Autor Thema: kontroverse Sichtweisen  (Gelesen 5935 mal)

Offline cephalus

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kontroverse Sichtweisen
« am: 27.01.2013 00:05 »
Ich war gestern mit ein paar Freunden meiner Frau zum Abendessen verabredet, und wollte mich gerade feinmachen bzw. umziehen, da ich den Tag in recht bequemen Klamotten verbracht hatte:

Ein weißes Oberteil aus etwas festerem Shirtstoff, mit Kapuze und bis etwa Mitte Oberschenkel, dazu fein grau schwarz karierte Leggings.

Meine Frau intervenierte sofort, das sähe chic und absolut straßentauglich aus, wenn ich dazu schwarze Stiefel mit höherem Schaft tragen würde (ohne Absatz).

Ich ließ mich überzeugen…

Im Laufe des Abends kam dann irgendwann das Gespräch auf meine Kleidung und mein Hobby Nähen.

Jedenfalls bildeten sich sehr schnell zwei Gruppen mit konträren Ansichten zu meiner Kleidung. Die eine Seite sah eine enge Hose und ein lässiges Shirt und etwas militärisch wirkende Stiefel – ein extravagantes maskulines Outfit.

Die andere Seite fand hohe Stiefel irgendwie weibisch und schwul, was aber auch schon egal sei, wenn man ein Shirtkleid zu Strumpfhosen trägt.
(soweit meine persönliche Zusammenfassung der Essenz).

Interessant, aber für mich nicht überraschend war, dass sich die zwei Fraktionen auch durch ihr Geschlecht unterschieden: Die Männer sahen durchweg das Kleid…

Wenn mich früher jegliche Kritik immer verunsichert hat, macht es mir mittlerweile manchmal Spaß, gerade die männliche Seite etwas zum Nachdenken zu bringen – vor allem mit der Unterstützung meiner Frau.  8)

Wenn ich aus dem Urlaub zurück bin, werde ich, wenn dann noch Interesse besteht auch mal ein Foto des Outfits einstellen.

Cephalus

Online GregorM

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Re: kontroverse Sichtweisen
« Antwort #1 am: 27.01.2013 07:19 »
Hallo Cephalus,

ein sehr schöner Bericht!

militärisch wirkende Stiefel – ein extravagantes maskulines Outfit.
Die andere Seite fand hohe Stiefel irgendwie weibisch und schwul, was aber auch schon egal sei, wenn man ein Shirtkleid zu Strumpfhosen trägt.

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Vor 70 Jahren reine Männersache

Tragen nun Frauen gerne Stiefel, weil sie ihnen etwas Maskulines bringen, und weigern sich Männer Stiefel zu tragen, weil sie nicht länger Lust dazu haben, Soldaten zu spielen, oder weil Stiefel von den Frauen erobert wurden?
Das Letzte kann wohl doch kaum richtig sein, denn dann hätten Männer längst auf die Hose verzichtet.

Gruß
Gregor

PS. Uns endlich Bilder zeigen!
Gruß
Gregor

Offline DesigualHarry

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Re: kontroverse Sichtweisen
« Antwort #2 am: 27.01.2013 09:26 »
Hallo!

So in etwa geht's mir mittlerweile auch ;D Die Ängste und Zweifel haben sich gelegt. Jetzt macht es Spass damit zu Spielen. Die Männer wissen nicht so recht wohin damit...Man sieht es ihnen an wie sie anfangen zu grübeln... Es passt weder in das typische Frauenbild noch in das typische Männerbild von Heute... :)

Was Stiefel anbelangt, so glaube ich dass sie in Zukunft wohl wieder verstärkt in der Männermode vertreten sein werden. Jedenfalls habe ich inzwischen schon öfters in Geschäften richtige Männerstiefel gesehen...

Offline Tine

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Re: kontroverse Sichtweisen
« Antwort #3 am: 27.01.2013 11:58 »
Hallo Cephalus,

vielen Dank für Deinen Bericht. Für mich zeigt es wieder mal, dass sehr viele Männer Angst davor haben, weiblich besetze Verhaltensweisen an den Tag zu legen. Wäre es ihnen egal, würden sie ein langes Kapuzenoberteil mit einer engen Hose sehen.
Ich bin mir sicher, dass Männer, die ihre "weiblichen Anteile" integriert haben, deutlich weniger ablehned auf Deine Kleidung reagieren.
Ich stelle mir die beschriebene Kombination durchaus reizvoll und keineswegs zu wenig männlich oder zu weiblich vor. Wenn Du Dir die Mühe machen magst, ein Foto einzustellen, ich bin sehr neugierig darauf!

Viele Grüße
Tine


Offline Rockmusiker

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Re: kontroverse Sichtweisen
« Antwort #4 am: 27.01.2013 14:27 »
Ok, was die Frauen gesagt haben, ist nett, aber ich habe die Erfahrung gemacht, daß Frauen in solchen Dingen lügen, wenn sie nicht direkt betroffen sind. Immerhin, sie haben sich mit deinem Outfit auseinandergesetzt und das Positive benannt. Was sie wirklich denken, wird uns Männern sowieso für immer verborgen sein. ;)

Die Männer lügen aber noch dreister: Die Leggings könnten Strumpfhosen sein und der lange Kapuzenpulli ein Shirtkleid (was jemand, der sich damit selten auseinandersetzt durchaus verwechseln kann). Aber daraus schließen sie dann, daß die Stiefel schwul oder weibisch aussehen ("wenn man ein Shirtkleid zu Strumpfhosen trägt"). Aus "anders" wird "falsch" und dann werden Argumente gesucht. Auf die Frage "was ist denn daran schwul oder weibisch" kommt in der Regel eine Antwort wie diese: "Ich weiß nicht..., das tragen doch nur Frauen".

Es läuft doch immer wieder darauf hinaus, daß man mit unkonventioneller Mode in keine Schublade paßt und daher abgelehnt wird. Interessant wird es erst dann, wenn man jemanden dazu bringt, unabhängig von dieser Zwangsablehnung zu urteilen.

Und es zeigt sich mal wieder, daß das eigene Geschlecht nicht nur bei Fortpflanzung und Sex wichtig ist. Diesen Satz halte ich übrigens inzwischen für wahr, die vorhergehenden Absätze sind unbewiesene Behauptungen mit einem gewissen Wahrheitsgehalt und nicht mal vorurteilsfrei.

Offline Jo 7353

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Re: kontroverse Sichtweisen
« Antwort #5 am: 04.02.2013 21:51 »
Hallo Rockmusiker

Die Männer lügen aber noch dreister: Die Leggings könnten Strumpfhosen sein und der lange Kapuzenpulli ein Shirtkleid (was jemand, der sich damit selten auseinandersetzt durchaus verwechseln kann). Aber daraus schließen sie dann, daß die Stiefel schwul oder weibisch aussehen ("wenn man ein Shirtkleid zu Strumpfhosen trägt"). Aus "anders" wird "falsch" und dann werden Argumente gesucht. Auf die Frage "was ist denn daran schwul oder weibisch" kommt in der Regel eine Antwort wie diese: "Ich weiß nicht..., das tragen doch nur Frauen".
Da ist nichts gelogen. Kaum ein Mann macht sich Gedanken über Mode. Daher fehlt ihm in solch einer Situation jegliches bereits durchdachtes Argument, und dementsprechend ungeschickte Argumente können dann nur kommen. Er bringt diese in dem Versuch seine Assoziationen rational darzustellen. Was ihm irgendwann mal klar ist, ist, dass er nie oder fast nie Männer in sowas gesehen hat. Letztlich ist das auch das für mich einzig glaubwürdige Argument, um einen Rock als feminines Kleidungsstück einzuordnen. Somit sagt er offen und korrekt alles, was er dazu weiß.

Viele Grüße,
Jo
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Offline cephalus

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Re: kontroverse Sichtweisen
« Antwort #6 am: 06.02.2013 12:06 »
Hallo Tine,

Wenn Du Dir die Mühe machen magst, ein Foto einzustellen, ich bin sehr neugierig darauf!

mir sind ein paar Tage mit Sonne, Meer und Bergsteigen "dazwischen gekommen", aber jetzt - bittesehr...

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LG
Cephalus

Offline Tine

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Re: kontroverse Sichtweisen
« Antwort #7 am: 06.02.2013 18:11 »
Hallo Cephalus,

über Robin Hood zur mittelalterlichen Blaskapelle fällt mir da spontan was ein, aber als "Minikleid" hätte ich das Oberteil nicht bezeichnet...
Ich finde das Outfit chic und gar nicht weiblich... aber ich bin ja auch eine Frau.  ::)

Ich hätte absolut kein Problem meinen Gatten in der Gewandung zu begleiten. (Nur hat er nicht ganz Deine Figur... und ob das dann noch so gut aussieht??? Seufz!  ;)  )

Viele Grüße
Tine

Offline Rockmusiker

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Re: kontroverse Sichtweisen
« Antwort #8 am: 06.02.2013 20:45 »
...und dementsprechend ungeschickte Argumente können dann nur kommen. Er bringt diese in dem Versuch seine Assoziationen rational darzustellen. ... dass er nie oder fast nie Männer in sowas gesehen hat. Letztlich ist das auch das für mich einzig glaubwürdige Argument, um einen Rock als feminines Kleidungsstück einzuordnen. Somit sagt er offen und korrekt alles, was er dazu weiß.

Die kurze Antwort: Er sagt nicht offen und korrekt, was er dazu weiß, sondern er er weiß nichts und behauptet das Gegenteil um sein Urteil zu untermauern.

"hohe Stiefel irgendwie weibisch und schwul" ist kein Argument und auch kein ehrlicher Eindruck, es ist eine bewußte Abwertung.
"was aber auch schon egal sei, wenn man ein Shirtkleid zu Strumpfhosen trägt." ist ebenfalls eine Abwertung, setzt daß "Wissen" voraus, daß Shirtkleid und Strumpfhosen natürlich sowieso völlig daneben sind.

"weibisch" ist ja eigentlich ein Adjektiv für "Memme" oder "Feigling", kann man bei gutem Willen noch als Aufforderung verstehen "nun mach schon".
"schwul" ist etwas später, er hat schon versagt, wird deswegen ausgegrenzt, weil peinlich für die Gruppe.
"Shirtkleid" ist der Beweis, daß der Redner durchaus was von Mode versteht, solche Ausdrücke gehören wohl nicht zum aktiven Wortschatz modefremder Männer. Wird hier in Verbindung mit "Strumpfhosen" pauschalierend eingesetzt um zu unterstreichen, daß es sich um Frauenkleidung handele.

Das ist so eine Art von Diskussion, in der auch oft Worte wie "erzähl' kein' Scheiß" oder "du hast ja keine Ahnung" benutzt werden - quasi Tischtennis ohne Regeln, bis einer nicht mehr kann oder aufgibt. Ich kenne diese Art von Frotzeleien nur zu gut von manchen Kollegen. Meistens sind die nicht mal boshaft gemeint sondern dienen einfach nur der Unterhaltung.

Man hätte ja auch sagen können "Gefällt mir nicht, solche Kleidung ist für Frauen gemacht und Männer wirken darin seltsam". Das wäre ehrlich.

Das Outfit finde ich übrigens gut. Und selbst wenn ich mir Mühe gebe, kann ich da kein Shirtkleid sehen, ich kann nicht mal Assoziationen zu Frauenkleidung erzwingen.

Offline Jo 7353

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Re: kontroverse Sichtweisen
« Antwort #9 am: 06.02.2013 21:41 »
Hallo Rockmusiker,

wenn jemand sich so äußert, wie er denkt, ist das für mich nicht gelogen, egal wie abwertend und unlogisch es rüber kommt. Letzteres kannst Du diesen Männern vorwerfen, aber in diesem Ausdruck sind sie ehrlich. Es mag noch so bescheuert sein, aber die Assoziationskette "hohe Stiefel irgendwie weibisch und schwul" ist nun mal in vielen Köpfen. Warum sollten Männer in dieser Situation so eine Assoziationskette erlügen?

Viel verlogener sind Frauen, die mit freundlichen Bemerkungen einleiten, dann nach und nach ein falsches Wort von Dir entlocken versuchen, um Dich an diesem aufzuhängen. Frauen, die sich zunächst noch positiv über deine Kleidung äußern, dann ein "aber" bringen und mit ihrer Aussage beim "hohe Stiefel irgendwie weibisch und schwul" enden; die sich tollerant geben, aber nur solange man auf sieben Meter Abstand bleibt. Das nenne ich verlogen, und das findet sich vorwiegend bei Frauen. Und wenn man sie lange genug reden läßt, findet man manchmal auch an Punkten , wo man normalerweise keinen Zweifel an der Ehrlichkeit hat, Widersprüche, wie sie nur bei Lügen möglich sind. Derart übles kenne ich nur aus weiblichem Mund.

Da ist mir eine offene männliche Pöbelei lieber, denn auf die kann ich treffend kontern. Es gibt da ja nur eine handvoll Pöbelmuster, und auf die hab ich passende Antworten schon lange vorbereitet.

Gruß,
Jo
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