Autor Thema: Männer die Rock tragen. Gibt es eine Schnittmenge zu LGBT ?  (Gelesen 33751 mal)

Offline Skirtedman

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Danke, Wolfgang, für die Erklärung und Zwurg für die Spezifizierung!

Ich denke aber, man könnte soweit sein, dass man, wenn man gefragt wird: "Bist Du Transgender?", einfach "Nein" sagt, ohne dass man das auch ungefragt ständig vor sich her tragen muss.

Kann man. Meine Rede ist aber nicht von "ständig ungefragt", sondern von Sichtbarkeit, Erkennbarkeit und aber enthusiastischer Stellungnahme, dort wo ich gefragt werde, und dort, wo ich es für relevant halte. Wenn ich gefragt werde und lediglich sage, mir ist egal, ob ich für transgender oder was auch immer gehalten werde, dann ist das ein Verstecken seiner selbst vor den anderen schillernden Gruppen. Mit Gleichgültigkeit, dass man nicht richtig gelesen wird, erweist man nur sich die Gunst des Erreichten, aber lässt niemanden anderen hoffen, ähnliches zu erreichen.

Mit Sichtbarkeit und Erkennbarkeit meine ich nicht unbedingt, ein Schild plakativ vor sich her zutragen. Aber durch sein eigenes Verhalten dies zu unterstreichen. Dies tust Du z.B., indem Du mit Deiner Frau unterwegs sichtbar bist - kein ausschließliches stichhaltiges Kriterium für sich alleine, aber ein kleiner Hinweis, dass Du nicht zwingend LGBTQ sein musst. Oder ein offenes Zugehen und die Freude daran, Dich mit Frauen zu unterhalten, mal Frauen ein bisschen den Hof zu machen (Vortritt lassen), mal Frauen zwei Sekunden länger in die Augen zu schauen und all die kleinen unterschwelligen Gesten, die eine LGBTQ-Zugehörigkeit nicht völlig ausschließen, aber im Gesamtbild Deines Verhaltens sich zu der Annahme verdichten können, nicht zwingend ein LGBTQ-Angehöriger zu sein. Und wenn dies auch immer mal begleitet wird von verbalen Hinweisen, dass Du eine Partnerin hast, dass Du solche oder jene "erwartungsgemäßen" Erfahrungen hast, dann unterstreicht es dieses Gesamtbild.

Schade, dass ich diese Sichtbarkeit und Erkennbarkeit, die ich meine, jetzt so ausführlich, aber noch nicht erschöpfend ausführen musste. Denn auf diese Erklärung kommt es mir gerade gar nicht an - obwohl sich diese Frage durch meine Worte nun auftat.

Das LGBTQ-Schild tragen wir doch automatisch vor uns her, bekommen wir angeheftet. Nur durch gegenteilige Signale, welche auch immer, können wir unser Selbst, unsere Merkmale erkenntlich machen. Und unsere Existenz jenseits von Klischees ins Bewusstsein bringen. Ohne diese Erkennbarkeit, ohne diese Markierung, bleiben wir beständig im Schatten des Schildes LGBTQ versteckt, das andere an unsere Brust heften.

Es gab auch mal eine Zeit, da war es lebensplanungsrelevant, nicht der "falschen" ethnischen oder religiösen Gruppe anzugehören. Das haben wir hierzuland für die meisten Menschen hinter uns. Für einen christlichen Syrer mag es immer noch wichtig sein, nicht ständig für einen Muslim gehalten zu werden. Aber diese Wichtigkeiten werden weniger.

Danke für Deinen Vergleich, Micha. Wobei ich mich frage, was dieser Vergleich nun für Dich bedeutet.

Möchtest Du hiermit das von mir geschilderte und ausführlich begründete Anliegen, weshalb ich es für wichtig erachte, als Nicht-LGBTQ sichtbar zu sein, relativieren? Um zu sagen, andere haben / hatten es viel schwerer, wobei deren Widerstände sich glücklicherweise allmählich reduzieren?

Oder möchtest Du es mit Deinen Beispielen auf ein ähnliches Niveau heben, dass mein geschildertes Anliegen (und meine für wichtig erachtete Mission sozusagen) in Teilen vergleichbar ist. Dass erkennbare Hürden vorliegen, die es gilt zu mindern?

Es tut mir weh zu lesen:

Kreise in denen man mich oft im Rock gesehen hat, wie die Theatertruppe oder Themenstammtische verschwinden aus meinem Leben.
Ich trage nicht öfter Rock, sondern weniger. Einfach um dem Rechtfertigungsdruck zu entgehen.

Ich lese da Resignation heraus. Resignation, die ich verstehe. Resignation aber, die mich deswegen aufregt, weil ich dort als Grundtenor herauslese, dass wir in den 20 Jahren unseres Vernetzens im Forum und trotz immer wieder erkennbarer Strömungen, die uns innerhalb der Gesellschaft Rückenwind verschaffen, wir letztlich NAHEZU NICHTS erreicht haben?

Wie groß ist denn der Druck, dem wir uns ausgesetzt fühlen? Ist das ein Druck, dem wir letztlich nicht gewachsen sind?

Frauen müssten theoretisch sich ins Fäustchen lachen, wenn wir uns damit so schwertun. (Um nicht weiter auszuführen, dass Frauen teilweise ja auch einen entscheidenden Hemmschuh in dieser Sache darstellen können.) Frauen haben sich´s mit dem Hosetragen oder anderen Dingen auch nicht ganz leicht getan. Aber sie haben vieles geschafft. Sollten wir entschieden schwächer sein als Frauen?

Wenn ich solche Signale hier im Forum lesen, wie die zitierten Worte von Zwurg, dann ist mir keine Sekunde zu viel, die ich mit umfassenden Begründungen wie in meinem letzten (leider auch in diesem) Beitrag verbringe.

Auch wenn ich mir sicher bin, dass einige unserer Mitforisten diese Gedankengebilde sowas von gar nicht nachvollziehen können, bin ich mir sicher, dass es andere gibt, die es hingegen nachvollziehen können - und ich vielleicht auch ein wenig aus ihrem Herzen spreche.

Und wenn es nur einen unserer Mitleser gibt, den ich mit einem kleinen Fingerzeig unterstützen kann, nicht zu resignieren, nicht zu kapitulieren, dann hat sich mein Eifer gelohnt.

Ich bin froh, wenn ich die Worte von Zwurg lese, dass ich für mich NICHT dauerhaft unterschieden habe, wen weihe ich ein in mein Verhalten, vor wem halte ich es fern.

Ich frage mich äusserst selten, ob es angemessen ist, weder Kleid noch Rock zu tragen, sondern ich trage meine Kleidung unabhängig von Raum, Zeit, den Menschen, die mich umgeben und unabhängig vom Anlass.

In meinem Land Rheinland-Pfalz gibt es einen neuen Finanzminister, der hoch gehandelt wird, vielleicht nächster Ministerpräsident zu werden. Ist das der Fall, dann ist er der Dritte in Folge im Amt der Ministerpräsidenz meines Bundeslandes, der mich quasi von 'kleinauf' mit Rock oder inzwischen Kleid kennt.

Hätte ich mir oft überlegt, kann ich jetzt Rock oder Kleid tragen, dann wären diesen Personen die Möglichkeit, dass Männer auch freiwillig Röcke tragen, nicht - jedenfalls nicht in diesem Maße - bekannt geworden.

Ich lese hier im Forum immer wieder von - oftmals, wie ich empfinde, befreiten - Schritten, wo der ein oder andere Forumsteilnehmer von Erfolgen berichtet: Das erste Mal im Supermarkt im Rock. Das erste Mal beim Arzt im Rock. Das erste Mal in meiner Stadt / im meinem Dorf im Rock.

All diese Schritte habe ich auch irgendwann selber vollzogen. Und all diese Schritte bedeuteten auch für mich, kleine Hürden zu nehmen. Oder die Etablierung meiner Kleidungsvorlieben bei meiner Verwandtschaft. Über die Jahre, ja Jahrzehnte hinweg.

Ich bin aber froh, all diese Schritte ausnahmslos gemacht zu haben und nicht auf Dauer unterschieden zu haben, wem ich mich zumuten kann und wem nicht.

Und mich stimmt es traurig, wenn andere Menschen zu dem Schluss kommen, sich mit ihren Vorlieben, mit ihrem Wesen anderen Menschen nicht zumuten zu können.

Ich möchte nicht, dass all die nachwachsenden Männergenerationen alle sich über Jahre oder Jahrzehnte grämen müssen, um sich dem Symbol Hose entledigen zu müssen. Wollen wir wirklich die anderen auch alle so strampeln lassen, wie wir uns selber haben freistrampeln müssen haben? Oder viele eben leider auch immer noch nicht.

Es geht nicht ums Ausbrechen aus der Normalität. Es geht um die Erfassung des Rocks am Mann in die Normalität.

Und das kann doch keine auf Dauer unlösbare Aufgabe sein.

Ich sehe es ein Stück weit auch als meine Aufgabe, mit meinen begrenzten Anteilen, daran zu arbeiten. Auch wenn Blümchenkleider für manche deutlich zu weit gehen mögen. Das ist ein Mittelweg, den ich für mich beschreite. Aber mir ist es ein Anliegen - und das habe ich jeden Tag im Hinterkopf, jede Stunde, auch wenn ich draussen mit Menschen zusammen bin, dass ein Rock kein Ding ist, das nur LGBTQ und Frauen überlassen werden soll! Sondern auch am Mann, einem 'normalen' Mann, wie man früher das despektierlich ausdrückte, seine Berechtigung hat.

Darum stimme ich auch mit dem Spruch eines unserer Mitforisten ein:
"Ein Tag ohne Rock ist möglich, aber sinnlos!"

Offline cephalus

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Ich lese da Resignation heraus. Resignation, die ich verstehe. Resignation aber, die mich deswegen aufregt, weil ich dort als Grundtenor herauslese, dass wir in den 20 Jahren unseres Vernetzens im Forum und trotz immer wieder erkennbarer Strömungen, die uns innerhalb der Gesellschaft Rückenwind verschaffen, wir letztlich NAHEZU NICHTS erreicht haben?

Resignation ist vermutlich der Kern.
Dieses Gefühl kann ich nachvollziehen und es es war bis vor zwei Jahren auch bei mir vorhanden, als öffentliches Rocktragen bei mir eher eine Seltenheit war. Im Gegensatz zu Dir Wolfgang, trage ich bei einem sehr begrenzten Personenkreis keinen Rock, das wäre mir zu anstrengend. Aber jeder darf und könnte es wissen.

Dass wir in 20 Jahren gesellschaftlich so gut wie nichts erreicht haben, sehe ich auch so, aber dafür sind wir viel zu wenige zu wenig aktiv und sind zu einem guten Teil daran auch nicht interessiert.

Was das Forum aber vielfach erreicht hat, ist eine persönliche Entwicklung. Ich glaube nicht, dass ich auf dem gleichen Stand wäre, ohne das Forum. Das Forum hat mir geholfen meine Einstellung zu ändern, irgendwann konnte ich einfach Röcke tragen, ohne dass ich äusserlich etwas verändert hat. Und auch wenn es sich von Tage zu Tag verändert, ist die Hemmschwelle weg, oder deutlich gesunken.



Offline Timper

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@ Skirtedman— gute Gedanken.
Aber zu nichts erreicht möchte ich sagen das es doch so ist das DEN Man nicht gibt. Es gibt duzende Typen und jeder ist anders gestrickt, hat andere Interessen, hat ein anderes Umfeld, eine andere Kindheit, ist woanders aufgewachsen und ganz wichtig hat unterschiedliche Rollenmuster die irgendwie dargestellt werden. Da zu erwarten das aus dieser kleinen Minderheit ein Lauffeuer wird ist viel zu hoch angesetzt. Selbst Promis bringen nur kurz eine Schlagzeile und dann ist vorbei.
Das sollte hier auch nicht das Ziel von dem Forum sein. Es sollte diejenigen stärken  die  Interesse haben und ganz wichtig! praktikable Wege aufzeigen. Zb kleine Schritte, Salamitaktik, oder mal ein Event oder den Gang zur Tankstelle, dann vielleicht auch den CSD besuchen um mal in der bunten Menge mit zu schwimmen. Oder vielleicht zum antesten mal mit Bekannten ein Event besuchen.
Ect, ect.
Das sollte aus meiner Sicht hier wichtiger sein.
Und auch klarzumachen das das schrille Outfit nicht Standart ist und sein muss.
Wenn du das große Rad drehen willst muss du hier raus und als Aktivist Demos machen, dich irgendwo festkleben, Straßen blockieren, auf Dächer klettern, Plakate aufhängen , dich an der Rathaustür festketten oder oder. Also richtig Aufmerksamkeit erzeugen. Stichwort Klimaaktivisten und ihre Aktionen.
Diese kleine Blase wird so nicht Erfolg haben können. Nur bei dem die sich hier echt für das Thema interessieren, nicht beim Rest. Der hat andere Dinge im Kopf als Röcke. Zb das große Auto, das neue Handy , Familie ect.
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Rock tragen? Ich darf das!

Offline Ludwig Wilhem

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Hallo, danke für alle diese Beiträge, die unser Problem umreißen und Wolfgang hat es für mich auf einen einfachen Nenner gebracht:
Es geht nicht ums Ausbrechen aus der Normalität. Es geht um die Erfassung des Rocks am Mann in die Normalität.
Wir wollen nur ein Kleid oder einen Rock tragen wie Frauen Hosen tragen ohne ständig mit dem WARUM konfrontiert zu werden. LG Ludwig
Ich trage Röcke oder Kleider gerne, denn es sind Kleidungsstücke für uns alle.


Offline Timper

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Hallo, danke für alle diese Beiträge, die unser Problem umreißen und Wolfgang hat es für mich auf einen einfachen Nenner gebracht:
Es geht nicht ums Ausbrechen aus der Normalität. Es geht um die Erfassung des Rocks am Mann in die Normalität.
Wir wollen nur ein Kleid oder einen Rock tragen wie Frauen Hosen tragen ohne ständig mit dem WARUM konfrontiert zu werden. LG Ludwig

STIMMT!

Ich formuliere nur mal etwas anders:
Es geht nicht ums Ausbrechen aus der Normalität. Es geht um die  >Überführung < des Rocks am Mann in die Normalität.
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Rock tragen? Ich darf das!

Offline Skirtedman

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Ja, Timper, das ist das passendere Wort dafür.

Offline MAS

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Danke, Wolfgang, für die Erklärung und Zwurg für die Spezifizierung!

Ich denke aber, man könnte soweit sein, dass man, wenn man gefragt wird: "Bist Du Transgender?", einfach "Nein" sagt, ohne dass man das auch ungefragt ständig vor sich her tragen muss.

Kann man. Meine Rede ist aber nicht von "ständig ungefragt",

Lieber Wolfgang,

das "ständig" bezieht sich nicht auf "ungefragt", sondern auf "vor sich her tragen".

LG, Micha

PS: Ich habe auch den Rest Deines langen Beitrages gelesen, dem ich grundsätzlich zustimme. Problem: Er ist sehr lang und teilweise von mir eher überflogen, als sorgfältig gelesen.

Wer das Leben ernst nimmt, muss auch über sich lachen können.

ACHTUNG! Ich verbiete ausdrücklich, Texte oder Bilder, die ich hier einstelle, ohne meine ausdrückliche Erlaubnis auf andere Seiten zu kopieren!

Offline MAS

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Lieber Wolfgang,

ich erinnere mich daran, dass ich vor 40 Jahren mit meiner Schwester darüber diskutierte, dass man nicht so viel Auto fahren solle, weil das umweltschädlich sei. Ich erinnere mich auch daran, dass ich vor 40 Jahren, den Entschluss fasste, keine Kurzstreckenflüge zu buchen, weil pro km mehr CO2 ausgestoßen wird, als bei einem Langstreckenflug, weil der Start prozentual einen gößeren Anteil hat.

Jetzt, 40 Jahre weiter, sehe ich, dass einerseits meine damaligen Ansichten längst Allgemeingut geworden sind, aber andererseits dennoch immer noch viel zu viel Auto gefahten und geflogen wird.

Und das sind weitaus dringlichere Themen als das männliche Rocktragen.

Aus bequemen Gewohnheiten auszubrechen und über die hinaus zu wachsen, kostet Zeit. Manchmal mehr als wir haben. Im Vergleich zu der tödlichen Konsequenz der Verzögerung in Sachen Umwelt- und Klimaschutz, sind die Konsequenzen in Sachen Kleidungsemanzipation individuell schmerzlich, menschheitlich und global aber marginal.

Manche sagen zu mir, es gebe Wichtigeres als die Kleidungsgleichberechtigung der Männer. Recht haben sie. Und dennoch gehört beides zu den Punkten, die ich gerne verändern, verbessern würde in unserer Gesellschaft.

Aber wir merken ja auch hier im Forum: Es gibt viele Meinungen, auch kontroverse, auch zu wirklich wichtigen Themen. Wie sollen wir die Gesellschaft weiterbringen, wenn wir uns selbst in diesem kleinen Ausschnitt der Gesellschaft, den wir bilden, nicht einig sind? Ach so, ja, wir wollen ja gar nicht alle die Gesellschaft weiterbringen, sondern sind zum Teil ganz zufrieden damit, am Wochenende zu bestimmten Anlässen Rock zu tragen.

Tja ...

LG, Micha

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Offline Asterix

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Skirtedman, dein Beitrag von gestern 13.29 Uhr gefällt mir sehr. LG
"Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen" (Giovanni Bosco)

Offline Skirtedman

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Micha, aus Deinen Worten schließe ich, dass Du Dich wohl besser aus dem Forum zurückziehen solltest, da bestimmt in anderen Foren wichtigere Themen als das marginale männliche Rocktragen behandelt werden.  :( >:( ;)

Natürlich, Micha, gibt es andere wichtige Themen. Das schließt aber nicht aus, dass es weitere wichtige Themen gibt, die einen individuellen Menschen bedrücken können.

Und da möchte ich nun nicht nur für die heterosexuellen männlichen Rockliebhaber sprechen, sondern ausdrücklich auch alle denkbaren LGBTQ+-Gruppen mit einschließen. Wer ein Unwohlsein spürt, der sollte versuchen, das Unwohlsein - oder soll ich sagen Unbehagen - zu reduzieren.

Wenn Du Deine Aufmerksamkeit und Deine Überzeugungskraft lieber in den Klimaschutz stecken möchtest, bitteschön. Es gibt Menschen, die investieren all ihre Kraft in Ziele des Klimaschutzes. Andere investieren viel Zeit in die Sicherung ihrer Rente, sicherlich auch ein wichtiges Anliegen. Andere setzen sich intensiv für Menschenrechte ein, tun aber nichts, um ihre Rente zu erwirtschaften. Und so weiter. Das eine zu tun, kann das andere ausschließen.

Das eine zu tun, MUSS das andere aber nicht ausschließen.

Es mag zwar richtig sein, dass andere Aufgaben der Menschheit wichtiger sind, einer Lösung näherzubringen. Ich halte es aber für falsch, die Bedeutung für die freie Entfaltung einer individuellen Person gegenüber anderen durchaus berechtigten Problemstellungen abzuwägen und dadurch zu marginalisieren.

Trotz einiger spürbarer aktueller Einschränkungen leben wir momentan noch immer nicht in einer Gesellschaft, in der es um das tatsächliche nackte Überleben geht.

Noch immer kann sich unsere Gesellschaft auch inneren sozialen Fragen annehmen. Noch immer können Menschen mit Depressionen versucht werden, angemessen behandelt (und ich meine mit behandelt nicht nur therapiert) zu werden. Ebenso können Menschen mit psychischen oder physischen Unzulänglichkeiten (und hier rede ich vielleicht etwas hochtrabend von LGBTQ+ und von allen möglichen männlichen Rockträgern in unserer Gesellschaft) versuchen, diese auszugleichen - oder zumindest zu reduzieren.

Nach diesen relativ unnötigen Gedankenausflügen möchte ich es auf den Punkt bringen:
So lange wir uns es noch leisten können, über Ungleichbehandlung von Frauen in unserer Gesellschaft zu sprechen, solange können wir auch allemals darüber reden, dass Männer gleiche Bekleidungsfreiheiten haben dürfen.

Jedoch, Micha, habe ich den Eindruck, dass der Kern meiner Botschaft - aus vor allem meinen beiden langen/längeren Beiträgen hier zuvor - bei Dir noch nicht ganz verständlich geworden ist. Vielleicht hilft da mehr als Überfliegen. Vielleicht ist die Botschaft auch zu kompliziert. Oder der vielschichtige Begründungsaufbau und die immer wiederkehrenden Floskeln, um das Gemeinte möglichst genau zu beschreiben oder jene Floskeln, um möglichst niemandem seelisch wehzutun, mögen den Kern der Botschaft verdecken.

Wie sollen wir die Gesellschaft weiterbringen, wenn wir uns selbst in diesem kleinen Ausschnitt der Gesellschaft, den wir bilden, nicht einig sind? Ach so, ja, wir wollen ja gar nicht alle die Gesellschaft weiterbringen, sondern sind zum Teil ganz zufrieden damit, am Wochenende zu bestimmten Anlässen Rock zu tragen.

Ja, die Akzeptanz eines Mannes im Rock, gleich welchen Mannes, ist in meinen Augen ein Weiterbringen der Gesellschaft.

Nein, mir geht es aber nicht um ein Weiterbringen der Gesellschaft in dieser begrifflichen Dimension.

Es geht mir um den Mann im Rock, der nicht LGBTQ sein muss, um gesellschaftlich akzeptiert zu werden.

Und es geht mir nicht um mich und um Dich, Micha, und um einige andere, die für sich schon viel erreicht haben in Beziehung Rock oder Kleid. Jedenfalls nicht primär.

Es geht mir um die Männer, die sich nicht trauen, Röcke zu tragen, weil sie sich es eben nicht trauen.

Es gehört nicht viel dazu, sich als Mann einen Rock anzuziehen: man muss ihn einfach nur anziehen.

Wenn die Forumsstatistik irgendwie Recht hat, so habe ich irgendwie 73 Tage und x Stunden hier im Forum verbracht, zusmmengerechnet. Soviel Urlaub habe ich in den letzten 8 Jahren noch nicht mal zusammengerechnet gemacht.
Und andere User habe ich schon gesehen mit deutlich mehr Online-Zeit hier im Forum.

Es muss Gründe geben, weshalb man soviel Zeit in diesem Forum und überwiegend rund um das Thema des Forums verbringt.

Ausserdem lese ich immer wieder, wieviele sich schwertun, im Rock unter die Leute zu gehen und ähnliches.

Wenn das Rocktragen am Mann einfach nur das Anziehen eines Rockes wäre, wäre unser Forum möglicherweise allenfalls ein reines Modeforum. Unser Forum ist aber auch ein Hilfeforum, das weit über die Frage welcher Stil passt zu mir hinaus geht.

Nein, nicht ein Weiterbringen der Gesellschaft ist es. Ein Weiterbringen der Männer, die ein Weitergehen wünschen, ist es, worauf ich hier abziele. Das kann nur mit Gewöhnung der Gesellschaft an uns einhergehen. Das kann nur einhergehen, indem der Gesellschaft bewusst/bekannt wird, dass es uns gibt. LGBTQ haben ihre eigenen primären Kanäle. Und Fürsprecher.

Passend zur Thread-Frage aber haben wir - nein, habe vielleicht nur ich - festgestellt, dass Männer, die nicht LGBTQ sind, die aber trotzdem Rock tragen wollen, keine Fürsprecher haben. Wenn ich diese Männer - der Verständlichkeit vielleicht bis zum Ende dieses Beitrags - nun expliziert mit "WIR" bezeichne und somit alle anderen, also Frauen und LGBTQ+, explizit mit diesem "WIR"-Begriff nicht einschließe - - - Wenn also "WIR" Fürsprache brauchen, so müssen WIR uns selbst mitteilen.

Kein anderer macht das für UNS. WIR müssen das machen. WIR, wenn WIR davon träumen, unser Leben lang nicht nur Hosen zu tragen. WIR, wenn WIR bisher UNS nicht trauen, wann immer WIR wollen, etwas anderes als Hosen zu tragen.

WIR, wenn WIR bereits erreicht haben, Röcke und Kleider zu tragen, wann immer WIR UNS danach sehnen, müssen das nicht machen. Und damit meine ich zum Beispiel Dich, Micha, und mich, Skirtedman.

Wenn aber dennoch MAS, JJSW, Skirtedman und so weiter UNS zu dem großen WIR zählen, so ist es sinnvoll, dass auch diese für das große WIR einstehen.

Also die einzigen Fürsprecher für das WIR sind kurz zusammengefasst:
WIR, die noch nicht das Röcketragen im erhofften Maß für uns erreicht haben
und WIR, die das für uns bereits in einem ausreichenden Maß erreicht haben.

Es geht nicht um den Umbau der Gesellschaft. Es geht um den Umbau, wie man UNS wahrnimmt.

Und Timper, es geht nicht darum, 100 Prozent der Männer für den Rock zu begeistern. Und seien es nur 3 Prozent, die begeisterungsfähig sind. Aber es geht darum, 100 Prozent der Männer zu erreichen, dass es diese 3 Prozent gibt, egal ob es ihnen gefällt oder nicht. Solange 90 Prozent der Männer denken, WIR seien alle LGBT, werden sich viele der 3 Prozent nicht trauen, sich so zu entfalten, wie sie sich (WIR UNS) das erträumen.

Aber wenn das sogar unter uns Foristen, die sich zum WIR zählen, so schwierig ist zu verstehen, dann scheinen wir wirklich vor einer sehr viel schwereren, vielleicht unlösbaren Aufgabe zu stehen, verglichen mit dem Hosentragen der Frauen.

Aber das kann es verdammtnochmal doch nicht sein!

Darum appelliere ich an das Fürsprechen für sich selbst.
Und ich appelliere an die, die schon mehr für sich erreicht haben, für das Fürsprechen für die, die noch nicht so viel erreicht haben.
Für die, die hier mehr oder weniger mitschreiben. Und für die nicht wenigen, die hier regelmässig still mitlesen.

LGBTQ ist sicherlich wichtig. Aber das WIR ist für UNS wichtig. Und für die, die in unser WIR noch nachwachsen.

(Und das nicht nur durch das Hochhalten der WIR-Fahne hier im Forum. Sondern durch das Bekenntnis zum WIR da draussen unter unseren Mitmenschen.)

Offline Timper

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Lieber Wolfgang,

ich erinnere mich daran, dass ich vor 40 Jahren mit meiner Schwester darüber diskutierte, dass man nicht so viel Auto fahren solle, weil das umweltschädlich sei. Ich erinnere mich auch daran, dass ich vor 40 Jahren, den Entschluss fasste, keine Kurzstreckenflüge zu buchen, weil pro km mehr CO2 ausgestoßen wird, als bei einem Langstreckenflug, weil der Start prozentual einen gößeren Anteil hat.

Jetzt, 40 Jahre weiter, sehe ich, dass einerseits meine damaligen Ansichten längst Allgemeingut geworden sind, aber andererseits dennoch immer noch viel zu viel Auto gefahten und geflogen wird.

Und das sind weitaus dringlichere Themen als das männliche Rocktragen.

Aus bequemen Gewohnheiten auszubrechen und über die hinaus zu wachsen, kostet Zeit. Manchmal mehr als wir haben. Im Vergleich zu der tödlichen Konsequenz der Verzögerung in Sachen Umwelt- und Klimaschutz, sind die Konsequenzen in Sachen Kleidungsemanzipation individuell schmerzlich, menschheitlich und global aber marginal.

Manche sagen zu mir, es gebe Wichtigeres als die Kleidungsgleichberechtigung der Männer. Recht haben sie. Und dennoch gehört beides zu den Punkten, die ich gerne verändern, verbessern würde in unserer Gesellschaft.

Aber wir merken ja auch hier im Forum: Es gibt viele Meinungen, auch kontroverse, auch zu wirklich wichtigen Themen. Wie sollen wir die Gesellschaft weiterbringen, wenn wir uns selbst in diesem kleinen Ausschnitt der Gesellschaft, den wir bilden, nicht einig sind? Ach so, ja, wir wollen ja gar nicht alle die Gesellschaft weiterbringen, sondern sind zum Teil ganz zufrieden damit, am Wochenende zu bestimmten Anlässen Rock zu tragen.

Tja ...

LG, Micha

Was erwartest Du? Auch das hier ist ein Querschnitt der Gesellschaft.!
Das deine Ziele nicht mit meinen oder von xy gleich sind ist doch anzunehmen.
Ansprüche runterschrauben hilft.
Der eine will mehr, dem anderen reicht etwas weniger.
Und das Thema einen Rock tragen bestimmt nun wirklich nicht 24/7 mein Leben. Da gibt’s noch mehr.

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Rock tragen? Ich darf das!

Offline high4all

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WIR ist wohl eine Abkürzung, oder?

Wahnsinnig Irre Rotte?

Wenn Du meinst, Deine Botschaft hinaus schreien zu müssen, bitte sehr. Machen andere Gruppierungen auch. Zusammen ergibt sich eine mächtig gewaltige Kakophonie in meinen Ohren.

Oder steckt in Deinem Beitrag verletzte Eitelkeit, weil das Echo auf Deine Botschaft verhalten ausfällt?
Herr, ich danke Dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele. (Psalm 139,14)

Never be limited by other people's limited imaginations. (Dr. Mae Jemison)

Wenn wir es recht überdenken, so stecken wir doch alle nackt in unsern Kleidern. (Heinrich Heine

Offline MAS

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Micha, aus Deinen Worten schließe ich, dass Du Dich wohl besser aus dem Forum zurückziehen solltest, da bestimmt in anderen Foren wichtigere Themen als das marginale männliche Rocktragen behandelt werden.  :( >:( ;)

Natürlich, Micha, gibt es andere wichtige Themen. Das schließt aber nicht aus, dass es weitere wichtige Themen gibt, die einen individuellen Menschen bedrücken können.

Lieber Wolfgang,

klar doch! :)

Der Kern meines Beitrages war nicht, dass ich meine, wir sollten uns nur mit wichtigeren Themen beschäftigen, sondern die Parallele des Umwseltschutzthemas und des Männerrockthemas: Beide sind seit Jahrzehnten bekannt. Beide sollten demzufolge schon viel weiter sein, als sie es sind. In beiden Fällen könnte man den Mut verlieren, dass es noch was wird. In beiden Fällen bleibe ich aber trotzdem am Ball. Es gibt in beiden Fällen kleine Fortschritte. Zu kleine, aber eben nicht keine. Und die gibt es, weil sich Menschen darum kümmern. Und weil beim Umweltthema die Dringlichkeit immer deutlicher wird. Das ist beim Männerrockthema nicht so, zum Glück. Es wäre der Fall, wenn die Gegnerschaft gegen männliches Rocktragen wachsen würde. Tut sie zum Glück nicht!

Den Rest Deines langen Beitrages habe ich noch nicht richtig gelesen.

LG, Micha
Wer das Leben ernst nimmt, muss auch über sich lachen können.

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Offline MAS

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WIR ist wohl eine Abkürzung, oder?

Wahnsinnig Irre Rotte?

Wenn Du meinst, Deine Botschaft hinaus schreien zu müssen, bitte sehr. Machen andere Gruppierungen auch. Zusammen ergibt sich eine mächtig gewaltige Kakophonie in meinen Ohren.

Oder steckt in Deinem Beitrag verletzte Eitelkeit, weil das Echo auf Deine Botschaft verhalten ausfällt?

Lieber Hajo,

ich bat schon Janna darum, dazuzuschreiben, auf welchen Beitrag sich eine Antwort bezieht, also wenn die Antwort nicht direkt unter dem Beitrag, auf den sie antwortet, steht. Oder eben denjenigen, dem man antwortet, mit Namen anzusprechen, so wie ich Dich hier.

Hier suchte ich einen Beitrag über Deiner Antwort nach dem großgeschriebenen "WIR", fand es aber zwei Beiträge darüber, also nicht bei Timper, sodern bei Wolfgang.

LG, Micha
Wer das Leben ernst nimmt, muss auch über sich lachen können.

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Offline MAS

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Was erwartest Du? Auch das hier ist ein Querschnitt der Gesellschaft.!
Das deine Ziele nicht mit meinen oder von xy gleich sind ist doch anzunehmen.
Ansprüche runterschrauben hilft.
Der eine will mehr, dem anderen reicht etwas weniger.
Und das Thema einen Rock tragen bestimmt nun wirklich nicht 24/7 mein Leben. Da gibt’s noch mehr.

Ja, klar, Timper.

LG, Micha
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