……. zum Schaustöckeln….
Am Samstag sah ich viele Frauen mit High Heels. Und nicht wenige davon sahen nicht wirklich glücklich damit aus. Wer 4-5 Stunden damit auf dem Dancefloor unterwegs ist wirft sie hinterher in die hinterste Ecke der Wohnung.
Jetzt sind wir aber wirklich ganz weit abgekommen vom eigentlichen Thema.
High Heels und ganz besonders ausgesprochene Stöckelschuhe habe ich ohnehin nie wirklich verstanden.
Ich finde es weder an Männern hübsch, noch an Frauen. Ich sage: Okay, maaaal kann es vielleicht tatsächlich mal gut aussehen, meist finde ich es aber nicht eine Spur hübsch.
Warum tut man sich sowas an? Man sagt, es soll die Frauenbeine verlängern und somit einen stimulierenden Reiz bei Männern auslösen. Ich nehme lieber andere stimulierende Reize wahr als solch ein Gestöckel.
Wenn Frauen denken, sie würden sich damit aufhübschen, dann schwingt da bei mir im Hinterkopf das fast martialisch-preußische Leitmotiv mit:
"Wer schön sein will, muss leiden!"
Wie ich diesen blöden Spruch das erste Mal hörte, glaubte ich noch daran, was dieser vermitteln will. Je mehr ich damit konfrontiert wurde, desto bescheuerter klingt er für mich.
"Wer schön sein will, muss leiden!" hatte ich vermutlich auch zu hören bekommen, als ich zwangsveranzugt wurde zur feierlichen Abiturszeugnisausgabe. Vielleicht gleich noch ein zweites Mal, als mir dann eine Kulturbinde um den Hals gelegt wurde, in dem Glauben, mich damit zu einem hübschen jungen Mann zu machen (soweit das Material das hergab).
Gesteifte Hemdkragen und Strick um den Hals - es gibt für mich kaum etwas lebensbedrohlicheres! Vielleicht hat mein intensives Asthma seit frühesten Kindheitstagen dazu geführt, dass meine innerste Psyche sich da noch mehr dagegen sträubt, als es manch anderer fürs In-Reih-und-Glied-Tanzen sozialisierter Mann empfindet.
Oder erst ein Vatermörder - ein gefährlicher Name bestätigt ja schon das Programm - steif ohne Ende. Von bequem und Bewegungsfreiraum kann da gar nicht mehr die Rede sein. Ich als konstitutionelles dürres Gestell hatte schon Schwierigkeiten, nicht als steifes Strichmännchen daherzukommen in jungen Jahren.
Jeder Hemdkragen unterstütze noch mal mehr meine steife, fast verkrampft wirkende Erscheinung. Und Hemden gehörten zu der Standardkleidung in der Zeit, als mir meine Mutter noch die Kleidung für den Tag rauslegte.
Weg mit dieser steifen Symbolik!!! Anzug, allein schon wegen "warm", war mir ein Gräuel. Kragen machten mich steif. Und Strick um den Hals: Das Ende meiner Freiheit!
Warum fragt man nicht den Körper, was ihm am besten tut? Warum bestimmt noch immer die Psyche, was man tun sollte, die von klein auf damit gefüttert wurde, bloß auf keine anderen Ideen zu kommen als das, was als "schick" gilt?
Ich bin da raus aus der Nummer! Ich wäge ab zwischen: was meinem Körper gut tut, und: was vielleicht sinnvoll ist. Und dann erst kommt allenfalls "schön".
Und wer mir einreden will, dass das falsch ist, was ich mache, dann tut er mir nicht gut. Dann muss ich mich fragen, wie nötig ist es, dass ich auch da Kompromisse schmiede, oder wie egal ist es mir, was er mir einreden will. Hm, ja. Ganz klar sind wir alle soziale Wesen. Vollkommen egal kann es nicht sein, was andere von mir denken, reden oder wie sie mich behandeln. Aber bitte nicht an sinnlosen Normen festhalten, die ihre Zeit überdauert haben! Wer will, kann ja ein Holzplättchen hinter seine Unterlippe einlegen. Für mich macht das keinen Sinn. Auch kein Anzug, steifer Kragen, Schlips.
Ich finde es gut, dass in unsrer Weltregion immer mehr Interesse unter Männern besteht, sich dem ewigen Hosengelübde zu entziehen.
Und da finde ich toll, wenn solch ein Artikel erscheint, den uns Gregor per Link vorgestellt hat. Die Männer sollten sich mehr frei in ihren Köpfen machen. Dann klappt es auch mit mehr frei bei ihren Klamotten. Selbstbestimmt. Nicht fremdgesteuert.
Wer schön sein will, muss sich wohlfühlen!
Wer schön sein will, bestimmt selbst über sich!
(Dann ist ein schöner Mensch auch ein wertvoller Mensch.)