Ja, genau, Holger. Durch Konditionierung werden körperliche und kulturelle Merkmale miteinander verknüpft. So haben wir es gelernt, unter einem Rock ein hübsches Höschen und darin weibliche Genitalien zu erwarten, und wenn statt dessen ne grobe Unnerbüx und männliche Genitalien darunter sind, fühlen wir uns betrogen. Mit "wir" meine ich den Durchschnittsmenschen unserer Kultur. Und diese Erwartungshaltung verbunden mit sexuellem Interesse meine ich mit "Knistern" , "Spannung" usw.
Das kann sich aber alles ändern, nur nicht sofort, sondern mit der Zeit. Und wir hier sind dabei, es zu ändern. Frauen haben es in Bezug auf Kleidung schon längst geschafft, dass das Kistern und die Spannung auch aufkommen kann, wenn sie Hosen oder andere vormals rein männlich konnotierte Kleidung tragen. Und es gibt auch Frauen, die einen Mann im Rock sexy finden und vielleicht auch im Spitzenhöschen.
Auch in Bezug auf Verhaltensweisen, die wir gewohnt sind, als männlich oder weiblich zu bewerten, z.B. Hausarbeit, Reperaturarbeiten, Kinderhüten, Wissenschaft, sehen wir das Potential, sie ganz anders zu bewerten. Die Gesellschaft ist in Bewegung.
Es kann aber auch sein, dass jemand es liebt, diese Grenzen zu überwinden und in Kleidung oder Verhalten auf die andere Seite zu wechseln und wieder zurück. Oder eben mit der Grenze zu spielen und sicht teils so, teils so zu kleiden und zu verhalten. Dieser Mensch empfindet sich dann vielleicht nicht als rein männlich oder rein weiblich, sondern als dazwischen oder als beides oder als mal dies, mal das. Ohne die beiden Gender würde dieser Reiz für ihn*sie aber wegfallen.
Ihr kennt ja sicher das chinesische Yin-Yang-Symbol. Da gibt es zwei Hälften, eine dunkle und eine helle. Die dunkle Hälfte wird auch mit weiblich, die helle mit männlich verbunden. Die beiden Hälften sind aber nicht durch eine klare Linie voneinander getrennt, sondern schmiegen sich weich aneinander oder fließen miteinander. Und in jeder Hälfte befindet sich ein Punkt der anderen Farbe.
LG, Micha