Vielleicht habt Ihr ja recht, und Melanie war wirklich nur ein Troll.
Dann wäre *ER* also die Erfindung eines hier (zumindest) mitlesenden Mitgliedes, das unter einem Alter-Ego eine Botschaft platzieren wollte, sozusagen unerkannt Timper verbal ins Mundwerkzeug hauen. Könnte sein.
Ich glaube es aber nicht.
Ich halte es für viel plausibler, dass es eine echte Neuanmeldung mit einem echten Menschen mit einem echten Anliegen war.
Ich habe ja auch kritisch zurückgefragt. Und erst weit nach meinem letzten Post hier, hab ich erkannt, dass Melanie den Worten tatsächlich Taten folgen ließ: Er - die Neuvorstellung hatte sich mir nicht anders vorgestellt - er meldete sich wieder ab.
Danke, Silkman, für den Einblick, dass es auch andere Wege geben kann, die zu einem scheinbaren Frauen-Namen als selbstgewähltem Forumsnamen führen. Also andere Wege als zum Beispiel dahinter einen Rockträger zu vermuten, der mit dem Mannsein nichts mehr am Hut hat.
Was Kollege DeRocker in seinen Beiträgen in letzter Zeit hier für Ansichten vertreten hat, deckt sich großteils auch mit meinen Ansichten, meinem Empfinden. Trotzdem empfand ich die Reaktion auf die Neuvorstellung hier als erschreckend zu harsch.
Ich denke, so wird es fast jedem hier im Forum gehen: Man wünscht sich, möglichst von "seinesgleichen" hier umgeben zu werden. Menschen, die möglichst genauso ticken, wie man selbst. Harte Männer, die auf ungebrochen männliches Erscheinungsbild ausser halt dem Einsatz vom Rock pochen. Sommerkleidträger erfreuen sich über andere im wippenden Sommerkleid. Crossdresser erhoffen sich andere Crossdresser hier. Und Männer mit entdeckten weiblichen Anteilen erhoffen sich, hier auf ebenso andere Männer mit weiblichen Anteilen zu treffen.
Und für deRocker, so glaube ich, wäre es nicht mehr sein Forum, wenn hier Crossdresser oder Menschen mit Transidentitäten die inhaltliche Oberhand gewönnen. Ich glaube, dass mir das genauso nämlich ergehen würde.
Und mir ist - ehrlich gesagt - es lieber, wenn eher Menschen mit unsicherer männlicher Eigenidentität diesem Forum den Rücken kehren, als wenn Männer mit gefestigter männlicher Identität hier aus dem Forum abwanderten. Da sich beide Gruppen leider nur begrenzt gegenseitig aushalten können - weil eben auch unterschiedliche Neigungen dahinterstehen - ist mir diese eben von mir genannte Priorisierung eben wichtiger als eine andere.
Es macht keinen Sinn, Männer, die sich nicht in Frage stellen, hier zu vergraulen, nur weil sie sich nicht weiblich fühlen oder weil sie nicht in der Erscheinungsform einer Frau auftreten. Wenn das so wäre, so würde es - meiner Meinung nach - dieses Forum konterkarieren.
Warum können hartgesottene Männer, die weder sich irgendwie irgendwann weiblich fühlen, noch als Ganzkörper-Frauenfassade herumlaufen, mit Männern, die anders drauf sind, oft so schwer umgehen?
Ich fasse es kurz: Weil diese anderen (also die nicht männlich "gefestigten") Männer sie selbst in Erklärungsnot vor sich selbst und vor ihren Mitmenschen bringt. Es muss dahinter keine Abneigung gegen andere Menschen stecken, sondern letztlich ein Hilfeschrei, verstanden zu werden: Dass ein Rock auch für ein Durch-und-durch-Mann interessant ist, und man auch als solcher verstanden werden will.
Drum sehe ich deRockers harsche Reaktion auf Melanies Vorstellung eher als einen Hilfeschrei, selbst nicht ausreichend verstanden zu werden. Und in einem Forum, wo es augenscheinlich auch um Röcke an Männern geht, wollen auch die hartgesottenen Männer verstanden werden. Sie wurden über all die Jahrzehnte nicht verstanden. Und das Forum kann helfen, Verständnis zu finden und im täglichen Umgang damit das Eigenbild zu konsolidieren: Rock, obwohl ich Mann bin!!!
Komme ich auf die Troll-Frage vom Eingang zurück.
Nein, nicht ganz, denn ich halte es für sehr plausibel, dass Neuanmeldung Melanie eine echte Neuanmeldung war. Und der Wind, der dieses Forum immer und immer wieder durchzieht, ist bisweilen ein sehr rauer. Ja, sich hier dauerhaft ausreichend wohlzufühlen, braucht man schon ein gewisses dickes Fell. Man braucht schon ein gewisses stabiles Ego, um das auszuhalten.
Das aber ist der Knackpunkt! Man stößt hier auf dieses Forum, weil man ja irgendetwas sich davon erhofft. Anhaltspunkte, Selbstbestätigung, Verständnis, Halt - egal aus welcher "Ecke" man nun kommt. Sachen, die man draussen in der "normalen" Welt bisher zu wenig bekommt. Die meisten werden hier zu diesem Forum finden, weil sie eben höchst verunsichert sind: Ist das richtig, was ich mache? Bin ich krank, oder gibt es meinesgleichen die irgendwie so normal wirken wie ich mich trotz meiner Abweichung fühle? Woher nehme ich den Mut, abweichend sein zu dürfen? Usw. usf.
Die meisten, die sich hier neu anmelden, sind eben nicht so voll gefestigt und mit einem dicken Fell ausgestattet. Und das muss man sich als alter Hase in diesem Forum auch immer wieder bewusst machen, dass neue Mitglieder oft durch eine eigene Verunsicherung hier her finden.
Da sind bei Vorstellungen eher verständnisvolle Reaktionen sinnvoll, egal, ob man den hartgesottenen Mann mit eben dieser Verunsicherung Rock vorgestellt bekommt, oder einen Mann, der eben als Ausweg aus dem Rockdilemma für sich den Weg des Crossdressings gewählt hat. Mit Transmenschen oder anderen Zwischenidentitäten will ich mich nun hier diesbezüglich gar nicht gedanklich beschäftigen, auch wenn klar ist, dass jeder seine Daseinsberichtigung hat - vielleicht auch hier im Forum.
Zurück zu Melanie. Mag sein, dass *ER* seinen Weg hin zur Frau entdeckt hat. Mag sein, dass *ER* das Rocktragen in Form von Crossdressing (als Ganzkörper-Frau-Erscheinung) versucht sozial verträglich in einer Art Flucht ins Bild einer Frau zu ermöglichen. Mag alles sein. Man kann es sich vorstellen. Aber davon wissen wir bislang nichts.
Es kann aber auch plausibel sein, dass er diesem Ding, dieser Rockneigung, einen weiblichen Namen gegeben hat - also auch sich selbst hier im Forum - weil Röcke doch gesellschaftlich als so weiblich gelten.
Vielleicht steht er noch erst am Anfang des Weges, sein Rocktragen einfach als Selbstverständlichkeit in sein Leben zu integrieren, dass er dieses Weiblichkeitsvehikel, dieses sich selbst was weibliches Zuschreiben, auf Dauer gar nicht braucht, weil er merkt, wie erfolgreich das andere hier in diesem Forum *OHNE DIESES VEHIKEL* praktizieren.
Ich glaube, die durch ihre entdeckte Rockneigung verunsicherten Neuankömmlinge sollten durchaus die Chance bekommen, zumindest zu erkennen, dass es auch als hartgesottener männlicher Mann funktioniert, zu tragen, was man möchte.
Ich wünschte mir, mit mehr Einfühlungsvermögen den Neuankömmlingen begegnen zu können. Jeder hatte mal oder hat noch seine Verunsicherung wegen seiner Rockneigung. Und auch wir - egal welcher Couleur wir sein mögen, auch die hartgesottenen Männer - wünschen doch alle, genau richtig (mit Einfühlungsvermögen) verstanden zu werden!