Autor Thema: Auf dem Weg zum Rock. Sinnvolle Rockkompromisse  (Gelesen 29631 mal)

Offline Morle

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Re: Auf dem Weg zum Rock. Sinnvolle Rockkompromisse
« Antwort #15 am: 20.01.2017 14:04 »
Vielen Dank für Eure Antworten, Micha und Berliner!
Als ich das gelesen hatte, fiel mir auf, daß ich in meinem Beitrag einen wichtigen, wenn nicht entscheidenden Aspekt vergessen habe zu erwähnen: der mit tödlicher Sicherheit entstehende Widerstand meiner Frau, wenn ich vorhätte, mich im Rock der Öffentlichkeit auszusetzen.
Ergo wäre zuerst eine tiefgreifende Diskussion zuhause fällig/erforderlich und ich bin mir noch lange nicht sicher, ob ich ihre Duldung erreichte, was, wie ich vermute, schon das Äußerste wäre.
Neben der Scheu, sie mit meinem Wunsch zu konfrontieren, die mehr oder minder unausgesprochene Erwartung beinhaltend, daß sie es duldet, bildet auch meine Liebe zu ihr ein großes Hindernis. Ich kann nicht Toleranz fordern, wenn ich ihre Grundeinstellungen mißachte.
Das ist, fürchte ich, das, wofür die alten Griechen den Begriff Dilemma erfanden.

Mein Geschreibsel soll nicht heißen, daß nicht dort irgendwann eine gewisse Progression stattfinden wird. Hilfreich sind dabei Eure Denkanstöße auf jeden Fall. Nochmals Dankeschön dafür,
Morle
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Offline MAS

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Re: Auf dem Weg zum Rock. Sinnvolle Rockkompromisse
« Antwort #16 am: 20.01.2017 15:20 »
Ich kann nicht Toleranz fordern, wenn ich ihre Grundeinstellungen mißachte.

Lieber Morle,

ist es denn ihre Grundeinstellung, Dir Kleidungsvorschriften machen zu dürfen?

Ich sage es mal so: Du darfst von Ihr bezüglich Deiner Kleidungsvorlieben dieselbe Toleranz erwarten, die Du ihren Kleidungsvorlieben entgegenbringst.

Das ist in unserer Ehe ein Grundgesetz.

LG, Micha
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Express

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Re: Auf dem Weg zum Rock. Sinnvolle Rockkompromisse
« Antwort #17 am: 20.01.2017 15:54 »
Hallo Morle,

fang doch nochmal von neuem an, z.B. mit einem Kilt und ohne High Heels.
Dann bist du ganz eindeutig als Mann zu sehen auch von deiner Frau.

Wenn du in die Öffentlichkeit möchtest auch hier kleine Schritte und die ersten male nicht gleich von zu Hause aus startet sondern in die nächste größere Stadt z.B. und dort einen kleine Spaziergang unternehmen, wirst sehen da passiert genau nichts außer ein paar Blicke.

Viel Erfolg

Offline Morle

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Re: Auf dem Weg zum Rock. Sinnvolle Rockkompromisse
« Antwort #18 am: 20.01.2017 18:19 »
Vielen Dank wieder einmal für die ermutigenden Antworten.

Auf Deinen Beitrag, Micha, eingehend: es ist keineswegs ihre Grundeinstellung, mir Kleidungsvorschriften machen zu wollen. Der Punkt ist nicht, daß ich mich "weiblich" kleide, sondern die Reaktion von Nachbarn, Kollegen, Verwandten, Bekannten u. s. w.
Das meinte ich damit, als ich äußerte, ihre Grundeinstellungen nicht mißachten zu dürfen - genau sowenig wie sie meine mißachtet. Immerhin duldet sie, mich gelegentlich zuhause in Rock, High-Heels und Nylons zu sehen.
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Offline MAS

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Re: Auf dem Weg zum Rock. Sinnvolle Rockkompromisse
« Antwort #19 am: 20.01.2017 19:12 »
Vielen Dank wieder einmal für die ermutigenden Antworten.

Auf Deinen Beitrag, Micha, eingehend: es ist keineswegs ihre Grundeinstellung, mir Kleidungsvorschriften machen zu wollen. Der Punkt ist nicht, daß ich mich "weiblich" kleide, sondern die Reaktion von Nachbarn, Kollegen, Verwandten, Bekannten u. s. w.
Das meinte ich damit, als ich äußerte, ihre Grundeinstellungen nicht mißachten zu dürfen - genau sowenig wie sie meine mißachtet. Immerhin duldet sie, mich gelegentlich zuhause in Rock, High-Heels und Nylons zu sehen.

Ah ja, Morle, immer wieder die Reaktionen der Anderen. Aber für deren Reaktionen sind sie verantwortlich zu machen, nicht Du.

Aber ich verstehe natürlich, was Du meinst. Wichtig ist aber noch folgendes: Gäbe es die Nachbarn usw. nicht oder würden sie anderes reagieren, wäre dann Deine Frau auch gegen Dein Rocktragen? D.h. ist ihre Einstellung total abhängig von den Nachbarn usw. oder denkt sie auch unabhängig von diesen Leuten negativ über Deine Kleidungsvorliebe?

LG, Micha
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Offline high4all

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Re: Auf dem Weg zum Rock. Sinnvolle Rockkompromisse
« Antwort #20 am: 20.01.2017 19:27 »
Der Punkt ist nicht, daß ich mich "weiblich" kleide, sondern die Reaktion von Nachbarn, Kollegen, Verwandten, Bekannten u. s. w.
Du kennst die möglichen Reaktionen Deiner Umgebung nicht. Weil Du es noch nicht ausprobiert hast. Viele Deiner Befürchtungen befinden sich in Deinem Kopf. Dieses "Was-werden-die-Leute-sagen" ist das größte Hindernis, das viele Rocker überwinden mussten, bevor sie die ersten Schritte im Rock gewagt haben.

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass die Reaktionen viel weniger deutlich waren als die Befürchtungen. Und anch einiger Zeit haben sich die meisten Menschen aus meinem Umfeld an meine Looks gewöhnt. Sensationell war es nur am Anfang, heute ist es Alltag.

Das meinte ich damit, als ich äußerte, ihre Grundeinstellungen nicht mißachten zu dürfen - genau sowenig wie sie meine mißachtet. Immerhin duldet sie, mich gelegentlich zuhause in Rock, High-Heels und Nylons zu sehen.

Duldung hört sich nicht nach Gleichberechtigung an.

Ich nehme an, dass Du Deiner Frau keine Vorschriften im Bezug auf ihre Kleidung machst. Wenn es so ist, sollte das auch in der anderen Richtung gelten. Liebe ist keine Einbahnstraße und zu einer Beziehung gehört auch Freiraum.

Damit der Schritt in die Öffentlichkeit leichter wird, weise ich auf die Ratschläge der Rock-Kollegen hin: Anfangs ein schlichter Rock, in dem Du Dich wohlfühlst, unauffällig kombiniert.

Der Wohlfühlfaktor ist wichtig für Deine Ausstrahlung auf die Menschen. Wenn Du positiv rüberkommst, wird ein Rock eher akzeptiert.
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Re: Auf dem Weg zum Rock. Sinnvolle Rockkompromisse
« Antwort #21 am: 20.01.2017 19:44 »
Ich kann nicht Toleranz fordern, wenn ich ihre Grundeinstellungen mißachte.

Hallo Morle,
du hast vollkommen recht. Es ist eine Sache des Respekts, der Achtung und der Wertschätzung dem anderen gegenüber. Aber das gilt hoffentlich auch bei euch gegenseitig?

sondern die Reaktion von Nachbarn, Kollegen, Verwandten, Bekannten u. s. w.
Das meinte ich damit, als ich äußerte, ihre Grundeinstellungen nicht mißachten zu dürfen - genau sowenig wie sie meine mißachtet. Immerhin duldet sie, mich gelegentlich zuhause in Rock, High-Heels und Nylons zu sehen.

Fahr doch mal mit deiner Frau zusammen in eine entfernte Stadt, wo euch niemand kennt. Es stimmt, was in anderen Beiträgen steht, du wirst kaum großartige Beachtung finden. Allerdings gibt es noch deine eigene Wahrnehmung und die deiner Frau. Wenn ihr das zum ersten Mal probiert, werdet ihr gezielt die Reaktionen anderer Leute abchecken. Und dadurch dann auch selbst wieder mehr Aufmerksamkeit finden, die sich aber in eine Kategorie einordnen lässt: Man kann es hinnehmen. Mit der Zeit, mit der Gewöhnung wird auch euer Lauern darauf, wie andere Leute reagieren, abstumpfen und nachlassen. Dann gehst du so locker irgendwo lang wie mit einer Jeans.

Gruß Matthias

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Re: Auf dem Weg zum Rock. Sinnvolle Rockkompromisse
« Antwort #22 am: 20.01.2017 19:54 »
Es ist halt alles nicht so einfach!

Wenn ich diesen Satz sagte, pfegte mein Vater zu ergänzen: "Besonders nicht, wenn man es doppelt nimmt."

Danke, ein schöner Spruch. Merk ich mir  :)

Gruß Matthias
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Offline GregorM

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Re: Auf dem Weg zum Rock. Sinnvolle Rockkompromisse
« Antwort #23 am: 20.01.2017 21:07 »

Hallo Morle,
du hast vollkommen recht. Es ist eine Sache des Respekts, der Achtung und der Wertschätzung dem anderen gegenüber. Aber das gilt hoffentlich auch bei euch gegenseitig?


Es lässt sich ja nicht bestreiten, dass Morle der ist, der von den Normen abweicht. Seine Frau vermutlich nicht. Von einem Gleichgewicht wäre deshalb nicht die Rede. Aber natürlich sind Kompromisse angesagt. Zum Beispiel, dass Morle sich - mit Ausnahme vom Rock - absolut männlich erscheinen würde. Und dass seine Frau damit rechnen könnte, dass es dabei bliebe.

Gruß
Gregor
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Offline high4all

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Re: Auf dem Weg zum Rock. Sinnvolle Rockkompromisse
« Antwort #24 am: 20.01.2017 21:25 »
Zum Beispiel, dass Morle sich - mit Ausnahme vom Rock - absolut männlich erscheinen würde.

Gruß
Gregor
Das hört sich für mich so an, als wenn jemand von Dir sagen würde: "Bis auf den Rock ist Gregor männlich." Heißt nichts anderes, als dass Deine Männlichkeit in den Augen des Anderen nicht mehr 100%ig ist. Eine eingeschränkte Männlichkeit sozusage und keine absolute Männlichkeit.

Dann wundert es mich nicht, wenn es keine Nachahmer Deines so absolut männlichen Stils gibt. Weil er nicht so absolut ist, wie Du denkst.

LG
Hajo

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Offline GregorM

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Re: Auf dem Weg zum Rock. Sinnvolle Rockkompromisse
« Antwort #25 am: 20.01.2017 22:28 »
Hallo Hajo,

ein Rock wird nun mal mit Weiblichkeit verbunden. Das heißt aber nicht, dass ein Mann deshalb weiblich vorkommt. Es gehört bei den meisten Männern mehr dazu.

Aber ehe man dazu gelangt, kann man ja als Clown betrachtet werden.

Gruß
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Offline GregorM

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Re: Auf dem Weg zum Rock. Sinnvolle Rockkompromisse
« Antwort #26 am: 20.01.2017 22:30 »

Dann wundert es mich nicht, wenn es keine Nachahmer Deines so absolut männlichen Stils gibt. Weil er nicht so absolut ist, wie Du denkst.


Hier verstehe ich einfach nicht, was du meinst, lieber Hajo.

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Offline Barefoot-Joe

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Re: Auf dem Weg zum Rock. Sinnvolle Rockkompromisse
« Antwort #27 am: 20.01.2017 22:36 »
Hallo morle,

Jetzt gebe ich auch mal etwas Senf dazu... ;)

Zitat
Eingewandt werden könnte, daß, sofern der Ruf erst ruiniert ist, es sich gänzlich ungeniert lebt, jedoch hier erneut mein Hinweis: ich bin ein Feigling! Für mich ist die fortdauernde Akzeptanz meiner Mitmenschen zu wichtig.

Möchtest du, dass sie dich akzeptieren oder deine Kleidung? Da ist ein ganz wesentlicher Unterschied, denn die Akzeptanz deiner Person hat nichts mit der Kleidung zu tun. Ich weiß - man hat Angst, dass sie einen wegen der Kleidung nicht mehr akzeptieren, aber das passiert in der Regel nicht, denn diejenigen, die dich kennen, sehen und wertschätzen die Person und nicht die Verpackung. Ich hatte die gleichen Bedenken - mehrfach. Ich hatte sie, als ich das erste Mal barfuß in die Firma ging. Als ich das erste Mal Nagellack in der Firma trug. Als ich das erste Mal einen Rock in der Firma anhatte. Aber alle Ängste waren unbegründet - trotz dieser doch recht drastischen Veränderungen hat sich nichts an meiner Akzeptanz geändert.

Was Fremde über mich denken ist etwas anderes, denn sie können mich nur anhand der Kleidung beurteilen. Das ist aber deren Problem. Zu unserem Problem wird es, weil unsere Partner sich darüber zu viele Gedanken machen. Meiner Frau geht es ganz genauso und es hat einige Zeit gedauert, bis sie merkte, dass gar nichts passiert, wenn sie mit mir ihm Rock unter die Leute geht. Natürlich schauen die Leute - aber das ist Teil des Spiels und beinhaltet ja auch noch keine Wertung. Wir hatten mittlerweile auch mehrfach Situationen, in denen Fremden oder ihre Arbeitskolleginnen sagten, dass sie das toll finden. Ich denke, solche positiven Rückmeldungen sind immer noch das Beste, um Ängste abzubauen und die wirklich sehr seltenen vermeintlich negativen Reaktionen ignorieren zu können.

Das Problem ist nur, dass man positive Rückmeldungen nur out and about bekommt. Da würde ich mich den schon gegebenen Ratschlägen anschließen: Nimm den dezentesten Rock den du hast, den, der kaum von einer Hose zu unterscheiden ist und gehe mit deiner Frau damit raus. Es muss ja erst einmal nicht in der Nachbarschaft sein. Vielleicht im Urlaub, oder wenn ihr abends Essen geht (weil es dann dunkel ist). Wenn deine Frau merkt, dass keine Reaktionen kommen, ist das ein erster Schritt. Ängste kann man nicht von jetzt auf gleich ablegen - man muss langsam lernen, dass sie unbegründet sind und das erreichen wir oft nur mit Salamitaktik. Wenn deine Frau selbst das ablehnt, findest du vielleicht Gelegenheiten, in denen sie es nicht ablehnen kann. Vielleicht mußt du sie mal irgendwo abholen und tauchst dann einfach im Rock auf. Was soll sie machen?

Aber vielleicht mußt du dich auch erst einmal selbst überzeugen und von deinen Ängsten befreien, bevor du deine Frau überzeugen kannst? Denn nur, wenn du selbst selbstbewußt im Rock unter Fremden unterwegs sein kannst, kannst du das deiner Frau glaubwürdig vermitteln. Vielleicht müsste der erste Schritt daher wirklich sein, ohne deine Frau rauszugehen. Es muss ja nicht zu Hause sein. Fahr im Rock tanken. Geh zwei Städte weiter im Rock einkaufen. Ich weiß nicht, wo du wohnst, aber wenn du einen Flughafen in der Nähe hast, geh dort hin - Flughäfen sind ideal, weil sicheres Gebiet und jeder ist mit sich selbst beschäftigt. Geh in die Fußgängerzone und mach Besorgungen. Laufe nicht einfach herum, sondern mache wichtige Besorgungen, so daß du den Rock dabei vergißt. Du wirst sehr schnell merken, dass sich die anderen Leute umso weniger für dich interessieren, je normaler der Rock für dich wird. Vergißt du den Rock, bemerken ihn auch die anderen nicht. Das ändert sich dann wieder, wenn deine Frau mit dabei ist, denn dann reagieren die anderen auf ihre Ängste. Aber immerhin dann nicht mehr auf deine. Du bist dann der selbstbewußte ruhende Pol und das wird deine Frau auch merken.

Zitat
So sehr ich es auch bedauere, bleibt mir im Rock und in High-Heels nur das winzige Biotop meiner häuslichen Umgebung, und auch dort vorzugsweise in den oberen Gemächern, da ich im Parterre durch die Fenster zu leicht gesehen werden könnte.

Möchtest du dein Leben leben oder das der Nachbarn? Möchtest du das machen, was dein Herz dir sagt, oder das, was die Nachbarn möglicherweise erwarten? Interessieren sich die Nachbarn für deine Meinung? Nein? Warum läßt du dich dann von deren Meinung beeinflussen, die sie nicht einmal geäußert haben? Du verbietest dir etwas, das du gerne tun würdest, etwas, an dem dein Herz hängt, weil Nachbarn möglicherweise etwas negatives denken könnten. Du weißt das nicht einmal, du hast nur Angst davor. Vielleicht würden sie es sogar gut finden?

Zitat
Wären sie als Subjekt des Rockträgers oder als Familienangehöriger bzw. Partner(in) davon betroffen, wage ich zu bezweifeln, daß die Antworten dann noch so tolerant blieben.

Ich spreche da nur für mich, aber ich bin der Meinung, dass wir in einer Beziehung nicht da Recht haben, unseren Partner in seiner persönlichen Entfaltung einzuschränken. Anders gesagt: Wenn meine Frau morgen mit knallroten Haaren ankommt, weil sie das toll findet, dann steht es mir nicht zu, ihr das auszureden oder es zu kritisieren. Sie findet es toll und mein Job ist es, sie glücklich zu machen. Ich muss es nicht gut finden, aber das ist unbedeutend, denn es geht nicht um mich, es geht um sie. Wenn es sie glücklich macht (und keine Gefahr beinhaltet), dann unterstütze ich es, auch wenn ich eine andere Meinung dazu habe. Meine Frau ist mein Partner, nicht mein Besitz.

Zitat
Meine Frau z. B. meint, ich stellte in Rock und High-Heels für sie eine völlig fremde, andere Person dar, nicht den Mann, den sie kennt und liebt.

Da das objektiv gesehen natürlich nicht stimmen kann, würde es sich vielleicht lohnen, das mal näher zu diskutieren. Ich vermute mal, sie hat einfach Angst davor, dass du dich veränderst und nicht mehr der bist, den sie kennengelernt hat. Aber wir alle verändern uns ständig, das nennt sich Leben. :) Dahinter steckt vermutlich eine tiefere Angst, nämlich die, dass das nicht nur eine Kleidersache ist, sondern eine Identitätsfrage. Fragen wie "Will er lieber eine Frau sein?" oder "Wohin wird das führen?". Das ist die Angst, den Mann zu verlieren und plötzlich eine Frau an ihrer Seite zu haben. Das kann natürlich passieren, wenn mann tatsächlich transident sein sollte und dann wird es um einiges schwieriger. Wenn man das aber nicht ist, und einfach nur sein Kleidungsportfolio erweitern möchte, dann ist ein ganz wichtiger Schritt meiner Meinung nach, unseren Partner mit Wort und Tat immer wieder klar zu machen, dass wir immer noch dieselben sind. Mit dem Rock tritt eine feminine Seite zu Tage - aber die war meist schon immer da. Oft sind es ja gerade eigentlich feminine Eigenschaften, die unsere Frauen an uns schätzen, wie Verständnis, Zuhören können, usw. Eine Seite also, die wesentlicher Teil unseres Charakters ist und die sich bisher einfach nur nicht optisch ausgedrückt hat. Wenn sie das nun macht, ändert das nichts an unserer Identität oder an unserem Charakter, wir sind immer noch derselbe Mensch.

Zitat
Wenn ich mir die Freiheit nehme, mich so anzuziehen, ignoriert sie das weitestgehend.

Ich fürchte, das ist eher eine Verdrängungsreaktion. Was ich ignoriere, ist nicht da und wenn es nicht da ist, muss ich mich damit nicht beschäftigen. Ich würde das mal nicht mit Akzeptanz gleichsetzen, auch wenn ich es dir wünschen würde.

Zitat
Ich habe versucht, ihr klarzumachen, daß ich auch dann kein anderer bin, aber die Visualität meines Äußeren ist wohl zu dominant für sie (dabei trage ich weder Perücke noch Make-up, wäre wohl auch sinnlos bei meinem nicht überschminkbaren Männergesicht).

Dann beschränke das Visuelle doch erst einmal. Laß FSH und Heels weg und zieh nur einen dezenten Rock an. Dann ist es für sie sicher einfacher, das zu akzeptieren. Wenn sie merkt, dass du dich dadurch nicht veränderst, sondern einfach nur ein anderes Stück Stoff am Leib hast, ist schon einmal eine der größeren Ängste etwas abgebaut.
Ich bin ein Mensch mit Irritationshintergrund.

Normality is a paved road: it’s comfortable to walk, but no flowers grow. - Vincent van Gogh

androgyn

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Re: Auf dem Weg zum Rock. Sinnvolle Rockkompromisse
« Antwort #28 am: 20.01.2017 23:36 »
Ah ja, Morle, immer wieder die Reaktionen der Anderen. Aber für deren Reaktionen sind sie verantwortlich zu machen, nicht Du.
So einfach ist das aber auch nicht, wie du es darstellst. Das wäre das gleiche, wenn Schülerinnen im total kurzen Minirock und bauchfrei vor ihrem Lehrer und ihren Schülern, rumhampeln würden. Den Jungen könnte man nun auch unterstellen, dass sie schuld sind, wenn sie gucken und sich beherrschen sollen. Nur hat das nun mal evolutionäre Gründe warum Jungs dann und wann auf Mädchen gucken. Ich bezweifel, dass es selbst dich kalt gelassen hätte.

Ich nehme an, dass Du Deiner Frau keine Vorschriften im Bezug auf ihre Kleidung machst. Wenn es so ist, sollte das auch in der anderen Richtung gelten. Liebe ist keine Einbahnstraße und zu einer Beziehung gehört auch Freiraum.
Ich nehme an, er wird schon was sagen, wenn seine Frau sich einen Bart aufpinselt und sich in die Mitte ihres Kopfs einen Hubschrauberplatz  rein rasiert oder sich Geheimratsecken zupft.

Von christlich getrieben Beziehungen und Ehen, wie bei Hajo, kann man nicht so viel entnehmen, weil sie auf ganz anderen Säulen aufbauen als gewöhnliche (atheistische) Ehen, und ein klares Bild herrscht, wie eine Frau und wie ein Mann im Durchschnitt auszusehen hat und sich die Paare nach diesen Kriterien gesucht haben. Was anderes ist es, wenn eine Frau den Mann bereits von anfang im Rock und Heels ausgesucht hat. Das ist aber auch mehr als die Seltenheit.

Allerdings gibt es noch deine eigene Wahrnehmung und die deiner Frau.
Mit der Zeit, mit der Gewöhnung wird auch euer Lauern darauf, wie andere Leute reagieren, abstumpfen und nachlassen.
Was ist das für eine Logik? Die Reaktionen (die gewöhnlich nur beim gaffen bleiben), nur weil du selber abstumpfst, lassen bei den Leuten nicht nach, sobald dich neue Leute sehen. Ich merke die Reaktionen oft daran, wenn ich an Männern vorbei gehe, die mitten in eime Gespräch verstrickt sind und der Erzähler plötzlich stockt und sein zuletzt gesagtes Wort stammelnd widerholt. Dann weiß ich, dass er sich nicht mehr auf eine Sache konzentrieren konnte.

Dann wundert es mich nicht, wenn es keine Nachahmer Deines so absolut männlichen Stils gibt. Weil er nicht so absolut ist, wie Du denkst.

LG
Hajo


Ja. Das wäre mal ein Forschungsthema für Holger. Warum es keine Nachahmer gibt, trotz Brückenkombinationen und "verweiblichte" Männer wie Hajo beinah nahezu keine Probleme haben. Der Grund dürfte klar sein. Bei Hajo ist alle Männlichkeit verspielt. Da spielt weder Rock noch Pump eine Rolle. Bei greogor ist eine Restmännlichkeit erhalten und andere fragen sich, warum er denn keine Hosen anzieht, wenn er sonst soch männlich fühlt. Das sind natürlich nur meine Vermutungen und haben kein absoluten Anspruch auf Richtigkeit.
Das Gregor auch Komplimente und keine Reaktionen bekommt ist dem geshculdet, dass jeder einen Kilt kennt. Ob Greogor (Nicht-)Schotte ist, ist für Außenstehende auch nicht erkennbar. darum gings aber nicht. Es ging um den Ansatz der Nachahmer. Und die meisten wollen eine volle Männlichkeit, also Hosen und keine Restmännlichkeit, wenn sie alles haben können und haben wohlmöglich auch keine schottischen Vorfahren.
Natürlich widerspricht das auch dem Gedanken und der Intention von Jo, der das Recht für Röcke an Männern, die trotzdem zu ihrer männlichen Identität stehen und auch so erscheinen, ausspricht. Ich habe halt nur die Gegnsätze aufgezeigt. Witzigerweise haben in diesem Jahr Kleider schneller die Runde gemacht als KIlts und Männerröcke. Gregor begründet das damit, dass mehr Männer Frauen sein wöllten. Auch dazu habe ich eine Hypothese.

Aber ehe man dazu gelangt, kann man ja als Clown betrachtet werden.
Na danke. hehe.

Da ist ein ganz wesentlicher Unterschied, denn die Akzeptanz deiner Person hat nichts mit der Kleidung zu tun. Ich weiß - man hat Angst, dass sie einen wegen der Kleidung nicht mehr akzeptieren, aber das passiert in der Regel nicht, denn diejenigen, die dich kennen, sehen und wertschätzen die Person und nicht die Verpackung.
Ich habe auch schon Freunde verloren, die enge Freunde waren. Sie sind es vielleicht noch, komsicherweise melden sie sich aber ni mehr. Weil sie der Meinung sind, dass das nur Frauen tragen dürfen und sie auch nur Frauen darin sehen wollen und keine Mann.

Wenn meine Frau morgen mit knallroten Haaren ankommt, weil sie das toll findet, dann steht es mir nicht zu, ihr das auszureden oder es zu kritisieren. Sie findet es toll und mein Job ist es, sie glücklich zu machen. Ich muss es nicht gut finden, aber das ist unbedeutend, denn es geht nicht um mich, es geht um sie. Wenn es sie glücklich macht (und keine Gefahr beinhaltet), dann unterstütze ich es, auch wenn ich eine andere Meinung dazu habe. Meine Frau ist mein Partner, nicht mein Besitz.
Soweit die Theorie.

Ich vermute mal, sie hat einfach Angst davor, dass du dich veränderst und nicht mehr der bist, den sie kennengelernt hat. Aber wir alle verändern uns ständig, das nennt sich Leben. :) Dahinter steckt vermutlich eine tiefere Angst, nämlich die, dass das nicht nur eine Kleidersache ist, sondern eine Identitätsfrage.
Vielleicht, weil genau Kleidung für Frauen eine Identitätsfrage ist? Schon mal darüber nachgedacht?

Fragen wie "Will er lieber eine Frau sein?" oder "Wohin wird das führen?". Das ist die Angst, den Mann zu verlieren und plötzlich eine Frau an ihrer Seite zu haben.
Weil Frauen für gewöhnlich heterosexuell sind. Mir ist's ja auch unverständlich, wie Frauen Männer anziehend finden können, die sie sonst Männer mit Abneigung "iiihh Männer sollten sich lieber was mehr anziehen, das will doch keine Frau sehen" entgegnen.

Mit dem Rock tritt eine feminine Seite zu Tage - aber die war meist schon immer da. Oft sind es ja gerade eigentlich feminine Eigenschaften, die unsere Frauen an uns schätzen, wie Verständnis, Zuhören können, usw. Eine Seite also, die wesentlicher Teil unseres Charakters ist und die sich bisher einfach nur nicht optisch ausgedrückt hat. Wenn sie das nun macht, ändert das nichts an unserer Identität oder an unserem Charakter, wir sind immer noch derselbe Mensch.
Wenn eine vermeintlich feminine Seite bei dir zum Ausdruck kommt, muss sie zwangsläufig menschlich und geschlechtsungebunden sein. Muttergefühle wären eine weibliche Seite, oder multiple Orgasmen, all das haben Männer nicht. Ebenso können Männer nicht nachvollziehen, was im Körper passiert wenn eine Frau Schwanger ist oder ihr Kind stillt. Eine Frau weiß allerdings auch nicht, wie es sih anfühlt eine Errektion zu haben. Das wären so männliche Seiten.
Der Rest (wie Gefühl von Röcke tragen) wird einfach nur Geschlechtern aufgepresst wo sie am geeignesten zu passen scheinen. Wenn du neuerdings besser zuhörst, hast du dich sehr wohl verändert.

Offline high4all

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Re: Auf dem Weg zum Rock. Sinnvolle Rockkompromisse
« Antwort #29 am: 20.01.2017 23:41 »

Dann wundert es mich nicht, wenn es keine Nachahmer Deines so absolut männlichen Stils gibt. Weil er nicht so absolut ist, wie Du denkst.


Hier verstehe ich einfach nicht, was du meinst, lieber Hajo.

Gruß
Gregor

Die Frage hast Du weiter oben selbst beantwortet:

Zitat
...... ein Rock wird nun mal mit Weiblichkeit verbunden

Folglich ist ein Mann, der einen Rock trägt, ein kleines Stück "weiblich" in seiner Erscheinung. Eben nicht mehr 100%ig, wie als Hosenträger, sondern "nur" noch 100 - x-prozentig.

Natürlich ist er im innersten Kern weiterhin 100% Mann, aber für den auf Äusserlichkeiten achtenden Betrachter möglicherweise nicht 100%ig erkennbar.

Das genügt für die allermeisten Männer als Begründung, keine Röcke zu tragen.

LG
Hajo
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