Ein ganz anderes Gespräch

[GregorM]

Bahnsteig einer S-Bahnstation. Ich bin eben aus dem Zug gestiegen und jetzt auf dem Weg zu meinem Auto. Eine rothaarige Frau, anfangs der 40er, vermute ich, steht wie auf mich wartend. Sie fragt, ob ich wisse, wie sie zur Lokalbahn komme.  Es ist ziemlich einfach, aber ich erzähle ihr es.

„Du siehst aber fabelhaft gut aus in deinem Kilt. Schade, dass man so wenige Männer im Kilt sieht.“
Ich kann ihr nur Recht geben.

Ob ich schottische Ahnen habe? Ich wähle die leichte Lösung und sage, dass es sehr, sehr lange her einige gäbe, dass es aber total ohne Bedeutung sei, ich träge Kilt, weil es anders ist. Der Abwechslung wegen.

Ob ich ihn immer träge? Da ich es verneine, ob dann vielleicht jeden Mittwoch? Ob ich vielleicht andere Frauensachen träge? Ich antworte, es sei nicht der Fall, und dass ich einen Kilt nicht für eine Frauensache halte.
Sie entschuldigt sich und stellt fest, dass ich ihn als Mann trage. Sie zündet sich eine Zigarette an und bietet auch mir eine, die ich als Nichtraucher doch ablehne.

Wir stehen jetzt still und reden weiter. Ob ich mehrere Kilts habe, und woher ich sie habe? Sie findet es sehr mutig, dass ich es mir traue, so gekleidet zu gehen. Wie sei wohl die Reaktion? Gebe es Zurufe?

Sie scheint sich zu wundern, dass ich keine Probleme erlebe, und wenn endlich Kommentare, dann die absolute Mehrheit in der Kategorie der Positiven.

Ob ich heute einen Freitag habe? Ich antworte, ich sei in der Rente. Wieso so jung? Sie scheint ehrlich erstaunt zu sein, als ich ihr sagt, ich sei nicht jung, werde doch bald 68. Womit ich mich beschäftigt habe? Ich erzähle ihr es.
 
Ob Kilttragen das einzig Außergewöhnliche bei mir sei, oder es vielleicht auch etwas anderes gebe?
Merkwürdige Frage, finde ich. Ich kann ihr aber versichern, dass ich sonst ganz normal bin.

Sie erzählt jetzt, sie sei Journalistin und habe einen Nachtprogramm im Rundfunk. Sie findet die Idee mit normalen Männern, die gerne im Kilt gehen, toll. Ob ich in ihrem Programm mitwirken möchte?

Ihr Zug ist jetzt zum Abfahren bereit. Ich schlage ab, was ich jetzt bereue. Ob sie dann über mich berichten dürfe, sie wolle irgendeinen Namen erfinden?
Dazu sage ich, sie sei herzlich willkommen.

Als sie zum Zug eilt, dreht sie sich um und ruft laut: „Du siehst doch so super gut aus in deinem Kilt!“

Noch ein Problem, ich weiß nicht, wo sie arbeitet. Vermutlich bei einem Lokalsender im Hauptstadtbezirk, aber wo?  Ich hätte doch gerne hören wollen, was daraus käme.

Gruß
Gregor

[Peter]

Sie erzählt jetzt, sie sei Journalistin und habe einen Nachtprogramm im Rundfunk. -/-. Ob ich in ihrem Programm mitwirken möchte?
-/- Ich schlage ab, was ich jetzt bereue.

Ja so ist das Gregor: da hast du die Chance, mit einer jungen Rothaarigen eine Nacht zu verbringen, vorschnell ausgeschlagen... 

[Luan]

Sie erzählt jetzt, sie sei Journalistin und habe einen Nachtprogramm im Rundfunk. Sie findet die Idee mit normalen Männern, die gerne im Kilt gehen, toll. Ob ich in ihrem Programm mitwirken möchte?

Ihr Zug ist jetzt zum Abfahren bereit. Ich schlage ab, was ich jetzt bereue. Ob sie dann über mich berichten dürfe, sie wolle irgendeinen Namen erfinden?
Dazu sage ich, sie sei herzlich willkommen.

Hallo,

oder Du wartest öfters mal am Bahnsteig -- vielleicht kommt sie ja zur gleichen Zeit wieder vorbei. Und Lokalsender müssten sich doch auch über das Internet finden lassen. Ich hab allerdings keine Ahnung, wo ich da in Dänemark damit anfangen sollte.

[hirti]

Na du hast ja immer tolle Begegnungen...!
Wieder mal eine sehr nette Geschichte die du uns da erzählst. Aufgrund ihres Berufes wundern mich ihre vielen Fragen nun auch nicht, denn wer Medien macht freut sich ja immer mal über ein gutes Thema.

Irgendwie schade dass du abgelehnt hast, aber du scheinst ja oft einen guten und interessanten Eindruck auf Leute zu machen - da bietet sich so eine Gelegenheit ja vielleicht bald mal wieder. In jedem Fall merke ich dass du beim Zugfahren mit eindeutig mehr Leuten ins Gespräch kommst, als ich der ich 55.000 km pro Jahr allein im Auto sitze.

liebe Grüße,
Hirti

[GregorM]

In jedem Fall merke ich dass du beim Zugfahren mit eindeutig mehr Leuten ins Gespräch kommst, als ich der ich 55.000 km pro Jahr allein im Auto sitze.

25 Jahre oder so fuhr ich kaum mit der Bahn. Ich hatte mein von der Firma bezahltes Auto, was in einem Land mit den teuersten Autos der Welt, sehr vorteilhaft war, und welches ich auch ohne irgendeine Begrenzungen benutzen konnte. Dazu drei verschiedenen, ebenfalls von der Firma bezahlten Benzinkarten, damit ich mit Sicherheit überall im In- und Ausland tanken konnte, ohne selbst etwas bezahlen zu müssen. Je mehr ich fuhr, umso höher mein Gehalt, sozusagen. Privat reiste ich auch selten mit Flug. Das Auto war immer am billigsten.

Und wie du, sprach ich in den vielen Stunden, die ich auch alleine im Auto verbrachte, mit niemand.
Das hat sich geändert, nachdem ich nunmehr öfters Auto und öffentlichen Verkehr kombiniere. Und wie früher geschrieben, der Kilt scheint, ein Eisbrecher zu sein. 

Gruß
Gregor

[GregorM]

oder Du wartest öfters mal am Bahnsteig -- vielleicht kommt sie ja zur gleichen Zeit wieder vorbei. Und Lokalsender müssten sich doch auch über das Internet finden lassen.

Nach Lokalsendern habe ich heute gesucht. Es gibt nicht viele. Entweder dreht es sich um das staatliche Radio oder einige ganz kleine Sender.
Vermutlich wohnt sie nicht so weit von mir entfernt. Der Zug, mit dem sie fuhr, hat eine Bahnstrecke von nur acht Kilometern. Endstation ein Kilometer von unserem Haus entfernt, und sollte sie nicht mindestens drei Kilometer damit fahren, hätte sie am besten im Zug bleiben sollen, mit dem wir zweifelslos beide gefahren hatten. Dass sie nicht wusste, wie sie zum Zug kommen sollte, war vermutlich eine Lüge. Und wohin fährst man um halbdrei Uhr nachmittags, wenn man ab 00 Uhr bis 04 Uhr arbeiten soll? Nach Hause.   

Kann ja sein, dass ich sie deshalb nochmals sehe.

Gruss
Gregor

[GregorM]

Ja so ist das Gregor: da hast du die Chance, mit einer jungen Rothaarigen eine Nacht zu verbringen, vorschnell ausgeschlagen...  

Hallo Peter,

ja, aber die Idee hätte daran gescheitert, dass ich viel lieber die Nacht mit meiner eigenen, älteren und nordisch blonden Frau verbringe.

Gruss
Gregor