Autor Thema: Beim Schachtelwirt...  (Gelesen 6941 mal)

Offline cephalus

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Beim Schachtelwirt...
« am: 26.05.2015 13:08 »
Meine Frau war gestern mit unseren Jungs bei einem McDonald in München und Junior wollte ein bestimmtes Spielzeug in sein Kindermenü.

Da meint die Dame von der Theke doch glatt, das geht nicht, das ist nur für Jungs die anderen Sache wären für Mädchen.
Meine Frau musste massiv darauf bestehen, dass unser Sohn das bekommt, was er wollte.

Dass sie unseren Sohn für ein Mädchen gehalten hat, betrachte ich als irrelevant, das würde ich vermutlich aufgrund seiner Figur und Haarlänge auch, sich aber zu weigern, ein bestimmtes Spielzeug zu verkaufen, weil es, vermuteter Maßen, nicht den Geschlechtsstereotypen entspricht ist ein starkes Stück.

Meiner Frau ging zwar der Hut hoch, sie hatte jedoch keine Lust auf eine Grundsatzdiskussion mit einer nur gebrochen deutsch sprechenden Mitarbeiterin.

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Cephalus

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Re: Beim Schachtelwirt...
« Antwort #1 am: 26.05.2015 15:15 »
Deine Geschichte zeigt das ganze Dilemma, in dem wir stecken. So werden von klein auf Zäune und Mauern zwischen den Geschlechtern gezogen, die sich tief in die Kinderseelen einprägen. Kein Wunder, dass sich viele Erwachsene  so schwer tun, Kleidung des anderen Geschlechts zu tragen oder solche Menschen zu akzeptieren, die sowas tun. Wenn gegengeschlechtliche Dinge (Spielzeug, Kleidung) quasi mit einem Tabu belegt werden, ist es selbst für (angeblich) so aufgeklärte Westeuropäer schwer, Grenzen zu überschreiten.

Man muss die Frage schon stellen dürfen, ob manche dieser Grenzen wirklich notwendig sind und ob das Zusammenleben von Frauen und Männern ohne einige dieser Grenzen nicht besser funktionieren würde. Ich will nicht alle Grenzen über Bord werfen, aber hinterfragen sollte man schon woher die Regeln kommen. Das ist ja nicht alles in Stein gemeißelt und vieles hat sich bereits verändert.
 
Herr, ich danke Dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele. (Psalm 139,14)

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Offline Asterix

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Re: Beim Schachtelwirt...
« Antwort #2 am: 26.05.2015 15:57 »
Zitat
Wenn gegengeschlechtliche Dinge (Spielzeug, Kleidung) quasi mit einem Tabu belegt werden, ist es selbst für (angeblich) so aufgeklärte Westeuropäer schwer, Grenzen zu überschreiten.

Auch wenn Du es natürlich anders meinst, kann man aus dem Ausdruck "gegengeschlechtliche Dinge" einiges herauslesen...viele haben sich daran gewöhnt, dass Dinge wirklich ein Geschlecht zu haben scheinen. Ich habe aber Dinge mit Fortpflanzungsorganen noch nie gesehen...

Gruß, Asterix
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Offline Dr.Heizer

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Re: Beim Schachtelwirt...
« Antwort #3 am: 26.05.2015 16:17 »
Meine Frau war gestern mit unseren Jungs bei einem McDonald in München und Junior wollte ein bestimmtes Spielzeug in sein Kindermenü.

Da meint die Dame von der Theke doch glatt, das geht nicht, das ist nur für Jungs die anderen Sache wären für Mädchen.
Meine Frau musste massiv darauf bestehen, dass unser Sohn das bekommt, was er wollte.

Dass sie unseren Sohn für ein Mädchen gehalten hat, betrachte ich als irrelevant, das würde ich vermutlich aufgrund seiner Figur und Haarlänge auch, sich aber zu weigern, ein bestimmtes Spielzeug zu verkaufen, weil es, vermuteter Maßen, nicht den Geschlechtsstereotypen entspricht ist ein starkes Stück.


Ich habe den Satz mal fett gemancht, denn das ist wja wirklich ein "Dicker Hund"! Diese Dame hätte ich mir als Personalchef gern mal ins Büro gebeten! Da wäre mir nicht nur der Hut hochgegangen, denn so was bringt mich in Rage - und wer mich kennt, weiß, dass ich gaaaanz laaaange ruhig bleibe, doch wehe der gewisse Punkt ist überschritten: Dann macht der Dr.Heizer mal richig Dampf unterm Kessel, dann geht die Lokomotive mitsamt Personen- und Güterwagen die Steilwand hoch!
Sie hätte wohl einige Zeit beim Schachtelwirt Schachteln falten dürfen, um Zeit zu haben, darüber nachzudenken.

Ihr habt Recht gehabt, darauf zu bestehen. Es gibt keinen Grund ein Spielzeug des Geschlechts wegen zu verweigern (Grundgesetz, irgend ein Artikel mit Benachteiligung wegen Rasse, Herkunft, Geschlecht.. wer mehr wissen will, liest das Buch. Hilft bei vielen Situatuationen im Leben, sich darauf berufen zu können, möchte ich hier nicht weiter vertiefen..)

Geschlechtsbezogenes Spielzeug, das Essen wird wohl auch noch aufgeteilt? Bekommen nun Mädchen keine Burger mehr, denn Mädchen essen nur mit Besteck? Jungs bekommen keinen Milchshake oder keinen Salat, dafür extra Pommes? Hört doch auf, das ist doch Mäc-Triple-Cheese >:( - ich weiß jedenfalls, warum ich diese Futterkette nur im absoluten Notfall aufsuche.
Viele Grüße aus dem Vogtland, Dr.Heizer


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Re: Beim Schachtelwirt...
« Antwort #4 am: 26.05.2015 16:30 »
Zitat
Wenn gegengeschlechtliche Dinge (Spielzeug, Kleidung) quasi mit einem Tabu belegt werden, ist es selbst für (angeblich) so aufgeklärte Westeuropäer schwer, Grenzen zu überschreiten.

Auch wenn Du es natürlich anders meinst, kann man aus dem Ausdruck "gegengeschlechtliche Dinge" einiges herauslesen...viele haben sich daran gewöhnt, dass Dinge wirklich ein Geschlecht zu haben scheinen. Ich habe aber Dinge mit Fortpflanzungsorganen noch nie gesehen...

Gruß, Asterix
Na gut, dann eben "dem anderen Geschlecht zugeordnete Dinge". Ist das besser formuliert? Oder wer kann´s noch treffender beschreiben? ;)

(Bin ganz entspannt, sitze gerade im Dirndl in Kombination mit einem Lederbolero vor dem Bildschirm. Hatte keine Lust, mich nach dem Shooting umzukleiden.)
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Offline Peter

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Re: Beim Schachtelwirt...
« Antwort #5 am: 26.05.2015 16:45 »
Meine Frau war gestern mit unseren Jungs bei einem McDonald in München und Junior wollte ein bestimmtes Spielzeug in sein Kindermenü.

Da meint die Dame von der Theke doch glatt, das geht nicht, das ist nur für Jungs die anderen Sache wären für Mädchen.

Eigentlich habe ich noch Hoffnung, dass sich so Unreflektiertes mit der Zeit ausdarwiniert...

Es ist aber leider durchaus möglich, dass sich die Dumpfbacken durchsetzen, weil: es ist ja so schön einfach, nicht nachzudenken...

Den Klassiker erlebt man(n) ja regelmässig: die Verkäuferin möchte Mann aus der 'Damenabteilung' rauskomplimentieren, -manchmal hilft schon (m)ein mitleidiger Blick und du kannst zugucken, wie der Verstand anfängt zu arbeiten, ---und dann die Erkenntnis: "okay-okay, ich würde auch ihm etwas aus dieser Abteilung verkaufen"... Meistens muss man ja aber verbal nachhelfen...

LG

Peter

 
Jetzt sind die guten alten Zeiten, nach denen wir uns in zehn Jahren zuruecksehnen werden.

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Re: Beim Schachtelwirt...
« Antwort #6 am: 26.05.2015 17:29 »
Meine Frau war gestern mit unseren Jungs bei einem McDonald in München und Junior wollte ein bestimmtes Spielzeug in sein Kindermenü.

Da meint die Dame von der Theke doch glatt, das geht nicht, das ist nur für Jungs die anderen Sache wären für Mädchen.

Eigentlich habe ich noch Hoffnung, dass sich so Unreflektiertes mit der Zeit ausdarwiniert...

Es ist aber leider durchaus möglich, dass sich die Dumpfbacken durchsetzen, weil: es ist ja so schön einfach, nicht nachzudenken...

Den Klassiker erlebt man(n) ja regelmässig: die Verkäuferin möchte Mann aus der 'Damenabteilung' rauskomplimentieren, -manchmal hilft schon (m)ein mitleidiger Blick und du kannst zugucken, wie der Verstand anfängt zu arbeiten, ---und dann die Erkenntnis: "okay-okay, ich würde auch ihm etwas aus dieser Abteilung verkaufen"... Meistens muss man ja aber verbal nachhelfen...

LG

Peter
 
Ich fürchte, dass manche Leute immer wieder neu angelernt werden müssen.

Mit Verkäuferinnen in den Damenabteilungen habe ich überwiegend gute Erfahrungen gemacht, die sind meistens sehr flexibel. Gerade heute kam eine Verkäuferin bei Gerry Weber im DOC Soltau auf mich zu und fragte, ob sie helfen könne. Ohne mit der Wimper zu zucken hat sie mir die richtige Jacke vom Kleiderständer geangelt und bei der Anprobe geholfen. Haben uns noch ein wenig über Konfektionsgrößen unterhalten, bevor es zur Kasse ging. Ist doch klar, dass ich dort wieder mal ´reinschaue. Denn wo man gut bedient wird, geht man wieder hin.

Aber es sind andere kleine Episoden, die einen daran erinnern, wie wenig manche Sachen Normalität sind. Wenn Dinge an der Kasse der Frau vor mir zugeordnet werden, weil es frauentypische Sachen sind und die Kassiererin nicht damit rechnet, dass ich sie kaufen will (hier: Kosmetika bei Rossmann).
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Re: Beim Schachtelwirt...
« Antwort #7 am: 26.05.2015 20:46 »
Tja, Junior wollte und hat jetzt Benjamin Blümchen - absolut nix für Mädchen :-X

Offline Luan

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Re: Beim Schachtelwirt...
« Antwort #8 am: 26.05.2015 22:05 »
Also so eine Wasserspritze (um nicht zu sagen Wasserpistole) gefällt kleinen Jungs ganz bestimmt. Und eine Pistole ist nix für Mädchen  ;D
Gib deine Ideale nicht auf! Ohne sie bist du wohl noch, aber du lebst nicht mehr. (Mark Twain)

Offline Ben

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Re: Beim Schachtelwirt...
« Antwort #9 am: 27.05.2015 12:51 »
Vermutlich hat die in der Lohn- und Hierarchiekette ganz unten stehende Servicekraft nur im Sinne des Arbeitgebers gehandelt. Das macht ihr Verhalten keinen Deut besser...

Offline Dr.Heizer

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Re: Beim Schachtelwirt...
« Antwort #10 am: 27.05.2015 13:09 »
Vermutlich hat die in der Lohn- und Hierarchiekette ganz unten stehende Servicekraft nur im Sinne des Arbeitgebers gehandelt. Das macht ihr Verhalten keinen Deut besser...

Und da spielt es eine Rolle, ob der junge Kunde, der den Wunsch äussert, ein Spielzeug zu haben (eines, welches es serienmäßig dazu gibt), Junge oder Mädchen ist? Ist es ein Mädchen, gibt es dieses, ist es ein Junge, nur jenes? Was interessiert es das Unternehmen, wer da vor der Theke steht? Eher wieviel Umsatz gemacht wird. Wichtiger sollte sein, dass die Kinderaugen glücklich leuchten und nicht von solchen "Gefühlseisbergen" enttäuscht werden! Da hätte das "Restaurant zur Goldenen Möwe" bei uns "ausgegessen" ! Das kann wohl keinesfalls im Sinne des Unternehmers sein.
Viele Grüße aus dem Vogtland, Dr.Heizer

Offline Ben

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Re: Beim Schachtelwirt...
« Antwort #11 am: 27.05.2015 13:32 »
Ich will das Verhalten der Frau nicht verteidigen. Aber bei mir drängt sich der Verdacht, daß sie (unfreiwillig) im Sinne ihres Arbeitgebers, womöglich geprägt von einem wenig erfreulichen Frauenbild in ihrer Erziehung gehandelt hat.

Offline cephalus

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Re: Beim Schachtelwirt...
« Antwort #12 am: 27.05.2015 14:07 »
Vermutlich hat die in der Lohn- und Hierarchiekette ganz unten stehende Servicekraft nur im Sinne des Arbeitgebers gehandelt. Das macht ihr Verhalten keinen Deut besser...

Die Motivationslage würde mich tatsächlich interessieren...

Knappheit des einen oder anderen Spielzeugs?
Wirkung auf potentielle andere Kunden?
Eigene Präferenz ?
Vermuteter Wunsch des Kindes der von der Mutter nicht berücksichtigt wird?
Durch die "Normen" der Angestellten geprägtes Verhalten?

Welche Interessen ein Franchisenehmer hat, kann ich nicht beurteilen, es würde mich aber extrem wundern, käme so ein Vorgehen von ganz oben in der Hierarchikette.
Praktisch jedes US-Unternehmen ist schon fast panisch darauf bedacht, sich in keiner Hinsicht  dem Verdacht irgendeiner Diskriminierung auszusetzen, erst Recht nicht, wenn es kosten- und gewinnneutral funktioniert.

Ich hätte mir auch gewünscht, meine Frau hätte Lust auf die Grundsatzdiskussion gehabt - so bleibt Rätselraten.

Offline DesigualHarry

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Re: Beim Schachtelwirt...
« Antwort #13 am: 27.05.2015 14:24 »
Hallo!

Solche Geschichten werden wir in Zukunft wohl öfters zu hören und lesen bekommen, wenn Männer langsam damit beginnen die über Jahrzehnte aufgebaute enge, sture Männerrolle aufzuweichen versuchen...



 

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