Da ich aus der Kirche ausgetreten bin, kann ich mich bei kirchlichen Trägern nicht mehr bewerben für eine Erzieherstelle. Ich würde auch mal vermuten, dass mein Erscheinungsbild auch zu Problemen führen könnte. In der Vergangenheit (vor meinem Austritt und vor meiner Rockzeit) habe ich mal in einem katholischen Kindergarten gearbeitet. Der Großteil der Kinder war nicht katholisch, aufgrund hohen Migrantenanteils (überwiegend muslimisch) und vielen konfessionslosen Kindern. Die Kinder und Familien sollten aber an den Kitagottesdiensten teilnehmen und wir feierten neben Weihnachten, Ostern und St. Martin auch weitere Feste wie Erntedank, Franziskusfest, Mariä Lichtmess und einiges mehr. Weihnachten und Ostern wurde wochenlang bearbeitet mit Advents- bzw. Osterstündchen. Das fand ich alles ziemlich viel.
Meine letzten Einrichtungen waren allesamt private bzw. städtische Träger, sodass es keine konfessionelle Gebundenheit gab. Religion war demnach ein Nebenthema, sozusagen eines unter vielen. Es wurde von uns nicht thematisiert, aber wenn Kinder das Thema aufgriffen, ist man natürlich in den Dialog getreten. Mein letzter Träger sah es beispielsweise nicht gerne, wenn man religiöse Themen aufgriff, aber es wurde widersprüchlicherweise trotzdem Laternenfest, Weihnachten und Ostern gefeiert. Es gab einen Adventskalender, aber die Geburt Jesu wurde nicht thematisiert. Es wurden Laternen gebastelt, aber die Geschichte von St. Martin wurde nicht behandelt. Es wurde ein Osterfrühstück veranstaltet, aber nicht über die Auferstehung Jesu gesprochen. Das empfand ich dann schon als ziemlich heuchlerisch. Entweder ich bin konsequent religionsfrei und verzichte dann auch auf die Festlichkeiten oder wenn ich sie schon feiern möchte, dann sollte man schon das Allgemeinwissen vermitteln, warum das gefeiert wird.
Vor einigen Tagen hatte ich ein ähnliches Gespräch mit einem Freund, der auch Erzieher ist. Er sagte mir, dass er mal in einem Montessori-Kindergarten gearbeitet hat. Dort waren sie sehr rigoros: Es wurden keine religiösen Feste gefeiert. Noch nicht mal zu Weihnachten gab es einen Adventskalender. Er erklärte mir, dass sie unabhängig sein wollten und nur Feste feiern, die alle miteinschließt. Christliche Feste sind demnach nur für eine religiöse Gruppierung und als unabhängiger, religionsfreier Kindergarten wird das nicht konzeptionell bearbeitet. Sie begründeten auch, dass die christlichen Kinder Zuhause ihre Religion ausüben und ihren Adventskalender haben, genauso wie andere Religionen ihre Praktizierung auch nur auf Zuhause beschränken. Ich fand das einen ziemlich interessanten pädagogischen Ansatz.