Kleidungsfreiheit ist für alle da!
Es gibt sehr viele Arten von Kleidungsstücken. Darunter auch Röcke und Hosen. Beides sind Beinkleider. In früheren Zeiten und Epochen gab es nur "einröhrige" Beinkleider in Form von Kleidern, Gewändern und Röcken. Erst viel später wurden die "zweiröhrigen" Beinkleider (Hosen) erfunden, weil sie praktischer für bestimmte Tätigkeiten waren. Bis zu diesem Zeitpunkt trugen alle Menschen, unabhängig vom Geschlecht, nur die einröhrige Kleidung. Aber dennoch waren Männer und Frauen durchaus auch an ihrerKleidung zu unterscheiden.
Da die Hosen für die Tätigkeiten, die Männer auszuüben pflegten (handwerkliche Produktion, Jagen, Anbau von Nutzpflanzen, Hausbau und vieles mehr) praktischer waren, trugen Männer fortan Hosen. An dieser Stelle ist ganz deutlich hervorzuheben, dass die Hosen aus praktischen Gründen getragen wurden und nicht weil die Träger Männer waren oder weil sie nur durch diese damalig neumodischen Hosen als Männer betrachtet wurden und ohne diese Hosen keine richtigen Männer mehr sein könnten.
Die Gründe waren ausschliesslich technisch-rationaler Natur!
Der technische Fortschritt machte viele Tätigkeiten, die Männer bisher ausgeführt hatten überflüssig, weil sie mehr und mehr durch Maschinen aller Art ausgeführt wurden. Aber die Männer trugen weiter ihre Hosen, obwohl das eigentlich nicht mehr notwendig war. Frauen trugen weiterhin Röcke und Kleider, da sie ja ganz andere Tätigkeiten ausübten, die mehr an Haus und Hof gebunden waren. Für sie bestand nicht die praktische Notwendigkeit, ihre Kleidungsgewohnheiten zu ändern.
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts begannen die Frauen sich auch für die Hosen zu interessieren. Marlene Dietrich war wohl eine der ersten Frauen, die Hosen trug. Da sie eine sehr bekannte Schauspielerin war, bereitete sie den anderen Frauen den Weg. Immer mehr Frauen begannen, neben Kleidern und Röcken auch Hosen zu tragen. Das wurde ihnen anfangs sehr übelgenommen, sie wurden verspottet, belästigt und sogar bedroht. Eine Frau in Wien, eine der ersten Hosenträgerinnen, musste sich vor dem geifernden Pöbel sogar in einen Hauseingang retten. Diese Vorgänge hingen wohl damit zusammen, dass den Frauen, die auf einmal Hosen tragen wollten, unterstellt wurde, sie wollten damit wie Männer wirken, sie wollten ihre Weiblichkeit, ihr Geschlecht verleugnen. Es wurde ihnen vorgeworfen, sie wollten den Männern "ihre Männlichkeit oder einen Teil davon stehlen".
Damals gab es Leute die kategorisch sagten:
"Hosen sind nun mal Männerkleidung!" (1)
Der Pöbel tobte sich gegen die weiblichen Hosenpioniere aus, dennoch beharrten die Frauen auf ihrem Wunsch und ihrem Recht, auch Hosen zu tragen und liessen sich nicht von wildgewordenen Macho-Männern beirren. Das Ergebnis sehen wir heute, am Beginn des 21. Jahrhunderts. Weitaus die Mehrheit der Frauen tragen Hosen. Das ist soweit in Ordnung. Auch dass sie Röcke und Kleider tragen, wenn sie Lust dazu haben oder wenn die sommerliche Witterung es nahelegt, ist völlig in Ordnung.
Die Männer jedoch verharrten weiter auf dem Stand von vor etlichen 100 Jahren, obwohl durch den technischen und industriellen Fortschritt bedingt viele Männer die Tätigkeiten, die zur Erfindung der Hosen führten, von ihnen nicht mehr auszuüben sind. Immer mehr Männer leisten Kopfarbeit an Schreibtischen und Computern, sie könnten sich von daher legerere, freiere Kleidung spielend leisten.
Einige wenige Männer gehen nun den Weg, den die Frauen vor gut 100 Jahren gingen. Sie stellen die Frage: "Warum trage ich nicht auch einen Rock oder ein Kleid?" Und sie tun es, sie tragen die Sachen. Ihnen passiert jetzt in abgewandelter Form dasselbe, was den ersten Hosenträgerinnen passierte. Sie werden zwar nicht durch die Strassen gejagt, aber sie werden ebenso wie damals die Frauen vom Pöbel verspottet, angegriffen, angegiftet und belästigt.
Heute gibt es Leute, die kategorisch sagen:
"Röcke und Kleider sind nun mal Frauenkleidung"! (2)
Es gibt tatsächlich Leute die sagen, Hosen sind im Laufe der Geschichte zu Kleidung für beide Geschlechter mutiert, lehnen diese These aber für Röcke und Kleider ab. Diese Leute lassen ausser acht, dass diese Entwicklung erst am Anfang steht. Sie sagen, heute verliert keiner mehr ein Wort über hosentragende Frauen, aber röcke- und kleidertragende Männer hätten mit dem Spott der Leute zu rechnen. Mit so einer geistigen Schlagseite unterstützen sie die Spötter, die die alternativ gekleideten Männer angreifen. Sie vergessen, dass nichts beständiger ist als Wandel und Veränderung und würden am liebsten den Status Quo bis in alle Ewigkeiten zementieren. Aber das wird ihnen ebenso wenig gelingen, wie es gelungen ist, die Frauen vom Griff zu den Hosen abzuhalten. Denn wenn These (1) durch den geschichtlichen Verlauf widerlegt wurde, dann wird das auch mit These (2) geschehen. Warum sollte ausgerechnet diese These einen ewigen Bestand haben? Nur weil einigen scheuklappentragenden Nicht-Nachdenkern das nicht in den Kram passt? Wer so engstirnig denkt, macht Männern, die sich gerne auch mit Kleidern und Röcken sowie mit anderen bisher nur von Frauen benutzten Kleidungsstücken bekleiden wollen, unnötig das Leben schwer.
Schluss mit den Vorurteilen und falschen Klischees!