Welche Farbe das neue Braun wirklich ist, sieht die verblendete Masse grad noch nicht. Es ist eine andere Farbe als blau.
Nachtrag:
Da gewisse Herrschaften hier ganz schnell die Nazi-Keule im Anschlag haben:
Ich halte es eher für verblendet, wenn man Höcke und Konsorten so bagatellisiert. (Die Aussage meine ich allgemein und nicht auf dich bezogen.) Ich pflichte dir bei, dass manche Linke zu schnell einen Nazivorwurf äußern, obwohl er in der jeweiligen Situation manchmal ungerechtfertigt und überzogen ist. Allerdings ist der AfD- und Nazi-Vergleich nicht weit hergeholt, wenn man sich mal die öffentlichen Reden von Politiker*innen anschaut. Da wird ja ganz offen mit Naziparolen und -zitaten kokettiert und diese inbrünstig skandiert. Die jüngsten Leaks über die Massenausweisungen sind wieder mal nur ein weiterer abgeschmackter perverser Höhepunkt dieser Extremisten.
Mittlerweile befinden sich SPD, GRÜNE, FDP und CDU/CSU soweit am politisch linken Rand.
Ich habe eher das Gefühl, dass sich Teile der Union sehr am Duktus der AfD annähern. Merz, Söder und Maaßen halte ich für alles andere als links oder gar als "linker Rand". Und wenn man sich mal die Freien Wähler um Aiwanger anschaut, ist das ebenfalls nicht weit weg von der AfD.
Worin ich aber beipflichte, dass gerade Union und SPD zu Zeiten der Großen Koalition keine klare erkennbare Handschrift mehr hatten. Damals sprachen wir auch von "Kanzlerduetten", anstatt von "Kanzlerduellen". Beide Parteien sind sehr in die Mitte aufeinander zugerückt. Einerseits ist das demokratischer Diskurs, der auf Kompromissen aufbaut, andererseits haben sie dadurch an ihrem klaren Profil auch verloren und Teile ihre Stammwählerschaft in Verdruss gebracht.
Zudem muss man auch sagen, dass die aktuelle Regierung noch mehr zu diesem Verdruss beigetragen hat. Mit den drei Koalitionspartnern war von vornherein klar, dass das viel zu Reibereien führen wird. Auch wenn ich selbst linksgrün eingestellt bin, kann man nicht leugnen, dass die Ampel viel Vertrauen verspielt hat und da Politiker*innen an vorderster Stelle stehen, die nicht sonderlich souverän wirken. Es sieht aktuell auch nicht danach aus, als dass sie das Ruder rumreißen könnten.
An den linken Parteien fehlt mir, dass die soziale Frage sehr vernachlässigt wird. Bei den rechten Parteien ist das zwar auch so, aber gerade bei den linken Parteien war das doch in den vergangenen Jahrzehnten eines ihrer politischen Eckpfeiler im Programm gewesen. Bildungspolitik halte ich auch für ein Thema, das sehr stiefmütterlich behandelt wird. Die anderen Themen sind natürlich auch sehr wichtig, aber die soziale Frage ist eine, die uns alle betrifft. Da finde ich einige wirtschafts- und sozialpolitische Punkte, die Zwurg genannt hat, sehr zutreffend, weil wir diese Problematiken im öffentlich Diskurs kaum noch thematisieren. In der Berichterstattung geht es sehr häufig um Flüchtlingspolitik, Klimaschutz und Identitätspolitik und wenn man dieses Forum anschaut, dann sind das auch oft die Themen, die hitzige Diskussionen bei uns auslösen. Wie gesagt, es sind wichtige Themen, aber man sollte andere Themen auch nicht aus den Augen verlieren. Gerade diese Vernachlässigung führt doch bei den Leuten zu Frust. Ich denke darin liegt eine wichtige Baustelle, der sich alle Parteien stellen müssen.
Ich denke, dass da eine Partei um Sahra Wagenknecht den politischen Diskurs wirklich bereichern kann. Persönlich würde ich ihre Partei nicht wählen, aber sie hat erkannt, dass die Proteststimmen für die AfD u.a. einer stark verbesserungswürdigen Sozialpolitik zugrunde liegen. Ich kann mir vorstellen, dass sie die soziale Frage mehr in den Fokus stellen könnte und damit wichtige Debatten in unserer Parteienlandschaft anstoßen kann. Eventuell gibt es dadurch auch einige neue Impulse, um über das Thema Migration zu sprechen und kritisch über die Fehler sprechen, ohne dabei rassistischen Ressentiments wie die AfD zu kolportieren. Ich bin weniger auf ihre Position gespannt, sondern viel mehr wie sich das im politischen Diskurs auswirken wird.
Ich sehe bei der AfD leider keine Lösungsvorschläge und bei jedem demokratischen Menschen müssen da doch die Alarmglocken läuten. Wir reden nicht von einer AfD von 2013 um einen Bernd Lucke, die eurokritische Positionen vertreten haben, die ich zwar nicht teile, aber die ich in einer Demokratie als eine legitime Kritik ansehe, sondern wir reden von einer AfD um einen Chrupalla, Weidel oder Höcke. Das ist nicht mehr nur antidemokratisch, was da geäußert wird, sondern zutiefst menschenverachtend. Wer diese Partei wählt, der ist nicht automatisch ein Rechtsextremer, aber er wählt eine rechtsextreme Partei. Das muss sich jeder bewusst sein.