Autor Thema: Männer die Rock tragen. Gibt es eine Schnittmenge zu LGBT ?  (Gelesen 33698 mal)

Offline MAS

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Das ist mir fast so unangenehm, nur weil ich deutscher Nationalität bin, helle Haut, blonde Haare, blaue Augen habe, als alter weißer Mann (praktisch der ausbeuterische Nazi) gesehen zu werden.

Letztes Jahr in Österreich in Kaprun auf einem Mittelalterfest saß ich mit mehreren anderen blonden und bauäugigen Männern um ein Lagerfeuer. Da kam ein dunkelhaarig, dunkeläugiger Mensch daher und sprach uns an: "Ihr habt ja alle blaue Augen und blonde Haare! Was ist denn mit euch los??"  Ich antwortete grinsend: "Wir gehören zur indigenen Bevölkerung in diesem Teil der Welt. Wenn du magst kannst dich trotzdem dazusetzen."

Da unser Quoten Afghane (tritt als Prinz aus Persien auf, mit Krumschwert, persischen Helm usw) aus Gesundheitsgründen am Morgen abgereist war, wurden wir wahrscheinlich als Gruppe von alten, weißen Männern mit (fragwürdigen) traditionellen Hintergrund wahrgenommen.

Lieber Zwurg,

einerseits kann ich den emotionalen Vergleich nachvollziehen, andererseits herrscht doch ein riesiger Unterschied zwischen einerseits Menschen, die sich mit ihrem biologischen Geschlecht nicht identifzieren, sondern mit einem anderen und andererseits Menschen, die sich einer aggressiven Ideologie verschrieben haben und alle Menschen, die nicht ihren Vorstellungen entsprechen, verachten und bekämpfen.

Wie bringst Du beides zusammen?

LG, Micha
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Offline cephalus

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Mir geht es um Kleidung und Auswahlmöglichkeiten sich zu kleiden. Ich würde gerne meinen nackten Männerkörper als leere Leinwand sehen, die ich täglich neu mit Farbe füllen kann.

Lieber Zwurg,
Genau so sehe ich das auch. Mit Farbe füllen,  abhängig davon wie meine Stimmung  ist und was ich vor habe. Auch die Hose in schwarz hat ihren Platz, genauso wie das bunte Kleid.

Für einen aussenstehenden der sich mit dem Thema nicht beschäftigt ist alles eins. Schublade auf und schon stecke ich drin mit den Schwulen, Lesben, Transmenschen und wie auch immer, obwohl ich keiner bin.

Das mag sein, im Gegensatz zu früher ist es mir aber egal. 
Wahrscheinlich hat sich meine Einstellung auch dahingehend verändert   weil ich aus der Fehleinschätzung auch keine Nachteile mehr erwarte, wie sie von 20 Jahren an der Tagesordnung gewesen wären.

In meinem weiteren Umfeld sind einige Menschen auf die die genannten und weitere Labels zutreffen und ich sehe wie mit ihnen umgegangen wird: Absolut normal. 

Ja, ich könnte mir vorstellen,  hätte ich mehr mit manchen der Beteffenden zu tun und würde z.B. dort im bunten Kleid zu einer Party kommen,  würde man mich evtl. nach dem gewünschten Pronomen fragen- aus Höflichkeit.

Es würde mich nicht kränken.

Offline Jean

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Bin dann mal weg was dieses thema betrifft  :)

LG, Janna
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ikm4799

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Männer mit Röcke und co landen schnell in der Schublade LGBT. Aus meiner Sicht eine wenn nicht die größte Hürde sich für das Thema Röcke zu interessieren. Wer mag schon unberechtigt in einer Schublade landen. Da wieder rauszukommen ist deutlich schwerer als reinzukommen. Nicht selten  ist das bedingt durch die Gedanken was denken Familie, Arbeitskollegen Nachbarn...
Was ist wenn man im Hausflur xy in die Arme läuft....
Andererseits ist es nicht selten in der  Mode Szene so dass viele aus dem LGBT Bereich kommen. Zb Guido Maria Kretschmer, Marc Jacobs ( glaube ich jedenfalls wenn ich mich nicht irre). Oder Stars aus Musik u Film . Bekannt ist das da das Gefühl für moderne Mode vorhanden ist. Also sind gewisse Parallelen vorhanden.
Anderseits ist das nur eine kleine Gruppe. Aber anscheinend will der 0815 Mann nicht zu dichten Kontakt und diese Modeströmungen mittragen.

Ich greife das Starposting noch einmal (und ohne Lagerfeuergeschichten von LARPs) auf:

Die LBGTQ+ Community hat auf jeden Fall viel für die Gesellschaft, das Mindset und damit auch für uns Abweichler getan.
Dennoch prangt auf allem dieser Stempel "LBGTQ+" - so als Markenzeichen, "GENEHMIGT" und "die dürfen das!".
Wenn also Künstler XY irgendwo im bunten Fummel auftaucht, dann Klicken und Blitzen die Kameras und es wird auch darüber berichtet,
aber zum Einen juckt es heutzutag kaum noch jemanden und zum anderen gilt dann wieder "der ist ja sowieso schwul!".

So als wäre und sei die Mitgliedschaft in der LBGTQ+-Szene ein Freifahrtsschein für alle modischen Abweichungen und Spielereien.

Kein Problem, wenn das Mitglied XY beim Sommerfest des "Regenbogen Klein-Kleckersdorf e.V." als Drag auftritt und den Abend moderiert oder sich so vom Bürgermeister die Verdienstmedaille verleihen lässt.
Unvorstellbar, dass der Vorsitzende des Schützen-Clubs beim Sommerfest im Rock aufs Podium steigt oder gar dem Bürgermeister so gegenüber tritt.


Oftmals wird es als "Drag" auch gerne übertrieben oder überspitzt dargestellt. Das ist also nicht ernst gemeint, sondern eine Persiflage.
Greift nun ein Hetero-Mann zu ähnlichem Werkzeug, kann das leicht als "kulturelle Aneigung" verstanden werden - denn das dürften nur LBGTQ+ Menschen!
(ja, auch da gab es vor Jahren mal so eine Kampagne, als was man im Karneval nicht rumlaufen darf, weil sich immer jemand beleidigt fühlen könnte)

Und das Verständnis, dass ein Mann zum Rock oder anderen Accessoires greift, weil er sich damit wohler fühlt, kann auch bei CIS-Frauen zu Unverständnis und Empörung führen,
weil die dann wiederum meinen/ glauben, dass ihnen was weggenommen wird oder sie die Hoheitsrechte dafür hätten, auch wenn sie es für sich (zum Teil) ablehnen.

Es ist schon verrückt!

Aber auch hier gilt:  "Allen Menschen recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann."


Offline MAS

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Unvorstellbar, dass der Vorsitzende des Schützen-Clubs beim Sommerfest im Rock aufs Podium steigt oder gar dem Bürgermeister so gegenüber tritt.

Ich wollte schon ergänzen: "oder dass der Bürgermeister im Rock auftaucht", aber dann kam mir: Doch das geht auch alles. Ich mache das alles, nicht als Vorsitzender eines Schützen-Clubs oder als Bürgermeister, aber als Vortragender von wissenschaftlichen und interkulturellen/interreligiösen Vorträgen oder als Moderator von ebensolchen Veranstatlungen oder als Ansager von Konzerten usw. Und es wird mir erlaubt, ich werde akzeptiert und respektiert in der jeweiligen Rolle ohne zugleich das LGBTQ+-Label angehängt zu bekommen. Es geht!

LG, Micha
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Offline hirti

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Und, lieber MAS, fühl dir mal kräftig den Bauch gepinselt:
Genau solche Leute wie dich brauchen wir hier in diesem Forum ganz dringend um Selbstvertrauen zu sammeln und zu wissen dass Dinge funktionieren können die man alleine, ohne Hilfe, in Zweifel ziehen und verwerfen würde.
Geschichten von deinen Vorträgen sind Goldes wert wenn man selber seine Gedanken in Richtung Rock in der Arbeit flattern lässt.

Wer weiß, vielleicht hätte es mich ja vor Jahrzehnten auch in eine LGBT Richtung gezogen wenn ich nicht hier gesehen hätte dass es einen für mich viel besseren Weg gibt?

Das gilt übrigens auch für all die anderen die sich hier engagieren und ehrlich ihre Geschichten, ihre Erfolge und Misserfolge erzählen!!

Offline MAS

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Das ist aber lieb von Dir, Hirti! :)

LG, Micha
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Offline Skirtedman

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Wäre das alles auch so, wenn Deine Frau und Familie nicht ebenso einen ähnlich entspannten Umgang damit hätten, das man Dich mit einer der anderen Gruppen verwechseln könnte?

Und wärst Du in dieser Frage auch immer noch so entspannt, wenn gar Deine Frau noch nicht zweifelsfrei davon überzeugt wäre, dass Du letztlich nicht doch jenen Gruppen zuzurechnen wärst?

Edit:
Oder Deine Frau hielte es für sehr plausibel, dass Dein Bekleidungsverhalten das Einstiegstor ist, dass Du Dich in absehbarer Zeit doch einer von henen Gruppen zugehörig fühlst?

Versuche mal, Dich in diese Konstellationen hineinzudenken.

Offline cephalus

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Und wärst Du in dieser Frage auch immer noch so entspannt, wenn gar Deine Frau noch nicht zweifelsfrei davon überzeugt wäre, dass Du letztlich nicht doch jenen Gruppen zuzurechnen wärst?

Wenn meine Frau ein irgendwie geartetes oder begründetes Problem damit hätte, würde ich vermutlich kaum mal einen Rock tragen.

Offline Skirtedman

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Wie würdest Du Dich dabei innerlich fühlen?

Vor allem, wenn Du durch Recherche beispielsweise diesem Forum begegnen würdest?

Offline MAS

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Du fragst Cephalus. Er antwortet für sich.

Bei mir wäre diese Forum in einem ähnlichen Fall einge gute Argumentationsstütze für meinen Wunsch, Röcke zu tragen. So wie es frühere Foren ja tatsächlich auch waren.

Interessanterweise hat meine Frau aber sogar mal gesagt, dass sie mich auch lieben würde, wenn ich mich in Richtung Transgender entwickeln würde.

Aber ich bin auch auf Cephalus Antwort gespannt.

LG, Micha
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Offline cephalus

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Eine sehr hypothetische Frage, Wolfgang ;)

Foren in dieser Art oder auch schon die Mailboxen bevor das Internet in der jetzigen Form existierte kannte ich bereits, und eine ablehnende Frau hatte ich früher auch mal für ein paar Jahre.

Wie habe ich mich gefühlt? Auch nicht schlecht, ich habe es nicht gemacht, hätte es damals auch unabhängig davon nicht gemacht weil weder ich noch die Gesellschaft so weit waren.

Dazu kommt, dass ich mich in vermutlich von vielen im Forum dadurch unterscheide, dass ein Rock für mich kein Muss ist, ich leide nicht, wenn ich keinen tragen kann und ich nutze nicht jede Gelegenheit (eigentlich könnte ich sogar immer) einen zu tragen. Manchmal verbringe ich zwei Wochen nur in Hosen.

Ich habe keine Mission, kein Ziel und empfinde Hosen nicht als Zwang. Von klimatischen Vorteilen im Sommer abgesehen ist es ein Spielen und Experimentieren mit dem Aussehen, mit der Umwelt der Mode und den Menschen. Dafür würde ich kein besonderes Risiko eingehen.

Ich nehme auch an, dass meine Grundeinstellung indirekt auch der Grund ist, warum ich so locker mit meinem Hobby angenommen werde: Es geht nicht ans Eingemachte. Auf der gleichen Welle schwimmt mein Sohn. Er braucht seine Kleider nicht, er trägt sie nach Lust und Laune, manchmal täglich und manchmal wochenlang nicht (außer er will seinen Opa provozieren). Und auch er kann in seinem Umfeld Kritik- und Kommentarlos machen was er will.

Offline MAS

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Einen gewissen Gleichmut zu haben, ist immer gut, lieber Cephalus. Wenn einem eine Sache aber wirklich wichtig ist, muss man dann eher mal ein wenig so tun als ob, also Lockerheit vorspielen.

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Offline Skirtedman

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Ah, ist das so, Micha?

Wenn einem eine Sache aber wirklich wichtig ist, ist man erst einmal verbissen - würde ich sagen.

Wenn einem die Sache aber wirklich wichtig ist, dann kommt die Lockerheit entweder durch gekonntes Verdrängen, wenn man keinen Schritt weiterkommt. Oder - idealer - die Lockerheit kommt durch Erreichen wichtiger Schritte hin zu seinem Bedürfnis. Und wenn man vielleicht auch noch merkt, dass mit Verbissenheit es zumindest nicht leichter fällt als ohne.

...finde ich.

Offline hirti

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Ob das nicht ein wenig leichter gesagt als getan ist wenn einem das Thema wichtig ist...?
Ich hab das nämlich mal probiert:
https://www.rockmode.de/index.php?topic=1488.msg11170#msg11170

aber... sehr nachhaltig war das nicht, das mit dem Rocktragen aufhören...  ;D


 

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