Autor Thema: Rockempfehlung meines Marketingkurses  (Gelesen 3246 mal)

Offline Holger Haehle

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Rockempfehlung meines Marketingkurses
« am: 29.07.2016 18:28 »
Nach vier Beiträgen zur Marktforschung im Forum Umfragen kommen jetzt die Vorschläge meines Studententeams. Ich präsentiere sie im Forum Outfits und Accessoires, weil es in diesem Forum um Rock-Style geht. Ich bitte zu bedenken, das meine Studenten nicht Design sondern BWL studieren. Die Ideen sind also weniger künstlerisch inspiriert. Die Empfehlungen sind primär abgeleitet von der Statistik zur Mafo (Marktforschung). Das heisst, Umfrageergebnisse wurden mit Datenmaterial (z.B. vom Statistischen Bundesamt) unter ökonomischen Kriterien zu Potentialanalysen in Korrelation gesetzt.

Marketingstrategie

Eine Marketingstrategie ist die herausgearbeitete Essenz eines Marketingkonzepts. Als Leitgedanke soll sie den Handlungsrahmen definieren, um die bestehenden positiven Assoziationen zu nutzen und zu verstärken. Sie muss das Ergebnis unserer Überlegungen zur Sortimentsgestaltung im Rahmen unserer Produktpolitik integrieren:
1.   Rockmodelle sollten in Schnitt und Musterung den bekannten und akzeptierten Modellen wie Kilt oder Sarong angelehnt sein. So könnte der polynesische Lava-Lava oder der karibische Pareo mit dunkler Batik-Optik oder Hawaii-Look zum coolen Surfer Outfit entwickelt werden. Die Studenten haben die Idee einer „ONEforallCollection“ als kultige Unisex-Kollektion für sportlich lässige Frauen und Männer.
Ebenso schlägt mein Team vor, weite Kleider wie den arabischen Kaftan oder den westafrikanischen Bubu (Boubou) als Männerkleid auszubauen. Die Kaftanvarianten aus Ägypten oder dem Niger sehen extrem praktisch aus, weil sie auch im Bereich des Oberkörpers viel Volumen haben. Kein Wunder, dass in den heißen Wüstenländern der Kaftan als einröhriges Beinkleid nie zur Disposition stand.
Menschen die die angenehme Weite von Nachthemden zu schätzen wissen, können die Vorteile leicht nachvollziehen. Als Kinder stellten wir uns in unseren Nachthemden vor wir seien Engel, die von einer Wolke herabfliegen. Mit ausgestreckten Armen liefen wir den Flur rauf und runter und riefen, „Hosianna“. Dabei flatterten unsere Nachthemden angenehm im Wind. Im Sommer machten wir das am liebsten. Die Luftigkeit der wallenden Nachthemden war gegenüber jeder anderen Kleidung einmalig.
Der große nigerianische Boubou bietet als mehrteilige Kombination aus Hose und Obergewand enorm viele Bearbeitungsmöglichkeiten. Das Obergewand ergibt ein tolles Sommer- oder Strandkleid. Darüber hinaus eignet sich die Kombination mit der Sokoto genannten Hose, wenn beide enger und strenger geschnitten werden, perfekt für formale Anlässe. Wir müssen nur den Beispielen folgen, die uns afrikanische Diplomaten geben. Modelabels wie Keyfa aus dem Senegal oder Jaywalcar aus Nigeria bieten bereits in ihren Kollektionen zusätzliche, moderne Interpretationen des traditionellen Gewandes an.

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Abb.17: Ideen für Männermode aus Westafrika

Den Vorteil akzeptierter Traditionen als Vorlage für innovative Ideen hat auch die Brauerei Welde aus Plankstadt im Badischen für die Dienstkleidung ihrer Fahrer genutzt. Die können wählen. Sie haben die Möglichkeit, das Bier auch in einem schlichten, dunklen Kilt auszufahren.
So ähnlich hat das 2015 die Designerin Thekla Ahrens für eine Kampagne der Verkehrsbetriebe Hannover gemacht. Auch sie entwarf einen Rock im Kiltstil in der Farbe der Dienstkleidung. In Hannover gibt es seitdem für die Fahrer öffentlicher Verkehrsmittel ganz offiziell Wahlfreiheit beim Beinkleid der Dienstkleidung.

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Abb. 18: Der Rock als formelle Bekleidung für Männer


  Abb. 19: Bei Hannovers Busfahrern gilt Rock-wie-Hose

2.   Um die Nähe zu einer Tradition zu verstärken, sollen Röcke mit T-Shirts kombiniert werden, die Motive dieser Tradition zeigen, wie z.B. einen Dudelsack, eine schottische Fahne oder Fotos von Mitgliedern des englischen Königshauses im Kilt. Es gibt ausdrucksstarke Fotos, die Prinz Philip und Prinz Charles zusammen mit Queen Elisabeth zeigen, alle drei ganz formell berockt. Möglich sind auch Comicfiguren, wie der Zenturio Nixalsverdrus aus Asterix als Legionär und Gothic-Art-Bilder auf Kapuzenpullis zu langen, dunklen Röcken. Mir gefallen zu Faltenröcken besonders antike Motive wie die Prima-Porta-Statue vom römischen Kaiser Augustus in Militärtunika und Brustpanzer oder Mosaike von Alexander dem Großen, mit kurzem Rock in eine Schlacht reitend.
  Interessant wären auch Schriftzüge wie Mothers Finest oder Outcast, die eine coole und hintersinnige Haltung des Rockträgers zeigen. Mit Outcast wurde schon in den 60er Jahren der größte Boxer aller Zeiten Mohammad Ali bezeichnet, wegen seinen antirassistischen Positionen, die er selbstbewusst vertrat.

3.   Werbung mit Prominenten als Rockprotagonisten verstärken die Kaufbereitschaft. Das Image des Prominenten wird auf den Rock übertragen, weil die Bekleidung als Ausdruck seiner Persönlichkeit gesehen wird. David Beckham, David Bowie und James Bond-Urgestein Sean Connery sind solche Idole. Erst durch die Omnipräsenz von Popstars, Schauspielern und Leistungssportlern in den Medien können diese zu Multiplikatoren für ein Verhalten werden, das einen Trend mit breiter Wirkung auf das Bekleidungsverhalten auslösen kann.

4.   Genauso wichtig für eine breite Wirkung ist die Präsenz in den Medien. Das Internet spielt für die Öffentlichkeitsarbeit eine besondere Rolle. Wir brauchen die Unterstützung von Bloggern und StilberaterInnen, die unsere Linie vertreten. Dafür müssen spezielle Männerrockprotagonisten mit kreativem Potenzial gefunden und gefördert werden.

5.   Wenn wir eine Brücke schlagen wollen zu einer neuen Kultur, müssen wir die Männer dort abholen, wo sie derzeit stehen. Kampagnen sollten deshalb betont männlich angelegt sein, um erst gar nicht Vorurteile aufkommen zu lassen, dass ein exklusiv weibliches Produkt angeboten wird. Mit solchen Bedenken muss gerechnet werden. Männer haben lange Zeit den Frauen das Rocktragen überlassen. Mit männlich ist hier vor allem der Bezug auf herkömmliche, konservative Maßstäbe gemeint. Bei Aufnahmen für Werbekampagnen braucht es daher breitbeinige Männer mit Drei-Tage-Bärten und einer Harley unterm (Rock-)Hintern.
Der Rock ist ein Erkennungszeichen für Männer, die sich nichts vorschreiben lassen. Er ist ein Symbol für Freiheit und Unabhängigkeit, so wie es die sturen Schotten vormachen. Der Rock macht den Mann zum Rebellen. Er trennt ihn von der Masse der Konformisten. Das macht seinen Träger zum Individualisten, der seinen eigenen Kopf hat.

6.   Materialien und Stoffe, wie Jeans und Cord, die bereits für Herrenbekleidung Verwendung finden, können den Weg ebnen. Ebenso ein Reißverschluss auf der Vorderseite und Hosentaschen. Männer bevorzugen Röcke, die genauso zu schließen sind wie Hosen. So lässt sich auch ein öffentliches Urinal in gewohnter Weise benutzen. Wenn sie dann noch die Hände lässig in die Hosentaschen stecken können, erhöht das die Rock-Akzeptanz erheblich. Dann fühlen sich Männer auch in einem Rock zu Hause. Rock- bzw. Hosentaschen sind ein Hauptgrund, warum Männer ohne Handtaschen leben können. So bleiben die Hände frei für Aktion.
     Die traditionelle Cordhose der Zimmerleute hat schon einen weiten Schlag. Sie könnte leicht zu einem Hosenrock umgeschneidert werden. Interessant wäre es auch, sie nach Art eines US-amerikanischen Utility-Kilts zu einem herbmännlichen Arbeitsrock mit aufgenähten CargoTaschen zu machen. Der Männerrock wäre dann als ein Symbol für kompromisslose Funktionalität zu bewerben und somit alles andere als eine hübsche Zierde. Das schafft eine weitere, klare Abgrenzung zu Frauenröcken.

7.   Nicht wenige Männer haben Angst vor den Reaktionen ihrer Kollegen und Freunde. Mutig sind sie erst mit dem Rückhalt ihres sozialen Umfelds. Ansonsten lassen sie schon kleine Herausforderungen schnell den Schwanz einkneifen. Sie wollen auf keinen Fall riskieren, durch falsches Verhalten in der männlichen Rangordnung herabgestuft zu werden. Das macht Männer skeptisch gegenüber neuen Dingen. Die Unterstützung durch die Freundin ist wichtig aber nicht ausreichend. Entscheidend ist die allgemeine Zustimmung der Männerwelt, mit der ein Mann sich vergleicht. Erst dann kann der Mut ausreichend wachsen für eine individuelle Zustimmung durch den Abwägenden. Damit die Zustimmung zu Männerröcken auf allen Seiten leichter wächst, sind Zwischenschritte sinnvoll.

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Abb. 20: Ein erster Schritt für Vorsichtige. Mehr Beinfreiheit
durch weite Beinkleider

8.   Da wo Unsicherheiten bestehen direkt zum klassischen Rock zu greifen, muss es Röcke mit eingearbeiteter Hose geben, so wie bei den H&M-Männerröcken. Allerdings sollten die Shorts kürzer sein als der Rock. Also genau wie bei vielen Tennisröcken. Sonst gibt es kein Rockgefühl durch die Bewegung des Stoffes am Bein. Auch sollte es Hosenröcke und Rockshorts als Einstiegs- oder Übergangslösungen geben. Je nach Weite der Beinkleider gibt es wirklich für jeden eine individuelle Lösung. Das schließt Haremshosen und Knickerbocker ein. Es ist zu überlegen, ob man dafür eine neue Kleidungskategorie erfindet oder den alten Begriff Knickerbocker statt Hosenrock für einen Retro-Appeal verwendet. Ebenso ließe sich der japanische Hakama oder die Kung-Fu-Hose zu einer hosenrockähnlichen, etwas kürzeren, sportlichen Freizeithose umfunktionieren. Die könnte wiederum mit T-Shirts kombiniert werden, auf denen die Kung-Fu-Legende Bruce Lee abgebildet ist. Einen guten Ansatz bieten auch Basketballshorts. Die wirken in ihrer Weite eh schon lässig cool. Wenn man da etwas mit der Schritttiefe spielt oder mit nach unten zunehmender Hosenbeinweite experimentiert, ergeben sich unbegrenzte Möglichkeiten.

Eine Kampagne muss immer bedenken, dass ein konkreter Rock- oder Hosenrockkauf zwei Voraussetzungen gewährleisten muss:
1.   Es muss eine minimale Offenheit für Bekleidungsalternativen bestehen, die in kleinen Schritten entwicklungsfähig ist und zu der eine Freundin wesentlich beitragen kann, weil viele Männer ungerne Kleidung kaufen und sich bequemerweise für das entscheiden, was die Partnerin sagt. Die Indifferenz der Modemuffel wird durch die Partnerin zu einer Chance.
2.   Die Zustimmung zur individuellen Bekleidungswahl muss durch die Männerwelt wahrscheinlich sein. Kleine Schritte machen mutig, weil die mögliche Dissonanz mit der Männerwelt kleiner wird.


Marketing-Mix

Der Marketing-Mix umfasst alle Instrumente der Absatzförderung. Für unser Rollenspiel sind die Bereiche des Produkt- und Kommunikations-Mix besonders wichtig. Die Produktqualität und die Sortimentsgestaltung haben im Produkt-Mix Priorität. Unser Kommunikations-Mix hat als wesentliche Komponenten die Verkaufsförderung (z.B. durch Warenpräsentation) und Werbung. Die einzige Maßnahme, die wir im Rahmen unseres Rollenspiels durchführen, ist ein Foto-Shooting zur Bewerbung. In der Realität kann das natürlich nicht genug sein. Als Rock wählen wir den Collegerock von Wenzao, da der einem Kilt sehr nahe kommt. Vor allem der Tartan ist typisch schottisch. Das T-Shirt dazu bedrucken wir passend mit rockbezogenen Motiven. Auf der Vorderseite ist ein Dudelsack zu sehen. Auf der Rückseite ist eine schottische Fahne mit der Silhouette eines Schotten im Kilt abgebildet. Das Posing soll betont männlich sein, im Sinne des Stereotyps des Wortes und ein bisschen machohaft wirken. Die Abgrenzung vom Collegerock als Girlie-Rock steht im Vordergrund. Die männlichen Seiten des ursprünglichen Schottenrocks sollen wieder sichtbar werden.

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Abb. 21a: Cool mit Juliane, breitbeinig cool


Abb. 21b: Armdrücken mit Hannes


Offline MAS

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Re: Rockempfehlung meines Marketingkurses
« Antwort #1 am: 30.07.2016 00:55 »
Tho tho!

LG!
Michel
Wer das Leben ernst nimmt, muss auch über sich lachen können.

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