Wann ist ein Kleidungsstück, ein Accessoire oder auch nur Zierrat weiblich?Die Frage, die Jürgen stellt, ist an sich sehr einfach und konkret, denn hier geht es um das Kleidungsstück selbst, also total vom Träger oder Trägerin isoliert. Die Antwort wäre es auch, falls man sich darüber einigen könnte, wer das Recht hat, es zu entscheiden.
Das große Problem hier würde aber vermutlich sein,
wer entscheidet oder „darf“ entscheiden
ob, oder besser,
wie maskulin oder feminin?
Einige würden sagen, wir die Träger selbst, also die Ausübenden. Andere würden sagen, die Gesellschaft, die „Anderen“.
Wir kennen die Problematik auch sonst. Stellt Euch vor, es gibt auf einem Produktmarkt 100 Hersteller und eine Million Verbraucher. Es geht, um die beste Qualität festzulegen.
Fragten wir die Produzenten – die Ausübenden – würde es um 100 unterschiedliche Antworten geben, denn jeder Produzent würde behaupten, eben sein Produkt sei das Beste.
Fragten wir einen repräsentativen Anteil der Verbraucher – die „Anderen“ - gäbe es vermutlich ein ganz anderes Bild, das
zum Teil auch den Marktanteilen entsprechen würde.
Ich bin klar der Meinung, die "Anderen" sind es, die den Grad der Weiblichkeit/Männlichkeit von Kleidungsstücken, Zubehör usw. definieren (dürfen/sollen), wie auch die Verbraucher die (erlebte/geglaubte) Qualität eines jeden Produktes.
Also in unserem Fall einfach die „Anderen“ fragen, und ich bin sicher, eine teure Marktforschung, unter einer repräsentativen Auswahl der Bevölkerung durchführt, sei nicht nötig, brauchen wir nur zu wissen, ob weiblich oder nicht.
Sei es uns aber wichtig zu wissen, ob ein hellblaues, kniekurzes Kleid von 81% der Frauen in Nordrhein-Westfalen sehr weiblich betrachtet wird, wogegen 2% aller gefragten Männer in Niedersachsen es weder weiblich noch männlich finden, sieht es natürlich erheblich komplizierter und teurer aus.
Mir würde es reichen, die Reaktionen der Umwelt durch halbwegs geschlossenen Augen manchmal zu registrieren oder den Kommentaren der Umwelt zuhören.
Die Gesellschaft, die „Anderen“ können wir nicht ändern. Wir können uns nur dazu verhalten. Hierzu gehört, ob wir damit leben können oder, umgekehrt, bevorzugen, dass einige oder viele das, was wir anhaben, für überaus feminin, sehr feminin, ziemlich feminin, ein wenig feminin, weder feminin noch maskulin, ein wenig maskulin, ziemlich maskulin, sehr maskulin oder überaus maskulin betrachten.
Und hier spielen wir selbst natürlich auch eine Rolle, nicht nur das Kleidungsstück oder die -Stücke.
Unten auf der Startseite gibt es – allerdings noch - ein kleines Bild, das Karli auf einem Bahnsteig in Emmerich stehen zeigt. Karli hat einen kurzen Rock plus eine schwarze, wenn auch dicke Strumpfhose an. Beide Sachen würden in einer Untersuchung als jedenfalls ziemlich weiblich auskommen (bin
ich überzeugt). Doch kommen sie
mir, wenn ich sie auf Karli sehe, auf keinem Fall weiblich vor. Eher im Gegenteil. Viele der „Anderen“ könnten derselben Meinung wie ich sein. Wäre nicht eben Karli drin, könnte es dagegen total anders auskommen.
@Karli, um Entschuldigung, dass ich dich in diese Diskussion hineinziehe. Du bist aber
mir ein sehr gutes Beispiel dafür, dass das
mir sonst „Unmögliche“ auch sehr möglich wird.
Das Leben ist schön, wenn auch manchmal ein wenig kompliziert.
Viele Grüße
Gregor
www.dress2kilt.eu/index_de.htmhttp://blog-de.dress2kilt.eu