Sehr gut, Michael!
Ja, Du hast Recht: Es sind Straßenschilder.
Und ja, Du hast Recht: Es handelt sich um Wallonisch.
Jetzt ist es nun so, dass man als Aussenstehender nun schon gehört und vielleicht kapiert hat, dass es in Belgien zwei Sprachen und zwei große Gebiete gibt.
In Flandern leben die Flamen und die reden Flämisch (quasi Niederländisch).
Und in der Wallonie leben die Wallonen, und die reden Französisch.
Soweit, so gut.
Nun könnte man meinen, weil Flämisch = Niederländisch, deswegen Französisch = Wallonisch.
Für den Hausgebrauch unter uns könnte man damit auch leben. In Wahrheit aber ist das nicht so.
Wallonisch im eigenen Sinne (Walon in wallonisch) ist das Dialekt, das in einem Großteil der Wallonie verbreitet ist. Aber längst nicht jeder, der in diesen Gebieten lebt, kann das auch bzw. benutzt es auch. Verkehrssprache ist eben das Französisch (Hochfranzösisch).
Drum stirbt Wallonisch auch eher langsam aus. Walon ist sowas wie ein Dialekt (mit vielen eigenen Unternuancen). Manche stehen auf dem Standpunkt, dass es sogar eine eigene Sprache ist.
In den Links von MAS kann man ja sich Beispiele anschauen. Oder hier auf den Straßenschildern. In manchen Teilen von Malmedy stehen die Straßenschilder zweisprachig, z.T. wie auf einigen meiner Bildern, auch ausschließlich in Walon.
In Wikipedia steht, dass Walon jene von den galloromanischen Sprachen ist mit den meisten germanischen Einflüssen (also Einflüsse besonders von Niederländisch und Deutsch bzw. deren Dialekten). Ich meine, irgendwo gelesen zu haben, dass es sogar
die Sprache mit den meisten germanischen Einflüssen ist von allen existierenden romanischen Sprachen. Das mag im Wortschatz sich niedergeschlagen haben, vielleicht auch in der Grammatik, eher noch in der Schreibweise.
Wobei mir beim Durchblättern von Wörterbüchern nicht so wirklich das ins Auge gestochen ist. Mir sticht eher ins Auge, dass ich Sätze in wallonischer Sprache nahezu gar nicht verstehe, nicht mal im Ansatz, noch nicht mal im Schriftbild. Da verstehe ich antillisches Kreolisch auf Anhieb viel besser.
Drum könnten die wallonischen Texte auch Bretonisch oder Gälisch sein, da verstehe ich auch nix. Nun ist Wales, Irland oder die Bretagne ja auch viel weiter weg von Deutschland. Hier von Malmedy aus wird keine 10 km weiter komplett Deutsch geredet. Und in der benachbarten größeren Stadt, belgischen Stadt, gibt es in den Buchhandlungen noch nicht einmal Bücher in Französisch.
Für mich ist Wallonisch also sowas wie reinster Kauderwelsch!
Nun, hier noch mal Beispiele:
Bitte einloggen oder registrieren um das Bild zu sehen."Ol z´îtsches" kann ich beim besten Willen nicht übersetzen, auch nicht in Wörterbüchern finden. Jedenfalls bedeutet das definitiv was anderes als der französische Straßenname. Die Warche ist das Flüsschen, das durch Malmedy fließt.
(Edit: doch noch was gefunden: Îtche = Idje = lat. insula dt. Insel, gibt es auch im Nachbarort Stavelot/Ståvleu/Staweler/Stablo: "So ls Îtches")Bitte einloggen oder registrieren um das Bild zu sehen.Hier kann man wohl noch, wenn man die Aussprache von Französisch kennt, am besten die Entsprechung erkennen. 'Vâ' enspricht eindeutig wohl dem 'Vaulx'. Wobei selbst die Franzosen nicht genau wissen, was 'Vaulx' wohl bedeuten soll. Dieses Wort kommt in vielen Ortsbezeichnungen und Familiennamen vor, manchmal geht es auf etwas vollkommen anderes zurück (z.B. Evereau). Es existiert auch ohne das L. Vermutlich bedeutet es am ehesten irgendwas mit Niederung, Wasser oder Weg. Insofern passt ja das 'Vâ' wieder ganz gut.
Naja, und das 'O' bedeutet dann auch irgendwas mit Weg, Straße. Oder vielleicht einfach nur 'À' im Sinne von deutsch 'an', bzw. 'Au' im Sinne von deutsch 'am'. Was dann auch bei manch anderen Straßennamen zutreffen könnte. "O l`vâ" könnte dann also 'An der Niederung' heissen z.B. oder 'An der Straße', 'Am Weg'.
Und von meinen bereits anderen gezeigten Bildern:
Rue Bavière (Bayernstraße) = 'Ol z´ônes', Versuch: 'Zum Ruhm', zu den Honoritäten.
'So l´Crèstê' -> 'Auf dem (Berg-)Kamm' (vgl. frz. 'crêtes', z.B. 'Route des Crêtes' in den Vogesen)
'A l´pwate dol Hôte Vâ' -> hier hatte ich dt. 'Pfad' vermutet. Ich bin aber beim wallonischen 'poirter' fündig geworden (dt. tragen).
Drum heisst das wohl: 'Zum Tor der Hohen/Oberen Straße' bzw. zur Pforte derselben. (zu frz. 'porte' Tür, Tor, Pforte)
Bitte einloggen oder registrieren um das Bild zu sehen.Na, das ist sie dann: die Hohe oder Obere Straße.
Vielleicht kann Jean-Luc uns da noch ein klein wenig was dazu sagen. Er lebt ja auch noch in dem Gebiet, in dem Wallonisch heimisch sein dürfte.
Der Begriff Wallonie hat übrigens - wir hatte es hier im Forum schon einmal davon - mit zum Beispiel dem Wallis, Wales, Gallien, dem Gälischen, dem Welschkorn, den Walsern, und mit dem Walensee (Schweiz), dem Walchensee (Bayern), mit dem Rotwelsch, den 'Walschen' (den französischsprachigen Schweizern aus Sicht der Deutschschweizer) und dem Kleinwalsertal folgendes gemeinsam: Überall steckt das Wort 'welsch' bzw. 'walsch' drin, was zur Beschreibung von Fremden, Fremdartigem verwendet wird. Und zwar im Sinne von 'falsch'. Und geht alles auf sowas wie 'falsicare' aus dem Latein zurück für falsch bzw. verfälschen.
Ja, überall auf der Welt begegnen uns die Falschen. Aber so falsch war es gar nicht, mal in diese Region zu reisen. Dennoch ist und bleibt für mich
Wallonisch ein reines Kauderwelch!
In diesem Sinne beende ich den kleinen großen Spaziergang durch Malmedy mit Euch. Bevor ich noch mehr off-topic bin hier im Thread und damit selber 'welsch', 'walsch', 'falsch'.
Es ist immer wieder schön, welche Seitenblicke sich ergeben, wenn man mit Rock oder Kleid in einer neuen Stadt unterwegs ist.
Wobei ich war da schon öfters in der Gegend. Und durchs Hohe Venn wollten wir auch laufen. Da hatte die Sohle eines Wanderschuhs aber was dagegen: sie war undicht. Nunja. Feuchtgebiete hatten wir dann auch in der Stadt an diesem verregneten Samstag. Durchs Hohe Venn bin ich aber früher schon auf 2 Wanderungen gewandert: alle natürlich im Rock. Und genau wie MAS, so hatten auch wir in Eupen übernachtet.
Nur leider gibt es da kein Bild von mir in Rock oder Kleid, dass ich Euch hätte fragen können: 'In welcher Stadt bin ich hier...'
Das kann dann gerne mal wieder jemand anders machen!
Arena frei!