Röcke von Amok sind die meist getragen Männerröcke, wenn man von Kiltvarianten absieht. Mit dem abflachen der Technowelle ging auch das Interesse bei Männerröcken weg. Die Finanzkrise hat ihren Rest getan und die Raver von damals sind jetzt Häuslbesitzer mit Vorgarten und Familie. Seit dem 11. September haben wir immer häufiger Terror. Mode ist jetzt das letzte, womit sich das Gro der Gesellschaft beschäftigt. Vereinfacht gesagt, sind die Leute froh, ein Dach übern Kopf und was im Kühlschrank zu haben und paar Klamotten zum wechseln.

Metrosexuell denkende Menschen bilden ein beachtliches Marktpotenzial. Sie konnten aber noch nicht mit attraktiven Angeboten ausreichend mobilisiert werden.
Achso? Wenn wir so ein beachtliches Marktpotenzial sind, wieso haben sich dann Anbieter nicht auf uns eingeschossen und bedienen stattdessen imme rnoch die Männer mit ihren 0815 Looks?

Die Gruppe metrosexueller Menschen ist für die Männerrockidee essentiell. Zu dieser Gruppe gehören Männer mit einem ausgeprägten Sinn für funktionelle Kleidung und einem Modegeschmack, der Geschlechtergrenzen ignoriert.
Metrosexuelle sind eine Subkultur, die weitgehendst von Hipstern ersetzt wurde und den meisten Menschen so fern sind wie der Punk vom Leistungsträger. Als Leistungsträger gibst du einen Teil deiner Freiheiten auf. Das schlimme daran ist, dass Männer das als völlig normal sehen. Darum gewinen wir auch keine Anhänger für eine Männerrockbewegung. Finanzielle Sicherheit zählt mehr als modische Freiheit.
Da möchte ich noch anmerken: Männer mit Sinn für funktionelle Kleidung gehören der Gruppe von Metros an? Für mich ist dass das völlige Gegenteil. Gewöhnlichen Männern ist funktionelle Kleidung wichtiger als modische. Für mich muss Kleidung nicht funktional sein. Sie muss nur schön sein und passen. Das erfüllt Männerkleidung für mich beides nicht.

Der Keyboarder Martin Gore von Depeche Mode ist ein früher Vertreter dieser Gruppe. Er trug bereits in den 80er Jahren Röcke und Nagellack.
Kann er doch. Als Musiker stehen dir alle Türen offen. Du könntets auch eine männliche Lady Gaga sein. In bürgerlichen Berufsfeldern kanns schwieriger sein.

Die Sarong¬fotos vom Profi-Fußballer David Beckham haben wir für eine Marktforschung genutzt.
Beckham kompensiert seine Damenhöschen durch seinen Fußball der eine sehr männlich-geprägte und dominante Sportart ist.

Nach sehr viel zusätzlicher Arbeit liegt die Auswertung vor. Alle Ergebnisse sind statistisch signifikant und somit wissenschaftlich valide. In den zur Verfügung stehenden Unterrichtsstunden war das unmöglich zu leisten. Das gelang nur durch die enorme Initiative der Projektteilnehmer.
Welchen Nutzen bringt dir diese Auswertung im kleinen bis mittelgroßen Rahmen?

Offline high4all

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Ist der erste Satz nicht drollig formuliert:

Zitat
Nicht mal für Hajo oder Asterix wäre ich ein erreichbares Ideal. Muss es auch nicht. Jeder soll seinen Stil finden.

Ich schmeiß mich wech vor Lachen! ;D ;D ;D ;D ;D ;D ;D ;D ;D ;D ;D ;D ;D ;D

(Genau genommen ist es umgekehrt: Asterix oder ich sind für Nico unerreichbar. Oberdoppelriesengrins!)

Bei der beiden anderen Sätzen stimme ich voll zu. Jeder von uns ist einmalig. ;)

LG
Hajo
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androgyn

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hm, wo verkörperst du für mich ein Ideal? Ich möcht nicht aussehen wie du. (Das ist nicht böse gemeint)


Offline high4all

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hm, wo verkörperst du für mich ein Ideal? Ich möcht nicht aussehen wie du. (Das ist nicht böse gemeint)
Das kannst Du auch nicht. So gut wie ich! Nee.
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Offline Asterix

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hm, wo verkörperst du für mich ein Ideal? Ich möcht nicht aussehen wie du. (Das ist nicht böse gemeint)
Das kannst Du auch nicht. So gut wie ich! Nee.

 ;)
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Offline Holger Haehle

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Hallo rock aktiv,

ich freue mich über jede Entwicklung, die Hoffnung auf Veränderung macht. Wenn Zara nur über UNISEX nachdenkt und erste zarte Schritte einleitet und der STERN und andere Magazine darüber berichten, dann ist das ein dankbarer Anfang. Dies zarte Pflänzchen will ich pflegen. Pessimismus, auch wenn er durch vergangene Beispiele berechtigt ist, wird schnell kontraproduktiv. Wichtig ist die Kritik, die es versteht, aus einem Mangel eine Verbesserung zu entwickeln.
Das ist auch das Problem von Marketing, das zu wenig Energie auf Marktforschung legt. Viele Designer folgen lieber ihren hochfliegenden Visionen als ihrem tatsächlichen Wissen um die Marktsituation. Ich vermute, daran sind auch Gaultier und Co. gescheitert. Gerade die Diskrepanz, z.B. zwischen dem metrosexuellen Marktpotenzial und der tatsächlichen Marktbearbeitung, sollte Anlass sein mit umfassenderer Marktforschung neue Ideen und Wege für das Marketing von Männerröcken zu entwickeln.

UNISEX-Marketing lehre ich nach den „Grundlagen des Marketing“ von Prof. Meffert. Das Buch entspricht dem aktuellen Stand der Forschung und ist das Standardwerk aller deutschen- und vieler internationaler Hochschulen. Demnach ist Gewinnmaximierung eine abgeleitete Funktion der Ökonomie. Die Entscheidung für oder gegen UNISEX-Kampagnen ist dabei immer abhängig vom Ergebnis mathematischer Verfahren, insbesondere der Linearen Optimierung, die das prospektive, quantifizierte Marktpotenzial in Relation zu den Aufwendungen der Elemente des sogenannten Marketing-Mix setzt. Gerade kleine Modelabels mit kleinen Etats profitieren von UNISEX-Strategien, einfach weil der Weg zum Break-Even kürzer ist. Leider werden in emotionalen Märkten oft nur bedingt rationale Entscheidungen getroffen.

Ich stehe einer UNISEX-Mode positiv gegenüber, gerade weil sie Erotik ausblendet. Ich bin nämlich zu allererst ein Mensch, der nur obendrein manchmal etwas mit Sex und Erotik zu tun hat. Die Sexualisierung durch die Gesellschaft, die auch schon weit präpubertär Kleinkinder einbezieht, ist doch mit ein Problem, warum der Männerrock es so schwer hat. Wäre der Rock heutzutage nicht weiblich sexualisiert, würden Männer im Rock überhaupt nicht auffallen.

Musiker haben es vielleicht leichter Grenzen zu überschreiten. Aber auch hier finde ich es positiv, das eine männliche Lady Gaga nicht abgelehnt werden würde wie das Beispiel Conchita Wurst zeigt. Im Übrigen empfehle ich allen Nichtkünstlern nicht gerade am Arbeitsplatz mit dem Rocktragen anzufangen. Ich trage Rock fast nur in meiner Freizeit.

Leitfiguren wie Prominente und Testimonials sind für die Werbung wichtig, weil die meisten Menschen keine Individualisten sind. Viele Menschen eifern ihren Idolen nach. Das macht Stars zu sogenannten Multiplikatoren. Es spielt für diese Menschen eine Rolle was z.B. Phillip Lahm oder Andrej Pejic anziehen. Sie richten ihren eigenen Geschmack danach aus. Natürlich hängt die Wirkung eines Stars von der Größe der jeweiligen Szene ab. Deswegen hängt der Lahm den Pejic locker ab.

In meiner allgemeinen Einführung zum Marketing liegt noch keine Auswertung. Erst im zweiten Teil werden die Marktforschungsinstrumente angewendet. Daraufhin kann dann im 3. Teil eine Auswertung erfolgen, die im 4. Teil zu einer Marketingstrategie führt.
Der Nutzen des Aufwands soll darin liegen, durch eine evaluierte und strategisch ausgerichtete Analyse härtere Fakten für eine Beurteilung zu schaffen, als dass in der Vergangenheit geschah.
Unbedingt betonen muss ich, das ich von einem Rollenspiel mit BWL-Studenten einer Uni berichte und nicht von der einem realen Projekt einer Marketingabteilung eines Modelabels. Ich gebe lediglich mein Wissen aus der Arbeit in Marketingabteilungen auszugsweise in der Lehre weiter.


androgyn

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Ich vermute, daran sind auch Gaultier und Co. gescheitert. Gerade die Diskrepanz, z.B. zwischen dem metrosexuellen Marktpotenzial und der tatsächlichen Marktbearbeitung, sollte Anlass sein mit umfassenderer Marktforschung neue Ideen und Wege für das Marketing von Männerröcken zu entwickeln.
Woran ist denn Gaultier oder Jacobs bitte gescheitert? Die verdienen ihren Löwenanteil an Accessiores, wie Handtaschen und Parfum. Die Kleidung ist nur Passion. Wenn du in der Modeszene das machst, was schon 5 andere machen, hast du kein Alleinstellungsmerkmal und keinen Wiedererkennungswert. Hast du dir schon mal angeschaut was ein Modestudium abverlangt? Dort ist zu 90% Marketing und Wirtschaftswissen. Wo siehst du, dass Metrosexuelle ein Marktpotenial haben? Wäre dem so, hätten Anbieter sich längst darauf eingeschossen. Die Industrie versucht immer wieder Männer mit irgendwelchen Trends für sich zu gewinnen. Die meisten machen sich über Metros lustig und vielen Frauen sind solche Männer zu eitel und oberflächlich, zu sehr auf sich bedacht.

Gerade kleine Modelabels mit kleinen Etats profitieren von UNISEX-Strategien, einfach weil der Weg zum Break-Even kürzer ist. Leider werden in emotionalen Märkten oft nur bedingt rationale Entscheidungen getroffen.
Wozu brauch ich Unisex, wenn ich genauso gut Damenröcke anziehen kann?

Die Sexualisierung durch die Gesellschaft, die auch schon weit präpubertär Kleinkinder einbezieht, ist doch mit ein Problem, warum der Männerrock es so schwer hat. Wäre der Rock heutzutage nicht weiblich sexualisiert, würden Männer im Rock überhaupt nicht auffallen.
Ein Männerrock ist doch unisex in dem Sinne. Männerröcke haben es aus anderen Gründen schwer.

Aber auch hier finde ich es positiv, das eine männliche Lady Gaga nicht abgelehnt werden würde wie das Beispiel Conchita Wurst zeigt. Im Übrigen empfehle ich allen Nichtkünstlern nicht gerade am Arbeitsplatz mit dem Rocktragen anzufangen. Ich trage Rock fast nur in meiner Freizeit.
Conchita stößt außerhalb der Fangemeinde nicht großartig auf Verständnis oder Nachahmungswert. Das Rocktragen ist am Arbeitsplatz progressiver als in der Freizeit. Dir wird eh jeder sagen, dass jeder in der Freizeit tragen dürfe, was er wolle.


Es spielt für diese Menschen eine Rolle was z.B. Phillip Lahm oder Andrej Pejic anziehen. Sie richten ihren eigenen Geschmack danach aus. Natürlich hängt die Wirkung eines Stars von der Größe der jeweiligen Szene ab. Deswegen hängt der Lahm den Pejic locker ab.
Lahm hängt Andreja locker ab, weil er ein gewöhnlicher Mann ist und sich 99% der Männer mit seinem Körperbau identifizieren können. Andrej Pejic ist übrigens amtlich eine Frau. Damit kein Mann mehr.

LG

Offline GregorM

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Hallo Holger,

ich finde die Idee mit der Fallstudie sehr gut. Für eine Unterrichtungssituation perfekt. Im wirklichen Leben aber viel komplizierter, weil wir uns auf einem extrem kleinen Segment befinden.

Wir könnten zum Beispiel auch in diesem Forum fragen, wie ein Männerrock aussehen sollte, wie er vermarktet werden sollte, wie wahrscheinlich es wäre, dass man ihn kaufen würde, was er kosten sollte etc. Nur würde es fordern, dass die Teilnehmer repräsentativ für Männer im Allgemeinen wären (oder dass die Anzahl der positiven Mitglieder des Forums groß genug wäre, um interessant zu sein).

Auch im Unterricht wird von einer „biased“ Situation der Fall sein.

Doch hat die amerikanische Firma Skirtkraft (http://www.skirtcraft.com) bei der Product Development ihres Rockes Marktforschung verwendet (Kickstarter Projekt), und man war sehr lange unterwegs, bevor der Rock eine Realität wurde. Das Projekt fing als Männerrock an, und endete (leider) als Unisexrock.

Die Firma bietet übrigens auch T-Shirts und Poloshirts etc. für Damen und Herren an mit der Beschriftung: „Skirts and pockets are for everybody“.

Warum die Männer dann konsequent dazu Jeans tragen, anstatt des Skirtcraft Rockes ist mir unbegreiflich.

Mehr über das Kickstarter Projekt: https://www.kickstarter.com/projects/skirtcraft/unisex-skirts/posts/1451359

Vielleicht kannst du hier Inspiration finden.

Gruß
Gregor

Gruß
Gregor

Offline Peter

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ich finde die Idee mit der Fallstudie sehr gut. Für eine Unterrichtungssituation perfekt. Im wirklichen Leben aber viel komplizierter, weil wir uns auf einem extrem kleinen Segment befinden.

Wir könnten zum Beispiel auch in diesem Forum fragen, wie ein Männerrock aussehen sollte, wie er vermarktet werden sollte, wie wahrscheinlich es wäre, dass man ihn kaufen würde, was er kosten sollte etc.

Genau das wurde in Frankreich vom Verein HeJ und der kleinen Firma Hiatus gemacht. Umfrage im Forum und anschliessende Produktion.

LG

Peter
Jetzt sind die guten alten Zeiten, nach denen wir uns in zehn Jahren zuruecksehnen werden.


 

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